Wer kennt die Probleme beim Schenken? Ich!
Hinweis: Dies ist ein von trigami vermittelter bezahlter Eintrag.
Heute erhalte ich die Anfrage, etwas über Geschenkidee.ch zu schreiben – genau am Tag des Geburtstages meines jüngeren Bruders.
Es gehört wohl zu meinem Charakter, dass ich materielle Gegenstände selten als Geschenk bezeichne, sondern sie danach einteile, wie nützlich und passend sie mir gerade kommen. Deshalb habe ich auch immer sofort Probleme, wenn ich jemandem etwas schenken soll, der von mir aus gesehen schon alles Nötige hat.
Ich erinnere mich, dass ich das schon mal in einem Aufsatz im Gymnasium erörtern musste, also schon seeeehr lange her. Es ist mir allerdings auch geblieben, offenbar hatte ich viel gedacht damals.
Was ist denn ein Geschenk überhaupt?
Ich erachte ein Geschenk entsprechend meiner eingangs erwähnten Bewertung als etwas, was ich nicht brauche, was auch nicht auf meiner Wunschliste ist, das mir dann noch einen Freudeschwall übers Gemüt rauschen lässt, wenn ich es erhalte. Denn wenn es auf meiner Wunschliste drauf stünde, wäre ein Geschenk nichts Unerwartetes mehr, sondern eine Gefälligkeit, eine Beschaffung, eine Vorfinanzierung, ein frühzeitiges Erhalten, das Erreichen eines geplanten Ziels. Für mich soll also ein Geschenk etwas sein, dass mich aus völlig unerwarteter Ecke träfe.
Zum Glück kann ich heutzutage Auswärtigen doch eine Ecke nennen, aus der ich mich immer gern treffen lasse ... :-) Als Schenkender hatte ich bis anhin mehr Glück mit irgendwas, was ich selbst bastelte, eine wirklich zugeschnittene kleine Story, eine Fotomontage etc. Schenken bleibt halt schwierig, weil man sich voll auf den Beschenkten einlassen muss, um aus den Millionen von Ideen diejenigne zu fischen, die wirklich passt - zum Beschenkten. Mal schauen, ob mir geschenkidee.ch dabei hilft.
Angebot und Darstellung
Nach diesen Überlegungen schaute mein rationaler Geist dann auf der Website vorbei und bemerkte schon, dass ich dort in vielen Bereichen schmökern kann, wenn ich aktuellerweise etwas für meinen Bruder finden möchte. Schliesslich lasse ich mich auch gern verführen zum Rumschauen, kost ja nix. Leider kommt das Angebot gerade heute sooo langsam rein, dass es eine Qual ist zu Schmökern, denn so schnell wie das Blättern in einem Papierkatalog kann die Website den Inhalt nicht mal im Ansatz anliefern.
Von A wie Aussergewöhnliches bis Z wie Zigarren gibt es zahlreiche Rubriken, die ihr Angebot auffächern. Jedes Angebot kann vergössert angezeigt werden, dennoch gelang mir nie eine wirklich grosse Anzeige, in der ich letztlich gewisse Artikeldetails ausreichend begutachten könnte. Es gibt nur ein Bild pro Artikel und die Vergrösserung ist genau dieses Bild, eben einfach gross - keine andere Ansicht, keine Rückansicht o.ä.
Es sollen Erweiterungen geplant sein, die deutlich mehr Komfort bei der Artikelauswahl bescheren sollen. Natürlich ist je nach Artikelgruppe auch bei bester Dokumentationsqualität Vertrauen nötig, so gerade bei Sträussen. Ob die dann wirklich so aussehen, frisch sind, schonend geliefert werden ...
Die neue Sektion Events & Ereignisse liefert die üblichen Verdächtigen. Auch unter der Rubrik Aussergewöhnliches fand ich nichts, dass ich persönlich darunter einstufen würde. Gut, den Knigge-Kurs hätte ich wohl anderswo nicht sofort gefunden, aber die diversen Fotoshootings sind nun wohl sicher nichts aussergewöhnliches mehr.
Fazit
Die Website geschenkidee.ch ist so gestaltet, dass die auf grossen Desktops den zusätzlichen Platz nicht ausnutzt. Das Layout ist konsequent auf nicht mehr zeitgemässe 800 Pixel Breite ausgerichtet, besser beschränkt.
Zum Testzeitpunkt hatte der Server reichlich Lieferschwierigkeiten, ich musste praktisch jede Seite mehrfach nachladen, damit sie komplett war.
Schenken ist sehr impulstgesteuert, da finde ich es schade, dass die Website diese emotionalen Aspekte in keiner Weise anspricht, anregt oder verstärkt, sondern in nüchterner, spröder allgemeiner Web-Shop-Stilistik daherkommt. Für mich also auch in der Kür eher enttäuschend.
Ich frage mich daher auch, ob es nicht einfach nur ein Web-Shop ist, denn schliesslich kann man derzeit nur audiovisuelle Eindrücke übermitteln, haptische und geschmackliche Empfindungen bleiben aus, so dass eine Abteilung zum Parfum mit der Geschenkauswahl nichts mehr zu tun hat. Gerade ein Parfum muss ich also im voraus kennen, um es zu kaufen. Wieso dann nicht gerade im Internet beim billigsten Discounter? Denn wie gesagt, für mich ist das Schenken ein völlig emotionaler, verstandfreier Ablauf. Ein Geschenk muss mir fast so gut gefallen wie dem Beschenkten, dass ich auf die Idee komme, ihn damit erfreuen zu wollen. Dann spielt der Preis auch weniger eine Rolle.
Diese Ansprache aller 5 Sinne kann kein Web-Shop leisten. Deshalb frage ich mich: Was also macht geschenkidee.ch im Vergleich zu einem beliebigen Web-Shop aus? Das Vorhandeinsein von überdruchschnittlich vielen, nutzlosen Gegenständen - die man kaufen kann.
Und wann? Eben, wenn man unter Zeitdruck etwas überdurchschnittlich Sinnloses aus einem weiten Produktebereich zum Schenken finden will oder muss. Also, ich schmökere noch was, um vielleicht für meinen Bruder etwas zu finden, was ich absolut sinnlos finde, ihm hoffentlich Spass machen möge.
Ich denke, unter dieser Absicht werde ich hier Dinge beachten, die ich schon tausende Male gesehen aber nicht als für ein Geschenk in Frage kommend betrachtet hätte, wie dieser Wecker, den man nur kippen muss zum Abschalten, oder den Picknick-Kühlrucksack, damit er seinen Wein auf Wanderpausen gekühlt schlürfen kann ...
geschenkidee.ch ist ein Gemischtwarenladen im Internet. Gerade im Internet kann ich jedoch Dutzende mehr bietende Shops bequem vom Sessel aus abgrasen und das gesamte Sortiment von geschenkidee.ch mit Leichtigkeit finden. Dass die Poststellen im realen Leben zu solchen mir widerwärtigen Ramschläden geworden sind und es dort offenbar aufgeht, scheint mir daran zu liegen, dass der faule Mensch in der realen Welt sehr wohl gern konzentrierte Angebote hat. Aber ob das fürs Internet auch gilt? Es wird sich ja weisen.
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