Von der Gefahr der Entsolidarisierung

Die Manager haben sich wie fast alle Jahre wieder kräftig Lohnerhöhungen genehmigt. Ich habe anderswo schon darüber geschrieben, dass ich das überhaupt nicht gutheisse.

Was mir jedoch viel wichtiger ist, ist der Verlust der Solidarisierung, der schleichend einhergeht damit.

Die Schweiz hatte einen fast garantierten Arbeitsfrieden, wohl auch deshalb, weil die Schere zwischen Arbeitern und Chefs sich auftut, und weil die Chefs auch mittlerweile nicht mehr unbedingt aus der Linie der aufgestiegenen Arbeiter stammen, sondern teilweise völlig branchenfremde KAderleute sind. Oder noch schlimmer, ganz einfach Investoren, Hasardeure, Ruhmsüchtige.

Schon Marx sagte, dass die Entfremdung von der Arbeit ein Problem sei. Damit hatte er wohl recht, siehe den Zustand von (Ex-)Russland und China.

Die Sorgfalt für das Objekt der Arbeit ist halt nur dann gegeben, wenn irgendetwas da ist, an dem das Herz hängen kann. Wenn ich in einer Firma arbeitete, die zu einem reinen Gewinnmaximierungsobjekt eines Gamblers geworden ist, die die Wertschätzung der Mitarbeiter zwar in den Hochglanz-Broschüren anpreist, in der Realität aber nicht beweist, dann fliesst keine Energie mehr von mir in das, was ich während der Präsenzzeit bei der Firma tue.

Und wenn das geschieht, kann die Identifikation mit der Firma nicht mehr die Geringschätzung meiner Arbeitskraft aufwiegen. Da setzt manch einer die rosa Brille ab und schaut sich die Oberen und ihr Tun mal genauer an.

Dies wird fast sicher zu Unzufriedenheit führen, aus welchen Emotionen auch immer. Und im Feedback auf sich selbst dann auch zu grösser werdenden Egoismen, Ellbögeleien, Frust, eben wieder Emotionen. Dies ist dann eine klassische Mitkoppelung.

Ich finde es bedenkenswert, ob unsere Gesellschaft diesen Weg gehen soll. Ich möchte persönlich viel eher, dass das Bewusstsein der abgehobenen Manager sich auch mal dieser Problematik annähert, denn die Unteren sind die Leute, die in der Gesamtheit dann für ein rauheres, alltäglich erfahrbares Klima sorgen werden.

Und am schnellsten werden das wohl die zugewanderten Leute spüren und auch wieder ausleben, denn bis wir angepasste Schweizer trotz oberster Markierung unseres emotionalen Dampfkochtopfes mal explodieren, geht es wohl schon noch recht lange. Aber das wird sich auch ändern - wenn die Entsolidarisierung so weiter geht. Auch wenn wir geradezu da hineingetrieben werden, auch unter "hehren" Absichten wie Geboten, Geld zu sparen durch Krankenkassenprämienvergleiche etc.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

Von der Freude, Geschichten zu hören ...

Letzthin war ich mit einem Kollegen verabredet, der sich eine 3-wöchige Trecking-Fahrt von Chengdu über Lhasa nach Indien leistete. Eine bis dato touristisch unbefahrene Strecke, die lange zuvor geplant und schliesslich doch der Planung entsprechend erlebt wurde.

Ich hatte zuvor schon die gut 600 Fotos angeschaut und mich gefreut auf einen Geschäftstermin mit ihm. Wir trafen uns dann im Heidiland und haben dort 3.5 Stunden nur erzählt, vielmehr er mir, ich durfte hinhören, was er alles erlebt hat. So wurden seine Fotos lebendig, ich erkannte den Faden durch die Geschichte und durch die vielen Erlebnisse, Anekdoten und Emotionen wurde aus den Standbildern fast Filme.

Es ist für mich wunderbar Zeit zu haben, solche "Meetings" möglich zu machen. Es waren tolle Stunden, ich konnte immerhin etwas beisteuern, weil ich mal eine chinesische Freundin hatte. So kamen mir einige Dinge seiner Erfahrungen bekannt vor, Verhaltensweisen der Chinesen, pauschal oder als Einzelpersonen ...

