BodyCams der Polizei - wieso nicht grad Live Streams?

In der heutigen Rundschau wurde ein interessantes Thema aufgenommen: Da die Polizei selbst immer mehr Ziel von Übergriffen wird, schützt sie sich mit Aufzeichnungen. Polizisten mit BodyCam sind entsprechend gekennzeichnet. Eine präventive Wirkung habe das - solange die Clienten nicht besoffen sind oder in vermummten Rudeln auftreten.

Auf der anderen Seite ist die Polizei hierzulande zum Glück (noch) nicht so wie in der USA, wo sich Polizisten über ihre Befugnisse hinauswagen und - was noch schlimmer ist - klar rassistisches Gedankengut ausüben. In diesem Fall wäre die BodyCam eine Entlastung der Bürgeraktionen, die damit Beweismittel gegen den Polizisten hätten. Wenn der die Kamera nicht abschalten kann.

In der heutigen Handy-Manie filmt ja die Gesellschaft ohnehin, sicherlich auch gerne Aktionen gegen die Polizei etc. Wieso also sollte sich diese nicht des Gleichen bedienen? Weil die Gesetze es dem Bürger erlauben, sich im öffentlichen Raum ungefilmt und unbeobachtet bewegen zu dürfen.

Die Polizei wiederum übt das Machtmonopol des Staates aus - und wie ich immer erinnern mag: der Staat sind wir, nicht irgendwelche anderen. Als Bürger zumindest der zentraleuropäischen Staaten wollen wir das so.

Nun erlauben sich einige also, im Suff oder sonst irgendwelchen emotional zweifelhaften Zuständen, sich gegen Vertreter der Staatsgewalt mit eigener Gewalt zu erheben. Selbst wenn das teilweise sicher verständlich sein kann, ist es an sich menschlich unreif, denn ein exemplarisch angegriffener Polizist ist ja nicht des Angreifers Problem, er ist nur dessen Abreagierobjekt.

Dass auch Polizisten trotz entsprechender psychologischer Schulung und Training über die Stränge schlagen - und dann eventuell noch mit ihrem wohl überlegenen Equipment mehr Schaden anrichten -, ist natürlich auch nicht akzeptabel.

Es ist also eigentlich pari - beide Parteien vergessen ihre Ethik, Moral, Ausbildung unter dem Druck irgendwelcher Emotionsausbrüche.

Ich bin gar kein Fan von unkontrollierter Datensammlung, doch zum Selbstschutz? Wenn in London überall eine Kamera hoch über der Strasse mich eh und ohne konkreten Anlass überwacht, wieso dürfte das ein Polizist, der konkret mit mir zu tun hat, das nicht tun dürfen?

Und wenn er selbst Schuldiger wird durch einen Übergriff, was macht er, sein Vorgesetzter dann mit den Aufnahmen? Anmerkung: Bisher ist meines Wissens die Aufnahme erst auf dem Chip der Kamera. Also nicht gesichert vor Manipulation. Sowohl ein Täter wie auch der Polizist können diesen Chip wenn nicht manipulieren, so sicher behändigen oder gar zerstören.

Jetzt kommt das Internet der Dinge, das IoT. Und damit LORA, das Überall-WLAN. Ich schlage daher vor, dass die Polizei schmalwinklig abbildende Live-Streams direkt an eine Zentrale senden. Natürlich immer noch gekennzeichnet. Eventuell eingebaut in Schutzbrillen, die sie ja wohl eh mal anhaben werden, solange es Deppen gibt, die mit Lasern Leute blenden. So würde ein Live-Stream von einer Brillenkamera ohne Eingriffsmöglichkeit direkt weg vom Konfliktschauplatz zu einer neutralen Beobachtungszentrale gehen.

Diese hätte dann den Vorteil, dass dort nicht nur Staatsorgane sondern auch Ombudsleute den Input-Stream und dessen optionale Speicherung beurteilen könnten. Zudem wäre natürlich die Eingreifszeit verringert, Verstärkung zum Schutz einer Zwei-Mann-Patrouille vor einer Horde Holigans könnte schneller arrangiert werden.

Und eben, erlaubt sich der Polizist selbst mal einen Übergriff, so ist der Beweis schon abgeliefert, keine Manipulationsmöglichkeit. Schaltet er ab oder verdeckt die Linse, wird er per Funk darauf hingewiesen. Es könnte auch sein, dass die Abschaltung der Kamera auch gleich bedeutet, dass er eine Dienstpause macht, sprich ersetzt werden muss, kein rechtlicher Schutz mehr in Zweifelsfällen.

Was ich hier beschreibe, ist nicht etwas Utopisches. Wer mit einer Google-Glass rumrannte, hat im Wesentlichen genau das gemacht. Von Augmented Reality ist ja auch bekannt, dass Rechner in den Live-Stream Grafiken einbetten, um Arbeitern und eben wohl bald allen diese "angereicherte Realität" anzubieten. Wenn unsere Handies in demselben Masse an Power zulegen wie die Grafikchips, wird künftig wohl das Handy alles an Bord haben, um die aktuelle Sicht einer Kamerabrille mit Hinweisen zu erweitern. Man stelle sich vor, dass einem Holigan eine Einblendung anzeigt, wo ein Polizist mit Ausrüstung XY welche Mittel mit sich trägt ... oder auch grad die Körperstellen anzeigt, die man trotz Schutzweste mit einem gezielten Hieb / Stich zum Nachteil des Polizisten behandeln muss.

Das alles ist heute möglich. Wieso sollte da die Polizei zum Selbstschutz nicht wenigstens einen Handlungsablauf aufzeichnen dürfen, um den nachrangigen Rechtsorganen eine möglichst ungefärbte Version zur Entscheidungsfindung vorlegen zu können?

Es ist ein Wettlauf des Hochrüstens - wie beim Militär. Nicht unseres Landes, die haben nur eine Bürozeiten-Schönwetter Flugzeugflotte. Doch dank allgegenwärtiger Vernetzung und immer mehr Rechenpower im Hosensack - und optionaler kumulierter Cloudpower wie für Siri, Cortana, Amazon - ist nicht nur die Überwachung möglich, sondern auch die Nutzung dieser Power für invasive Aktionen.

Was mich an sich an dieser Sicht betrübt, ist der Verlust der Hemmungen - und der Empathie. Solange sowohl auf der einen wie der anderen Seite Menschen agieren, ist eine defensive Verhaltensweise, um auch unüberbrückbare Ansichten nicht in Gewalt ausufern zu lassen, wohl eine bessere Wahl. Denn schliesslich geht eines jeden Leben ja weiter nach der Aktion - inklusive Konsequenzen.

