Die Schweizer Unabhängigkeit von der EU ein Auslaufmodell? Sicher nicht!
Die EU macht ja kräftig Druck auf die Schweiz. 18 Mia. soll sie beisteuern, um der EU hausgemachtes Finanzdebakel auszulöffeln. Es ist jedem überlassen, sich über einen Beitritt der Schweiz zur EU Gedanken zu machen. Ich für meinen Teil will die Schweiz weiterhin von der EU formal unabhängig sehen. Ob wir Rosinenpicker sind, sei dahingestellt. Dieser Vorwurf liesse sich allen EU-Ländern machen, denn alle sahen einmal einen Vorteil darin, bei dieser Kunstkonstruktion dabei zu sein.
Es scheint jetzt fast so, als wäre Neid der EU-Länder die Motivation, die Schweiz zu bedrängen. Sie wird ja wohl überall als reiches Land wahrgenommen. Was liegt da näher, als dieses Land und deren (vermeintliche) Resourcen unter die eigene Kontrolle zu bringen? Einen möglichen Nettozahler an Bord zu holen, um ihn dann dank der eigenen Gesetzesmacht in die Knie zu zwingen? Schauen wir doch mal auf andere Konstrukte oder Naturgeschehen, die als Analogie herhalten mögen, um einen Gedankenanstoss zu geben, ob solche Systeme sich wirklich halten können.
Nehmen wir Jugoslawien. Es existiert nicht mehr. Wieso? Erstmalig wurde es nach dem ersten Weltkrieg gegründet, damals schon als Verbund der Serben, Kroaten und Slovenen. 1829 wurde es nach separatistischen Problemen vom König in eine Dikatur umgewandelt. Im zweiten Weltkrieg übernahmen die faschistischen Staaten Deutschland und Italien die Herrschaft. Nach dem Krieg wurde es unter Tito zu einem sozialistischen Bundesstaat. Ab den Neunzigerjahren zerfiel der Staat immer mehr und dessen Teile konnten auch militärisch nicht mehr gebändigt werden.
Die Sowjetunion wurde 1922 nach der blutigen Oktoberrevolution unter der Führung von Lenin deklaristisch gegründet, 1991 offiziell aufgelöst. Das zentralistische Zarenreich war zuvor zerfallen, die Weltmachtallüren hielten das Reich auch unter Lenin nicht zusammen, zumal Stalin als dessen Nachfolger „sein" Reich brutal zusammenhielt. Nach dem zweiten Weltkrieg der kalte Krieg, ab 1985 liess Gorbatschow den Auflösungstendenzen die Zügel locker, so dass Estland, Letlland und Litauen sich als unabhängig deklarieren konnten.
China, Taiwan und das Tibet sind eine seit Jahren gährende Masse. Taiwan nennt sich unabhängig, China will aber immer noch, dass sich Taiwan ROC nennt, Republic Of China.
In Afrika gibt es ebenfalls Territorien, die von den Kolonialmächten mit dem Lineal auf Landkarten gezogen wurden.
In biologischen System ist es ähnlich: Wer in einer Kiste Äpfel einen faulen drin lässt, riskiert, dass auch gesunde Äpfel faul werden.
Bei Bananen ist es sogar so, dass man die Reifung nicht einmal mehr stoppen kann, sobald eine Banane damit angefangen hat.
Viral infizierte Organismen müssen dafür sorgen, dass übernommene Zellen zerstört werden, damit deren veränderte DNS sich nicht ausbreiten kann. Spannend ist grad hier, dass das Grosse – der menschliche Körper – vom Kleinsten – dem Virus – bis in den Tod getrieben werden kann. Die Biologie zeigt also, dass nicht das Grosse herrscht, sondern das Kleinste.
In Gruppen von Menschen wie Schulklassen, Seminaren, Reisegruppen, Staaten muss ebenfalls dafür gesorgt werden, dass Querulanten auf irgendeine Weise neutralisiert werden, damit sie nicht den Rest der Gemeinschaft anstecken.
Diese Beobachtungen sollen nur Anstoss sein, darüber nachzudenken, ob man zerfallende Systeme wirklich „gewaltsam" gesunden kann.
Man kann nun sagen, dass ein viral erkrankter Mensch sich ja schon heilen könne, dass sich Staaten, Minderheiten etc. demokratisch einigen können. Das ist richtig, doch nur unter der Prämisse, dass alle Beteiligten das auch wollen. Das biologische System Körper will sich erhalten, denn so ist es für ein gesundes System geplant. So bekämpft das System als Einheit Viren und Bakterien. Und wer oder welche Teile formen diese Einheit?
Ist die EU noch eine gemeinsamen Ideen folgende Einheit? Und wer artikuliert diese Einheit? Regierungen? Oder die einzelnen Menschen in den Ländern? Wollen die Griechen, die Irländer, die Deutschen, die Franzosen etc. diese Einheit noch? Akzeptieren sie die Regularien, die das System zur Korrektur oder zur Gesundung vorsieht? Hat das System EU überhaupt eine evolutionäre, bewiesene Funktionsfähigkeit? Wie alt ist ihre Erfahrung im Vergleich zu derjenigen der einzelnen Länder? Kann sich eine übergeordnete Struktur durchsetzen, behaupten, wenn die Teile der unteren Struktur (Einzelstaaten) sich selbst wiederum höchstens auf die Einigkeit seiner Einzelteile (Bürger) verlassen können, sich wenigestens als Bürger dieses Staates zu fühlen.