So hat er mir gesagt, hätten sie eine Strassenbaustelle erlebt, nichts Ungehwöhnliches, aber diese war 150 km lang und auf ihr wurde auf der ganzen Länge gearbeitet. Menschen ganz weiss vor Betonstaub, kein Mundschutz, all den Staub einatmend, eine Ressource halt, von der man in China schier unendlich viel hat. Gesundheitsschutz? Nie gehört ...

Oder vom Unterschied der im Tibet lebenden Chinesen zu den Tibetern, oder vom Autofahren auf 5200 Metern über Meer bei Nacht und Regen, oder über die Scheu der Benutzer, bei den Toyota-Landcruizern den 4x4 Antrieb präventiv einzuschalten, bevor die Karre unverrückbar festsass, oder von der Übersättigung an Farben und Formen in den tibetischen Klöstern, oder den interviewten Pilgern, die 6 und mehr Monate lang auf dem Weg nach Lhasa waren ...

Ich bin dankbar, dass es mir möglich ist, solche befruchtenden und erheiternden Stunden erleben zu dürfen.

Mark Knopfler - Ausgebrannt?

Gestern war ich mit einem Freund zusammen an einem Showcase Konzert von Mark Knopfler an der AVO-Session.

Er hat vor geladenem Publikum nur eine genaue Stunde gespielt, liess sich nicht zu Zugaben bewegen trotz gutem Beifall.

Gespielt hat er Songs aus seinem neuesten Album. Aber die Wirkung, die er ausstrahlte ... mein Freund sagte, er hätte das Gefühl gehabt, da spiele eine mittelmässige Gitarrenkombo.

Es war gestuhlt, so dass wir alle sassen, und ich beobachtete mich, wie ich vom sicherlich schönen eingängigen Sound eingelullt fast einschlief. Hatte ein Freund recht? Ich überlegte mir das erst nach dem Konzert. Er spielte zum Vergleich nur ein Dire Straits Song, den allerdings genialen Brothers in Arms. Da bekam er den lautesten Applaus.

Vielleicht spielte er deshalb nur ne Stunde, weil seine eigenen Songs weniger gut anzukommen schienen. Diese waren ja auch von einer gewissen Genügsamkeit, Beschaulichkeit, Anspruchslosigkeit. Nett, stimmungsvoll, Marks Alter entsprechend?

Das Schweizer TV hat die Session aufgezeichnet und wird sie irgendwann bringen. Knopfler selbst spielt im April 2008 in Zürich ein öffentliches Konzert.

Wenn er so spielt wie heute, dann ginge ich dort nur hin, wenn ich grad eine relaxte Chillout Session brauche. Es scheint, als ob der 58-jährige Schotte irgendwie sein Pulver verschossen hat. Natürlich alles gemessen an dem, was er früher produzierte.

Es war schön, aber nicht genial - und hoffentlich nicht repräsentativ für ihn oder seinen Zustand.

Von der Scheinheiligkeit ...

Die Deutschen regen sich nun über unsere Dignitas auf. Ja, sie finden es entwürdigend, was die Dignitas macht.

Ok, die Dignitas macht das ja derzeit nur so, weil sie es auch hierzulande mit der Scheinheiligkeit der Moralwächter zu tun hat. Die Geographie spielt ja nur insofern eine Rolle, als mit ihren Grenzen auch die Gesetze ändern.

Dass aber gerade Deutsche sich darüber ereifern, ist merkwürdig. Im eigenen Land ist es verboten, Sterbehilfe zu leisten, also motzt man dann die anderen an, wo das halt geht. Und als Aufhänger benutzt man eine zugegebenermassen derzeit etwas aussergewöhnliche Vorgehensweise von Dignitas.

Der Tod, das mysteriöse Ding. Jeder Mensch hat ihn vor sich, und 99% weigert sich im Leben, sich damit zu beschäftigen. Und zwar so, dass er erkennt, was Leben und Tod sind. Das Leben, das ist halt scheinbar das, was der Körper erlebt, er begibt sich morgens von der Horizontalen in die Vertikale und abends umgekehrt. Soll diese Routine das Leben sein? Naja, wir sind ja mittendrin, kennen's halt nicht anders. Doch hat das was mit irgendeiner Wahrheit zu tun, die die Nörgler aufbringen, so von wegen Würde und so. All das kennt der Körper nicht.

