CHF 5500.- für 5.5 Zimmer? Und das von einem grünen Vermieter

Schon krass, der Grüne Stadtrat Daniel Leupi der Zürcher Stadtregierung vermietet in seinem Haus eine 5.5-Zimmer Wohnung für: CHF 5500.-

Mir fehlen da die Worte. Es zeigt sich, dass Wasser predigen halt schon weniger geil ist als Wein saufen. Aber vor allem: Politiker aller Couleur scheinen überhaupt nicht mehr zu wissen, was Relationen sind - die Relationen, die den Durchschnitt der Bevölkerung, die sie ja wählt, im Alltag betreffen oder gar plagen.

Der Medianlohn in der Schweiz liege bei rund CHF 6500.- (Median meint, dass es genauso viele Messwerte - hier Löhne - darunter wie darüber gibt). Politiker machen offenbar derart viel Kohle mittels und ausserhalb ihres Amts, dass es ihnen scheissegal ist. Es geht ja darum, dass Politiker de facto Leute und Werte vertreten. Vertritt mich einer, der eine Wohnung vermietet, die etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerung nicht einmal bezahlen könnte?

Klar, selbst wenn man der Regel folgt, dass Miete höchstens einen Drittel des Monatseinkommens sein sollte und man schon weiss, dass es genug Leute gibt, die diese CHF 15'000.- pro Monat zusammenbekommen: Von einem Grünen erwarte ich schon mehr Sozialkompetenz. Aber eben, in Deutschland sind die ergrauten Grünen halt auch Kapitalisten geworden - ob egoistisch, lasse ich mal aussen vor.

Im TV wurde das Haus gezeigt. Gemäss Immobilienmakler soll es so oder so viel zu teuer sein, denn die Lage ist nun nicht grad breathtaking.

Also, mir passt das gar nicht, dass Politiker nur immer mehr eben das Wasser predigen, aber selbst heimlich und reichlich Wein saufen. Damit anerkenne ich deren Exposition in die Allgemeinheit schon an, und ich möchte keiner derer sein, die die Auswüchse in den Social Media erdulden müssen. Doch eben, Leupi ist nicht der erste Grüne, der auffiel durch erzkapitalistisches Verhalten.

Chinas Totalüberwachung ... wieviele Jahre vor uns?

Heute hat die Rundschau einen dystopischen aber schon realen Überwachungsstaat portraitiert: China

Der Junge, der da von Face++ spricht, ist stolz auf sich und seine Arbeit: die Erkennung eines beliebigen Gesichts innert 1 Sekunde, wenn man sein Gesicht irgendeiner Kamera offenbart.

Klar, gegen Kriminelle: Aber dieses soziale Creditsystem ist natürlich brutal. Einer der letzten 3(!) unabhängigen Journalisten darf kein Zugticket mehr buchen, vom Fliegen ganz zu schwiegen, kann keine Wohnung kaufen, nichts mieten ... einfach, weil die landesweite Datenbank sein soziales Ranking kennt ... er sei "kein guter Mensch" ... eine Erziehungsmassnahme soll das sein.

Tja, aber wie kommt das Ranking zustande? Keiner scheint das zu wissen, nur die Regierung. Das heisst natürlich, dass keiner weiss, was ein guter Mensch ist. Bzw. wie man zu einem schlechten wird. Das heisst ganz einfach, landesweites Misstrauen, Angst, Unsicherheit.

Der Jüngel ist stolz, dass er die Bösen direkt an die Polizei liefere .... ich frage mich, ob der weiss, dass er selbst mal zu einem Bösen werden könnte ... ohne wissentlich dazu beigetragen zu haben ... einfach, weil einem der Regierenden irgendwas schräg in den Hals gekommen ist, was er sagte, oder weil er selbst zu gefährlich wurde, eine persona non grata ...

Da geht es dann schnell ... und da Daten ja praktisch ewig gespeichert werden können, weiss man nicht, was künftig gegen mich verwendet wird, was ich heute an Daten abliefere ... das war auch Phil Zimmermanns Text übers Verschlüsseln: Es gehe nicht darum, dass Verschlüsselung möglicherweise knackbar sei oder nicht. Wenn der Datenabgriff aber zu einfach ist, speichert der Staat alles. Und eben, wer weiss, was eine künftige Regierung mit dem Datenfundus machen wird. Davor habe Zimmermann Angst. Daher sagt er, wir sollen verschlüsseln.

China ist also das, was in der sakrastischen TV-Serie Black Mirror schon mal in extremis thematisiert wurde.

Wollen wir in Angst, Ausgrenzung und ständiger Furcht und Misstrauen leben müssen? Wer sagt, ja, ist ja China. Nana, Angst, Ausgrenzung, Misstrauen ... dies zu schüren, braucht es kein totalitäres Regime.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

March For Our Lives

Dank democracynow.org kann man ja eine andere Sicht auf Amerika mitbekommen hierzulande. Ich habe mir deren 4-stündige Berichterstattung zum March For Our Lives aus Washington D.C. angeschaut und fand sehr eindrücklich und berührend, was zu sehen war. Von der unbekannten 11-Jährigen bis zum berühmten Medienstar.

Die Genetik von Amerika scheint den Waffenbesitz von Generation zu Generation weiterzugeben. Vielleicht ist aber jetzt Schluss ... denn nun protestiert die Generation, die mit den Social Media aufwächst. Wenn Trolle noch mehr oder weniger unbekannt und unerkannt in den Sozialen Medien einen Narzissten zum Präsidenten machten, und es niemanden interessierte, so schreiten nun diejenigen hervor, für die Social Media genauso normal ist wie für eine frühere Generation das Mobile Telefon.