Anders wäre es, wenn der Staat seine Leute à la Judge Dredd ausrüstet oder gar wie bei Robocop. Dann steht der Mensch einem Cyborg oder Roboter gegenüber. Wer meint, das sei wohl Dystopie: Guckst Du hier: Boston Dynamics' Atlas.

Nun mal im voraus bedenken: Wie weit will ich es mit meinen Emotionen kommen lassen? Wäre es nicht besser, ich käme einfach mit meinen Emotionen besser klar? Würde meinen Horizont der möglichen Handlungsstrategien im Vorfeld erweitern? Denn was klar ist, Emotionsladungen reduzieren die Wahrnehmung der Realität bis auf einen winzigen Punkt.

Bevor ich mich also dem Atlas gegenüber sehen will, überlege ich mir vorher, was ich erleben will. Naja, es ist wie immer ...

Think globally, act locally. Und vor allem: Denk mal VOR, statt NACH!

AlphaGo hat Lee Sedol 4:1 geschlagen

Heute wurd's nun klar. Maschinenpower gepaart mit kleveren Algorhitmen - von Menschen erdacht - schägt also Mensch. Selbst dort, wo der Maschinenpower noch gar nicht langt ... und wo man beim Menschen vom Intuition sprechen kann - man hat ja nichts Besseres.

Cool. Ich fand's toll. Wie ich im letzten Artikel schrieb, ist AlphaGo für mein Weltbild überhaupt keine Bedrohung - ausser, ich spielte Go ...

Lee Sedol rettet unser Vorstellung vom 'Da ist doch noch was'

Ich habe früher mal versucht, Go zu spielen. Doch irgendwie packte es mich nicht richtig. So wusste ich nur, dass es viel komplexer als Schach und wohl auch viel älter ist. Doch jetzt habe ich - mir völlig unverständlich - doch tatsächlich alle bisherigen vier Matches des besten lebenden Go-Spielers gegen einen Computer, AlphaGo, im Live-Stream angeschaut. Was nur ging, weil der Michael Redmond das alles kommentierte.

Was der da erzählte, verstand ich zwar nicht, aber lernen konnte ich schon was: Gegenüber früher habe ich erkannt, was Go so unendlich viel komplexer macht als Schach. So entwickelte sich nun ein Gefühl für Go - dank Michael Redmond. Er transportierte das, was ich erfassen wollte. Das Spiel mit realisierbaren Möglichkeiten, die weder gut noch schlecht sind.

So wurde mir klar, dass Go ein Spiel mit unrealisierten Dingen ist. Im Schach muss der König dran glauben, es gibt da keine unrealisierten Situationen, denn eine Figur geschlagen, ist ein Verlust an Einfluss - wird schliesslich der König unbeweglich, war's das. Kein Wunder konnte Deep Blue schon 1997 den Kasparov schlagen. Man muss ja nur etwas eliminieren, was da ist. Da ufert also nichts in die Unendlichkeit aus ...

In Go jedoch ist ja schon der Zielanspruch anders: Es geht eben grad nicht darum, abzuräumen, sondern hinzustellen, aber eben nur das Nötigste, denn das Potential zur Realisierung ist das Wichtige.

Wenn Michael also nach einem Move sagte, das sei nicht gut, so akzeptierte ich diese Aussage, aber hatte natürlich keine Ahnung, was er damit konkret meinte. Gegen Ende des Spieles wurde dann ja schon mehr hingestellt, es zeigte sich dann, was die Spieler halt schon wussten aufgrund ihrer Erfahrung: Nach den Regeln von Go wird's dann eben so oder so rauskommen. Und da verstellte Punkte ja gar nicht zählen, sondern nur freie Punkte, wurde mir immer klarer, was die Leistung dieser Topspieler ist.

In ihren Vorstellungen hantieren sie mit Entwicklungen, die sie aber nicht anstossen dürfen, sondern nur andenken ... um sie mit einem gezielten Move dem anderen doch anzudeuten, bzw. dessen Andeutungen mit eigenen Andeutungen zu antworten. Und weil beide Spielpartner das bestens können, klappt das ja dann auch - man versteht sich.

Dass dem menschlichen Spieler Lee Sedol aber ein verteiltes Computersystem mit ein paar Hundert Grafikkartenchips auf einigen Dutzen CPU-Kernen als Hardware gegenüber stand, ist das neue. Das "verstehe" Go, wie viele Leute anmerkten. Also ein uninspirierter Siliziumhaufen - ach ja, auch nicht wesentlich anders als ein Haufen Kohlenstoffverbindungen. Also doch Intelligenz?

Nun, ich sehe das anders. Ich habe mich früher ganz kurz mal mit neuronalen Netzwerken (NN) beschäftigt. Dabei faszinierte mich ein Faktum, das wohl auch heute noch immer in den NNs drin steckt. Man weiss zwar, wie sie funktionieren, aber man weiss nicht genau, warum ein Neuron nun feuert oder nicht. Diese Selbstorganisation war schon faszinierend, dennoch ist ein Computer-Neuron eine Formel, also Mathematik. Und man muss die schon richtig gezielt füttern, dass die was rausbringen.

Gut, Google sind ja grad die Richtigen, die haben Milliarden von Daten, die sie geeignet vorkauen und dann einem NN vorwerfen können. Denn ein NN muss trainiert werden, und es muss vor allem eine gute Kontrolle haben. Dieses Feedback ist ja das Faszinierende, dass man genau deswegen und aufgrund der grossen Trainingsmenge eben nicht voraussagen kann, was das NN eigentlich gelernt hat, bzw. wie die einzelnen Neuronen bei welcher Eingangslage genau feuern.

Drum ist es ja auch recht faszinierend, wenn man die Bilder anschaut, die ebenfalls von Google kommen. Bilder, die in den NNs der Bildersuche zeigen, woran das NN eine Katze oder einen Menschen wirklich erkennt. Als ich damals etwas experimentierte mit Ziffernerkennung, konnte ich irgendwann sehen, woran dieses simple NN eigentlich bestimmte Ziffern unterschied ... es waren nicht dieselben Charakteristiken, die ich hatte, es war ein ganz bestimmter Pixel, der ihm offenbar als sehr aussagekräftig erschien. Das erstaunte mich. Wie auch AlphaGo die Profis erstaunte.

