SRF Private Banking

Auch diese SRF Produktion bekommt von mir ein Chapeau! Das Thema ist aktuell, die Nachbehandlung durch ECO ebenfalls.

Es geht hier aber nur um den Film. Weil Steuerhinterziehung hierzulande keine Straftat war und für Schweizer weiterhin nicht ist im Gegensatz zu Ausländern.

Im Film ist ein Geldwäscher ins Koma gefallen, seine Tochter übernimmt. Eine Frau, die in der Jugend total abgestürzt und Systemverweigerer war. Die Jungfrau zum Kinde also. Sie geht gegen den Alte Herren Club der Geschäftsleitung an, nachdem sie gezweifelt hat, ob sie das wirklich kann. Diesen Zwist muss sie auch in der Aussenwelt mit ihrem Malerfreund austragen, der eine ganz klare Meinung dazu hat.

Der Compliance Officer, eine junge Frau, muss ja angestellt sein, ist aber der Prügelknabe für die geldbeschaffenden Kundenberater. Ihren Job kann sie nicht machen, was ihr dann letztendlich zu einer Freistellung gereicht, weil einer dieser eigenen Berater die Schuld an unvollständigen Compliance Documents ihr anhängt. Dieses Schwarz-Peter-Spiel wird dann noch von der Geschäftsleitung abgesegnet. Sie verbeisst sich in den Fall, als auch die FINMA die Bank bedrängt. Der junge High-Skill-FINMA-Detective gibt sich nicht käuflich, ist dennoch karrieregeil ... ein Wunder, wenn der standhaft bliebe ...

Der Tochter wird eine Charity-Aktion der Bank vorgestellt, die sich vorbildlich um Waisenkinder aus Süd-Afrika kümmert, indem sie diese Kinder in die Schweiz einladen. Im Privat-Jet kommen die Kleinen in die Schweiz, machen den höflichen Knicks vor der Tochter, die erkennt, dass der Kinder Pässe eingesackt werden - um als Firmenbesitzer für Fake-Firmenniederlassungen benutzt zu werden. Dieser Betrug fliegt dann auch auf, weil die Tochter immer noch eine Clean-Money-Strategie verfolgen will als sie erkennt, was für eine grosse Geldwäscherei da vor ihren Augen stattfindet - sie macht sogar einen skandalösen Auftritt vor einem ehemaligen arrivierten ANC-Kämpfer, der sich reich und ehrlich und ihren Vater verehrend gibt. Die Tochter bricht fast zusammen, der Compliance Officer übergibt ihr einen USB-Stick mit allen Resultaten der Spurensuche - es ist klar, dass sie nun entscheiden kann, wie es mit der Bank und den böhmischen Dörfern etc. weitergehen soll. Doch der Vater erwacht ... was den Verlauf des Filmendes völlig offen lässt ...

Der Film ist gut gemacht ... der Ausgang ... je nach Geschmack - für mich kein Happy-End, aber überraschend. Es reicht zu sagen "Geld korrumpiert". Sic. Nur den Whistle-Blower nicht ...

Im ECO danach einige sehr interessante Zusammenfassungen über die sündigen Banken. Eine Diskussionsrunde später wurden Meinungen geäussert, dass diese Dinge nicht mehr möglich seien. Der automatische Datenaustausch sorge dafür, dass diese Privacy für reiche Leute nicht mehr so sei wie ehedem. Es gibt natürlich immer noch Schlupflöcher - trotz massiver, gesetzlich geforderter Compliance.

Gemäss ECO ist schon viel Geld von den Schweizer Banken verschwunden - sprich abgezogen -, weil halt sehr viel Schwarzgeld rumliegt. Weil andere auf der Welt halt doch noch dreckiges Geld annehmen. Asien halt, wo in China fast jeden Tag ein neuer Milliardär aus der Asche emporsteigt ...

Oder eben, BitCoin (BTC) ... die Möglichkeit, Geld zu waschen unter den Augen aller. Weil es eben ein Hype ist derzeit.