Diese jungen Leute wissen, wie sie Ihresgleichen erreichen ... denn sie sind die Profis der Sozialen Medien ... und es sind viele. Die alte Garde in den Machtzentren sollte diese fürchten, denn möglicherweise kann diese Aktion unpolitische Junge dazu bringen, sich genau für die Politik zu interessieren - um sie aufzumischen. Die sind richtig wütend. Und Wut ist eine enorme Macht, wenn sie förderlich gelenkt wird ...

Ich wünsche diesem Movement der Jungen, dass es durchhält und sich nicht weichkochen lässt. Damit in dieser Generation die Waffen-Gene zu rezessiven und schlussendlich ganz deaktiviert werden.

Denn die, die gestorben sind, die haben es hinter sich. Aber die, die überlebten, die haben traumatische Störungen für zumindest einige Zeit in ihrem Leben. Das Wort PTSD habe ich so viele Male gehört in der Sendung. Amerika erlaubt sich, eine Generation voller PTSDler heranwachsen zu lassen. Das kann auf deren Rücken zwar auch gut ausgehen, aber auch schlecht - wenn die irgendwann resignieren müssten ... denn die Paranoia, die sie nun ebenso mit sich tragen, kann schlimme Früchte tragen. Irgendwann ist das Fass voll.

Make America great again - ist sicher nicht der Spruch für Trump. Aber der Spruch für diese Generation und dieses Movement. Denn diese Jungen merken nun, wohin sie sich wohl entwickeln möchten ... die Amis haben ja auch das Inszenierungsgen - so dass deren Proteste für uns oft wie Volksfeste anmuten ... ich hoffe, dass es nur eine Verpackung ist, um Schwieriges in einer aufmunternden Art rüberzubringen. Es scheint mir diesmal, dass es nachhaltig sein könnte. Weil es die Jungen sind ... ich wünsche es mir und ihnen.

Wie einer sagte: "Today, this is not the climax, it's just the beginning."

Great!

Cambridge Analytica - Wer ist überrascht?

Nun, die Videos, die mit versteckter Kamera gemacht wurden, zeigen in entwaffnender Offenheit, wie das nun halt läuft mit den News.

Informationen sind ein Handelsgut, Cash, Kohle, Trash, Fake, Hype, laut ... vor allem emotional. Die Manager sagen da ja an sich nichts Neues. Es ist nur so, dass sie offen sagen, dass es ihnen scheissegal ist, dass die Leute nicht über sich selbst Bescheid wissen - und darum halt auf einfachste Weise zur Schlachtbank geführt werden können.

Ist es CA zu verübeln, dass sie das machen? Klar, altruistisch und förderlich handeln die nicht. Aber was sie tun ist halt das alte Spiel: Brot und Spiele.

Im alten Rom waren Gladiatorenkämpfe ja auch nicht nett, weil einer starb dabei. Der johlende Pöbel fand's halt lustig. Wer blieb dem fern? Wer überlegte sich, weshalb dies vorgeführt wurde? Damit man gut rede vom aktuellen Imperator? Damit man ihn toll fände? Unser Wahlkämpfe sind ja genau dasselbe: Jeder lügt das Blaue vom Himmel, damit er (wieder) gewählt werde. Und wir, die Wähler, fallen immer wieder drauf rein. Weil's halt so bequem ist. In Deutschland ja grad gut zu beobachten gewesen in den letzten paar Monaten.

Nun ja, wie auch immer. Wie kann einer heute noch sagen, dass ihn die Tätigkeiten von CA, die Schwächen von FB erstaune? Mich also wirklich nicht. Ok, ich bin ja auch schon lange dabei, habe den Aufstieg der Kommunikationsplattformen miterlebt - vor allem damals, als das alles noch überschaubar war. Doch auch damals wurde es mit der Wahrheit nicht so genau genommen - etwas flunkern hier, etwas unterlassen da, gar lügen dort. Das war alles noch nicht "schlimm". Weil es eben noch die Presse gab, die sich um Objektivität bemühte.

Wenn die Jungen heute sagen, sie lesen keine Zeitungen mehr, oder sie "informieren" sich online ... so ist das sicherlich auch, weil es eh viel zu viele Infos gibt, die Wertigkeit und Wichtigkeit gegen null gehend. Es ist eine Flut. Wer da die Perlen erkennt, ist wohl schon weit über dem geistigen Durchschnitt.

Ich selbst las noch nie Tageszeitungen. Ich informierte mich lieber mit Fachliteratur, über Radio und sicherlich auch TV. Immer schon. Politisch war und bin ich neutral, wenn es um Köpfe geht. Ich keine keine Politiker, bis auf einen nun, den Jürg Altwegg aus Winterthur - wir waren halt im CAC.

Ich betone immer wieder, wie toll ich es finde, dass wir in der Schweiz über Sachthemen abstimmen können. So ist meine Informationssuche dann jeweils auf ein Thema aus, damit ich für mich eine Entscheidung finden kann. Da ich eh ein Wissensjunkie bin, kriege ich ausreichend viel mit und wenn ich mal was nicht genug gut kenne, nutze ich das Internet natürlich auch. Doch pro Thema halt mindestens zwei bis drei Artikel ... ich nehme nicht das Erstbeste als Wahrheit ... ich nehme überhaupt nichts als Wahrheit. Ich lese aus Meinungen einfach Aspekte der Sache heraus ... dann kommt meine Entscheidungsfindung, die natürlich von meinen Idealen geleitet wird.

Hätte ich diese Ideale nicht, wäre ich ausgeliefert, bzw. liefe wohl einfach dem am lautesten schreienden Herold nach.