Wie dem auch sei. Ist AlphaGo nun intelligent? Ist es uns ebenbürtig? Hat der Mensch noch was zu bestellen? Natürlich. AlphaGo ist nur klever, schnell und hat ein paar Tricks drauf, die ein Mensch so nicht kann. Und wer hat's erfunden? Andere Menschen. Wenn schon, ist AlphaGo also einfach eine sehr klever geplante Maschine, aber immer noch nur eine Maschine. Was sie aber bewiesen hat, ist die Möglichkeit, durch klevere Kombination von Techniken die Menge der zu prüfenden Spielstände zu reduzieren und dadurch halbwegs zu dem zu machen, was Computer eben können: Sauschnell Daten abgrasen.

Doch wenn die Datenmenge zu gross ist, die innert einer bestimmten Zeit zu bewältigen ist, so zeigt das eben, dass Computer nicht wirklich was können, sondern nur abrattern. Wir alle wissen das, schliesslich haben wir überall Verschlüsselungen am Start. Denen wir ja sehr trauen - oder wie ist das mit dem Zugang übers Internet aufs Bankkonto? Wieso tun wir das? Weil Mathematiker sagen, dass heutige Computer gewisse Matheprobleme eben nicht lösen können, auch nicht alle Möglichkeiten abgrasen. Und doch wissen wir auch: Schlüssel wie PGP müssen alle paar Dekaden verlängert werden. Weil die mathematischen Probleme zwar viele Möglichkeiten bieten, diese eben nicht unendlich viele. Und wenn die Computer immer schneller werden, so können sie immer mehr von diesen Möglichkeiten durchforsten. Zum Glück kann man mit Schlüsselverlängerung halt auch den Raum der Möglichkeiten vergrössern, so dass der Abstand zwischen Gejagten und Verfolgern mehr oder weniger kontant bleibt. Ob diese diskrete Annahme immer noch stimmt angesichts von Quantencomputern ... man weiss es (noch) nicht. Wie gross ist also der Raum der abzugrasenden Möglichkeiten beim Go?

Go wird ja gespielt auf einem 19x19 Punkte Brett, also 361 Punkten. Es gibt also 361! mögliche Züge. Der Windows-Taschenrechner meint, das sei dann eine Zahl mit 768 Stellen. Astronomen schätzen, dass es im Universum etwa 10^90 Atome gibt. Gültige Go-Stellungen gebe es 2x10^170, also unendlich viele mehr.

Es ist also das Spiel des Ausschlusses von möglichen Realitäten, oder des Herbeiführens gewollter Realitäten, das die Spieler im Geiste spielen. Das Gehirn habe etwa 86 x 10^9 Nervenzellen. Mickrig, und sie sind nicht mal soooo schnell. Doch sie sind verknüpft, über Synapsen. Davon habe ein Gehirn so etwa 10^14, immer noch himmelweit von irgendwas anderem weg.

Und doch: Mit so einem Umsetzungssystem kommt das Wesen Lee Sedol dazu, die unendlichen Realitäten anzudeuten, eine aus dem Ringen von Zug und Gegenzug immer genauer zu realisieren.

Das ist im wesentlichen genau dasselbe wie AlphaGo macht: Denn dieser Computer hat von seinen Schöpfern eine Idee eingehaucht bekommen, nämlich die, wie man Gewünschtes realisiert. Es muss eine Vorstellung her. Offenbar schafft das ein Mensch leicht, eine Maschine eben gar nicht.

AlphaGo ist klever programmiert, aber nicht schlau. Es hat den "göttlichen" Funken nicht. Es wurde mit Millionen von Partien trainiert - anhand der Bewertungsfunktion zu lernen, welche Wege zur besten Bewertung kommen. Und bei Go ist die Bewertung ja erst am Schluss der Partie machtbar. Es spielt ja nicht mal der Punkte-Unterschied eine Rolle. Man kann also nicht wie bei Schach in etwa abwägen, wie der eventuelle Materialunterschied sich wohl auswirken würde.

Also macht AlphaGo wiedereinmal das aus, dass klevere Ideen die schiere Unendlichkeit an Spielzügen reduzieren und damit für Computer handhabbar machen. Die klevere Idee kam von Menschen.

Macht das nun also Künstliche Intelligenz aus? Ich nenne AlphaGo immer noch einfach ein Expertensystem. Und diese sind schon lange kleverer als Experten, aber eben auch nur, weil sie einfach mehr wissen über ein Thema als der Laie.

Ist Googles Websuche intelligent, nur weil sie Abermilliarden von Daten kennt, meine Charakteristiken, mein Verhalten im Internet ebenso? Weil schlaue Programmierer ihre Computer so füttern, dass die mit den Daten auch was anfangen können? Ich sage dem noch nicht intelligent. Auf der anderen Seite, wenn ich mit Googles Bildersuche ein Bild finde, dann ist es schon schön, sind die Algorithmen so, dass Google aus den Billionen von Fotos im Internet was in der Art findet, was ich möchte.

Ist Intelligenz also vielleicht nicht mehr als nur das Spielen mit Unendlichkeiten? AlphaGo und auch Lee Sedol können ja nicht die geschätzten 200 Züge in dieser Vielfalt durchspielen. Sie müssen sich auf etwas konzentrieren, sie müssen ein Ziel haben.

Ein Ziel haben: Ist es das, was Menschen ausmacht? Dass sie ein Ziel haben können, und dieses aus der Unendlichkeit der Möglichkeiten realisieren können? Kann das ein Computer jemals? Sich ohne äussere Beeinflussung ein Ziel geben und dieses dann auch verfolgen? AlphaGo kann das nicht. Die Programmierer konnten es und sie realisierten die Möglichkeit namens AlphaGo.

Da gibt es noch diese hinduistische Sicht: Mit jedem Atemzug von Brahma entsteht und vergeht ein ganzes Universum. Also unter anderem wir. Und so ein Universum ist schon gross ... eben schon fast unendliche Möglichkeiten, dennoch eben nur ein Universum, das beim Ausatmen verschwindet. Und wieviele Male atmet Brahma wohl? Ist der nicht sogar unsterblich? Tja, da kommt was zusammen, ob es grad soviele Universen werden wie Go-Stellungen? Vielleicht ... und dann könnte es doch Brahma mal passieren, dass er ein Déjà-Vu hat ... nach dem Motto "da war doch mal was für einen Atemzug" ...

