Des Dalai Lama liebstes Gebet
Das Schweizer TV brachte heute einen Film über den Dalai Lama, "Ein Leben für Tibet". Es ist immer wieder faszinierend, wie der Dalai Lama über seine Erlebnisse und die seiner Volksgenossen erzählen kann, erheitert, gelassen, obwohl die Einzelschicksale teilweise sehr dramatisch sind, wie auch der im Film erscheinende Richard Gere aus eigener Beobachtung bestätigt.
Aufgrund meiner geistigen Ausbildung kann ich ais Erkenntnis mitlächeln, es erscheint mir schon lange nicht mehr als Widerspruch, wie der Dalai Lama sich äussert. Wenn die Interviewer fragen, wie es mit dem Leiden der Tibeter stehe und der Dalai Lama dann so lachend darüber mit einem Einstiegssatz zu antworten beginnt, finde ich das immer wieder erheiternd und befreiend. Nach dem ersten Lacher wird er meistens umgehend konkret und gleichzeitig philosophisch. Er hat die Gabe, sein Einfühlungsvermögen jederzeit zu aktivieren, ja, ihm eigentlich die Hauptzeit seines physischen Lebens zu geben.
So argumentiert er gerne auch immer aus der Sicht seines Opponenten, indem er sich eben in diesen einfühlt. So ist er auch zeitlich voran, er sieht, was in China passieren wird in den nächsten Dekaden. Nicht das, was aktuell in der Zeitung steht, sondern das, was man ja schon auch beobachten kann. China scheint zwar sehr mächtig zu sein, doch im Vergleich zur Welt ist es der kleinere der beiden. Also wird nicht nur der Einfluss von China auf die Welt (Merkwort "Sog als wirtschaftliches Eldorado") grösser, sondern natürlich auch umgekehrt. Letzteres scheint die aktuelle Regierung von China noch nicht begriffen zu haben, bzw. sie muss lernen, sich auf der Ebene der Internationalität zu bewegen, nicht mehr nur als absolutistische Herrscherschicht gegenüber dem untergebenen Volk.
Aus dieser Sicht heraus meinte der Dalai Lama, werde sich China in vielen Bereichen zum Förderlichen entwickeln.
Richard Gere meinte, es sei doch mittlerweile so, dass sich alle hoch anrechnen lassen und sich geehrt fühlen, den Dalai Lama einmal umarmt zu haben. Er, der die auch unter den Tibetern vorhandenen Heisssporne im Griff hat, der Gewaltlosigkeit ausstrahlt, er ist der wohl meist geachtetste Führer in der Welt, nur die chinesische Regierung sieht ihn als den Teufel. Richard lächelte bei der Aussage "he's the best friend the Chinese can have". Und sie merken's nicht.
Der Dalai Lama hält ja auch Kontakt mit den westlichen Wissenschaftlern. Nicht gerade er selbst, aber er ermutigt, dass geistige Fähigkeiten mit modernster Technik untersucht werden. So wird der tibetische Mönch und Philosoph Matthieu Richard auch direkt am EEG angeschlossen, um seine Gehirnaktivität messen zu lassen, wenn er in bestimmte geistige Zustände wechselt.
Matthieu sagte, man wisse heute, dass ein Pianist ca. 10'000 Stunden Klavier spiele. Dabei könne man sehr schön die Region des Gehirns beobachten, die fürs Klavierspielen benutzt wird. Wenn Matthieu sich selbst beobachten lässt, wie er in dsa Gefühl des Einfühlens einsteigt, dann werden Regionen in seinem Gehirn angeregt und aktiv und zwar in einem enormen Masse, wie es sich die aktuelle Wissenschaft nicht erklären kann. Wie werben da die Scientologen immer "Sie benutzen nur 10% ihres Gehirns" - wie wahr, aber vielleicht doch anders als die Scientologen meinen.
Matthieu meint, wieso soll man eigentlich nur Klavier und anderes so intensiv trainieren? Man könne doch auch den Geist trainieren, denn was macht er denn, wenn sein Gehirn diese grosse Aktivität zeigt? Er bestimmt sein Denken. Das hat der Mönch trainiert und verinnerlicht. Der Dalai Lama sagte dazu auch, dass er sich selbst nicht als der Lama sehe, sondern als normaler Mönch. Die Lamas zeichne es eventuell gegenüber anderen Mönchen aus, dass sie bereits mit der absolut zweifelsfreien Intention, der Menschlichkeit zu dienen, in diese Ebene kamen.
So sagte der Dalai Lama am Schluss des Filmes: "Mein Lieblingsgebet ist dies: Solange der Raum besteht, in dem menschliche Wesen fühlen, ist mein Ziel zu dienen."
Wer in dieser Welt sagt aus innerster Sicherheit genau auch dies und handelt auch so? Das ist Menschlichkeit. Nur ganz wenige tun es, jeder jedoch merkt es, wenn sie ihm/ihr widerfährt. Siehe oben, Richard Geres Aussage.
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