Bitcoin bei ARTE, hitzig :-)
Heute hat ARTE sich die Zeit genommen, eine Diskussion zu Bitcoin zu machen.
Hier das Video dazu.
Wie zu erwarten, war es sehr geladen, wurde sehr polarisierend und war einfach hart auszuhalten. Auch für mich. Denn es geht einfach nicht, 4 Leute, 2 Parteien, aufeinander loszulassen zum Thema Bitcoin, wenn man bedenkt, wie weitreichend Bitcoins Auswirkungen sind. So zeigte es sich auch.
Das ist ja nicht verwunderlich, denn Geld ist ja auch so ... die Auswirkung von Geld ist ÜBERALL und JEDERZEIT ... wir leben seit 300+ Jahren in diesem System und Geld ist für die allermeisten der Grund, sich die Lebenszeit strukturell abnehmen zu lassen, weil sie Geld brauchen ... für Dach, Essen, Mobilität und etwas Fun. Das ist normal, aber nicht natürlich. Natur ist die Pflanzen- und Tierwelt. Die können's auf diesem Planet auch ohne "Geld".
Für mich war Madame Bitcoin sehr klar und gut mit dem Schlussstatement. Denn sie hat grad klargestellt, dass diese Polemisierung ein Männerding ist ... diskret denkende Hirne, typisch Mann. Integriert denkende Hirne, Frauen, sehen das Thema umfassender. Nicht nur meine Aussage, sondern mit Studien belegt. Und: Die Natur hat unseren beiden Geschlechtern ja schon zwei Rollen zugewiesen ... das ändern ein paar Zehntausend Jahre ja nicht ... nur wir haben die Idee, dass wir das ums Verrecken ändern müssen ... andere Diskussion. Und auch in der hätte Bitcoin was zu sagen ... aber ich muss mich beschränken :-)
Dazu nur die Reiberei um die Definition und Bemessung von Inflation, CPI, Inhalt des massgebenden Warenkorbs ... typisch männlich. Wichtig, aber nicht zentral. Zentral ist, was aus dieser Definition folgt, wie die Zentralisten und Mächtigen sich damit die Sicht auf die Welt schönbasteln. Hinweise auf Zurechtschustern des Warenkorbs, dessen eventuellen Berechtigungsgrundes überhaupt, wurden meines Erachtens gar nicht genug gewürdigt. Das Weglassen von Miete, Strom und anderem finde ich zum Beispiel einfach realitätsfremd. Was nützt es mir, dass die Inflation 2% ist, wenn ich wegen Miete und Altersvorsorge mir nicht mal mehr den Warenkorb leisten kann ... in der Schweiz haben wir 20+% Armutsgefährdete ... die interessiert das alles herzlich wenig ...
Roman war natürlich umfassend und konnte alle Argumente kontern. Bofinger hatte einige gute und vor allem klare Basisinfos. Die ich jeweils auch aufbringe - keine Showstoppers für Bitcoin, aber Dinge, die man wissen und immer im Hinterkopf haben muss, wenn man sich mit Bitcoin beschäftigt.
Was ich auch bei dieser Diskussion bemerkte: Es geht "nur" um die Vergleichswert-Erhöhung des Bitcoins im Vergleich zu Fiat, also CHF, EUR, USD etc. Bekannt als Numbers Go Up, also die Zahlen - wohlgemerkt die im Vergleichssystem - gehen immer höher. Mich nervt das, wenn NGU alleiniges Thema der Argumentation wird. ARTE hat das wohl bewusst in den Titel gesetzt.
Das Whitepaper von Nakamoto hat aber den Titel "An electronic cash system" .... nicht "ein Goldesel". Die Cyberpunks wollten nicht reich werden, sie wollten nur unbeobachtet vom Staat ihre Dinge machen können. Ich war 1992 mit PGP dabei, ich weiss noch genau, wieso mich PGP faszinierte. Andere Story.
Dass der Bitcoin im Vergleich zu anderen Systemen steigt, heisst ja nur, dass entweder die anderen immer schwächer (...) werden, oder dass diejenigen, die Bitcoin kaufen, irgendwas darin sehen, was die Vergleichssysteme nicht bieten. Lassen wir das mal so sein, dann stellt sich doch die Frage, wieso klappt das denn seit 16 Jahren? Sind diese Leute alle blöd, beschänkt, asozial? Sektierer? Aluhüte?
Oder eben eher solche, die das Gehirn nutzen - und für sich erkennen, dass alle Fiat Vergleichssysteme derart massive Schwächen haben, dass sie niemals die Mittel der Wahl sein können für eine selbständig und autonom entscheidende und agierende, global denkende Person. Warum auch immer eine Person zu diesem Schluss kommt, sie kauft den Bitcoin als Pfad in die persönlich "bessere" Zukunft. Was auch immer "besser" für sie heisst ... interessanterweise sind es ja viele der Nicht-so-Gstudierten, die Bitcoin kaufen ... schon noch spannend ... sollte den Ökonomie-Studierten ja eigentlich zu denken geben ... aber der Elfenbeinturm ist halt so schön und isolierend ... Bitcoin ist eine Grass-Root-Bewegung. So ist es.
Mir scheint, dass solche Diskussionen die letzten Rückzugsgefechte derer sind, die nicht eingestehen wollen, dass das alte System einfach nicht mehr passt, fast nichts löst(e), und damit eventuell einhergehend die Sinnlosigkeit des eigenen Tuns und Aufopferns aufzeigt. Und das schmerzt viele Menschen - es ist normal. Deshalb sterben wir ja, dass die neuen Ideen in die Welt kommen und versuchen, in dieser Welt irgendwie recht mit den anderen klar zu kommen.
Bitcoin löst einige der Schwächen des altes Systems, aber es ist kein Allheilmittel. Denn nicht Bitcoin sorgt für moralisch-ethische Herausforderungen in der Welt, sondern die lebenden Menschen. Bitcoin ist etwas für die zukunftgerichteten Charaktere. Der Glatzkopf (leider weiss ich dessen Namen grad nicht) mischt in seiner Argumentation Halbwissen mit Dingen, die mit Bitcoin nichts zu tun haben, die Bitcoin auch nicht lösen kann, sondern nur Menschen, die Bitcoin nutzen. Deshalb fand ich ihn eine Fehlbesetzung. Ich spiele ja sehr gerne Advocatus Diaboli ... da wäre ich viel härter zu knacken gewesen für Madame Bitcoin oder Roman - wenn überhaupt.
Immerhin, eine heisse Diskussion war's. ;-)
PS:
Eine Schwäche das Fiat-Banken-Systems zeigte ja grad ein Beitrag vom Kassensturz dieses Tages: Da wurde die Ochsentour eines Mannes dargestellt, der von den Bank UBS einfach verarscht wird - vielleicht nicht absichtlich, aber weil sie das Buchgeld nicht bewegen wollen ... weil sie Unterschriften wollen zur Beglaubigung - von TOTEN ... Bitcoin fixes this ... zumindest, wenn es non-custodial gehalten wird. Im Fiat-System ist das Powergame, Ohnmacht, ausgeliefert zu sein, nicht änderbar, wenn der Mächtige nicht will.
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