Dies sind einfach ein paar Ideen. Ein normales Gehirn schafft es, ein wesentlich leistungsfähigeres System zu schlagen. Denn Lee Sedol gewann die vierte Partie. Also, ein Gehirn alleine kann das nicht ... :-)

Forschung, Durchsetzung, "Fehler", Einstein - und Dadaismus

Meine Mutter selig kam aus dem Kanton Schaffhausen - und mir als Kleinem sagte sie oft diesen Spruch vor: "Da da da dar, dar da da, da dar da". Wer's erkennt, versteht's ... :-) Dadaismus

Was heute im Wissenschaftsmagazin Einstein im grossen TV-Thema Dadaismus aufgriff, brachte dem interessierten Zuschauer wieder mal in Erinnerung, dass grösste "wissenschaftliche Errungenschaften" auf reinstem Zufall basieren: Penicillin, LSD, Einsteins Relativitätstheorie, vulkanisierter Gummi etc.

Klar, die waren alle grundsätzlich an ihrem Thema dran, aber den Durchbruch brachte jeweils eine "Fehler", ein Versehen, ein Zufall, ein kindliches Denken. Was also hinzukam, was Abweichung, Unerwartetes, damit Unvorhersehbares. Also genau das, was Dadaismus ist: Spielen mit Vorhandenem.

Der Forschungsbetrieb ist mittlerweile kein Spielplatz mehr, sondern ein Haifischteich. Konkurrenz bestimmt und definiert Erfolg. Aber wie erwähnt, Erfolg ist nicht planbar - siehe Musikindustrie, wo es sogar nur ganz weniges zum Spielen gibt: 12 Noten, etwas Rhythmus und verschiedene Klangtimbres, sprich Instrumente. Da könnte man doch meinen, dass die Strategie für einen Hit klar ist ... dem ist aber nicht so.

Ab Zeitindex 14:00 sagt der Präsident des Schweizer Wissenschaftsrates Gert Folkers, dass echte Forschung sich gegen (Allzu)Wohlbekanntes auflehnen, ja sich um diese sogar futieren soll. Bei 29:30 geht er auch noch auf die Sprache ein, wobei er natürlich klar sagt, schon Einstein habe gesagt "man soll Dinge so einfach wie möglich darstellen, aber nicht einfacher, sonst werden sie falsch". Genau dieser Satz bewog mich zu diesem Blog, denn mir sprang der Zusammenhang zur Flüchtlingsherausforderung und die sinnlose Durchsetzungsinitiative, über die ich ja grad gestern bloggte, in die Augen. Und dann kam im 10vor10 noch ein Text zu den knapp 6 Millionen Autos, die mittlerweile in der Schweiz herumkriechen - weil alle immer noch nur im Althergebrachten - also in Gewohnheiten - denken. So muss man halt die Staus in den Rushhours aushalten.

Seit ich erwachsen bin, wollte ich nie in den Rushhours zu einer Arbeit gehen müssen. Weil es einfach im Stau Lebenszeitverschwendung ist. Und dabei fahre ich ja gerne Auto, erst recht mit dem Cabriolet. Aber ich musste mir halt mein Leben zu zurechtlegen, dass ich dann Freizeit habe, wenn fast alle anderen in der Arbeit stecken.

Zurück: Also, die Realität der Flüchtlingsherausforderung wird sogenannt "bekämpft" mit althergebrachten Rezepten. Das kann ja nicht funktionieren, weil es in der bekannten Historie für Europa noch nie so eine Situation gab - ergo gibt es keine Rezepte. Aber die Politiker meinen, für ihre Kundschaft solche herunterbeten zu können. Wieviele derer dabei bewusst lügen, lasse ich mal aussen vor - wahrscheinlich alle.

Dadaismus, der vor 100 Jahren in Zürich gestartet wurde, ermuntert zu Experimenten, "Fehlern" ... oder ich als Trekkie würde sagen "wagen wir uns in Regionen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist". Dies muss vor allem zuerst mal gedanklich erlaubt werden. Also bye bye Karrieren - die Internet-Heros zeigen es eigentlich. Google, Youtube, Facekook, die haben einfach mal was gemacht, scheiss drauf, was andere dazu sagten. Und wenigstens diese haben einen gigantischen Erfolg.

Ich bin ja älter als diese Internet-Errungenschaften und ich habe Google erlebt, als man es langsam in der Schweiz kannte. Und bei Facebook dachte ich: HTML ist doch so trivial einfach, wer braucht schon Facebook. Tja.

Wie auch immer: Ich weiss, dass ich nicht der glückliche Opportuniy-Finder bin, aber ich weiss, dass meine Stärken darin liegen, Startern die geistige Sicherheit zu vermitteln, dass das, was sie vorhaben, machbar und vor allem erreichbar sein kann - und ich sie dabei berate, dass ihr Feuer brennen darf und soll - denn es gibt kein Falsch. Und wenn ich kann, helfe ich mit meinen Fähigkeiten mit, dass für das Ziel gearbeitet werden kann. Darin bin ich dann gut.

Wie auch der von mir öfters schon zitierte Sir Ken Robinson sagte: Wir müssen wieder fördern, ohne Erwartungen, ohne dünkelhaftes Vorverurteilen. Also auch Leute inspirieren, die Unerhörtes zur Bewältung der Völkerwanderung zu sagenund vorzuschlagen haben. Denn dass nicht nur Rassismus und Autostaus Resultate breitgetretener, althergebrachter Denke ist, sollte einem flexiblen Geist ja klar sein ...

Äh ja, SRF 1 Einstein von heute sehen ... es ist es wert!

Ceterum censeo: Think globally, act locally

Sternstunde Philosophie mit zwei Altbekannten

Beide sind von der öffentlichen Bühne verschwunden, aber natürlich noch immer da und in der Sternstunde Philosophie zeigten sie sich diesen Sonntag: Stephan Klapproth und der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis. Letzterer wurde unter anderem auch dadurch berühmt, dass er in der Lederjacke in London erschien. Dies wurde ihm als Extravaganz ausgelegt, er aber klärt auf, dass er immer Motorrad fuhr und damit nicht endete - nur weil er dann Minister wurde. Im Gegenteil, er habe sich 2 gepanzerter BMWs im Wert von €750'000 entledigt, die ihm zur Verfügung gestanden hätten. Also Geld gespart, nicht verprasst.

Weiterhin war und wurde er bekannt durch die markigen Aussagen und das nicht erwartete Aufmüpfigsein des sogenannten europäischen Bettlers. Nach der ganzen Bankenrettungskrise - nicht Landesrettung - zog er sich aus der Politik zurück, da er bemerkte, dass niemand das Land retten wollte, sondern nur Machtpolitik durchgesetzt werden wollte und de facto wurde.

