Jetzt hat das Ding einen Namen: Bore-Out-Syndrom
Ich war in meinem Leben ein einziges Mal angestellt, sonst immer freischaffend. Jedesmal, wenn ich als Freischaffender in einem Betrieb arbeitete, bemerkte ich an mir und an anderen, wie sie sich oftmals der Langeweile ergaben. Natürlich nicht schlafend vor einem Computer, aber aktiv in privaten Aktionen. Langeweile macht krank, drum heisst Unterforderung am Arbeitsplatz nun eben Bore-Out-Syndrom.
Boring heisst ja langweilend. Langeweile sah ich oft auch bei mir, als ich angestellt war. Gerade in den Grossbetrieben ist sie auch weit vorhanden, denn dort hemmen den eigenen Produktivitätsfluss Regeln, Warten auf Bestätigungen von Vorgesetzten, auf Informationen von Mitarbeitern.
Jedesmal, als ich freischaffend vor Ort war, hatte ich für mich damit zu kämpfen, dass trotz viel Geld pro Stunde auch viel Lnageweile da war. Ich denke, bis auf den Start meiner damaligen Karriere hat mich ein Freelance-Job nie wirklich über längere Zeit gefordert. Natürlich, es gab immer Zeiten, allerdings kurze, die mich forderten, der Rest der Zeit konnte mich nie auslasten. Denn die Erfüllung reiner Präsenzpflicht ist etwas, was ich überhaupt nicht aushalten kann.
Das ist wohl der Grund, weshalb ich trotz grosser IT-Kunde nie eine Karriere in einem Grossbetreib machen konnte - und wollte. Wenn es mir langweilig ist, will ich diesen Ort sofort verlassen, sehr wörtlich: Wenn ich in einem Büro gelangweilt sässe und die Sonne draussen scheint, müsste ich sofort gehen können, in den Wald, an den See, raus in die Natur auf jeden Fall.
Ich durfte auch erleben, was mich frisch hält: Vife, präsente Menschen, die eine gute Allgemeinbildung haben, vernetzt denken können, vorurteilslos beobachten und Hintergründe erkennen. Ich hatte das Glück, auf meinem längsten und aus der Not geborenen Freelance-Job den weitgereisten und erfahrenen Andreas kennenzulernen, der jeweils aus Hannover eingeflogen kam. Er war nur 4 Tage pro Woche da, aber diese 4 Tage waren eine Freude zu arbeiten, obwohl wir uns nur in den Pausen sahen, denn wir arbeiteten in verschiedenen Bereichen.
Der letzte Tag der Woche, an dem Andreas nicht vor Ort war, war es mir langweilig, obwohl ich die Software fertigstellte, die mein Job war.
In jenem Jahr lernte ich, dass nur Arbeiten mich meistens langweilt. Der Umgang mit Menschen oder der Natur ist mein Elixier. Lernen, Austauschen, Lachen, Spass haben, eine gute Zeit haben. Das ist es, was mich reizt. Wenn das nicht zugegen ist, ist es mir langweilig. Deshalb war ich also bis heute selbständig.
Ich weiss also aus eigener Erfahrung, was Bore-Out heisst. Man werde krank davon - dem entging ich, indem ich mich eben nicht festhalten liess an einem derartigen Ort.
Wer also selbst seine eigene Langeweile am Arbeitsplatz verstecken muss und mit jemand Externem darüber sprechen will, der kann's mit mir machen.
