Doch mal wieder ein Lebenszeichen ...

Lange ist es her, seit meinem letzten Blog-Eintrag. Wie kam das? Tja, ich schrieb ja mal vor einiger Zeit, dass ich nur blogge für mich. In letzter Zeit fand ich einfach nichts, was mir gefiel, ins Web zu exportieren. Nicht, dass es nicht genug gäbe, was zum Himmel schreit ... doch wozu sollte ich immer nur das schreiben, was mir missfällt. Eigentlich würde ich viel lieber schreiben, was mir so gefällt an der Welt. Einiges habe ich dazu ja schon getan, doch die Schönheit der Welt ist eigentlich eh schon gegeben, die ist nicht vom Menschen zu machen. Der Mensch scheint nur in der Lage zu sein, etwas, was Perfekt war zu stören. Ich sag nicht direkt zu zerstören, denn manchmal passiert die Zerstörung ja unwissentlich. Will man armen Indern, Chinesen, Chilenen (um beliebige, noch nicht so technisierte Völker ergänzen), vorwerfen, sie würden durch den Holzraubbau ihr eigenes Land schädigen, Erosion fördern, Wasserspeicher eliminieren, Flutzerstörung vergrössern, Verdunstung erhöhen etc. etc.? Wohl kaum, denn es gibt den Spruch von Jesus „Vater verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".

Das gilt aber nicht mehr für uns. Wir wissen sehr wohl, was wir tun. Und scheren uns einen Dreck um die Konsequenzen. Was gab's denn da letztens: Ahja, der EHEC. Dazu gab's aus Deutschland dann in einer Dokumentation den Spruch eines Ministers „wir sollten die Produktion von Nahrungsmittel (äh nein, er sagte ja Lebensmittel) überdenken". Ja klar, schliesslich muss man den Kühen ja Kraftfutter geben, damit sie immer mehr Milch geben. Drum wird die Kuhscheisse als Gülle ja auch genutzt, weil die Wiese eben auch kraftbefuttert werden muss, damit die Kühe etc. etc. Der EHEC sei ja nur ein Hygiene-Problem gewesen, bzw. halt eine Mutation, die auch nur wegen der Hygienemangels zustande gekommen sei. Solche Bakterien gibt es ja schon lange, in uns und in den Tieren. Meistens ja ohne Wirkung auf die andere Art, denn die Arten sind ja daran gewöhnt. So gehen wir also recht üppig mit Gülle um, so dass es zur Verschmutzungen mit anderen Nahrungsmitteln kam. Der Rest sei Geschichte. Ob das jetzt mit dem EHEC alles genau so stimmt, mögen andere beurteilen – worum es mir geht, hat wieder mit der Milch zu tun: Die Milch wird produziert, ob sie jemand will und braucht – scheissegal. Würde die BRD nur die Milch produzieren, die sie auch braucht, bräuchte es das Kraftfutter nicht, es gäbe weniger Stress in der Landwirtschaft, die Grössenkonsolidierung in der Landwirtschaft müsste nicht sein, der Preisdruck wäre nicht da etc. etc. Weitere Auswirkungen dessen sind ja bekannt: Milch wird bezuschusst und beispielsweise als Milchpulver exportiert. Z.B. nach Afrika. Dort ist das Zeug dann so billig zu haben, dass das über Tausende von Kilometer herangekarrte Pulver jeden Bauern konkurriert und eben wegen der Bezuschussung auch aussticht. Was soll nun der lokale Bauer erstens produzieren um zweitens davon zu leben und um drittens ein erfülltes Leben zu erreichen?