In dieser sehr hörenswerten knappen Stunde, die wie üblich im SRF TV Player nachgehört und -geschaut werden kann, erfährt man einiges, was erstens sein Verhalten erklärt und zweitens die Scheinheiligkeit der gesamten damaligen Aktion erklärt. Durchschaut haben das wohl fast alle Menschen, aber die haben ja nicht das Sagen - sondern wie erwähnt die Machtpolitiker.

Varoufakis erklärt anhand historischer Daten, dass Europa sich zerstören wird, wenn man diese Machtpolitik nicht zugunsten einer würdigen Politik ersetzt. Aus seiner Argumentationslinie ist genau das gekommen, was wir nun erleben, eine Abgrenzung der einzelnen Länder, eine Entsolidarisierung, ein Misstrauen gegen die anderen Mitglieder der EU. Mir würdiger Politik spricht Varoufakis an, dass man Griechenland wie einen missratenen Schüler behandelte, obwohl das Land auch Mitbegründer einiger EU Institutionen war. Die sogenannte Troika hat Griechenland also aus seiner Sicht behandelt wir das schwarze Schaf der Familie. Kein Wunder, wenn die Idee Europa also erneut am Zerfall der ursprünglichen Idee stehe.

Man könnte zynischerweise sagen, dass der Kapitalismus und die Geldinteressen im Zuge jener Krise es nicht schafften, Europa wirklich auf die Nagelprobe zu zwingen. Dafür machen das nun die Flüchlinge, die Immigrantenherausforderung. Da hilft es nicht, dunkle Geschäfte in den Teppichetagen der Machtstrategen durchzuspielen und zu realisieren, von dem eh niemand jemals erfährt. Nein, nun sind Menschen gekommen - aller Geisteshaltungen - die auf andere Menschen treffen - sehr öffentlich, sehr unbeherrschbar ... so stellen halt diese nun die Europa-Idee in den Prüfstand.

Die Analysen von Varoufakis sind sehr klar und auch gut begründet. Es ist zwar fast nichts Neues unter der Sonne, andere vor ihm haben das schon erkannt und erzählt. Doch er ist noch in unser aller Gedächtnis, so dass seine Meinung und Rückbetrachtung sehr interessant sein dürfte.

Mir im Hrin geblieben sind die Aussagen: "die Frage ist, wieso die Investoren ihr Geld nicht zurückhaben wollten", "im reichen Deutschland ist die Working-Poor-Rate hoch" und "wenn man das griechische Volk so unwürdig behandelt, rächt sich das, und es zerreisst Europa".

Interessant, hörenswert für unabhängige Denker. Daher eben jeweils mein "Think globally, act locally": Beobachten, erkennen, Einfluss nehmen im eigenen Wirkungsradius.

Klimabrötchen in Paris - statt Gipfeli

Naja, wer hätte realistischerweise anderes erwartet. Die erste Woche ist um, und sie kommen nicht vorwärts. Wieso machen die das nicht so, dass die Länge der Konferenz nicht vordefiniert ist, sondern dadurch bestimmt wird, wann und wenn die Teilnehmer ein gemeinsames Ziel erreicht haben.

Aber genau das machen sie ja nicht. Diese Konferenz soll dazu dienen, ein Ziel erst zu definieren, sonst wäre das ja nicht so - oder eben so, wie ich gerade eben beschrieben habe.

Egal, was denn genau die Agenda dieser Konferenz ist - ich sage gleich, wieso mir das eigentlich nicht so wichtig ist -, man sollte das Ziel halt so formulieren, dass jenes erst dann erreicht wird, wenn alle Teilnehmer - von einer neutralen Stelle abgefragt - zufrieden mit dem Erreichten sind. Da wären natürlich die Bremsenden schnell zufrieden, aber die anderen, Kiribate, andere Inselstaaten sicher noch lange nicht. Da die Regel nun ist, dass sie alle sich erst dann wieder trennen, wenn auch diese Staaten zufrieden sind, wird es wohl lange dauern, und die Bremser müssen vorwärts machen, wenn sie je heim wollen.

Eigentlich sollte diese Konferenz ja so funktionieren wie das Konklave zur Wahl des Papstes: Alle Stimmenden werden eingeschlossen, bis sie sich geeinigt haben.

Nur so wären solche Gipfel zu kontroversen Themen überhaupt zielbringend.

Nun noch dazu, wieso es nicht soooo wichtig ist, was die da knorzen: Umweltschutz beginnt bei einem selbst. Tipps dazu gibt es derzeit zuhauf. Was ist das denn für eine Verhaltensänderung, wenn sie nur mit Druck von oben geschehen kann. So wird das nichts. Klar, finanzielle Erleichterungen oder Förderungen sind sehr begrüssenswert und motivieren auch. Bei mir ist es ja auch so: Ich würde gerne ein Elektroauto haben, aber ich kann mir so eines derzeit nicht leisten. Es muss ja nicht gleich der Tesla sein, wie ich ihn mir andernorts ja wünschte ... :-)

Also, Klimaschutz beginnt bei einem selbst - unabhängig davon, was andere einem aufschnorren sollen, müssen.

Think globally, act locally.

Wochen der Wahrheit - Klimagipfel in Paris

So, nun zeigt es sich, ob Staatenführer nicht nur die St.Florianspolitik beherrschen. Nun, die Schweiz gehört da ja auch dazu, zu den St.Florianern ... sicher nicht überall, aber dennoch: Solange ich Texte höre wie "andere machen ja weniger", "wer soll das denn bezahlen", "wir können doch nicht was machen, was die EU nicht macht", "es macht keinen Sinn, alleine was zu machen", "wir können das nicht alleine lösen" ... ist es St.Florian. Sagt es ein Staatsführer von sog. Drittweltländern, dann ist das nachvollziehbar und verständlich. Da gilt es, mit Bildung nachzufassen. Doch ich glaube, dass die Völker schon wesentlich weiter als ihre Führer.

Ich verstehe zum Beispiel nicht, wieso man auf die Ewiggestrigen warten muss, die halt verpennt haben, dass Wind und Sonne die Schlüssel sein müssen. Auf deren Fehlinvestitionen muss man in der Lage nun wirklich nicht mehr achten - dass Fossiles enden muss, ist ja schliesslich länger bekannt als die langen Investionsgarantie-Perioden, also 30 Jahre und mehr. Wenn die nun als Firmen Konkurs gehen, ist mir das auch egal. Die Mitarbeiter machen ja eine Firma aus, und die sollen Stellen finden in Firmen, die sich ausschliesslich mit Erneuerbaren beschäftigen. Damit schadet man niemandem. Und ein derartiger Radikalschnitt läge wohl schon im Ermessensrahmen unserer Regierungen.