Da zeigen sich dann die eigenen Ängste im Gemotze über den Tod von anderen - nota bene ja ihnen unbekannten Mitmenschen. So mischen sie sich schon wieder in das Leben anderer ein, weil sie die eigene Geschichte nicht geklärt haben. Wie gut ist es da, dass es einen Sündenbock gibt.

Gleiches passiert derzeit ja in Rom, wo einige selbstherrliche Italiener Rumänen mit Eisenstangen malträtieren, nur weil aus deren Land ein Roma eine Römerin vergewaltigt und getötet habe. Schon wieder kann man Scheinheiligkeit demonstrieren, indem man im scheinheiligen Zorn andere Leute zusammenschlägt, nur um mit den eigenen geistigen Konflikten nicht aufräumen zu müssen.

Cassis de Dijon - Günstigere Preise und dennoch gute Deklaration?

18 Ausnahmen gewähre der Bund der allgemeinen Akzeptanz des Cassis de Dijon Prinzips. Dieses klärt, dass ein in einem EU-Land den dortigen Gesetzen genügendes Produkt in einem anderen EU-Land auch ohne weitere Anpassungen oder Vorbehalte verkaufbar sei.

In der Schweiz soll das demnächst auch gelten, jedoch mit Ausnahmen: So sollen Waschmittel bei uns nach wie vor phosphatfrei sein, Eier nach Art der Haltung deklariert werden.

Dieses Prinzip hat Fans, die Konsumenten, die billigere Preise wollen. Und Gegner, die Konkurrenz oder Qualitätsverluste befürchten.

Klar, ich bin kein Wirtschaftsspezialist, aber ich frage mich dennoch, wieso da ein Problem sein soll. Ich hoffe, dass Deklarationen ja nicht verschwinden, sondern dass ich einfach einige Produkte aus dem Ausland in den lokalen Läden finde. Diese tragen ja auch irgendwelche Deklarationen.

Ich möchte einfach jederzeit in der Lage sein, anhand der Daten zu entscheiden, was ich kaufe - egal, woher das kommt. Dazu braucht es von mir nur den Willen, wirklich hinzuschauen und zu entscheiden.

Ich mache das ja auch schon bei Produkten der hiesigen Anbieter: Als ich zum ersten Mal las, dass der Kaffeerahm beim COOP 3 E-Stoffe drin hat, beim Migros jedoch nur 1, fragte ich mich, wieso das denn so sei. So kaufe ich aufgrund dessen den Rahm vom Migros.

Solange bei Gemüse und Früchten ebenfalls deklariert ist, woher das Zeug kommt, oder ob Kakao und Kaffee fair gehandelt und ökologisch sinnvoll angebaut wurde, solange kann ich selbst entscheiden.

Und das ist das Wichtigste. Es ist ja klar, dass die Konsumenten es im Griff haben, was produziert wird. Ob Aldi- und Lidl-Gänger darauf achten, wage ich zu bezweifeln, aber das würden sie wohl auch nicht, wenn sie in Grossbuchstaben geschrieben stünden. Einfach, weil es ihnen egal ist. Mir ist Herstellung und Vertrieb eines Produktes nicht egal. Ich schaue eben hin und entscheide, ob ich das unterstützen will.

Dies muss die Akzeptanz dieses Prinzips mir erlauben: Nach wie vor anhand guter Deklarationen zu entscheiden, ob ich das Produkt so will. Wenn's günstiger wird, habe ich nichts dagegen, aber nicht ums Verrecken. Deklarationen, sie müssen da sein, das verlange ich. Aber dies ist ja kein Thema von Cassis de Dijon.

Die schleichende Dressur der Internet-Benutzer

Ich bin nun schon seit knapp 15 Jahren im Internet-Business tätig. In den letzten paar wenigen Jahren ist eine schleichende Anpassung des nachlässigen Umganges mit seinen Daten erkennbar.