Und natürlich, mir sind alle Mechanismen bewusst, die Leute wie CA ausnutzen. Es ist schade, dass geistige Ausbildung nur selten in die Gesellschaft auf breiter Basis einfliesst. Denn zu der würde es gehören, an sich selbst kennenzulernen, wieso Emotion die einzige Energie ist, die uns überhaupt agieren lässt. Das ist der gute Aspekt an ihr, der andere, für den sie allerdings ja nichts kann, ist, dass man Emotionen schüren kann. Weil die Emotion, wenn sie dann mal in einem Menschen in Bewegung gesetzt wurde, von demjenigen selbst kaum mehr zurückgehalten werden kann. Der Verstand ist halt da das schwache Teil, weil er da meistens ausgeschaltet oder überrannt wird.

Das ist wirklich nicht neu. Wie gesagt, die Römer. Oder dann Demagogen. Sie alle sind Meister auf der Klaviatur des Emotionenlenkens. Verkäufer, Rendite-Versprecher, Prediger, sie alle wissen, wie's funktioniert.

Man kann es lernen, die eigenen Emotionen selbst zu lenken. Dann klappt es nicht mehr so leicht, dass Fremde einen über Emotionen (fern)steuern können.

Dass CA sich also dieser altbekannten Dinge bedient, lässt sie in die Fussstapfen der Demagogen treten. Das Tragische daran ist also nicht, dass CA so ist, sondern dass WIR so sind. Dass wir uns einen Dreck drum kümmern, wieso die uns eigentlich so leicht manipulieren können. Dass die an Stellrädchen drehen bei mir, die ich nicht mal kenne. Das führt dann schon zu einem eher ernüchternden Menschenbild ... nicht viel mehr als Bioroboter ... von Intelligenz nicht viel zu merken ... dafür mehr vom unreflektierten Herdentrieb.

Es ist an sich einfach, sich den Abstand zu einer emotionalen Message zu bewahren: Es ist immer Cui Bono? Wem nützt es? ... Schafft man es, sich diese Frage zu stellen, ist man für kurze Zeit im unbeeinflussten Nullpunkt. Man hat die Möglichkeit, nun mit dem Verstand, eine Entscheidung finden zu können. Die Frage dann könnte sein "Was will ich wirklich?".

Wenn also CA sich in den Videos brüstet, wie sie den Afrikaner Odinga medial "vernichtet" haben, so könnte sich eben jeder fragen: Wieso wird mir dieser oder jener Aspekt einer Person oder einer Sache so vorgetragen? Gar noch als "seriöse Berichterstattung"? In welche Richtung sollen meine Gedanken gelenkt werden?

CA und FB haben hier nun den Schwarzen Peter gezogen. Aber eigentlich sind wir es ja schon selbst, die immer wieder reinfallen ... ob als Gaffer bei Unfällen, als Mobber oder empathielose Querköpfe ... oder eben als Manövriermasse für CA und Konsorten. Würden wir uns wieder auf Ideale beziehen können, hätten die keine Chance.

Aber eben, die humanistischen Ideale sind europäisch. In China sieht man das alles ganz anders. Und in der USA ... na, da ist das Ideal halt Macht und Kapitalismus.

Immerhin, wenn die Leute sich nun aufregen, Zuckerberg Krokodilstränen weint ... ist das ja auch eine Emotion ... die Energie liefert, sich vielleicht mal dafür zu interessieren, wieso mich das Verhalten von CA eigentlich in Rage bringt ... will ich vielleicht gar an einfache Rezepte glauben? Bin ich zu faul, mir jedesmal die Frage zu stellen, wozu das Ganze?

Wer eine Welt in Schwarz/Weiss will, der ist Spielball der Demagogen. Wer sie in Schattierungen will, weiss, dass es eben bei hellgrau schon keine Eindeutigkeit mehr gibt. Es wird variantenreicher. Dann erst kann der Verstand helfen, die Emotion in den Griff zu bekommen, denn er kann Emotionen lenken - wenn man ihm die Chance gibt.

Für mich ist jeweils verblüffend, wie sich Leute wie bei CA all dessen bedienen, sich ausserhalb dieser Mechanik zu sehen vermeinen. Und anderswo wohl genau wie ihre Lämmer reinfallen auf noch kleverere Leute ... oder bei Themen, wo sie dann halt nur noch Emotion pur sind.

Emotion ist ja gut, denn sie bewegt und ist der Sprit fürs Leben. Aber sie ist halt auch blind. CA hat das bewiesen. Und das Dumme ist, dass die Amis nun einen Präsidenten haben, der scheinbar über seine Wahl genauso erstaunt war, wie die Analysten. Weil gerade letztere halt hinterm Computer hocken und Zahlen beigen, und die Macht der Emotion nicht in ihren Rechnungen haben wollen. Bzw. sie wissen nicht, wie blind Emotion eben ist. Wer sie lenken kann, das ist dann eben wahrlich ein Meister ... wenn nur seine, ist es ein Weiser. Wenn die der anderen, ist es ein Demagoge oder Guru. Was es für einen ist, muss eben jeder mit der Frage Cui Bono herausfinden, sobald er merkt, dass sein emotionaler Pegel am Steigen ist ...

Cui Bono? Wem nützt es? - eine der wichtigsten Fragen für einen News-Konsumenten. Daher bin ich einigermassen erfreut, dass der CA / FB Fall soviel Emotion erzeugt ... mal schauen, wie und wohin diese Energie nun fliessen wird ...

Überraschende physische Untrainiertheiten bei Jugendlichen

Letzthin hatte ich eine Prüfung durchzuführen in einem IT-Fach. Nach dem Modul mussten 18 Fragen beantwortet werden. Wo ist da denn das Problem?