Ich muß arbeiten, um Geld zu verdienen. Es ist doch absolut nebensächlich, ob ich an der Arbeit Spaß habe. Funktionieren ist angesagt in der heutigen Gesellschaft. Außerdem
möchte ich meinen Mann nicht enttäuschen. Von meinem Verdienst hängt unser gemeinsames finanzielles Auskommen ab. Meine Arbeit als Verkäuferin macht mich krank. Die
Kunden nerven mich und die Tätigkeit als solches bringt mir persönlich gar nichts. Aber ich bin gefangen. Ich bin jetzt 47 und für eine berufliche Veränderung ist es leider
viel zu spät. Bis zur Rente muß ich das wohl aushalten. Vielleicht haben Sie einen Rat für mich? Mein Privatleben ist sehr zufriedenstellend, doch leider bin ich nach Feierabend
müde und erschöpft, sodaß ich es nicht mehr richtig genießen kann. Momantan fühle ich nur Ausweglosigkeit.
Liebe Grüße Iris
Ich darf zuerst korrigieren, dass ich auch arbeiten muss. Da ich selbständig bin, erhalte ich nichts einfach so. Ich habe Monate, wo ich nicht weiss, ob und woher mein rechnerisches Minimumeinkommen kommt. So gibt es also Monate, wo ich de facto nichts verdiene. Allerdings, ich bin alleine, ich muss also nur für mich sorgen.
So, ohne weitere Kenntnisse Deines Falles erkenne ich also, dass Du eine böllig unbefriedigende Arbeit machst, die Dich krank macht. Und Du bist der Meinung, dass es anders nicht gehe.
Ich schlage Dir daher einfach mal vor, dass Du eine Liste mit zwei Spalten (Plus und Minus) aufstellst, in der Du über einige Tage hinweg einträgst, was Dir an Deinem Job jetzt wirklich ganz konkret nicht passt (=Minus) und was Dir gasst (=Plus).
Zeitgleich erstellst Du eine weitere Liste, für die Du zuerst mal Deinen gewünschten Job als Titel findest. Dann trägst Du im Minus ein, was Dir zum Erreichen desselben fehlt und im Plus, was Du bereits hast und kannst für diesen Job.
Von diesen Listen kannst Du Dir beliebig viele machen. Achte darauf, dass Du so konkret wie möglich bist. Also nicht "Ich mag diese Person nicht" sondern "Ich mag es nicht, wenn diese Person die Zimmertür offen lässt beim Gehen, nachdem sie doch genau weiss, dass ich Durchzug nicht ausstehen kann."
Die Absicht dieser Listen ist es, Dir selbst klarzulegen, was die konkreten Stolpersteine sind, die Dir das Leben erschweren. Bei jedem konkreten Minus hast Du danach nämlich die Chance, eine Strategie zu finden, um dieses Minus aufzulösen. Diese kannst nur Du selbst finden, da nur Du haargenau weisst, was es dazu braucht. Du wirst auch sicherlich besser erkennen, was denn wirklich genau der Punkt ist: In obigem Beispiel ist es vielleicht gar nicht der Durchzug, sondern das Ohnmachtsgefühl, andaudernd missachtet zu werden. War das schon bewusst gewesen?
Die Disziplin, dieses mal zu probieren, ist Deine Sache. Man kann diese Listen als Teil eines Tagebuches führen, als Tagesabschluss vor dem Einschlafen, wie es einem eben passt. Wichtig ist nur, dass man es pro Liste es über ein paar Tage macht und wirklich so genau und konkret wie möglich wird, erst recht dann, wenn es einem unangenehm wird. In so einem Fall hilft es, sich bewusst zu machen, dass das Unangenehme daran ja bereits Vergangenheit ist und man es überlebt hat.
Das Ausarbeiten von am besten mehreren Strategien pro Punkt richtet Dich zudem auch wieder auf die Zukunft aus, dann das sind ja Dinge, die Du künftig erledigen kannst. Wenn Du merkst, dass eine Strategie nicht erreichbar ist, dann war das Ziel dieser zu weit gefasst, also dann Strategien mit kleineren Teilzielen fassen, die auch wirklich umsetzbar sind.
Durchs Planen allein passiert aber nichts. Dann, wenn Du meinst zufrieden mit Deinen Strategien zu sein, dann entscheidest Du Dich für die gewünschten und realisierst sie.
