Spekulation mit Nahrungsmitteln, nur für schnellen, finanziellen Gewinn

Der Kapitalismus regle sich selbst, die Märkte würden sich selbst bändigen, regeln etc. So ein Quatsch.

Gemäss einer Wirtschaftskennerin war es bisher schon so, dass Spekulationen da waren, weil die Warenterminbörsen für reale Produzenten wichtig waren. Also für die Leute, die wirklich mit den Waren zu handeln haben. Schliesslich ist es einem Weizenproduzenten ja nicht abhzuschlagen, dass er vor der Ernte an der Börse einen optimalen Preis fixieren kann.

Leute, die da nichts mehr produzieren, sondern nur mit den Geldern jonglieren, die Differenzen ausnutzen und erzeugen, um wiederum bei anderen auf diese Differenzen zu wetten.

Die Fachfrau sagte, dass sich in den letzten Jahren die Balance der Realitätenhändler und der Finanzhaie zur Seite der Haie verschoben hat.

Es sei an der ältesten amerikanischen Weizenbörse schon so, dass sich bereits 40% Finanzhaie tummeln.

Produzenten von realen Gegenständen kommen unter die Räder der der Finanzspekulanten. Erst recht jetzt, wo die Nahrungsmittel zur Treibstoffproduktion eingesetzt werden können - unter dem oft scheinheiligen Deckel der Ökologieverträglichkeit, der nachhaltigen Nutzung.

Schon 37 Ländern hätten durch die Spekulation mit Nahrungsmitteln Preiserhöhungen erlebt, die soziale Unruhen heraufbeschworen. Wenn das so weiter geht, gibt es garantiert gewalttätige Auseinandersetzungen um grundlegendste Nahrungsmitteln - nicht unbedingt, weil sie knapp wären, sondern weil sie dem Moloch der "Energieerzeugung" geopfert werden. Oder eben genauer gesagt, durch die Gier auf Spekulationsgewinne.

Da die Marktwirtschaft das nicht richtet, oder sagen wir mal, erst nachdem es einige Tote gekostet hat, braucht es ein Gegengewicht.

Der Staat ist es an sich schon, doch wer ist das? Wir sind das bekanntlich. Und wir sind aber auch die, die die Märkte am Leben erhalten. Wollen wir als Staat immer mehr ausbaden, was die Marktwirtschaft verbockt? Siehe UBS, Swissair, SBB? Wollen wir immer diejenigen sein, die den Schwarzpeter am Schluss in der Hand halten? Wo wir zuvor gem 'Geiz ist geil' huldigten?

Es braucht meiner Meinung nach viel mehr Bewusstheit im Alltag beim Umgang mit der Marktmacht. Und netterweise haben wir in der Schweiz doch noch etwas mehr Macht als Volk, als Souverän. Aber nur, wenn wir sie auch bewusst nutzen. Und das ist ein unaufhörlicher Prozess zu beobachten, welche Auskwirkung das eigene Handeln haben könnte.

In diesem Sinne ist es schön zu sehen, wie der Schuss der CS mit den Pakistan-Kinder-Fussbälle nach hinten losging. Offenbar soll die CS gewusst haben - durch simples Rechnen, was die Banken doch wohl können -, dass ihr Auftragnehmer wohl kaum nach unserer Ethik produzieren kann.

Eine Bank, die ein Leuchtfeuer des Kapitalismus ist, hat's getroffen. Gut so, dass das jemand aufgedeckt hat, Kudos. Dann noch etwas TV nachgeschoben und CS hat das Debakel. Die Bank also zeigt in Konsequenz, dass der Kapitalismus niemals menschenwürdig sein kann, weil die Menschen, die ihn nutzen, es eben selbst nicht sind. Es macht also durchaus Sinn, dass die Polis, das Staatswesen, stark sein muss, um die ausufernde Gier des Kapitalismus zurückbinden zu können. Der Staat müsste es an sich nicht sein, sondern die Macht der Einzelnen, doch die lässt sich besser bündeln in der Form des Staats, des Gemeinwesens.

In diesem Sinne haben wir eine grosse Macht, denn wir bilden das Gemeinwesen. Doch eben nicht nur jeweils beim Abstimmen, sondern jeden Tag, beim Einkauf, beim Reisen, beim Geniessen, beim Anders-Sein-Wollen, bei der Freizeitgestaltung, bei den eigenen Ansprüchen.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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