Wieder zurück zum Film: SRF, gerne weiter in diesem Stil! Spannende Spielfilme, Lokalkolorit, aktuelle Themen ... gerne Miniserien ... sehr schön!

Gute Arbeit, Kägi und Wilder! Weiter so, SRF!

Jetzt grad lief die letzte der 6 Episoden Wilder im SRF TV. Ich liebe gut vorgetragene und komplexe Storylines. Im Schweizer TV sind Produktionen wie diese m.W. ja recht selten. Einzelne Tatort-Folgen, einzelne Bestatter-Folgen, die in sich abgeschlossen sind, können wir ja auch gut, mindestens so gut wie alle anderen europäischen Länder.

Aber eine Miniserie wie Wilder ... eher selten. Mir hat die Serie wirklich sehr gut gefallen. Ich bin selbst sehr gerne auf dem Urnerboden, würde sogar gerne dort wohnen, ergäbe sich etwas Passendes, und Winter mag ich eh - als Nicht-Ski-ler fand ich daher die konstante Ski-Touri-freie Schneeumgebung, Nebel- und Wolken-verhangene Bergspitzen, kalte Winde, rauhes Klima sehr erfreulich ... nichts für Weicheier und Schönwetter-Fans.

Daher die langsamen Drohnenflüge etwas über dem Boden, durch Nebelfetzen, nicht bei strahlender Sonne über blütenweisem Schnee, sondern diffusem Licht über gräulichen fleckigem Boden ... auch Realität, eben schönen Wetter in den Bergen. Mit einer unaufgeregten stimmigen Musik immer sehr schön und dezent begleitet.

Der Charakter Kägi war der, der mir entspricht, meine Identifikationsrolle. Der einsame Kämpfer halt, beisst sich durch, eckt an, will es wissen, gibt nicht auf, braucht keine scheinbaren Freunde, tut was er tut nicht aus Profilierungssucht ...

Die Wilder selbst, eine aufstrebende Kommissarin halt, entdeckt die Familien- und Dorfgeheimnisse. Auch gut und glaubhaft gespielt. Das ganze Setup hat mir auch gut gefallen, die Klimax am Schluss war unerwartet und m.E. gut und treffend in Szene gesetzt.

In den Zeiten der No-Billag-Initiative finde ich, dass Wilder schön zeigt, was SRF zustande bringt. Ich finde zwar die 460.- / Jahr auch zuviel, wäre mit Doris Leuthards Idee von CHF 1.- pro Tag aber grad zufrieden. Gar keine Kohle mehr an SRF, dafür dann seichten Schrott wie in den werbefinanzierten TV-Stationen, wo dann eh noch alle 10 Minuten 5 Minuten Werbung Stimmung und Eintauchen zerstört ... omg

Also, danke nochmals für Wilder. Ich war und bin sehr angetan ... gerne weiter so SRF.

Star Trek Discovery

Endlich geht es weiter ... mit Star Trek. Science Fiction war schon immer mein geistiges Refugium, seit ich im Gymnasium dank meines Freundes Thomas in Kontakt mit Perry Rhodan kam. Mondbasis Alpha 1 war zwar schon im TV, doch obwohl ich das natürlich immer sehen musste, war erst Perry Rhodan meine "Rettung" vor der Langeweile des Gymnasiums. Captain Kirk sah ich wohl auch alle, aber es war nicht entscheidend. So meine ich mich zu erinnern. Perry Rhodan hatte dann - weil es ja nur Text war - den riesigen Vorteil, dass die gesamte Vorstellung eben in meinem Kopf entstand. Also keine Enttäuschung durch komische Stimmen, Personen, die Gucky oder so gespielt hätten.

Mit Star Trek TNG war es dann so, dass die Computergrafiken etc. so gut waren, dass es zu übereinzustimmen begann, das filmisch Gebotene und die Imagination. Also war ich ab dann am Haken ... nie StarWars, nur Star Trek oder Babylon 5 etc. Also war nach Star Trek Voyager leider Schluss. Natürlich sah ich die Star Trek Enterprise dann schon auch noch. Und die grossen Star Trek Filme. Doch nach Voyager waren in der zeitlichen Linie ja alle nachfolgenden Serien sogar dem Kirk vorgeschaltet. Also Prequels.