Ich bin Entwickler einer Website, auf der Surfer Tickets bestellen können. Man braucht sich nicht im voraus zu registrieren, sondern kann einfach mal buchen. Die Registration folgt danach, erste dann, wenn man definitiv zahlen will. Es ist bei uns nicht nötig, seine Daten im voraus anzuegeben, nur um eine Dienstleistung zu erhalten.

Heute bekam ich einen Anruf, in dem mich eine Frau anschnauzte, wo man sich den registrieren könne, sie wolle bestellen.

Die Vorstellung, die sie buchen wollte, sind noch gar nicht öffentlich buchbar. Obwohl da steht, wann der Verkauf startet - und das ist halt noch nicht heute -, bestand sie darauf, dass wir ja nicht draus kämen, sie sei eine gewohnte Ticketbestellerin.

Kein Gedanke mehr daran, was es eigentlich für eine Unsitte ist, sich im voraus registrieren zu müssen. Seine Daten für eventuell gar nichts zu hinterlassen. Kein Bewusstsein (mehr dafür, wem man weshalb seine Adressdaten gibt.

Diese Vernachlässigung konnte ich über die letzten paar Jahre beobachten. Wir sind seit 2001 auf dem Markt. In der letzten Zeit häufen sich die Anfragen wie die von heute.

"Häufen" heisst einfach, ca. eine Anfrage pro Monat. Wenn ich dann erkläre, wieso das bei uns so ist, nehme ich nur noch eine gewisse Gleichgültigkeit wahr.

Nun, es kam ja schon im Radio und im TV, was man alles über eine Person herausfinden kann mittels einschlägigen Websites. Nicht immer nur das, was der auch gefällt. Die Profilierungstechniken sind heute recht ausgefeilt. Datamining lässt grüssen.

Natürlich setzte ich diese Websites auch mal auf mich an. Zu meiner zufriedenen Erwartung kam die Bestätigung, dass diese Websites nichts über mich fanden. Was natürlich nicht ausschliesst, dass es umherschwadronierende Informationen geben könnte, die so leicht halt nicht gefunden werden können.

So bin ich zufrieden.

Frauen in Kaderpositionen in der Schweiz - wo hapert's? Lohnt es sich überhaupt?

Wieder mal wurde dieses Thema durchgekaut, weshalb denn so wenig Frauen im Top-Management zu finden sind. In der Politik nehme ihr Anteil zwar doch langsam zu, in der Wirtschaft tue sich aber weniger, Eliane Canepa bleibt also doch eine Galeonsfigur.

Da werden Motivationsseminare gemacht, und wer kommt von den Frauen? Solche aus der Finanzindustrie und lassen sich von einer "We will rock you" Musical-Sängerin aufheizen.

Sogar Bundesrätinmg Doris Leuthard setzt sich ein und aktiviert die CEOs der grossen Firmen - ob die nur kommen, weil es eben eine Bundesrätin ist, die ruft? Also reine Gesellschaftliche Präsenz?

Wieso tun sich Frauen denn schwer, in die absoluten Machthöhen zu gelangen? Es gäbe meines Erachtens wohl mehrals genug fähige Managerinnen, sprich Frauen, die ein Ziel zum Wohle der Beteiligten verfolgen können. Macht das nicht jede Mutter ohnehin?

Ich würde eigentlich lieber fragen: Wollen die das denn überhaupt? Ist es denn so erstrebenswert, ein Top-Manager zu sein? Was sind denn die neudeutsch Incentives, die da locken?

Geld - sicher, Macht - wohl auch, Ansehen - heute wohl eher kritisch beurteilt. Und gleichzeitig natürlich die Schattenseiten: Gier, Unterdrückung, Neid, Selbstentwertung.

Was ist der Einsatz? Krampfen bis zum Umfallen? "Hart sein" in verschiedener Beziehung: Sozial, egoistisch. "Zeit haben" ist ja bekanntlich der Luxus der Manager, den sie sich auch nicht kaufen können.

Da ich gelegentlich als Freelancer in der UBS arbeite, sehe ich dort einen sehr sympathischen Herrn, der jedesmal eine Leitersprosse höher geklettert ist. Ich erkenne das jedesmal an seiner neuen Visitenkarte. Er ist da, bevor ich komme (ist allerdings leicht) und er ist noch da, wenn ich gehe. Und das immer so, Ferien ausgenommen.