Äussert ein sog. hochentwickelter Staat all die Bedenken, ist es St.Florian. Denn Gelddrucken können die ja, um Banken zu sanieren, mit Konjunktur- und Strukturprogrammen Geld in oft korrupte Taschen zu pumpen, Verantwortlichkeiten und Eigenverantwortung abzunehmen - natürlich alles aus dem Grunde der Förderung. Gut, das ist an sich alles egal.

Jetzt geht es um etwas, was selbst endlos laufende Gelddruckmaschinen nicht zurückbringen kann ... die Lebensqualität in der Atmosphäre dieses Planeten. Zum Glück eigentlich kann sich da keiner mehr rausreden, obwohl sie es noch probieren. Wenn in Peking die Luft zum Schneidern dreckig ist, ist das Wetter. Wenn die CO2-Rate in der Luft schon über 400ppm ist, ist das Klima. Und Klima ist halt global. War's schon immer, nicht die die vermeintliche förderliche Globalisierung. Bzw. die an sich ist ja nicht das Problem, sondern wie das interpretiert wird: Wenn Globalisierung bedeutet, dass man gegen lächerlich geringe Gebühren Materie um die Erde karrt - und das eben nicht klimaneutral - dann gehört die Globalisierung auf den Misthaufen der Sozialexperimente. Und soll mir keiner sagen, es sei kein Experiment. Solche gibt es immer wieder ... ob wir's wissen oder nicht, spielt da keine Rolle. Das Experiment Kommunismus scheint auch schon auf dem Misthaufen vor sich hin zu kompostieren.

Der Kapitalismus ist in den letzten Zügen - ja genau. Denn: Jetzt wird spekuliert, dass künftig in allen Berufsgattungen 50% der Jobs durch Roboter und Elektronik ersetzt werden. Und warum? Um aus kapitalistischer Hinsicht effizienter zu sein? Die Reichen noch reicher zu machen? Für welchen Zweck den effizienter sein? Das ist das Ziel? Eben, Reiche noch reicher zu machen, Arme noch ärmer. ECO hat grad heute abend noch schön gezeigt, wie Geld quasi aus dem Nichts entsteht. Keine reale Grundlage mehr, nur noch Phantasiekonstrukte. Deren Fehler müssen wir dann ausbaden - und zwar die meisten sehr, sehr real.

Denn: Was passiert eigentlich mit denen, die von Robotern abgelöst werden? Wo werden die entsorgt? Kriegen sie ihren Lohn dennoch? Euthanasiert? Das Experiment Kapitalismus funktioniert ja jetzt schon nicht mehr. Gerade siehe Klima.

Nun, ich bin gespannt, ob die St.Florianspolitik in Paris am Schluss doch nur Augenwasser erzeugt. Das wäre mir zur Not noch egal - aber wenn dann einer der reichen Staaten wie USA, Schweiz, nach wie vor sagt: "Wir können aus wirtschaftlichen Gründen doch nicht alles übern Haufen werfen" - dann werde ich trotz meiner bekannten Gelassenheit schnell etwas echauffiert ... klar können wir das, wer denn sonst, wenn nicht wir.

Denn beim eventuellen Weltuntergang bzw. grosser Hitze und Stürme ... da sind dann alle gleich. Eigentlich das einzige, was mich hoffen lässt. Dass die sicher nicht CO2-neutral angereisten Staatenführer, obwohl meist überaltert, es doch endlich raffen, dass ihre Familiennachkommen alle von ihren Egoismen betroffen sind. Da hilft dann keine Partei- oder Clanzugehörigkeit.

Muss denn erst sowas passieren wie mit dem IS? Wenn man bedenkt, wie der plötzlich Staaten Schulterschlüsse begehen lässt ... und dabei ist der noch gar nicht lebensbedrohend. Und was die sich individuell denken, was sie hier tun, entzieht sich zwar meiner Ratio, nicht aber meinem Verständnis. Und genau deshalb sind vielleicht ja diejenigen, die die Rolle des Buhmanns übernehmen - damit sich andere mal zusammennehmen. Auf jeden Fall sind sie ein kleines Problem und werden sich schon wieder einordnen ... wenn es heiss wird auf dem Planeten. Denn auch die können nicht weg ... wenn das System dann garstig wird für alle, dann ist es dummerweise zu spät, denn die Ausgleichsmechanismen haben dann ihre Kapazität erschöpft. Um das System wieder in eine Homöostase zu bringen, wird es zuerst mal kräftig rumpeln - und die vorhergesagten 350 Millionen Klimaflüchtlinge erzeugen.

Die werden dann die Pegida-Deppen etc einfach wegfegen. Lokalpolitik wird dann definitiv enden. Wetter ist lokal, Klima ist global.

Wann lernen das alle auf diesem Planeten ... Think globally, act locally.

1. MedienClub im SRF

"Die Ohnmacht der 4. Gewalt", interessant. Die Presse als 4. Gewalt im Staat verliert an Bedeutung, an Signifikanz, an Autorität, versinkt in Beliebigkeit, nachplappernder Befriedigungsdienstleistung. Die Quintessenz am Schluss: Im Zuge der binären, unsortierten, unsicheren, dafür schnellen und viralen sozialen Netzwerken gehen die Erzeuger von Presseprodukten, die Journalisten unter. Ist ein Thema komplex, kommt der seriöse Journalist nicht genug schnell mit der Story, die man in der Konkurrenz mit anderen Medien raushauen muss. Ist die Story dann draussen, muss sie aufgehübscht werden, damit der nur noch oberflächlich interessierte Online-Medien-Konsument wenigstens anhand eines Bildes einer Nackten wenigstens aufs Versehen die Augen noch auf den seriösen Text fallen lässt - und bei hoffentlich aktiver Auffassungsgabe dann den doch noch liest. "Leimspur" heisse das: Man lockt also die geistigen Aasgeier auf den Leim, auf dass sie sich niederlassen und sich etwas umschauen. Dann ist die seriöse Story an den Mann, die Frau gebracht.