Nun kommt Star Trek Discovery, zeitlich wohl noch vor Star Trek Enterprise oder etwas danach, denn der Beamer ist offenbar Standard und schon etwas veraltet ...

Ich habe nun die beiden ersten Folgen gesehen. Wow. Wirklich toll, visuell auf jeden Fall, da dieses Material ja mindestens FullHD ist. Vielleicht gibt es das ja auch schon in 4K, aber das interessiert mich gar nicht so. Was mir persönlich geschah: Ich fühlte mich sofort wieder zuhause. Wie wenn man nach langem Auslandsaufenthalt nach hause kommt. In dieser Welt habe ich das noch nicht gehabt, denn ich fühle mich eigentlich nicht verhaftet in einer Region dieser Welt. Es gefällt mir an vielen Orten, aber zuhause sein, das ist etwas anderes. Als die neue Titelmelodie dann nach dem eher James-Bond-like Intro doch noch den bekannten Star Trek Bläsersatz erklingen liess, war ich zuhause.

Was die Storyline anzeigt, ist der Konflikt nach einer offenbar mehr oder weniger friedlichen Zeit, in der die Klingonen auf ihre Häuser reduziert worden sind. Denn das Sternenflotte-Raumschiff entdeckt einen rituelles "Friedhofsraumschiff" der Klingonen. Darin lebt einer, der die Klingonenhäuser offenbar wieder vereinen und die Rasse zu altem Glanz führen will. Die neue menschlich weibliche, vulkanisch-indoktrinierte Hauptrolle namens Michael Burnham tut seit einigen Jahren auf diesem Raumschiff Dienst und hat ein traumatisches Erlebnis mit den Klingonen in der eigenen persönlichen Geschichte. Das führt dazu, dass sie durch eine Insubordination schliesslich degradiert wird. Ob sie die Schlacht mit den Klingonen da wirklich verursachte, ist nicht ganz klar - eher nicht. Doch das ist ja die Einführung. Das Raumschiff musste jedenfalls aufgegeben werden und die Vulkanierin steht dafür vor Gericht.

Ein Schmankerl vielleicht ... von den amerikanischen Story-Autoren: das Flaggschiff des Admirals nennt sich Europa - und wird von einem sich enttarnenden Klingonenkahn wie mit einer Pflugschar mittig halbiert und aufgeschlitzt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ... ;-)

Ebenfalls amüsant: In einem der letzten 10vor10 wurde doch grad ein Kurs der Migros-Klubschule vorgestellt, in dem man Klingonisch lernen kann. Es würde mich nun wundern, ob die den O-Ton der Klingonen verstehen - denn bekanntlich ist es ja nicht einfach Kauderwelsch, was die Klingonen in den Filmen da von sich geben, sondern eine richtige Sprache mit Grammatik und Semantik.

Die Story startet in der Serie dann also wohl so, dass sie sich irgendwie wieder heraufarbeiten wird. Denn die Hauptakteure sind bisher bis auf die Vulkanierin gar nicht gross aufgetaucht. Also nicht der Einstieg in eine heile Welt, sondern in eine traumatische. Ich hoffe allerdings, dass die ganze Serie mehr als nur ein Terra-Klingonen-Konfliktgame wird, denn bereits bei Kirk, spätestens aber bei TNG gab es eine geklärte Situation mit den Klingonen. Klar, etwas episches Theater ist interessant, aber eben, der rote Faden darf sich noch entwickeln. Mir gefällt auf jeden Fall, die Kino-Film-mässige Qualität und auch die Flashbacks der Akteure. Damit versteht man deren Herkunft und erkennt ihre aktuellen Lebensphasen. Das erübrigt, irgendwelche langwierigen Folgen bringen zu müssen, um die Charaktere zu erklären.

