Flüchtlingschaösser - everywhere - weil wir uns den Zeichen der Zeit verwehren

Ich mag es nicht mehr hören und schauen, das Gekeife um Flüchlinge, wer einer ist, wer keiner ist. Nicht, weil es diese derzeit aktuell bedrängende Siuation nicht gäbe, sondern weil die Rhetorik elendiglich vergangenheitsorientiert und legalistisch ist.

Das rein legalistische Argumentieren lautet: Wir nehmen nur "An Leib und Leben bedrochte Menschen" auf, da gehören dann solche, denen es einfach dreckig geht in ihrem Leben, die ihre Situation verlassen und was Besseres für sich finden wollen, regelmässig nicht dazu. Das sind dann eben Wirtschaftsflüchlinge. Peinlich, wie manche Politiker da eigentlich auflaufen, indem sie ihre Kurzsichtigkeit demonstrieren.

Ja sack nochmal, WAS waren dann die Schweizer, die im vorletzten Jahrhundert auswanderten, weil es hier nichts gab, für das sich zu leben lohnte? Die in die USA auswanderten? Es spielt gar keine Rolle, was das Zielland war, sondern es geht darum, was im Heimatland ist. Klar, die USA hat heute auch krasse Gesetze, auch andere grosse Länder wie Australien etc. Weil sie sich an den Einwandern gesättigt haben.

Sind Wirtschaftsflüchlinge denn nicht einfach auch Menschen, deren Leben schlecht ist? Verbieten wir Westliche, die in ihren Verfassungen doch meist Sätze führen wie "Die Würde des Menschen ist unantastbar" oder "Jeder darf sein Glück mit allen seinen Kräften verfolgen" etc., anderen genau das? Was wir uns rausnehmen, gilt nicht für andere? Darf nicht für andere gelten? Damit es uns ja nicht schlechter geht? Sang da nicht der Bernder-Barde Mani Matter schon "was aber nid geit, ohni dass dene, wo's guet geit, weniger guet geit".

Und warum geht es uns gut? Seit Zeiten der kapitalistiscen Gier und der Globalisierung wird das Gefälle in Enwicklungszuständen von Zivil- und Technogesellschaften gnadenlos ausgenützt.

Die sogenannte strukturelle Gewalt ist nicht direkt lebensbedrohend, steht ja schliesslich keiner mit der Kanone auf mich gerichtet da. Diese One-on-One Gefahr gibt es nur noch in den Kriegsgebieten, auch dort ja nicht mehr wirklich.

Aber wenn es der Kapitalismus (= Gier) zulässt, dass z.B. die Dominikanische Republik - ein sehr armes, aber sich selbst erhaltendes Land - nach der "Hilfe" der Welt nach dem gewaltigen Erdbeben, zu einem total abhängigen, am Tropf hängenden, immer noch armen, aber nun nicht mehr beachteten Land geworden ist, in dem seine Bewohner himmeltraurig leben müssen, schlechter als vor dem Erdbeben, so kann man doch mit Fug und Recht behaupten: Solche Leute sind doch Flüchtlinge, an Leib und Leben mittelbar bedroht. Und wodurch? Nicht durch das das Erdbeben, denn das rafft kurz mal dahin und hinterlässt Schäden. Sondern durch die scheinbare Hilfe. Geld, das emotional geschürt gesammelt wurde, das aber wie üblich in Hosentaschen versackte - dieses Geld zerstörte Strukturen, die dem armen Land angepasst waren, die es leben liessen. Nun gibt es halbpatzige Lösungen, vieles ist im Volk draussen nicht passiert, denn die Pressekameras gehen da ja selten hin. Ergo gibt es die üblichen Placebo-Pflästerchen in den grossen Städten, mit Prestige-Objekten, aber eben, nichts für die, die's wirklich nötig hätten.

So, dieses immer wiederkehrende Geschehen ist so einfach und so simpel wie die menschlichen Emotionen sind, wovon Gier ja nicht umsonst zu den Todsünden zählt. Dass da natürlich die lokale Bevölkerung auch einen Anteil hat, sie ja nicht verschwiegen. Wir sehen das in Griechenland, und bemerken, dass wir in Europa nicht weit weg sind von jeder sog. Bananenrepublik. Und wir bemerken, dass es keine Patentrezepte gibt. Denn: Wieso wird ein Mensch egoistisch? Entzieht sich Solidarität? Wohl nur, weil das grössere System ihn verarscht? Wen sollte man also wirklich beschuldigen, wenn das überhaupt je zu was führt? Es ist das Henne-Ei-Problem.