Nun, meine Prüfungen haben nur äusserst selten Multiple Choices oder andere Antwortmöglichkeiten, an denen blasses Erinnern - geschweige denn blankes Nichtwissen - noch am Strohhalm hochklettern kann. Nein, bei mir müssen die Studenten ihre Gedanken und Begründungen niederschreiben.

Sie: "SCHREIBEN? Ja wie?", ich: "Papier und Stift", sie "Was kein Computer?", ich: "Nein, wer irgendwas Elektronisches anlangt, fällt grad raus", sie "schluck".

Gut, der Tag der Prüfung kam, sie bekamen die Blätter. Nach etwa 20-30 Minuten hörte ich von den Herren der Schöpfung stammende, merkwürdige Geräusche, oder genauer gesagt, das bekannte Finger-Gelenk-Knacken. Ich blickte hin und schaute in halbwegs amüsierte Gesichter ...

... weil sie feststellten, dass sie was-auch-immer bekamen, von soviel richtiger Schreibarbeit ...

Organischer Rost halt ... ;-)

Die Arthrose Lüge - Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht

Der Titel war schon provokativ, aber das war es doch noch nicht, was mich dazu bewog, an seinen Vortrag nach Basel zu fahren - wo er doch zwei Tage zuvor schon in Zürich präsent war. Nach Basel fuhr ich gerne, um meine beste Freundin zu treffen - und dann mir ihr zusammen nach einem netten gemeinsamen Abendessen noch den Vortrag hören zu gehen.

Das Thema interessierte mich, weil der Herr Liebscher einer der bekanntesten und immer mehr gerühmten Schmerztherapeuten ist. Obwohl er kein Modiziner ist. Das ist halt so, dass Quereinsteiger oft ein Thema anders sehen als indoktrinierte, eingeseifte Fachidioten.

Das klingt jetzt etwas hart, war nur teilweise so gemeint. Wahr: wenn man eine Ausbildung macht, erhält man einen Brainwash - wohl dem, der seine eigene Urteilsfähigkeit trotz dem ins Danach hinüberretten kann. Wissenschaft und Medizin ist derart empirisch, dass man schnell mal meint, man hätte eine Wahrheit erreicht - und diese dann vehement verteidigt gegen neue Ideen. Oft zu unrecht.

Der Liebscher ist ein Maschinenbauer. Mit asiatischen Kampfsportarten vertraut. Aber kein Mediziner. Diesen Aspekt steuert seine Frau bei, die Bracht eben.

Also, das Thema an diesem Abend die Arthrose-Lüge. Provokativ, um seine Ideen ins Gespräch zu bringen. Ich habe ihn zum ersten Mal live erlebt und war ob seiner humorvollen, energetischen und feurigen Art sofort sehr angetan. Ein Visionär, 150% überzeugt von dem, was er vermitteln will.

Wieso Lüge also? Die Lüge sei, dass es ein neues Kniegelenk brauche, wenn man Knieschmerzen und eine Diagnose Arthrose habe. Er habe eine Technik entwickelt, die nach 45 Minuten den Schmerz abstellt. Nicht die Arthrose entfernt - wie soll das auch gehen in der kurzen Zeit. Aber den Schmerz abstellt. Das ist ja für manche dann schon das einzige, was sie wollen.

Er hat sich die Biomechanik eines Gelenks angeschaut und die Kräfte analysiert, die in der Bewegung auftreten. Dies konnte er sehr plausibel erklären - jedem, der mal offen und unvoreingenommen hinhörte. Denn es war ein kleiner physikalischer Exkurs. Tja, der Mann baute Maschinen, der kennt also seine Kraftvektoren und wie man Resultanten berechnet.

Dann noch etwas über Knorpel und die aktuelle Forschung dazu, dass nämlich an sich genug Stammzellen ein Leben lang in die Knorpel wandern könnten, wenn die Nutzung des Gelenks nicht eingeschränkt wäre. Die Abnutzung ist ja von der Natur eingeplant, auch ihre Reparatur. Die Arthrose entsteht nur, weil die Abnutzung schneller und quantitativ stärker erfolgt, als die natürliche Reparatur. Liebscher sagt: In seiner Technik wachse selbst bei Arthrose 4. Grades eigener vollwertiger Knorpel nach, wenn man sein Knie einfach wieder richtig belastet.

So ging es also darum, dass er erklärte, wieso man den Schmerz sofort abstellen könne, obwohl die Arthrose de facto ja noch nicht weg ist. Weil Schmerz eine Empfindung ist, die im Gehirn erzeugt wird und nichts mit der Situation vor Ort zu tun hat. Und eben auch irrtümlicherweise gelatched und nicht resettet wird.

Ein Elektronik-Begriff ... es meint einfach, dass ein Trigger einen Zustand aktiviert, der sich nicht mehr zurückstellt, obwohl das triggernde Signal schon lange nicht mehr aktiv ist. Etwas Interdisziplinarität, die ich so liebe ... :-)

Das Gehirn erzeugt die Schmerzempfindung und als (s)eine Gegenmassnahme wird dann das Gelenk in dessen Bewegung eingeschränkt - weil es ja weh tut. Dies aber erzeugt automatisch mehr Abnützung, weil das Gelenk nicht mehr seinen vollen Bewegungsbereich nutzt und damit die mechanische Last über die Zeit hinweg auf immer kleinerem Raum konzentriert. Der vorhandene Reparaturmechanismus kommt nicht mehr nach und so wird die Arthrose einfach stärker. Eine Feedbackschleife, ein Teufelskreis.

Nun weiss man auch anderswo, dass Bewegung und Übungen gerade den Gelenken gut tut. Nicht einschränken, im Gegenteil, ausdehnen! Damit der Knorpel überall gleichmässiger belastet wird.