Dass der visuelle Fokus auf Technik liegt, war schon bei Enterprise so. TNG, DS9 und Voyager sind zeitlich so weit in der Zukunft, dass dort die Technik visuell viel weniger dominant ist. Was mir gefiel, denn obwohl ich selbst Technik mag, soll sie bei mir eher unauffällig sein. In Discovery ist sie vorderhand sehr dominant - und etwas lustig und gekünstelt. Es gibt eine Szene, in der das Deck mit der Gefängniszelle, in die die Vulkanierin gesteckt wurde, de facto ausradiert wurde. Dennoch hält gerade das Energiefeld um die Zelle sie davon ab, im Vakuum des Alls zu sterben. Um dem Tod zu entrinnen und nach etwas Flashback zu ihrer Herkunft, beginnt sie einen eher lächerlichen Dialog mit dem Computer, der trotz massivster Schäden am Schiff noch Zeit hat, ihr lebensrettende Massnahmen zu verweigern und erst nach einem dialektischen Geplänkel ihr den Zugang zum Restschiff zu erlauben. Ebenfalls die Hologrammtechnologie ... die Hologramme nehmen offenbar die Umgebung ihrer Projektion wahr. Das ginge ja noch, aber das Hologramm des Sarek setzt sich in einer Szene sogar auf die Kante eines Tisches im Quartier der Vulkanierin ... ist vielleicht ja bidirektional, und das Mobiliar wurde zu Sarek holografiert ... ist mir zu übertrieben ... aber es ist ja nur ein winziges Detail ... :-)

Zudem, Star Trek war ja dann doch in den Visuals nie ganz korrekt ... oder übertrieben logisch ... alle Schiffe haben im All eine Rundumbeleuchtung, und natürlich fallen in üblicher Star Trek Manier die Leute von den Stühlen, wenn ein Treffer die Zentrale erwischt, die Schirme aber offenbar doch gehalten haben sollen ... immerhin, die üblichen früheren Dampfeinschüsse bleiben aus ... wer baut den die Zentrale in der Peripherie ... und der Commander muss Manöver erst ansagen, die Computer sind dann hier offenbar zu doof, in höchster Not Strategien selbst auszulösen ... wäre ja so, wie wenn man dem Tesla noch sagen muss, "Achtung Fussgänger, Ausweichen mit Manöver Gammadreisieben". Bis das gebrabelt ist, ist jener längst überfahren. Doch was soll's, in den späteren Star Treks ist's ja immer noch so ... :-)

Eben, Perry Rhodan war logisch ... aber halt nie Film ... :-)

Das alles klingt sehr interessant. Ich jedenfalls freue mich darauf. Damit ich mich wenigstens einmal pro Woche mich irgendwo zuhause fühle ...

The Philosophers - After the Dark

Heute sah ich einen interessanten, weil anregenden Film. Zwar in englisch, aber soweit reicht es bei mir noch, dass ich im Grossen und Ganzen nachkomme.

The Philosophers - After the dark, so war der Titel. Darin geht es um eine kurz vor dem Abschluss stehende Klasse von Philosophiestudenten. Der Lehrer, ein noch junger Mann, höchstens 10 Jahre älter als seine Studenten, macht mit ihnen ein Gedankenexperiment. Sie sind 20 an der Zahl und es geht darum, sich vorzustellen, dass sie der unausweichlichen Katastrophe begegnen, dass die Menschheit zerstört wird - einmal durch Atombomben, einmal durch extremen Vulkanismus. Es gibt aber einen Bunker, in den sie sich zurückziehen können und ein Jahr lang problemlos überleben. Allerdings gehen dort nur 10 Leute rein, bzw. es reicht halt nur für 10 Leute, wenn das Jahr überlebt werden soll.

Das Gedankenexperiment wird nun vom Lehrer so in Gang gesetzt, dass jeder der Studenten aus einer Schachtel einen Zettel zieht, auf dem sein Beruf steht. Danach sollen die 20 Studenten entscheiden, welche 10 aufgrund welcher Kategorisierung im Bunker überleben sollen, um danach die Menschheit wieder aufzubauen.