Pedro Lenz "Ich sehe nicht nur schwarz". Mir gefielen seine Einwürfe, denn er war der einzige hauptberufliche Autor in der Runde. Ihn interessiert mehr als der mit leeren Infos abgefüllte und sich auch selbst so äussernde Leser - er will Hintergründe, er will Informationen, Erklärungen, er will den Kontext und damit längere Stories, die auch nicht von heute auf gestern rausgehauen werden müssen, weil die Ökonomie das so will.

In der Nahrungsindustrie gibt's den Begriff der "leeren Kohlenhydrate", was einfach heisst, etwas ist reiner Zucker, der Körper fett werden lässt, sie aber nicht ernährt. Weil all das in einem Nahrungsmittel eben fehlt, was der Körper wirklich braucht, nebst Zucker. Die sozialen Medien, Twitter, Facebook und die Neuausrichtung des Publikums auf den Newsgenuss in der schnellen, scheinbar echtzeitigen Internet-Kanälen führt genau dazu, zu inhaltsleeren, unkontrollierten, unverifizierten Worthülsen, die dann im Copy&Paste Verfahren erst noch hunderte Male von geteilt werden. Wenn nicht geteilt, dann halt geliked. Warum auch immer ein Like vergeben wird - wissen, ob das was mit dem Inhalt zu tun hat, weiss man dann doch nicht. Aber man sieht - die Anzahl Likes. Und man weiss, dass ein Like von einer Person kommt, also gleich Kundenzahl, gleich Werbeeinnahmen, gleich Relevanz, gleich Bedeutung. Alles scheinbar "wahr".

Die Anwesenden in der TV-Runde zeigten in ihren Voten sehr deutlich, dass die Presse als Informationsanbieter abgeschossen ist - zumindest wenn sie ökonomisch basiert argumentieren muss gegenüber Geldgebern.

Als Beispiele wurden die realen Stories der Fall Carlos, der "Schnäbeli"-Gerry und die Zuger Sexaffäre genommen, um zu demonstrieren, wie irrational aus Sicht der Presse das Publikum reagiert, denn die Presse schrieb darüber, aber oft aus sachlich anderen Gründen. Die Nachhaltigkeit der Stories in den sozialen Netzen entstand aber nicht aus dem sachlichen Fokus, sondern aus irgendwelchen Nebenaspekten.

Beim Fall Carlos zeigte das TV damals auf, dass seine schlussendlich wohl gerade wegen der ganzen Aufmerksamkeit misslungene Resozialisierung einfach pro Monat sehr viel koste. Rational wurde argumentiert, dass das immer noch billiger sei, als wenn der irgendwann später irgendeine Scheisse baue, die dann wirklich teuer oder gar zerstörerisch wäre. Carlos blieb dann aber im Gespräch, weil es Neid und Emotionen schürte, denn die monatlichen KCHF 29 sind halt etwas, was man selbst als Gutverdiener nicht unbedingt selbst bekommt - und schon ist meine Formulierung subtil suggestiv: der Carlos hat die 29'000 ja nicht bekommen, es kostet halt den Staat soviel, ihn nachhaltig und proaktiv zu (re)sozialisieren. Aber diese Differenzierung war bald schon untergegangen in den Wochen danach.

Bei Gerry Müller war es - und daran erinnere ich mich noch gut - zuerst die Vermutung auf Missbrauch seiner Amtsgewalt. Die Story boomte aber, weil es da um Sex, Naivität, Schadenfreude, etc. ging. Während mir der ganze Sex-Kram völlig egal war, war dies wohl der Kicker, den all die Texteschreiber hatten, so dass seine Story lange on blieb.

Beim Zuger Sexskandal ... dasselbe: niedrigste Instinkte werden getriggert, Vorurteilspfleger können ihre Füllhorne voller Boshaftigkeiten ausleeren, Zeichenleser können deuten, Psychologen können über den Schaden an Familie und Täter und Opfer sinnieren ... eine sogenannt gute Story halt ... Sex & Crime

In allen drei Fällen musste die Presse - wenn sie der Sensationsgier des Publikums folgen wollte oder musste - sie halt wiederkäuen, aufkochen, spekulieren etc. Die Presse sind ja z.B. Zeitungen oder Online-Redaktionen, die Geld machen müssen. Wer ist hier also der Master? Das emotional von eigenen Geschichten getriebene, neugierige scham- und hirnlose Publikum? Reagiert die Presse also auf das, was das Publikum will? Steuert also der Mob die Produkte und die Qualität der Presse? Die Presse also die Hure der Onliner, der Netcitizens?

Das ist Brot und Spiele aus dem alten Rom ... der Kaiser wusste genau, dass das Volk trotz Militär einem Kaiser gefährlich werden kann. Drum also die Beschwichtigungstaktik im Circus: Ein paar Christen den ausgehungerten Löwen vorschmeissen - die primitiven Emotionen sollten dann dort aus- und abgelassen werden können. Gesteuert vom scheinbar mächtigen Kaiser, der sich dennoch der Macht der Masse beugt, auch wenn die Masse das nicht weiss.

Und neben diesen drei realen Fällen wurden die Beispiele von zwei total erfundene Stories genannt. Eine war, dass ein Deutscher nach oder während einer Scheidung alle Gegenstände seiner Frau mit der Kettensäge halbiert habe - die zweite, dass eine junge Chinesin Sex gegen Mitfahrgelegenheit angeboten hätte. Beide Stories entstanden am Reissbrett von Leuten oder Agenturen, die genau wissen, wie die Presse heutzutage funktioniert. Und die Presse verfuhr wie vermutet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Interessant: Es geht also eigentlich wiedermal ums Henne-Ei Problem. Das Ei, das früher von der Printpresse ausgebrütet und dann der Leserschaft in allen schillernden Details präsentiert werden konnte, wird der heutigen Presse nun von den sozialen Medien ins Nest gelegt. Und wie die Gasteltern beim Kuckuck, brüten sie es dann halt auch noch aus. Und hoffen, dass es sie nicht killt.

In anderen Worten: Was ist Presse noch wert? Die anwesende Frau in der Runde sagte, dass sie im Bundeshaus den Text höre, dass die Politiker die etablierte Presse nicht mehr ernst nähmen, Schiss hätten die eher vor Bloggern. Und die müssen die journalistischen Sorgfaltspflichten halt nicht einhalten als Private.

Pedro Lenz halt also schon recht: Ich sehe schwarz für die Presse, wenn sie im Kampf ums Geld der Leser sich denen anbiedern muss. Vielleicht geht die Presse als solche einfach unter. Punkt. Bleiben werden Bücher, Autoren, Reporter, die ihre Stories erzählen, weil es irgendwo ein interessiertes Publikum gibt - wie eben Pedro Lenz. Aber als sogenannte News-Lieferanten, da hat die ökonomisch orientierte Presse verloren. Sie kann da mitmachen, aber verloren hat sie.