Wem das einleuchtet, den hat Liebscher schon am Haken. Man braucht dazu aber noch etwas: Ein gerüttelt Mass an Skepsis gegenüber den traditionellen Medizindogmen und ein gesundes Mass an Erkenntnis, dass die Gesundheitsindustrie eben genau das ist, eine gewinnorientierte Industrie. Ein neues Kniegelenk? Wunderbar, ein paar tausend Stutz für die Industrie ...

Denn die Natur hat sehr wohl Systeme so entwickelt, dass sie halten. Wieso sollte eine Gelenkschmierung nach 50 Jahren problemlosen Betriebs danach plötzlich nicht mehr funktionieren? Sowas baut kein Ingenieur. Und Liebscher bringt auch grad die Analogie aus dem Maschinenbau: Man weiss, dass ein Gelenk in den nie oder selten beanspruchten Auslenkungen nicht brandneu bleibt, sondern eben auch rostet und altert, WEIL der Bereich nicht benutzt wird. Die Idee: Nur nicht belasten, dann bleibt's wie neu - ist im biomechanischen Bereich eben falsch, denn die Natur hat selbstreparierende Systeme entwickelt. Alles andere wäre Schwachsinn, wenn man keine Support- und Reparaturanlaufstelle hat ... :-)

Nur wir menschlichen Ingenieure brauchen eine Reparatur-Strategie - weil wir halt schon noch nicht soviel Ingenieurerfahrung haben wie die Natur.

Also, der langen Rede kurzer Sinn: Liebscher mache nun seit mehr als 25 Jahren diese Schmerztherapie, weil er mittlerweile beweisen kann, dass der Schmerz abgestellt werden kann, selbst wenn die Ursache ja noch vorhanden ist. Liebscher: "Arthrose tut nicht weh."

Ein Ersatz eines Gelenks löst das Problem eben gar nicht. Er hat blumig erklärt, wieso das so ist. Und ich hatte es oben schon geschrieben, es ist ein Latch, ein selbsthaltendes Relais. Nimmt man dem den Strom weg, fällt es ab und der Schmerz ist weg. So einfach und einleuchtend.

Wer also angedroht bekommt, man müsse da mal eben ein Hüft-, Schulter- oder Kniegelenk einbauen, weil dann der Schmerz verschwinde ... der sollte sich unbedingt mal eine Stunde Bedenk- und Erfahrungszeit gönnen in den Händen eines Liebscher & Bracht ausgebildeten Schmerztherapeuten. Liebscher sagt, der Schmerz ist nach einer Behandlung weg, wenn der zum Thema Gelenk gehört. Wenn nicht, hat der Schmerz nicht ursächlich mit dem Gelenk zu tun. Dann hülfe ein neues Gelenk ja auch nicht - ausser dem Säckel der Industrie.

Der Schmerz bleibt auch weg, wenn man die Übungen macht, die übrigens alle im Internet als Youtube-Videos zu finden sind. Diese Übungen sorgen eigentlich nur dafür, dass Gelenke selbst in unserer Zeit wieder annähernd so genutzt und bewegt werden, wie es die Natur lange vor Büroarbeitsplätzen geplant hatte. An sich nichts Neues, aber hier halt dem Aberglauben entgegengesetzt, dass man ein Gelenk austauschen müsse, wenn was schmerzt.

Wie man sicher leicht merkt, war ich positiv überrascht von diesem Mechaniker. Es ist halt eben schon so: Wer quer einsteigt, sieht die Karawane vom Schwanz bis zum Kopf. Da fällt einem halt mehr auf, als wenn man nur den Hintern des Vordermannes sieht ... ;-)

Daher sehr empfehlenswert! www.liebscher-bracht.com/.

Ende der ersten Staffel von Star Trek Discovery

Das war sie also, die erste Staffel der neuen Star Trek Discovery. Mir hat sie gut gefallen. Vor allem, da sie offenbar mit den Altlasten der Storyline bricht. Es gebe ja Leute, die jeden Kahn und jeden Charakter genauestens kennen und Verstösse gehen diese starre Zwangsjacke anderen übel nehmen.

Mir war die "Faktenlage" einer fiktiven Unterhaltungsserie immer egal, solange sie nicht einen Handlungsbogen betrifft. Dieser war bei Discovery nun halt der, dass sie wegen Hinterlistigkeit ihres unheimlichen Captain Lorcas in ein Parallel-Universum gelangte, dort eine Terraner-Diktatur zerstörte, mit dem weiblichen Despoten wieder in unser Universum gelangte und hier den Krieg gegen die Klingonen mit einem Geschenk an die verhoffte nächste Klingonenführerin beendete. So war die letzte Folge typisch Roddenberry: Die Sternenflotte ist ein Wertebündnis, dem sich friedliebende Rassen unterordnen wollen und offenbar ja auch können. Etwas Pathos in der Lobesrede von Michael Burnham und schon war das Happy End gemacht. Erinnert mich doch glatt an die Ideen der EU ... wobei letztere wohl grad weniger Chancen zu haben scheint als die Sternenflotte ... :-)

Der Sporendrive musste natürlich irgendwie von der Featureliste der Sternenflotte verschwinden, denn der war in der Star Trek Historie nie erwähnt. Ditto mussten auch die storytragenden Charaktere von Ash, L'Rell und der importierten Imperatorin verschwinden. So dass nun nur wieder die üblichen Guten zusammenspielen - in der nächsten Staffel.

Der Kliffhanger ist das Eintreffen der Enterprise mit Captain Pike, dem Mentor von Kirk und Co.

Die Abspannmusik war dementsprechend nicht mehr die Discovery Musik, sondern eine swingende Version des altbekannten Star Trek Intros der Originalserie.