Ist so eine Struktur im Krisenfalle wirklich tragfähig, wenn ein Deutscher sich lieber als Deutscher, ein Grieche sich lieber als Grieche verstehen will – statt als EU-Bürger? Wenn sie die Struktur nur deshalb akzeptier(t)en, weil oder so lange sie einem einen egoistischen Nutzen einbringt?
Die EU hilft derzeit ihren Teilen, sich zu regenerieren. Auf Kosten der kleinsten Einzelteile, der Bürger. Geld, wenn nicht einfach irgendwo verschwiegen und unterirdisch gedruckt, kommt von Darlehensgebern, aka Banken oder dann dem Bürger über seine Steuern. Damit fällt die Verantwortung im Krisenfall dür das gemamte System jedem einzelnen Bürger zu. Und dann stellt sich eben die Frage, will sich der Detusche für den Griechen, den Irländer einsetzen? Uneigennützig? Oder nur solange, solange es ihm selbst gut geht? Wie lange hält die Solidarität unter EU-Bürgern?
Haben diese Bürger sich überhaupt auch gemeinsam und in Einigkeit für diese grosse Struktur entschieden? Oder ist es eine gutmenschlich verbrämte Utopie der eh nicht allzu realen Lebensbedingungen unterworfenen Regierungsstrategen? Die EU-Verfassung wollten ja schon mal einige nicht einfach so ratifizieren.
Alle Systeme, in deren der Wurm sich einnisten konnte, kommen in den Zerfall. Und wenn der mal begonnen hat, ist nichts mehr zu kitten. Wird in allen Managementseminaren auch geschult. Oder wer hat schon mal erlebt, dass in einer Gruppe ein Zwist behoben werden konnte, wenn einer der Beteiligten nicht mitmachen wollte? Kann das Ziel der Gruppe erreicht werden, wenn es nicht gelingt, die Unterschiedlichkeit aus der Welt zu schaffen?
Wohl kaum. Die Frage ist also nur noch, wollen alle Beteiligten die Gesundung um des ursprünglichen Zieles willen?
Dies ist wol die alles entscheidende Frage: Ist die EU krank, im Zerfall? Ich kann das nicht ganz beurteilen. Mein Verstand sagt, ja. Meine Intuition auch. Nicht weil ich die Idee, das Ziel schlecht finde, sondern weil das Kleine (die Menschen) das Grosse (die EU) beherrscht und bei der Umsetzung bereits sträfliche Fehler – wider besseren Wissens - begangen wurden. Und zwar sogar vom Hauptverfechter Deutschland. Wie kann ein System aufrecht erhalten werden, wenn es bereits bei kleineren Schwierigkeiten vom Kurs abkommt? Wenn explizite Regularien ignoriert werden, zuerst noch gegen den Widerstand der Beteiligten, dann nach „Überzeugungsarbeit" mit deren Ok? Im nachfolgenden Video zum Euro wird klar, dass Deutschland der erste Verräter des Europa-Konstruktes war. Grad einer der grössen Nutzniesser, eventuell auch der Egoistischste?
Ein System, das von seinen eigenen Gründern unterwandert wird, verlangt nur darum nach frischem Finanzblut, wenn es seinen Untergang nahen sieht. Wissend, dass es nur ein Strohhalm ist, den der Ertrinkende inhaliert und danach trotzdem untergeht.
Auch wenn man die Idee der Gemeinschaftlichkeit sehr hoch würdigt, kann es nicht sein, dass man murrend ein ihr zuwiderlaufendes System akzeptieren muss. Es ist wie mit der in die Krise gekommenen katholischen Kirche: Der Glaube ist überhaupt nicht tangiert, nur die Verhaltensweisen von fehlbaren Menschen und die von ihnen aufgebaute Struktur, die Vatikan-kontrollierte Kirche, sind wohl zurecht in Verruf gekommen, auch wenn es selbstverständlich auch integre Kirchenleute trifft. Doch die hätten – wenn sie nicht wie die drei Affen agieren – von selbst mehr machen können zur Renovation der Institution Kirche. Zum Glück kann man ein System auch verlassen.
So, all das Gesülze nur zum Zweck des Gedankenanstosses. Das Grosse hat natürlich auch eine Macht, das Kleine zu unterwerfen. Ob das Grose aber auch die Grösse hat, das Kleine neben sich zu akzeptieren, das zeigt sich nun.
Ich bin dafür, die juristisch, politisch und finanziell unabhängige Koexistenz weiterhin zu leben. Das macht nämlich jeden fit, beide messen sich am anderen, beide buhlen um Attraktivität für das Kleine. Das ist doch gut so, denn beide leben ja in Frieden miteinander auf derselben Welt. Die Konkurrenz sorgt jedoch für ständige kleine Reibereien – haben wir alles erlebt in den letzten paar Monaten und Jahren. Doch das schadet doch nicht. Wie wäre es denn, wenn nur noch ein Grosses da wäre? Läge der Löwe nicht nur einfach faul und altersschwach rum, wenn ihn die Hyäne nicht neckte?
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