Es ist bekannt, dass er zuhause Frau und Kind in einer tollen Hütte habe. Sie habe auch viel zu tun. Aber wo ist er? Was hat seine Familie von ihm? Wie lange soll das kleine Sozialsystem der Familie sich erhalten, wenn der Mann zwar die Kohle anschafft, aber als Person wenig anwesend ist? Ist es vermessen anzunehmen, dass so ein System irgendwann gravierende Erschütterungen erleben wird?

Soll so ein Verhalten den Frauen als erstrebenswert erscheinen? Ihnen, denen solche Männer oft ihre Abwesenheit mit dem Spruch "Ich mach das ja nur für Dich" schönreden wollen? Ihnen, die wohl als Frauen andere Werte haben, die rein genetisch vom Frauenprogramm her wohl auch andere Werte haben müssen, damit ihre Brut, die Kinder, optimale Bedingungen zum Aufwachsen haben.

Benehmen sich Männer nur so, weil sie viel weniger direkt miterleben, wie das Investieren in die biologischen Ziele (Kinder) sie befriedigt? Weil sie eben aus ihren Körpern heraus keine neuen Körper schaffen können und die Verbundenheit mit persönlichen, real gewordenen materiellen Dingen in Firmen, Häusern, Autos, Luxus finden müssen?

Es ist doch hinlänglich bekannt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Gehirnstrukturen, Werte und Glücksempfindungen haben. Das beklagen die Männer doch grade im sexuellen Bereich immer so klischeehaft.

Man könnte sich gar versteigen und fragen, wie sähe die Welt aus, wären Frauen an der Macht. Wie wäre ihre Machtausübung? Zum Nutzen der Gemeinschaft oder zum Nutzen einer konkurrierenden, kämpferischen Hackordnung, Gewinnoptimierung, Selbsterhaltung?

Sind Typen wie Putin, Bush, Mobuto, Kim Jong Il, Muammar el Gaddafi, Fidel Castro auch als Frauen denkbar? Ich weiss es nicht, denke nein.

Frauen sind sicher nicht bessere Menschen, denn auch die haben Streit und müssen ihre emotionalen Effekte handhaben. Auch bei ihnen gibt es Geltungstrieb, Egoismus und Rücksichtslosigkeit.

Wären nur Frauen an der Macht, wie würde sich ihre Bewältigung der Probleme in einer Gesellschaft auf diesem Planeten darstellen?

Wäre es anders als bei den aktuellen männlichen Strategien? Wenn ja, erklärt das nicht, wieso man offenbar Frauen in die Kaderpositionen prügeln muss? Beweist sich damit nicht, dass die Männerstrategien eine Sackgasse sind, wenn die Hälfte der Bevölkerung da nicht mitmacht?

Es würde mich freuen, Kommentare zu dieser Sicht lesen zu dürfen.

Die Rot nach Grün Verschiebung in der Schweiz

Gestern hat die Schweiz das Parlement nei gewählt. Die SP hat grosse Verluste erlitten, zugunsten der grünen Seite. Dass die SVP wieder etwas zulegte, zeigt meines Erachtens nur, dass die SP es versäumte, die von der SVP aufgedrängten Probleme ebenfalls zu beleuchten. Und sie versäumte es auch, die grünen Themen verstärkt so zu behandeln, dass auch grün tendierende Mitte oder Rechte ihre Intention in Form einer SP-Stimme darlegen.

Die eher linken Wählerschaft ist es offenbar leid geworden, dass die SP die Augen verschloss vor den sich wie schwarze Schafe benehmenden Exponenten der eingewanderten Menschen.

Durch das Aufkommen des Klimathemas, das zwar von den Linken traditionell schon immer beackert wurde, ergab sich eine Chance für neue Parteien, die sich erstens hauptsächlich um Grüne Themen kümmern und daher die weissen Flecke der SP nicht besitzen. Wer also ehedem Rot wählte, weil da jene Themen bearbeitet wurde, konnte nun seine Stimme einer besser oder genauer fokussierten Partei geben. Wer die weissen Flecke der Roten verärgerte, konnte sich ebenfalls einer eher liberalen, etwas rechteren Seite zuwenden.