Mir hat diese Season gut gefallen, ich war immer sehr gespannt darauf. Mir geht es immer nur um eine gute Story, "Fehler" bezüglich der "Geschichte" sind mir mehr oder weniger egal - es ist ja Fiktion.

Es sei ja schon eine zweite Staffel in Arbeit. Auch auf die freue ich mich. Ich bin halt SciFi. Dass ich Star Trek lieber hab als Star Wars liegt einfach darin, dass ich "Realität" eher mag als Märchen von Helden und der Macht.

Am Charakter von Michael Burnham gefällt mir, dass sie ein Outlaw ist, der allerdings nach einigen Irrungen sehr wohl einem ethischen Kompass folgt und sich dafür auch aufopfern würde. Möglicherweise hat sie das einer rigorosen vulkanischen Ausbildung zu verdanken. So prägte sie den ethischen Leitfaden durch diese Season. Es wurde ja nie ganz klar, wieso sie die Imperatorin aus dem Paralleluniversum rüber rettete. Weil sie die Kopie ihres verstorbenen und geliebten Captains im hiesigen Universum verkörperte? Oder weil sie die rationale Unbarmherzigkeit der Imperatorin als sinnvoll für den hiesigen Konflikt erachtete? Weil sie eventuell gar nostalgische Emotionen über Ratio stellte? Ganz klar wurde das nicht, aber die Imperatorin war dann auch nicht so gnadenlos gegenüber Michael, obwohl sie das sicher hätte sein sollen, wenn die Geschichte mit der Burnham-Kopie im Paralleluniversum stimmte.

Gefallen tun mir halt Ideen wie das Paralleluniversum, das zwar schon sehr oft in Star Trek abgehandelt wurde: Die Idee, sich selbst ein einer anderen Rolle zu finden, ist eine Versuchung sich in unserer Realität 2018 zu überlegen, ob wir wirklich nur lineare, festgelegte Marionetten sind oder mehr. Und wenn mehr, wie und bei welchen Gelegenheiten sich uns denn ein Übergang offenbare ...

Dann das Pilzgeflecht, das Myzel, das die Universen durchdringe. Sehr schön, doch etwas unglaubhaft, dass ein einzelner Verkörperter in einem der vielen Universen dieses sabotieren und vernichten könnte. Oder doch auch glaubhaft, wenn man die Schöpferkraft alles Existierenden auch einem Menschen zuweist. Dann ist Mensch und Myzel natürlich gleichwertig, die Kraft dahinter panuniversell, was wiederum im Alltag mal eine interessante Idee ist, die man mal in gelassenen Minuten vom Gehirn durchkneten lassen kann.

Wenn ich mich beobachte, dann ist bei mir nur bei Star Trek TNG+ und bei Perry Rhodan der Immersionseffekt dermassen gross, dass ich die Umwelt völlig vergesse. Diesen Zustand kann ich gottlob seit langer Zeit auch in dieser Realität "herstellen" - beispielsweise bei Meditation oder in der Natur, egal wie jene sich darstellt. Sie ist neutral und "ich" bin in ihr Beobachter des Lebens. Und wenn ich wieder in der Wohnung bin, bin ich Marionette. Und spiele mit. In diesem Universum gebe "ich" halt den Martin.

Die technische Entwicklung: Verheiratung IT mit HiFi

Aus reiner Neugier habe ich mal einen alten Artikel von mir wieder durchgelesen. Es ging um einen AV-Receiver von Denon, den AVR-4310 (Link unter diesem Artikel).

Den schrieb ich vor ziemlich genau 8 Jahren und 1 Monat. Diese Maschine steht übrigens immer noch hier, aber wird fast nicht mehr benutzt, weil: Die IT-Technik so schnell fort schritt, die Software-Updates mir irgendwann einmal das Setup derart zerschossen, dass ich den Denon nicht mehr mit der normalen grossen Fernbedienung benutzen konnte und kann. Die kleinere Zweitfernbedienung zeigt auch Macken - doch beide funktionieren natürlich richtig, nur der Receiver eben nicht mehr. Ich kann sogar mit der kleinen Fernbedienung nur noch mit Tricks überhaupt die Input-Quelle ändern - mühsam. Übers Web kommt schon längst nichts mehr auf den Bildschirm - extrem mühsam.

Diese Updates haben enorm viel "zerstört" am Gerät und vor allem in mir ... ich hätte den Denon ja gerne viel mehr benutzt, aber ohne eine funktionierende Fernsteuerung halt nicht. Und die fehlende Steuerung hat auch dafür gesorgt, dass ich die Update-Funktion selbst nicht mehr auslösen kann. Sie hat sich also den Ast abgesägt, auf dem sie sitzt.

Zudem eben: Der Fortschritt - dem konnten die Audio-Entwickler nie folgen, sie wurden abgehängt.

Natürlich, es gibt die Sparte AV-Receivers immer noch - vor allem wegen der komplexen Mehrkanal-Audio-Ansteuerungen: Und immer noch macht es Denon offenbar am besten. Toll, dass die Marke diese Fähigkeit auch nach bald 10 Jahren noch hat ... dennoch ist es amüsant zu lesen, was ich damals zu der Kiste schrieb ... :-)

Wer also wüsste, wie man einen Factory-Reset beim AVR 4310 oder halt einfach wieder bedienbar machen könnte: Bitte sehr gerne melden!