Und drum kotzt es mich manchmal an, wenn im TV Politiker und andere, um Führungskompetenz ringende Gescheite sich auslassen, dass wir ja Gesetze hätten, dass wir nicht alles können, dass wir daher abweisen müssen. Sind es Politiker, werden oft noch gerne parteipolitische Pamphlete durchgegeben - oder einfach aus der Vergangenheit argumentiert.

Dabei jammern alle Staaten im westlichen Europa, dass die Bevölkerungen überaltern, dass zuwenig Leute die Arbeitsversicherungen füllen, dass für die Renten ein Loch droht. Aber nein, die Zuströmlinge dürfen ja gar nicht arbeiten. Tja, da schiesst sich der Sozialstaat aber grad in beide Knie ... erstens muss der die Kohle für die Flüchtlinge ja eh aufbringen und zweitens lässt er schnöde die Kohle liegen, die via Steuern und Abgaben ihm arbeitende Flüchtlinge einbrächte.

Wie bescheuert ist das denn? Und was ist seine Argumentation? Also, unsere? Mir san mir ... aber wer ist wir? Diese überalterte, rentengefährdete gesättigte Masse? Die doch weiter so sein will? Die festhalten will? Ja woran, an schwindsüchtiger Staatsgeldern? Also auch abhängig, eigentlich noch viel schlimmer, denn wir wollen nicht mehr anders - die Flüchtlinge wollen anders, wollen ihre Lebensituation ändern.

Und wir ignoranten abgefüllten Säcke, faul, gesättigt, erheben uns über diejenigen, die wirklich bedroht sind. Weil wir Schiss haben, etwas von unserer Wirtschaftsvöllerei abzugeben.

Schon andere haben klar gesagt, dass alle Flüchtlinge die Auswirkungen der übermässigen Ungleichheit der Lebensbedingungen vieler Menschen auf diesem schönen Planet sind. Egal, ob sie grad aus Syrien kommen.

Also, wir in Europa, einem Kontinenten, der Völkerwanderungen schon immer erlebte, müssen halt zur Kenntnis nehmen, dass unsere verschwenderische, resourcenfressende Lebensart Benachteiligte erzeugt. Und dass die halt genau dorthin kommen, wo sie das Schlaraffenland vermuten. Wen wundert's WIRKLICH?

Daher gilt es nicht, sich mit Rechtfertigungen aufzuhalten. Sondern sich um Lösungen zu bemühen. Rahmenbedingungen natürlich, Sprachkurse und soziale Anpassungen klar, lokale Strafgesetzkonformiatät selbstverständlich - doch dann sollen die arbeiten dürfen, ihre Fähigkeiten beweisen. Sie sollen ihr Glück schmieden, denn wenn sie es hier schaffen, dann sind sie integriert. Wer will schon weg von dort, wo es ihm gut läuft?

Die Schweiz ist ein kleines Land, klar müssen wir nur schon vom Platz her schauen, wo denn die vielen Leute hinsollen. Ein Dosierungssystem müsste wohl gefunden werden, aber nicht mehr mit Pauschalkategorisierngen wie Lebensbedrohte oder Wirschaftsbedrohte. Es ist dasselbe. Man könnte auch ein Onkel-System entwickeln, in dem ein Flüchlting für 1-3 Jahre einen Patenonkel bekommt, der seine Entwicklung und Anpassung an das Lokale erstens begleitet, fördert und fordert, und dann zweitens nach Ablauf der Frist dem Staat einen Befund abgibt. So kann der entscheiden, ob der ehemalige Flüchting bleiben darf. Dürfte er nicht, hat er zumindest was gelernt, das er zuhause adaptieren kann.

Wie dem auch sei - die wirschaftlich begründete Völkerwanderung ist da und sie wird uns wegfegen, wenn wir meinten, wir könnten die Welt so belassen, wie sie ist. Es ist offensichtlich - jeder, der mit Abstand schaut, sieht es. Bereiten wir uns doch besser vor, mit Strategien, die Leute zu empfangen und zu integrieren, und nicht auf Halde zu stapeln. Oder wollen wir sie doch noch an Leib und Leben bedrohen, indem wir sie verrecken oder dahinvegetieren lassen?

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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