So konnte die Mitte mit CPV und der neuen Grünliberalen Stimmen von unzufriedenen Linken und Rechten abkriegen. Sie scheinen die Nutzniesser des Wahlkampfklimas zu sein. Hoffentlich kommen sie mit den Erwartungen an sie klar.

Heute sagt die Presse, es sei eine tripolare Politstruktur entstanden. Das finde ich eigentlich gut, denn nur bipolar ist zu erstarrt. So gibt es nun zwei Librationszonen, in denen die Abrenzungen der Blöcke unscharf wird.

Die SP wird wohl endlich lernen müssen, dass Spielverderber jedweder Couleur schädlich sind, so wie halt ein fauler Apfel eine ganze Kiste gesunder Äpfel ansteckt. Auch die Vergangenheit als Widerstand gegen allzu viel Kapitalismus und Ausbeutertum ist angesichts Globalisierung eher überflüssig geworden, der Spruch "if you can't beat your enemies, join them" könnte da vielleicht etwas bringen. Wie Tucholsky (so glaube ich) sagte: "Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint". Die Intergration und fast vorbehaltlose Akzeptanz des anderen ist gefährlich, wenn sie Verweigerer der hiesigen Spielregeln nicht drastisch an diese erinnert und bei deren stetigem Zuwiderhandeln immer noch konseqzenzlos beibt.

Die klassichen Liberalen müssen wohl lernen, klar erkennbare Wege zu beleuchten. "Hopp Schwiz" schreit man beim Fussball und bei der Tour de Suisse, aber das dies als Politthema irgendwie reichen soll? Wie auch in der Kommunikation bringen Schreie oder Slogans ja auch nichts.

Die SVP, tja, die wird sich wohl auch irgendwann mal darüber klar werden müssen, ob sie nur die Starken dieser Gesellschaft unterstützen will oder doch auch irgendwann die Schwachen, die es ja meist sind, die Schwarzweiss-Sprüche der SVP zu unterstützen. Denn die Schwachen erkennen oft nicht, dass populistische Sprüche sich mittelfristig gegen sie wenden werden.

Nun, schauen wir mal, wie es geht ... mit der grünfreundlichen und doch eher liberalen und wirtschaftsfreundlicheren Mitte könnte es für die kompromissfreudigen Schweizer besser gehen, so dass sich die derzeit grossen Polparteien das nächste Mal eventuell schon wärmer anziehen müssen.

Der Erfolg von Music Hits Rückschauen

Am Samstag findet in RTL seit längerem ein Phänomen statt, das sehr schön zeigt, was für eine Kraft Musik hat. Da muss der Oliver Geissen nur hinseitzen und die besten 50 Hits dieser oder jener Art von Musik oder Generation laufen lassen und schon ist der gesamte Abend gerettet.

Geissen sagte mal, dass der Erfolg dieser Shows ihn sehr verblüffe, weil er ja nichts anderes mache, als Musik zu präsentieren. Allerdings eben alte, zu der wohl jeder Hinhörer Erinnerungen hat - die sich dann darstellen.

Diesmal waren es die Disco-Hits. Ich gestehe, dass ich alle diese Songs kenne, auch wenn ich sie in den Jahren ihrer Aktualität nicht so soll fand. Warum, weiss ich eigentlich auch heute gar nicht. Abba wollte ich damals nicht hören, die Kopfstimmen der Bee Gees war grässlich, und John Travolta völlig daneben. Heute liebe ich sowohl Abba als auch die Bee Gees, den Travolta sehe ich lieber in Filmen.

Allerdings passiert bei mir etwas Komisches, das hören all dieser Songs bringt mich in eine komische Stimmung, wehmütig, komisch, teils zum Heulen - auch hier weiss ich nicht warum das so ist.

Vielleicht weil ich diese Zeit nicht so erlebt habe, wie andere. Ich ging nie in Discos, weil ich es dort zu laut zu stickig und auch sonst unangenehm fand.