SBB Werbung

Derzeit macht SBB Werbung mit einem Chörli, das einem Menschen den Marsch singt, nachdem eine rüstige IT-affine Rentnerin den fragte, wieso er denn das Billet noch am Billetautomat kaufe statt mit der App. Er wolle halt seine Kreditkarte nicht angeben. Dem singt das Chörli die Hymne von der neuen Zahlungsmöglichkeit per Rechnung. Nett. Und doof. Wie wenn der nicht garantiert seine Kreditkarte schon dutzende Male für irgendwas Unbekannteres als die SBB irgendwo reingehackt hätte. Oder zielt die Werbung auf die verschwindend geringen Hardcore-KK-over-Internet-Verweigerer? Wow, dann viel Aufwand für wohl wenig Ertrag.

Ich finde die Werbung schon etwas kitschig und bieder ... aber das ist nicht der Grund, wieso ich das schreibe. Sondern der: Die App, die ich schon auch benutze, ist eine mögliche Preiserhöhung, wenn man Tageskarten kauft, weil sie die Mehrfachnutzung verunmöglicht.

Kaufe ich eine solche auf der App, ist das Ticket auf der App und personalisiert. Keine Weitergabe möglich.

Kaufe ich das Ticket am Automat, ist es genauso gültig, aber nicht personalisiert. Das soll auch so bleiben.

So kann ich das Ticket jemandem weitergeben, der es auch benutzen kann. Die App ist also eine "versteckte Preiserhöhung" ... in einem Haushalt mit mehreren Personen spart das Papierticket also schon gelegentlich mal Transportkosten.

No Billag? Der Markt wird ganz sicher nicht das Versprochene bringen

No Billag ist etwas Zwiespältiges. Ich finde 465.- jedesmal zuviel - wohl, weil es halt aufs Mal kommt. Aber ich kann auch nicht der Maxime zustimmen, der Markt würde die Qualität schon erhalten, schliesslich könne man gute Leistung ja abonnieren. Das ist Quatsch. Das Internet hat gezeigt, dass die Leute vom "es ist ja alles gratis"-Virus infiziert werden. Offenbar nur wenige überlegen sich, wieso eigentlich Inhalte erzeugt werden. Doch alle lesen Junk-Info wie die Gratisblätter im Zug oder sonstwo. Und halten sich dann womöglich noch für gut informiert. Und lesen eben nur das, was die potenten Verleger unters Volk bringen.

Jeder, der sich exponiert, der sich darstellt, will etwas bewirken, will andere de facto beeinflussen. Das war schon immer so, und es ist legitim, denn der Mensch ist ein soziales Wesen, er will kommunizieren, er will einer Gruppe angehören oder selbst Leader einer Gruppe sein - aus welchen Motivationen auch immer.

Das Schweizer Volk hat derzeit die SRG als nationsweite Inhaltserzeuger im Informationsbereich bestimmt. Dort arbeiten auch wieder Leute mit Motivationen aller Art. Doch den Lohn bezahlt der Steuerzahler. Der ist anonym, d.h. der Mitarbeiter bekommt einen Lohn, der nicht von seiner oder des Geldgebers Gesinnung abhängig ist.

Das Gesamtbudget bestimmt, was die SRG tun kann, jedoch ohne Zweckbindung. Der Bund hat der SRG zwar Regeln vorgegeben, die allerdings basieren auf der Verfassung. Ein Goldesel hat also eigentlich keine Möglichkeiten, die SRG zu seinem Sprachrohr zu machen. Dies könnte nur der Staat, also wir. In Ungarn ist das dummerweise halt grad so, dass das ebenfalls steuerlich finanzierte Radio/TV grad vom Staat missbraucht wird, weil der Staat sich einem Despoten ergeben hat. Dass hier natürlich die freie Marktwirtschaft dem Radio nichts bringt, ist ja klar. Der Despot wird den Staat missbrauchen, um die freie Wirtschaft nach seinen Wünschen zu dirigieren, wenn nicht an die Leine zu nehmen.

Aber zurück in die Schweiz. Hier sind die staatlichen Leitplanken noch immer frei - oder zumindest im Einklang mit den Lebenswünschen der meisten Schweizer, weil eben keiner diesen grossen SRG Apparat unmittelbar zu seinen Propaganda-Service machen kann. Und wenn es doch schleichend in die eine oder andere Richtung geht, gibt es eine Überwachungsinstanz, die die Regelkonformität der SRG beurteilt und ggf. entsprechend eingreift.

Was ist also, wenn die SRG ihre Finanzierung nicht mehr von uns, dem Staat hat? Wenn jeder Mitbürger meint, er könne sich in die Lenkung der SRG einmischen, weil nur genau er weiss, wie's am besten geht? Und dass man alles viel billiger haben könnte?

Das ist die alt-bekannte Wahrheit beim Fussball: 22 Männer spielen Fussball auf dem Platz und 3 Millionen Trainer wüssten natürlich besser, wie die beiden echten Trainer mit ihren Leuten umgehen müssten. Schön, dass die Pseudo-Trainers halt nichts ausrichten können.

Bei der Billag sind wir natürlich die 6 Mio. Geldgeber, wir haben also schon was zu sagen. Aber wollen wir wirklich zulassen, dass sich eine Firma von 6 Mio. Chefs führen lassen soll? Wie soll das denn gehen ... NoGo.

Wenn wir im März also aufgrund einer aufgeheizten "Die kosten zuviel"-Propaganda-Rhetorik aus lauter Frust den Hahn zudrehen, dann müssen wir uns alle schon mal klar machen, ob wir uns denn Rechenschaft darüber abgelegt haben, was anstelle der SRG dann kommen solle. Und zwar nicht die saft- und entlarvend hilflose "Dann haben andere kleine Sender ja endlich eine Chance"-Gestammel. Es wäre ja schön, wenn kleinere Sender auch ihre Reichweite hätten, doch ein Programm zu produzieren ist ja auch den kapitalistischen Spiel unterworfen ... selbst ein Radio-/TV-Pirat muss essen und schlafen - und gibt seine heeren Ideen vielleicht auf, weil er selbst einen kleinen Aufwand nicht finanzieren kann, um seine Sicht der Welt auszustrahlen.

