Der Cannabis-Wahnsinn

In Schaffhausen wurde eine Frau verurteilt, gegen das BTMG (Betäubungsmittelgesetz) verstossen zu haben. Aber nicht, weil sie gekifft oder gedealt hätte, nein, weil sie Hanftropfen herstellte, die sie MS- und anderen Patienten verkaufte.

Zur Unterstützung der Angeklagten sind einige MS-Patienten in ihren Rollstühlen erschienen, um den Worten der Frau Gewicht zu verschaffen.

Cannabis hat drei Hauptstoffe, von denen THC derjenige ist, der halluzinogene Wirkung hat. Der Stoff Cannabinol ist derjenige, der die entspannende Wirkung auf Muskeln hat.

Wegen letzterem ist Cannabis wertvoll für diejenigen, die Erkrankungen in Muskeln haben. Deshalb wird es von MS- und anderen, von ähnlichen Krankheitsbildern geplagten Patienten eingenommen.

In der Schweiz gehört das Verteilen von Cannabis zum Verbotenen, das Einnehmen jedoch nicht. Diese schizophrene Haltung gibt es in der Gesetzgebung der Schweiz noch öfters. Ein Schelm wäre, wer hier denkt, dass man damit versteckte, im heimlichen agierende Profiteure schützen will, indem man den Markt, die Nachfrage unangetastet lässt. Und wie die Leute zum Stoff kommen sollen? Deren Problem. Es ist natürlich klar, dass sich so ein Markt beibehalten lässt, der wegen seiner Illegalität mit Hochpreisen handeln kann, d.h. die Produzenten können sich dumm und dämlich verdienen.

Das soll aber nicht das Thema sein. Oder doch? Es gibt eine künstlich hergestellte THC-Medikamentation, die pro Monat und Patient mehrere Tausend Franken kostet. Dagegen wäre Cannabis mit CHF 50.- praktisch geschenkt. Wird hier also wieder ein Markt protektioniert, nämlich den der Chemie-Giganten?

Doch wieder zurück: Das Gericht hat nun also für das Papier entschieden und gegen Menschen. Einer der Patienten sagte enttäuscht im Ausgang "Ich warte nur noch auf die Hexenverbrennung". Eine andere sagte "Die Gesetze seien doch für den Menschen da, nicht die Menschen für die Gesetze".

Ist es nicht erbärmlich, dass das anrüchige BTM-Gesetz nach wie vor gegen die Menschen angewandt wird? Wohlgemerkt Menschen, die nicht konsumieren um abzuheben, sondern denen einige Wirkstoffe das Leben erleichtern.

Würde Alkohol gegen deren Schmerzen helfen, würde kein Mensch einen Ton dazu verlieren. Weil Alkohol halt als Gentleman-Droge gilt. Und die Gesetzgebung unterstützt in vielen Bereichen nach wie vor diese scheinheilige, willkürliche Unterteilung.

Beide, Alkohol und Cannabis haben eine Jahrhunderte wenn nicht Jahrtausende alte Geschichte. Wie kam es, dass Alkohol sanktioniert ist, wo dessen Missbrauch gravierendere Auswirkugnen auf Umgebung und Mitmenschen hat als Cannabis?

Das Gericht entschied sich also, eine menschenfeindliche Haltung einzunehmen.

Es ist Zeit, dass solcher Schwachsinn endlich in die Kiste der Geschichte der Peinlichkeiten verstaut wird.

Selbst wenn THC langfristige, negative Wirkungen haben kann, sollte es nicht denjenigen überlassen sein zu entscheiden, denen die kurzfristigen wohltuenden Wirkungen das Leben erleichtern? Schliesslich hat fast jedes künstliche Medikament aus der Küche der Chemischen auch teilweise drastische Nebenwirkungen.

Ich kenne aus sehr naher persönlicher Erfahrung Menschen, die Cannabis genau so nutzen, wie diejenigen, die die Angeklagte begleiteten und für sie einstanden.

So bleiben also die dennoch Cannabis benötigenden und sich auch offenbar beschaffenden Patienten übrig, die Leute bitten müssen, ihnen den Stoff zu beschaffen, wissend, dass sie jene in die Kriminalität nötigen.

Niemand braucht solche Gesetze.

Kommentare (Kommentar-Moderation ist aktiv. Ihr Kommentar erscheint erst nach Prüfung.)
Starcrystal's Gravatar Du hast recht. Das ist einfach unmenschlich.
Aber das Gesetz hat leider nichts mit Menschlichkeit und oft genug auch nichts mit Gerechtigkeit zu tun.
Die wenigsten, nicht selbst davon betroffenen, schert es, ob du Schmerzen hast wegen eines dämlichen Gesetzes.
Und deshalb braucht es Menschen, die den Mut haben kriminell zu werden um anderen zu helfen. Die den Mut haben,
solang zu kämpfen, bis sich hoffentlich etwas ändert.
"Und mögen sie mich weiter niedertreten, ich erhebe mich immer wieder und gebe nicht auf"
# Erfasst von Starcrystal | 31.08.07 01:25
Andy's Gravatar Nachdem ich mir durch jahrelangen Konsum von
chemischen Schmerzmitteln den Magen und andere
Organe runiniert habe, bevorzuge ich heute
Cannabis als Schmerzmittel. Gerne würde ich auch
legal Tropfen kaufen, aber die Industrie wehrt sich
dagegen. So bleibt nur das völlig überteuerte
Marinol übrig. Fazit: mit der gesundheits Politik
geht es immer mehr Abwärts. Anscheinend will
hier niemand wirklich sparen, sondern es werden
lediglich Interessen der Chemie unterstützt.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als weiterhin in
einer Grauzone Cannabis zu konsumieren. Das ist
leider völliger Schwachsinn und bremst zudem die
Forschung nach günstigen Alternativen zur Chemie
eindeutig aus.
# Erfasst von Andy | 09.09.07 10:30
Martin's Gravatar Andy, Deinem Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen. Es ist auch in anderen Bereichen wie der Umwelttechnik, der Energietechnik so, dass Protektionismus die schnelle Entwicklung oder Unterstützung von alternativen Produkten behindert. Es ist bloss zu hoffen, dass gerade das schnelle Internet hilft, Informationen über Neues schneller unters Volk zu bringen.
# Erfasst von Martin | 09.09.07 21:00
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