Diese Idiotie haben wir in der Schweiz ja auch erlebt: Schildbürgerstreiche! Bis vor ca. 2 Jahren hatte der Bund ja die Milchkontingente unter seiner Kontrolle. Damit war die Milchwirtschaft nicht einverstanden. Ergo wurde soviel ich noch weiss, 2008 oder 2009 im Mai die Milchkontingentierung abgeschafft, die Milchproduktion dem freien Markt geöffnet. Wie kam's raus? Muss man das noch ausdeutschen? Ok, der Markt war offen, die verschieden grossen Milchbauern produzierten Milch, noch mehr Milch, fanden andere, grössere Abnehmer, drückten den Milchpreis, machten anderen das Leben schwerer, diesmal allerdings ohne irgendwie zurückgepfiffen werden zu können (remember: Freie Marktwirtschaft). Was wurde gemacht? Die Milchbauern wollten sich freiwillig erneut einer Kontingentierung unterstellen. Nur – eben, freie Marktwirtschaft – da muss Bauer ja nicht mitmachen, das ist freiwillig. Ergo taten es auch einige nicht, sie scherten sich einfach nicht um die Mitbauern, sondern nur darum, dass sie den möglichst potenten Abnehmer haben. Die Braven haben sich der Selbstbeschränkung soviel ich weiss unterordnet. Tja, Millionen hat das gekostet, das Spielchen. Genutzt hat's wenigen.

Die Atomkraft wurde ja ausreichend beackert. Für diejenigen, die schon immer dagegen waren, ist das heute Erleben in Japan einfach das Normalste der Welt, sprich, eine mit fast absoluter Sicherheit zu erwartende Konsequenz. Für die Schlachtbanklämmer ein „Ojeh, wie schlimm, das hätten wir ja nie erwartet." Krass finde ich, dass die Merkel, scheinbar ja eine studierte Physikerin mit (hoffentlich) richtigem Titel, die eigentlich wissen müsste, was Strahlung ist, sich vor Japan eigentlich nicht dafür einsetzte, so ne Technologie zu ersetzen. Klar, leicht wird das nicht, für niemanden. Heute wurde bekannt, dass nur schon die Schweiz letztes Jahr wiederum 4.5% mehr Energie verschw- äh, verbrauchte als zuvor. Es sei zwar hauptsächlich fossile Energie gewesen, wegen des kalten Winters und so. Ok. Klimaziele, scheissegal. Massnahmen? „Ja, aber nur, wenn's niemandem weh tut". Heiliger St. Florian, zünd das Haus des Nachbarn an ... da versteh ich die Merkel wieder, dass sie erst das Maul auftut, wenn's das Volk auch merkt. Das alles ist nicht so einfach, Rezepte gibt es nicht, man kann eigentlich nur auf die Schnauze fallen. Und wieso überhaupt soll eine Regierung oder ein Politiker hehrere Ziele verfolgen als der Normalmitläufer.

Was mich gerade hier wieder einmal verblüfft, ist die vorgeschützte Unwissenheit und Ignoranz. Hauptsache, die eigene Clientel ist befriedigt. Und das halt überall auf der Welt, bei allen, allem und jedem. Reiche Firmen betreiben in Afrika offenbar ein Land-Grabbing ... auf Verdacht mal eben Land kaufen, denn, womit will man denn noch schamlos Geld verdienen? Offenbar seien schon 80 Mio. Quadratkilometer Land in den Händen privater Firmen aus den sogenannt hochzivilisierten Ländern. Den Bauern, wenn sie denn freiwillig und nicht durch die lokale Regierung erpesst ihr Land hergaben, wurde Arbeit in irgendwelchen Fabriken versprochen. Die, blöd oder wohl eher naiv, glaubten den Firmenvertretern. Doch was machen diese Firmen? Sie speukulieren ja auf Biokraftstoffe. Solange es sich nicht lohnt, diese Produktion hochzufahren, wird auf dem ehemaligen Ernährungsland nichts mehr gemacht, es liegt einfach brach. Natürlich reden die von Entwicklungshilfe, strukturellem Aufbau. Tja. Will man denn den Bauern, selbst wenn die Fabrik nun da stünde? Die Firmen werden doch dann ihre Fachkräfte ins Land bringen, die nun arbeitslosen Bauern können dann sehen, wo sie bleiben. Und dann jammern wir Reichen erst noch „Shit, jetzt wo der Gadaffi weg ist, kommen all die Neger zu uns". Tja.