Das können die Grossen mit ihrer ökonomischen Macht also wohl ganz sicher besser. Und: Es darf klar sein: Die Medien buhlen um unsere Aufmerksamkeit, die wir ja auch nicht unendlich haben - unser Empfangsfenster für beeinflussende Medieninhalte ist ja höchstens 3-5 Stunden täglich. Wenn es ums Beeinflussen geht, da können wir sicher sein, werden die Potenten dann schon dafür sorgen, dass wir vordringlich die ihnen genehmen Programme zu hören und sehen bekommen. Eben, siehe Ungarn etc.

Es ist zu erwarten, dass die, die wirklich im grossen Stile manipulieren wollen, ihre Kässeli öffnen und sich marktwirtschaftlich konform die Möglichkeiten besorgen, die sie dann kapitalistisch konform lenken und in ihrem Sinne als Sprachrohre benutzen können. Nur werden wir dann nicht mehr wissen, woher das Geld kommt, wieso wird dieser oder jener Inhalt erzeugt und an den Mann, die Frau gebracht.

Für mich geht es also darum: Kann ich ein Programm konsumieren, das verfassungskonforme Inhalte erzeugt und ausstrahlt. Oder muss ich Programme wegdrücken, die nur von hoffentlich offensichtlichen Partikulärinteressen befeuert werden. Um dann doch nichts als Alternative dazu oder nur seichten Billig-Ramsch zu finden in den "schweizerischen" Inhalten.

Meine Mission - und ich habe ja auch eine, ich bin auch ein soziales Wesen - ist, dass die Leute (wieder) lernen sollen, sich die Standardfrage zu stellen: "Cui bono?" - "Wem nützt es?"

Wem nützt es also wirklich, wenn der SRG ihre Betriebsmittel entzogen würden? Und stünde ich hinter diesen Absichten oder entdecke ich, dass ich für mich es nicht so haben will? Erst wenn ich etwas weiter als nur grad bis zur Nasenspitze gedacht habe, dann entscheide ich.

Für mich ist es derzeit so, dass ich noch keine Entscheidung getroffen habe. Eventuell werde ich mich der Stimme enthalten, denn ich kann nur meine derzeitige Finanzknappheit anführen, die mich gegen die 465.- jährlich stimmen liesse. Und das ist für so eine Entscheidung einfach keine wirklich brauchbare Grundlage. Denn wir 6 Millionen sind Geldgeber, die eine Gemeinschaft bilden (sollten), um ein solidarisches TV-Programm Jahr für Jahr für alle erzeugen zu lassen.

Und irgendwie ist diese gesamte Diskussion für mich einfach eine Neiddebatte nach dem typisch schweizerischen Modus "Wenn ein Grashalm höher wächst als die anderen, muss er zurechtgestutzt werden". Dabei scheint man zu vergessen, dass das sichtbare Resultat einer Unternehmung mehr ist als die Summe der Einzelteile. Die Initianten tun aber so, als könnte man einfach Teil x abschneiden, der dann auch nur einen x-tel des Resultats wegnimmt. Ich sehe das nicht so. Wenn die SRG nur noch als Informationssender dient, dann weiss ich jetzt schon, dass ich es nicht mehr so oft sehen werde, denn die SRG macht ein Programm, das für mich noch weitaus Gescheiteres als nur Info-Sendungen bringt. Wenn man die SRG nur auf die News reduziert, ist das eben das Filet-Denken.

Es ist entlarvend, wie viele als Filetstücke die 10vor10, Tagesschau, Rundschau etc. nennen. Eben, die News-Sendungen. Gerade die sind aber die einfachsten und billigsten, denn News kann man kaufen, dafür gibt es Agenturen. Und vor allem auch: News hat jede TV-Station in etwa dieselben. In der Logik müsste man genau deshalb sagen, News sollen von SRG nicht mehr gemacht werden. Zudem sind News wohl überwiegend negativ gefärbt und meistens rückwärtsgewandt, weil ja im Geschäft gilt: Only Bad News are Good News.

Da hat 10vor10 letztens mit der abschliessenden Rubrik "Die Idee" für mich einen bemerkenswerten Wandel durchgezogen: Der Zuschauer wird am Ende jeder Sendung mit Gedanken und Bilder auf etwas Künftiges und Förderliches entlassen - top!

Eine SRG ist für mich als Schweizer eine TV-Anstalt, die mir die Schweiz näherbringen soll - nicht langweilige und ubiquitäre News. Die Befürworter würden also wohl das Geld genau dort wegnehmen wollen, wo die SRG was tun kann: Im Darstellen, wie die Schweiz anderswo ist, oder was wir Schweizer halt toll finden, was uns ausmacht. Das soll die SRG mir zeigen, also all das, was ich noch nicht kenne von der Schweiz. Wer kümmert sich nach der NoBillag um sowas? Ich schaue de facto keine News-Sendungen mehr, oder wenn, dann ist es mir egal, von welchem Sender. Da habe ich dann eher was von Telezüri, denn in dem Kanton wohne ich.

Zudem ist die Initiative, wenn wir mal auf den Text schauen, absolut zynisch. Kein Geld mehr vom Bund für die nationale SRG, aber die Kantone dürften nach wie vor subventionieren. Aha, mein Geld darf also nicht mehr national via Steuern für TV abgezapft werden ... naja, dann halt via Steuern von Gemeine und Kanton. Ich sagte ja, Neiddebatte von irgendwelchen Neoliberalen.

Also: Cui bono? Und: Was will ich stattdessen haben?

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