Die Menschen haben allermeistens die Tendenz, andauernd von der Vergangenheit zu erzählen, was ja nicht mehr zu ändern ist. Strategien können auch scheitern, das ist ein förderliches Zeichen, denn dann erkennt man - z.B. mit solchen Listen -, was man übersehen hatte. Und kann eine neue Strategie ausarbeiten, um genau das Übersehene zu korrigieren.
Es sind eigentlich immer ganz einfache Dinge, die einem helfen. Der Mensch jedoch ist ein Faultier, und deshalb tut er nicht. Er träumt lieber. Doch in dieser Realität ändert sich durch Träumen nichts.
Es geht darum, die eigenen Gedanken zu beobachten, denn sie zeigen Herausforderungen und deren Lösungen auf.
es ist wieder mal einer von diesen Tagen im Büro, staubtrocken trifft es. Verwaltend, ordnend als verlängerter Arm von meinem Chef bin ich
mittendrin und hasse es. Ich will für mich auf dem Sprung sein, nicht für die Firma. Und dass man mit jemandem darüber sprechen kann ist Balsam
meine Seele. Insbesondere da es für mich auch eine psychische Sache ist, ich mehr für mich tun muss, mehr und noch mehr. Denn ich fühle mich so
leer und unerfüllt. Und meine nähere Umgebung wie soll die auf mich eingehen, wenn ich auch nicht auf meine Bedürfnisse eingehe, zumindest nicht
ausreichend. Und dass ich arbeiten "muss" macht es auch nicht leichter oder dass die Mehrheit der Leute so eingefahren denkt á la sei froh, dass du
eine Arbeit hast und shut up. Wie eine Verdurstende stehe ich ja schon vor der Quelle und muss praktisch nur die Hand ausstrecken. Mehr und mehr
schreibend, malend.. vergesse ich Zeit und Raum und mit der Zeit lässt sich vielleicht auch in der Selbstvermarktung was machen. Mit Gedanken an
Marc Aurel und zB "Unser Leben ist das, was unsere Gedanken daraus machen" wünsche ich noch einen schönen Tag.
Ich hoffe, das Sie mir eine paar Tipps geben können, mit denen ich diese für mich sehr schlimme Zeit überbrücken kann.
Freundliche Grüße
Sima
Grundsätzlich gilt: Lebensumstände und die Geschichte, die zum aktuellen Umstand führten, müssten natürlich bekannt sein. Mir, um etwas beizutragen, Dir, um Dir klar zu werden, wo Du was verpasst hast, wo Du welche Entscheidungen mit welchen Auswirkungen getroffen hat, was Du kannst, was Dir möglich ist, was an Altlasten behindert, wo Deine Potentiale liegen, welche Verbündete Dir helfen, was Du auch tust (statt nur zu denken).
Dies ist das, was wir eine Standort-Analyse nennen. Diese zu machen ist Basis jeglicher Planung für die Zukunft. Daneben gibt es noch andere Einflüsse, denen Du unterworfen bist, die Du nicht beeinflussen kannst. An die bleibt Dir nur die Anpassung. Doch auch die ist schon ein gefühlter Ausweg, wenn man wie der Esel vor der Eigernordwand steht. Denn schliesslich ist es wohl der emotionale Druck, der Dir zu schaffen macht.
Du bist ja noch sehr jung, die jugendliche Ungeduld und "Vorfreude aufs Leben" sind sicher sehr gross und tragen zum Ungemach bei. Man kann Lernprozesse nicht immer beschleunigen, es gibt halt keine Abkürzungen. Die länger andauernde, gefühlte Auswegslosigkeit kann ein Hinweis sein, dass der eingeschlagene Weg nicht dem Lebensplan entspricht.
Dies sei mal öffentlich gesagt. Melde Dich doch nochmal, wenn Du möchtest, dass ich Dir privat antworte.