Erstaunen über Männerchor mit Pop-Musik
Da hat die Schweizer Pop-Gruppe Mäsh einen Erfolg mit dem Titel Ewigi Liebi. Tolle Sache. Der Titel nimmt sich eines allgemein interessierenden Themas an. Deshalb hat er nur schon für sich alleine viel Erfolg hierzulande.
Interessanter ist es jedoch, dass eine innerschweizer Jodlergruppe, der Jodlerklub Wiesenberg, mit einer - modernerweise müsste man dem ja Coverversion sagen - adaptierten Version Furore machen. Sie hätten dies ohne jegliche Absicht getan, einfach, um jemandem aus ihrem Bekanntenkreis dieses Lied als Ständchen zu bringen.
Ich habe diese Version heute das erste Mal gehört und sie gefällt mir auch, obwohl sie schon sehr stark auf das typisch Folkloristische, das Jodeln, verzichtet. So singen sie in der typischen Männerchor-Lage dieses Lied, und nur einmal pro Strophe wird es es angereichert durch eine kurze Koloratur eines Solojodlers. Ich hätte mir da mehr davon erwünscht, da ich sowohl gerne Männerchöre höre wie auch die klaren Stimmen von Jodlern.
Das allseits Verblüffende ist nun, dass sich dieser Folksong einen Platz in der Schweizer Hitparade erobern konnte und erhalten kann.
Wieso hat dies so einen Erfolg? Der Titel von Mäsh macht's sicher schon mal aus, denn auch zu dem singt die Schweiz mit, erst recht, als er im Duett von Francine Jordi und Florian Ast gecovered wurde.
Vielleicht ja, weil die Jodler etwas Urtümliches, etwas typisch Schweizerisches darstellen. Wo sonst stehen die Männerchöre mit den Händen in den Hosen rum und singen?
Männerchöre gibt es in jedem Land, und die Mitglieder vertreten meist wahrhaftige Verwurzelung. Und wenn sie schön singen, dann ist ein 20-Köpfe Chor halt schon etwas sehr Bewegendes und Kraftvolles. Der Gesang rüttelt an den Wurzeln aller hier Geborenen, auch wenn sie sich wohl kaum bewusst sind, dass sie auch Generationen vor sich hatten, die hier ihre Wurzeln in den Boden vergruben.
Zudem möchte doch wohl jeder Mensch spüren, woher er stammt und eventuell feut es ihn, wenn ihm andere zeigen, wie er seine Wurzeln spüren kann. Das hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern einfach mit dem Spüren, in welcher Kultur man aufgewachsen und sicher auch schöne Zeiten erlebt hat. An die erinnert dann die Musik.
Ich finde es einfach schön, wie die das gemacht haben, obwohl ich mir den Song lieber von einem Appenzeller Chörli hätte anhören wollen ... obwohl ich von denen lieber die Zäuerli anhöre. Diese Innerschweizer versteht ja eh fast keiner ... :-)
Also, auf! Bringt die Zitterstimmchen und synthetisch overdubbten Tracks von Sternchen und Sternschnuppen zurück auf soliden Erdboden, reichert sie an mit gehaltvollen Bässen, Baritonen und Tenören. Lasst das in der Gruppe resonieren und bewegt damit die Gemüter und das Fundament anderer Menschen!
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