Nachdem sich die Studenten jeweils für ein Set von Leuten entschieden haben, spielt der Film das fiktive Überlebensjahr durch. Und was an dessen Ende für die 10 und die Menschheit bleibt.

Die Studenten werden von ihrem Lehrer natürlich etwas geleitet, was auch das Resultat des fiktiven Spiels beeinflusst. Er insinuiert, dass nur die Nützlichkeit entscheiden solle, wer in den Bunker gehen darf - dieser Grundidee folgen die Studenten eigentlich unbedrängt - es ist ja auch wohl in unserer Realität wohl eine indoktrinierte Idee, dass Menschen vor allem nützen sollen - wem un wozu, wäre noch zu betrachten.

Der Ausgang des ersten Durchlaufs ist nicht so erfreulich. Die Lehre daraus ist, dass man nicht genug weiss, um die "Richtigen" oder "Passenden" zu selektieren.

Danach machen sie das Gedankenexperiment ein weiteres Mal. Dieselben Studenten haben dieselben Berufe, es kommt jedoch noch etwas Information hinzu, z.b. dass der eine schwul ist, die andere einen schwelenden Krebsherd in sich trägt, einer eine autistische Störung hat und noch einer steril ist etc.

Auch dieses Gedankenexperiment läuft nicht grad toll ab, im Hinblick auf das Wiederaufbauen der Menschheit.

Der Lehrer, der neutral wirken sollte, ist aber vorurteilsbehaftet, weil er eine Lieblingsstudentin hat, die er vor allen lobt, von der der Zuschauer allerdings weiss, dass sie mit einem Mitstudenten im Bett war. Diesem Mitstudenten schiebt der Lehrer eine eigentlich gute Ausstattung fürs Gedankenexperiment unter. Dennoch klappt es für die Arterhaltung doch nicht. Das ist seine Absicht, denn offenbar will er ihr klarmachen, dass der Mitstudent ihrer nicht würdig sei.

Es gibt einen dritten Durchlauf, diesmal allerdings will die Lieblingsstudentin alleine auswählen. Die anderen Studenten stimmen zu, dass sie das machen könne und dürfe. So also wählt sie einen nach dem anderen aus - und jedesmal sagt der Lehrer, dass sie eine Viertelnote runterfalle in seiner Abschlussbenotung. Er ist erstaunt darüber, wie sie wählt. Dann, als sie ihre 10 Leute gewählt hat, entwickelt sich das fiktive Jahr erneut.

Wie sich ihr Entwurf entwickelt, lasse ich hier offen. Spannend ist, dass beide Charaktere, der Lehrer und seine Lieblingsstudentin verschiedene Ansichten über die Lebenszeit haben und was danach kommen soll.

Der Film geht dann etwas flau aus meiner Meinung nach, denn es wird offenbart, dass Lehrer und Studentin auch ein Liebespaar waren und er sich nun damit beschäftigen muss, dass sie ja nun von der Schule abgeht - und er natürlich loslassen muss. Das Ende des Films ist dann entsprechend offen, als ob das Gedankenexperiment Auswirkungen auf die Realität haben könnte ...

Der Film erhielt auf IMDB nur eine mässige Bewertung von 5.7 von 10 Punkten, was ich an sich verstehe, wenn man nur den Plot beachtet. Inspirierend fand ich jedoch die drei Durchläufe des Gedankenexperiments. Es im Hinblick auf die höchst reale Ein- und Verplanung unserer Lebenszeit zu betrachten, könnte den einen oder anderen doch vielleicht schon auf neue Ideen bringen. Und damit damit im Kleinen Schubladendenken, Bewertungen etc. ins Wanken bringen. Wenn dann darauf Taten würden, wäre das doch schon was ...

Andere mochten auch: The Man from Earth

Die User-gezielte Werbung ist ja nicht nur schlecht ... als ich letzthin auf der Movie Datenbank einen Film nachschlug, empfahl mir die Website u.a. auch den Film "The Man From Earth". Ein Film über einen Mann, der seit 14'000 Jahren auf der Erde wandle. So eine Storyline interessiert mich schon, denn als ich vor 30+ Jahren in die Seitenlinie Atlan der Kult-SciFi-Geschichte Perry Rhodan verfallen war, ging's um dasselbe: Eine Person, die über 10'000 Jahre auf der Erde lebe.

