Sternstunde Philosophie mit zwei Altbekannten

Beide sind von der öffentlichen Bühne verschwunden, aber natürlich noch immer da und in der Sternstunde Philosophie zeigten sie sich diesen Sonntag: Stephan Klapproth und der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis. Letzterer wurde unter anderem auch dadurch berühmt, dass er in der Lederjacke in London erschien. Dies wurde ihm als Extravaganz ausgelegt, er aber klärt auf, dass er immer Motorrad fuhr und damit nicht endete - nur weil er dann Minister wurde. Im Gegenteil, er habe sich 2 gepanzerter BMWs im Wert von €750'000 entledigt, die ihm zur Verfügung gestanden hätten. Also Geld gespart, nicht verprasst.

Weiterhin war und wurde er bekannt durch die markigen Aussagen und das nicht erwartete Aufmüpfigsein des sogenannten europäischen Bettlers. Nach der ganzen Bankenrettungskrise - nicht Landesrettung - zog er sich aus der Politik zurück, da er bemerkte, dass niemand das Land retten wollte, sondern nur Machtpolitik durchgesetzt werden wollte und de facto wurde.

In dieser sehr hörenswerten knappen Stunde, die wie üblich im SRF TV Player nachgehört und -geschaut werden kann, erfährt man einiges, was erstens sein Verhalten erklärt und zweitens die Scheinheiligkeit der gesamten damaligen Aktion erklärt. Durchschaut haben das wohl fast alle Menschen, aber die haben ja nicht das Sagen - sondern wie erwähnt die Machtpolitiker.

Varoufakis erklärt anhand historischer Daten, dass Europa sich zerstören wird, wenn man diese Machtpolitik nicht zugunsten einer würdigen Politik ersetzt. Aus seiner Argumentationslinie ist genau das gekommen, was wir nun erleben, eine Abgrenzung der einzelnen Länder, eine Entsolidarisierung, ein Misstrauen gegen die anderen Mitglieder der EU. Mir würdiger Politik spricht Varoufakis an, dass man Griechenland wie einen missratenen Schüler behandelte, obwohl das Land auch Mitbegründer einiger EU Institutionen war. Die sogenannte Troika hat Griechenland also aus seiner Sicht behandelt wir das schwarze Schaf der Familie. Kein Wunder, wenn die Idee Europa also erneut am Zerfall der ursprünglichen Idee stehe.

Man könnte zynischerweise sagen, dass der Kapitalismus und die Geldinteressen im Zuge jener Krise es nicht schafften, Europa wirklich auf die Nagelprobe zu zwingen. Dafür machen das nun die Flüchlinge, die Immigrantenherausforderung. Da hilft es nicht, dunkle Geschäfte in den Teppichetagen der Machtstrategen durchzuspielen und zu realisieren, von dem eh niemand jemals erfährt. Nein, nun sind Menschen gekommen - aller Geisteshaltungen - die auf andere Menschen treffen - sehr öffentlich, sehr unbeherrschbar ... so stellen halt diese nun die Europa-Idee in den Prüfstand.

Die Analysen von Varoufakis sind sehr klar und auch gut begründet. Es ist zwar fast nichts Neues unter der Sonne, andere vor ihm haben das schon erkannt und erzählt. Doch er ist noch in unser aller Gedächtnis, so dass seine Meinung und Rückbetrachtung sehr interessant sein dürfte.

Mir im Hrin geblieben sind die Aussagen: "die Frage ist, wieso die Investoren ihr Geld nicht zurückhaben wollten", "im reichen Deutschland ist die Working-Poor-Rate hoch" und "wenn man das griechische Volk so unwürdig behandelt, rächt sich das, und es zerreisst Europa".

Interessant, hörenswert für unabhängige Denker. Daher eben jeweils mein "Think globally, act locally": Beobachten, erkennen, Einfluss nehmen im eigenen Wirkungsradius.

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