Aber ich bekam schon mit, dass dies den Gleichaltrigen gefiel. Ich war damals auch ungeheuer scheu und blockiert. heute scheint mich diese Musik daran zu erinnern, wie ich mich damals fühlte, offenbar traurig, abgeschnitten von etwas, vielleicht von der Freude, die die andern offensichtlich empfanden. Ich weiss es nicht.

Ich möchte ja nicht zurück in diese Zeit, aber ich erkenne daran, dass Musik am Kopf und allem anderen vorbei immer direkt in die Mitte der Zwiebel sticht und hervorholt, was mich zu Tränen rührt.

Wenn ich diese Musik abseits solcher Shows höre, passiert mir meistens gar nichts, dann finde ich sie einfach toll, geil, bewegend, was auch immer.

Aber wenn ich im TV schaue, wie diese Klassiker nicht nur mich bewegen, sondern das Publikum auch, dessen Freude dann sichtbar wird, fährt mir das ganz anders ein. Vielleicht auch deshalb, weil ich sonst natürlich nie so alle Klassiker serviert bekomme, denn im MP3-Player lasse ich mich zufällig berieseln.

Deshalb regt diese Show auch so grad alles an, was ich erlebt habe. Oder damals wohl eher ziemlich unbewusst mitbekommen habe. Abhängen bei den meist betuchten Eltern meiner Mitgymnasiasten, wenn diese weg waren und ihre Söhne sturmfrei hatten.

Es war ja schon irgendwie schön, ich habe damals zum Beispiel den wunderbaren Song von Ulla Meinecke, die Tänzerin, ins Bewusstsein gebrannt bekommen. Oder später dann im Klassenlager This is the End von The Doors oder Child in Time von Deep Purple. Gerade Purple, Hardrock mochte ich damals gar nicht. Heute ist Deep Purple in der Sparte Hardrock meine Liebnlingsband. Wohl wegen Jon Lord. Mir imponierte seine klassische Ausbildung, die oft rüberkam, wie in Burnt Wood einem meiner Lieblinge. Von ihm habe ich mir damals alles besorgt, bis heute.

Oder bei einer Session bei meinem damaligen Freund beim ersten Anhören von Pink Floyds Shine on you crazy diamond eine spontane, synästhetische Erfahrung. Der langsam aufkommende Synthesizer-Teppich erzeugte in mir spontan ein sehr klares Bild und ein klare Geschmacksempfindungen. Ich hatte das seither nie mehr so intensiv. Ich muss diese Musik-Anhör-Sessions bei meinem Freund sehr genossen haben, denn ich hatte keine Musikanlage zuhause, hatte auch kein Verlangen danach. Er hatte so eine grosse Technics-Kiste mit allem Drum und Dran. Er war sehr Musik-begeistert und spielte mir gerne vor, was ihm gefiel. Mit vielen konnte ich damals gar nichts anfangen, weder mit den Bealtes noch Pink Floyd.

Ich war damals ein sehr grosser Jean-Michel Jarre Fan, gleichzeitig wunschtraummässig in der Welt des Weltraumabenteuers. Zu Jarre kam ich, weil der ja Pate stand mit Musik für die TV-Serie Mondbasis Alpha-1. Wer diese Titelmelodie noch kennt ... mich jedenfalls zog sie dann über etwas Nachforschen und Zufall zu Jarre, dessen Musik ich seither nie mehr losgelassen habe.

Flächige, hallende Space-Sounds wie von Jarre oder damals auch Klaus Schulze oder Kitaro und später natürlich Vangelis liessen meinen Geist abdriften in unendliche, grenzenlose Räume, einsam, leer und doch Geborgenheit bietend. Es ist mir heute mittlerweile halbwegs klar, wieso das so war. Es war damals schon eine Art Sehnsucht in so einen Zustand.

Damals wusste ich das noch nicht. Ich sehnte mich nur meist weit weg, auf keinen Platz dieser Welt, sondern ins All. Das gibt's auch heute noch bei mir, allerdings zum Glück sehr viel weniger energetisch wie damals. Dennoch gibt es auch heute Episoden in Filmen der Star Treck Serien oder von Spielberg, wo mich die Sehnsucht unvermittelt anspringt.

