Wer liest mich - Sisyphos oder Geltungsbedürfnis?

Die aktelle c't hat im Editorial das Thema Blogs, oder wie die Revoluation ihre Kinder frässe.

Jeder Blogger hat sich sicher schon oft gefragt, liest jemand meinen Schmarrn? Oder mache ich mich nur zum Affen? Habe ich ein übertriebenes Selbstdarstellungsbedürfnis Wozu mache ich das?

Wie im Editorail der c't so treffend erwähnt, ist es klar, dass die Welt im Internet nicht anders funktioniert wie sonstwo. Einige Bloghirsche haben es geschafft, eine Art Anlaufpunkt zu werden. Und damit auch - sollte es in ihrem Interesse liegen - Geld mit ihrem Blog machen zu können. Diese sind wenige an der Zahl. Ihre Themen das, was auch in der materielleren Welt zieht. Nischenthemen werden im Internet nicht mehr beachtet wie in der realen Welt. Wer sich in der materiellen Realität nicht durchsetzen kann oder will, findet im Internet keine Alternativheil.

Viele allerdings betreiben einen Blog ohne geringsten Inhalt, sondern bieten nur Links zu anderen Blogs oder News an. Dennoch haben grad solche oft viele Besucher, weil sie Konzentratoren sind. So kann ein kleiner Blog wie meiner ab und zu einen Strahl aus Mordors Auge abgekommen, fällt der Blick eines solchen Blogs einmal kurz auf meinen und findet etwas Erregendes.

Die c't meint, dass das Web 2.0 jedermanns/-fraus Wünsche zur Selbstdarstellung und -verwirklichung im Internet nährte, versprach, das jeder mal "wichtig" sein könnte. Doch sei es eben wie draussen, Interessen und Meinungsführer bestimmten, wer aus der Masse herausrage und Erfolg in Form von Traffic habe.

Als ich vor genau einem Jahr mit diesem Blog begann, war mir klar, dass ich das aus irgendwelchen Gründen für mich tue, dass ich mir gar nichts davon erwarte. Weder Anerkennung noch Kohle, noch sonstwas. So ist es.

Wer Geld machen will mit seinem Blog, ist sofort wieder drin in der Tretmühle des Marketings, der Prostitution, sich bei den aktuell Mächtigen und Chefen anzubieten, damit Brosamen von deren Tisch einem selbst vor die Schnauze fallen.

Da ich früher als Fachjournalist tätig war, ist die Hauptmotivation für mich, dass ich überhaupt etwas schreibe, meinen aktiven Wortschatz prüfe, meine Artikulationsfähigkeit trainiere, die schriftlich ja schon noch was anderes ist als mündlich.

Habe ich noch andere? Ja, dass meine paar Artikel bei Besuchern ev. einige Gedankenimpulse anregen. Ob das gelingt, ist mir zwar auch im besten Sinne des Wortes gleichgültig, doch wäre es spannend, das zu erfahren.

Dass man auf der anderen Seite über mich einiges erfahren kann, wenn man meinen Blog beobachtet, ist mir absolut klar und auch absolut gewollt. Ich hatte früher soviel über IT Themen geschrieben, wohlwissend, dass ich und die Zunftsgenossen hier ja eh nur einander oder die Pressemitteilung abschreiben. Da war selten etwas über mich selbst drin. Im Blog ist das anders. Hier ist nur das, was ich darstellen will. Und deshalb ist es nicht mehr IT, denn die ist nicht mehr wichtig für mich, bzw. ich möchte nicht mehr nur als IT-Crack gesehen werden.

Und natürlich möchte ich etwas mehr Kontaktmotivationen bieten. Denn das Internet, speziell ein Blog, erlaubt mir Texte stehen zu lassen, einem Publikum, dass zufällig oder dank Suchmaschinen meinen Blog findet, die Möglichkeit zu geben, mich etwas kennenzulernen. Wieso auch immer. Der Kontakt mit anderen Menschen ist mir wichtig und ist meistens befruchtend. Der Blog gibt mir eine Chance, eine Facette von mir ort- und zeitunabhängig darzustellen, die andere Menschen eventuell verleitet, mit mir in Kontakt kommen, etwas diskutieren zu wollen

Es macht mir immer noch Spass, ab und an etwas zu schreiben, sch***egal, ob es jemand liest. Ihr da draussen dürft schon erfahren, wie ich ticke. Auch wenn's niemanden interessiert.

Deshalb blogge ich.

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