Nun ja, wer sich nur schon anschaut, von überlegen ganz zu schweigen, was so läuft auf der Welt ... der kann eigentlich nur den Kopf schütteln oder gar resignieren. Da gab's doch die Neuvrfilmung von „Der Tag, an dem die Erde stillstand" in der Klatu sagte „ich rette die Erde vor euch Menschen. Es ist beschlossen und hat begonnen". Gut, die neue Storyline ist meines Wissens schon total anders als die im Original, angepasst halt und natürlich mit einem Happy-End, denn ein irdischer Wissenschaftler bringt den resoluten Klatu dazu, die Zerstörung der Menschen zu stoppen. Mit dem Herauskitzeln, dass Klatus Volk auch erst dann wirklich evolutionäre Schritte gemacht, als sie vor der eigenen Zerstörung standen. Dieser Stich, zusammen mit Anhören von etwas Bach und beobachten von menschlicher Emotionen wie Trauer und Sehnsucht, reichte es. Klatu düst wieder ab ins All. Und muss denen nun erklären, wieso er den Job nicht fertig gemacht hat ... DAS allerdings wird im Film nicht mehr gezeigt ... mich nähme wunder, ob er es schaffen würde. Denn rational gibt es eignetlich keine Argumente, wieso man die Menschheit weiterleben lassen soll.

So, das war schon wieder viel Text. Es floss halt. Doch das war nicht der Grund, weshalb der gerade heute den Weg in meinen Blog fand. Ein Teilgrund war wohl, dass ich gestern für mich zum ersten Mal den Film Gran Tourino von Clint Eastwood sah. Mir gefiel daran, dass die Lösung, die der stark von Kriegserlebnissen traumatisierte Veteran eine für seine Geschichte wohl erstaunlich aussergewöhnlich war. Er konnte sich aus Einsicht total ändern.

Der andere Grund ist, dass ich mir heute bei dem schönen Wetter eine gemütliche, fast Motorrad-belästigungsfreie Fahrt über den Klausenpass gönnte. Ich mache meine Sonntage ja meistens unter der Woche. Die Mächtigkeit der Berge, das Spiel der Abendsonne mit Klüften und Alpschultern, grün, beige, gelb, gold, die Luft, das Rauschen von Sturzbächen, die Ruhe vor Zivilisationslärm, Kühe, die Autos den Weg nicht frei machen, der stille Rhythmus des allgegenwärtigen Lebens, die harmonisch in die Bergwelt integrierten Ställe oder Alphütten, die Gelassenheit der Felswände, die Unzugänglichkeit wilder Bergspitzen, fast keine Leute ... eine wunderbare kleine Reise in eine andere Welt, unspektakulär, ohne Kicks, ohne Geschrei, ohne Effekthascherei ... die Kamera dabei, als an sich völlig unzulängliche Krücke, damit es mir zuhause leichter fällt, anhand der Fotos die Erinnerung mit allen Sinnen reaktiveiren zu können ...

Wenn ich das nicht als für mich schön und erholsam empfinden könnte, wenn ich nicht noch diese andere Welt sähe, würde ich wohl schon auch resignieren können. Ob ich dann die Idiotien der realpolitischen und realwirtschaftlichen Welt mit genug Abstand einfach nur beobachten könnte, weiss ich nicht. So hoffe ich nur, dass jeder seine Einsichten zu dem, was ihm wirklich wichtig ist, schnell finden und sich dann auch danach richten und tun möge.

So - nimmt mich nun selbst wunder, was mich wann wieder bewegen wird, meinen nächsten Blog-Eintrag zu schreiben.

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