Es scheint mir, dass ich damals halt doch viel Musik mitbekommen habe, allerdings nie so wie viele andere als Fan. Ich hatte lange keine eigene Platten. Ich klaufe mir glaub ich mit ca. 22 meinen ersten Plattenspieler. Zuvor hatte ich immerhin schon ein Tape Deck. Mit dem nahm ich dann Musik auf oder tauschte sie. Und hörte sie meistens auf Kopfhörer, denn einen Verstärker und Boxen hatte ich ebenso lange nicht.

Und wenn man Synthesizer-Musik auf Kopfhörer reinzieht, hebt es sich leichter ab ... weil eben nichts anderes mehr hörbar ist.

Auch heute höre ich die Musik der TV-Show auf dem Kopfhörer und wie damals gibt's dann nichts wie diese Musik, die so direkt unter Umgehung des Verstandes meine emotionalen Erinnerungen anstachelt ...

Es ist schön, dass es Musik gibt, die einem Erinnerungen so schnell so direkt und unvermittelt wieder ins Bewusstsein holt. Und wenn ich so Sendungen sehe, denke ich, es geht anderen wohl auch so ...

Endlich kommt die Innovationsprüfung für neue Medikamente

Ich habe mich ja schon öfters darüber aufgehalten, dass die Medizinalchemie mit denjenigen Schlitten fährt, die an die Medikamente als alleiniges Mittel glauben.

Da ja jedes Medikament zugelassen und der Preis vom Bund festgesetzt wird, hat der de facto die Preisgestaltung der Chemieriesen im Griff.

Wenn die Chemie also zwecks Geldoptimierung ein bestehendes aber schon "altes" und daher wegen der Generica günstiges Medikament weg haben will, bastelt sie ein neues, mit leicht anderer Zusammensetzung, anderer Verpackungseinheit, neuem Namen etc. Dieses kann man dann preislich neu ansetzen und damit die alte vertrocknende Milchkuh ablösen.

Nun bemüht sich endlich eine Kommission, dass die Preise der Innovation eine Medikaments angepasst werden sollen. Der Komissionsführer sagte, dass für neue Medikamente die Wirkungsstudien ebenfalls von der Chemischen initiert udn bezahlt werden. Von 10 solchen Studien werden dann nur die 2 am besten ausfallenden Studien publiziert und zur Prüfung eingereicht. Auf dieser Basis muss die Bundesstelle dann die Innovation und somit den Preis einschätzen.

Eine Innovationsprüfung bedeutet also, dass andere Studien, unabhängige, die innovative Wirkung gebenüber einem älteren Medikament belegen müssen. Auf diesem Wege könnte ein gleichwirkendes, neues Medikament ein altes nicht ablösen, nur um die Gewinnmarge für die Chemische wieder zu optimieren.

Ich hoffe, dass diese Regelung wirklich kommt. Denn schliesslich würde das auch den konstanten Wachstum der Krankenkassenprämien etwas bremsen.

Und abgesehen davon: Es sollte doch wirklich so sein, dass neue Dinge auch besser sein sollten: Der Volksmund kennt den Spruch "Das Bessere ist des Guten Feind". Eben, das Bessere, nicht dasselbe, einfach neu verpackt. Dafür gibt's den "Alter Wein in neuen Schläuchen". Nachgerade also etwas zwischen Betrug und Gaunerei, je nach Auslegung, was die Chemische da treibt.

Gäbe es eine wirklich freie Medikamentenwahl, könnte es ja egal sein, denn dann regulierte der Markt die Preise. In unserem System jedoch gibt es keine wirklich freie Wahl, denn man "muss" ja nehmen, was der Arzt empfiehlt. Und der wird von der Chemischen gut gehätschelt. Und wer sind "wir", die Laien, die nicht das scheinbar Bessere wollen? Widerstehen wir den Ärzten?

Umwelttechnisch ist so eine Betrachtung ja auch sogar noch nützlich. Wenn man einer Industrie nachhängt, die nur immer neue Gadgets auf den Markt schmeisst, welche man kauft und damit die mögliche Lebenszeit eines Gegenstandes künstlich verkürzt, ist das wohl wenig sinnvoll.

Im Ernst, was wäre die Handy-Industrie, gäbe es diese Wegwerf-Mentalität nicht ...

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