Managed Care - Einschränkung? Obwohl wir doch überall so gerne Punkte sammeln für ein paar Goodies

"Die freie Arztwahl werde eingeschränkt", "Zweiklassen-Medizin" ... die Schlagwörter der Gegner dieser Vorlage. Tja, die Einschränkung mag sein, doch die ist ja nicht neu. Wer hat denn schon die Qualifikation, einen Arzt zu 100% aus eigener Wahl zu finden? Erst recht Spezialisten? Ich wählte meinen Arzt immer nach dem Ort, wo ich wohne. Eine selbstgewählte Restriktion. Wenn der mich also in einem Fall mal zu einem Spezialisten schicken müsste, werde ich ihm doch nicht widersprechen können/wollen ... wer bin ich denn, dass ich die Qualifikation jenes anzweifeln könnte?

Zudem, wir sind die Gängelei durch Beschränkungen ja eh gewohnt: Grad beim Lieblingstier vieler: dem Auto. Ok, da kann ich mit meinen alten Rostlauben eh nicht mitreden, doch: Gibt es nicht auch Markenzwang? Muss ich einen neuen Benz nicht bei einem Benzgaragisten warten lassen, damit ich keine Garantien oder so verliere?

Darf ich in einem elektronischen Gerät selbst Reparaturen machen (lassen), und im Zweifelsfall immer noch alle gesetzlichen Garantien des Herstellers beanspruchen?

Darf ich als EDV-Spezialist ohne entsprechende Zertifizierung Oracle-Schulung geben, auch wenn ich Oracles Produkte seit deren Anbeginn auswendig kenne? ("Oracle" ersetzbar durch beliebige andere, grosse marktdominanten Marken).

Alles schon längst eingehaltene und ins Selbstverständnis übernommene Zwänge, die von Mächtigen etabliert wurden. Meistens ja nur zu deren Nutzen. Typischerweise streiten sich hier die "Mächtigen", die Ärzte, selbst. Sehen die teuren Spezialisten, Exotik-Doktoren ihre Pfründe schwinden?

Es ist doch etwas verwegen zu behaupten, dass für die Normalverdienenden die Arztwahl eingeschränkt würde - denn wenn diese Netzwerkmodelle mehr Ärzte als Mitglieder haben, kann ich immerhin innerhalb des Netzwerks wechseln. Dass Vorteile der Kommunuikation innerhalb des Netzwerkes vorhanden sein sollten, nehme ich mal an. Das Rosinenpicken, das konnten sich beisher die Reichen eh erlauben, das werden sie auch weiterhin tun können. Doch die Normalos können sich dem staatlich verordneten Versicherungszwang ja nicht entziehen. Und der hat bis heute nicht bewiesen, wie er die immer nur steigenden Krankenversicherungskosten eindämmen, geschweige denn reduzieren könnte.

Das Managed Care Modell verspricht, dass die Kosten zumindest nicht mehr steigen sollen. Wir Konsumenten sind doch alle gern in solchen Netzen und Membercard-Vereinen: Supercard, M-Budget, Rotary-Club, Kreditkarten-Clubs, Auto-Clubs, Bücher-Clubs, nota bene Facebook etc.

Was versprechen wir uns denn jeweils von sowas? Spezielle Angebote, gleiche Interessen, weniger Gebühren, generell Vergünstigungen? Wieso also soll genau diese Krämermentalität bei der Gesundheitsindustrie nicht gewünscht sein? Grad hier, do massiv Geld gespart werden kann, wo massiv Geld verschwendet wird?

Wieso grad hier? Weil jeder meint, er könne Gesundheit mit Geld kaufen? Gesundheit ist vom Lebenswandel und gewähltem Lebensweg abhängig, nicht von Geld oder sonstwas. Und schon gar nicht erst dann, wenn der Schaden manifest ist.

Ich selbst bin seit Jahren in so einem Managed Care Modell versichert und habe mich noch nie diskriminiert gefühlt. Klar, ich kann mangels Millionen auch nicht mal eben nach Miami fliegen, um dort ggf. beim weltbesten Spezialisten für xyz dies zu machen und dann zum weltbesten Zahnarzt nach abc nach efg zu jetten, und danach zum weltbesten Augenspezialisten nach uvw reisen, um mit dem neuesten Superlaser meinen Astigmatismus zu korrigieren.

SOWAS konnten/können die Reichen eh schon immer. Und sie werden es auch weiterhin tun können, egal wie die Abstimmung ausfällt. Ob die Krankenkassenprämien steigen oder nicht, kann denen egal sein, es drückt nicht sie. Die Zweitklassenmedizin war immer schon da. Es ist reine Augenwischerei, dies abzustreiten.

Aber uns, die Normalos. Und wir haben als brave, gesetztestreue Bürger gar keine Alternativen. Wieso also sträuben sich einige gegen Sparmodelle?

Da darf wohl jeder Ablehnende mal in sich gehen und seine eigenen Vorstellungen zu sich, seiner Gesundheit, seinem Sicherheitsanspruch und seinen ev. überzogenen Machbarkeitsvorstellungen überprüfen. Vieles ist da eventuell sehr vage und eher Wunschvorstellung denn realisierbare Möglichkeit.

Wie soll man dem Gesundheitsindustriewahnsinn irgendwann mal wirksam entgegentreten können, wenn jeder - eingedenk einer möglichen eigenen gesundheitlichen Betroffenheit - sofort betriebsblind wird und nur noch nachblökt, was die Herdenführer aus ihrer Sicht und ihren Interessen vorschreien?

Das "Gesundheitssystem" wird meines Erachtens erst dann wieder gesunden, wenn jeder einzelne sich bescheidet, sich mal mit sich und seinem Leben auseinandersetzt. Erst dann kann er den Sirenengesängen aus freier Entscheidung nachgeben oder widerstehen.

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