Ausser, es gibt einen Rückschwinger in den sozialen Medien: Dass sich dort ein Mechanismus oder eine Welle etabliert, die Hasskommentare, geistige Schnellschüsse, Schwarz/Weiss-Meinungen, 15-Minuten-Ruhm-Süchtler und Selbstdarstellung irgendwie ächtet und damit reduzieren kann - auf dass Qualität der Information wieder was zählt. Wenn aber Twitter und Co. es tatsächlich schaffen, sich als akzeptierte Newsfeeds zu etablieren ...

Ich persönlich hatte mich schon lange vor all dem Geschrei heute entschieden, mir meine Informationen zu suchen, wenn ich sie brauche. Und zwar überall, wo ich dann Zugriff habe. Am besten bei den Leuten, die eine Story verursachen, oder bei den Reportern und Journalisten, die sich Zeit nehmen durften und konnten, um den Kontext auszuleuchten. Informationen von solchen erachte ich für mich als aussagekräftig und nehme sie als gültige Information an.

Was in den sozialen Medien vorgeht, beobachte ich ganz sporadisch und eigentlich desinteressiert. Da ich weder niedrigen Instinkten verfallen bin, noch meine, Infos zu Bachelor und Bachelorette bereicherten mein Leben, schaue ich da eh nur etwa einmal pro Woche für kurze Zeit in Facebook etc. Printerzeugnisse lese ich als Newsinformanten auch seit 30 Jahren nicht mehr. Diese Informationshülsen bringen mir einfach nix, nada, 0.0 für mein Leben. Also lasse ich es einfach sein.

Ich fühle mich aber immer noch sehr gut informiert - denn ich hole mir an ausgesuchter Stelle die Infos, die ich für mich brauche und finden will. Bei mir ist das halt nicht das Massentaugliche.

Die Presse also am Scheideweg ... welches Licht Pedro Lenz da noch gesehen hat, weiss ich nicht. Vielleicht ist das aber auch nur noch das Lampengestirn des im Tunnel entgegenkommenden Schnellzuges ...

Auf jeden Fall war die Sendung interessant. Weil halt mit einem sehr aktuellen Thema. Weiter so.

Flüchtlinge - das Problem für Europa in der kommenden Dekade

Dieser Titel stammt nicht von mir, sondern vom Redakteur des 10vor10 Intros. Es folgte der Text, dass die Länder zu lange geschaut, aber nichts gemacht haben. Und nun machen sie teilweise die Grenzen dicht. St. Florians Politik.

Da fiel mir ein, dass ich heute auch gehört habe, dass derzeit im Schnitt bereits 400ppm CO2 Moleküle in der Luft sind, soviel wie seit Messbeginn noch nie. Gehört habe ich diese Zahl auch schon früher, die Flüsse in meiner Nähe fast ausgetrocknet zu sehen, macht diese Zahl unmittelbar realistisch.

Und wenn einer kommt mit der Platitüde "Früher war's auch schon wärmer". Das mag sein und war's auch sicher, doch früher war die Natur überall auf dem Planeten, heute ist sie zurückgedrängt. Eine globale Natur fand ein Gleichgewicht, das die Basis für unser Gedeihen bot. Selbst wenn wir uns beschränken wollten und könnten, die Natur wird nicht so schnell zurück auf jene Basis gelangen. Es wird also kein Zurück ins Gute geben für uns, sondern nur ein Leben mit dem, was kommt.

Dasselbe System: Man schaut nicht hin, oder schlimmer noch, sieht es und macht nichts. Die Flüchtlingswelle ist kurzfristiger, die hat die Ignoranten nun erreicht. Das Klima ist langfristiger ... wie wird es sein, wenn diese Welle uns erreicht ... da nützen dann Zäune grad gar nichts ...

Angesichts der Unmöglichkeit, eine Symptombehandlung als Patentlösung zu finden, wie wir ja sehen - "freue" ich mich schon auf die Klimawelle ...

Ceterum censeo: Think globally, act locally

Jetzt entdecken die das erst ...

Gerade hörte ich im Radio die News, dass eine Studie über den Einsatz von Sozialhilfe in entwicklungsbedürftigen Ländern herauskam, gemäss der diese Art von Hilfe Erfolge zeige.

Sozialhilfe, abgegeben zur Existenzsicherung, sei eine gute Methode, Entwicklung zu fördern. Man sei bisher davon ausgegangen, dass Sozialhilfe die Eigeninitiative lähmen würde ... das Gegenteil sei der Fall.

Mann, ich predige schon lange, dass die allermeisten Menschen nicht faul werden, nur weil sie Geld für die Existenzsicherung bekommen - im Gegenteil. Was soll mensch schliesslich machen mit der vielen Zeit eines Lebens? Innovationen, neue Impulse können ja nur entstehen in Situationen, in denen der wirtschaftliche Druck nicht prioritär ist.

Die irrige Annahme zeigt aber, wie das Menschenbild vieler über ihre Artgenossen ist. Faul, schmarotzend, asozial ... übertragen da einige ihr ehrlich eingestandenes Selbstbild nicht einfach auf andere ...?

Eigentlich schon peinlich, dass so eine Annahme existierte - immerhin, nun ist die Studie gemacht worden und zeigt, es ist nicht so.

Wunderbar, das möge doch einigen einen Anstoss geben, ihre Vorurteile mal wieder zu prüfen ... denn genau um diese geht es beim bald anstehenden Abstimmungsgang zum bedingungslosen Grundeinkommen. Da blöken ja auch alle dem Leithammel nach, dass dann ja nichts mehr funktionieren würde ... schalteten diese Leute mal den Verstand ein und Vorurteile ab, würden sie auch bemerken, wie falsch sie denken ...

Und gerade diese Vorurteile stehen ja angesichts der Flüchtlingslage eh im Brennpunkt ... vielleicht auch zum Nutzen all derer, die in diesem Finanzsystem nicht das CH-durchschnittliche Haushaltseinkommen von ca. CHF 9000.- haben ... und die dennoch menschenwürdig leben wollen.

Ceterum censeo: Thing globally, act locally

_UNKNOWNTRANSLATION_ / Mehr Einträge

BlogCFC was created by Raymond Camden. This blog is running version 5.9.8.012. Contact Blog Owner