The Man from Earth beginnt damit, dass sich eine Handvoll Leute zu einem Abschiedstreffen eines Lehrers (The Man) in dessen fast schon leer geräumtem Häuschen auf dem Land treffen. Sie alle mögen ihn offenbar sehr und fragen sich, wieso er denn gehe und ergeben sich etwas in nostalgischen Erinnerungen. Es gibt in dessen Haus einige Dinge, die sehr alt sind, ein sehr echt wirkendes Rembrandt-Bild, einen sehr alten und seltenen Wiskey, eine Versteinerung, einen alten Pfeilbogen ... und auf das Bohren der Besucher offenbart The Man, dass er eigentlich ein Cro-Magnon sei, ein Urmensch. Mit 35 sei seine Körperregeneration perfekt geworden, d.h. er altert nicht und Wunden verheilen perfekt. Seither lebe er auf der Erde und verlasse jeden Ort, an dem er sich niederlasse, alle 10 Jahre, denn dann merken die anderen jeweils, dass er nicht altere.

Es zeigt sich, dass seine Freunde alles Fachlehrer sind, Biologie, Theologie, Archäologie, Psychologie. Die glauben natürlich nichts anfangs ... und sie merken auch, dass sie weder seine Geschichte, seine erzählten Erlebnisse, weder beweisen noch widerlegen können. Denn sie sind ja wissenschaftlich gesichert gebildet ... was er ihnen erzählt, wissen sie aus der Ausbildung und der Literatur ... und er sagt ihnen auch, dass er ja kein Superwesen sei, er wisse nichts besser, habe keine tieferen Einsichten erlebt wie sie, denn er entwickle sich als Mensch ja mit dem Zeitenwandel - er sei also genau so modern wie sie alle.

Er erzählt, sie hören hin, sind kritisch, aufmüpfig, ungläubig. Vor allem, als er von der Zeit um Christi Geburt zu erzählen beginnt, geht es bei den durchaus offenen Zuhörern langsam an die sozialisierten Glaubenssätze ... es wird schwierig ...

Mehr verrate ich nicht.

Interessant an dem Film fand ich, dass er aufzeigt, wie wenig wir wissen, wie wenig wir beweisen können, wie wichtig uns das Wenige zu sein scheint und wie es uns erginge, liessen wir uns mal auf eine Diskussion ein, dass das überlieferte "Wissen" einfach eine Geschichte ist, ein Märchen. Was passiert dann mit uns?

Dass dies nicht so locker zu machen ist, wie es sich grad anhört, das zeigt die Welt: Religionskriege, Wissenschaft gegen Kreationismus, Geschichte gegen Gegenwart, Freiheit gegen Rahmenbedingungen, Aussergewöhnlichkeit gegen Gesellschaft ...

Mir hat der Film sehr gefallen und mir wiedermal gezeigt, ob und wie stark ich noch mit meiner Geschichte verhaftet bin. Empfehlenswert.

Death of a President

Gestern zeigte das Schweizer Fernsehen wieder mal den Mockumentary „Death of a President" (DoaP). Ich habe diesen Film schon einige Male gesehen, er ist ja schon 5 Jahre alt. Jedesmal jedoch zwingt er mir seine intime, unmittelbare und realistische wirkende Atmosphäre auf, die vor allem durch die geschickte Kameraführung entsteht, die sich praktisch zu 100% an echten Dokumentarfilmen unserer Zeit orientiert.

Wer nach 9/11 all die angesichts des Ausmasses des Vorfalls unbeholfenen Bildzusammenstellungen der News-Networks verfolgte, wird merken, dass DoaP dieselbe Beklommenheit aufbaut wie die Filme nach 9/11. Das sind vor allem unstabilisierte Handcam Filme, schnelle Zoomfahrten, chaotische Szenen, Ausschnitten aus Sendungen aller News-Stationen, Einspielungen von Interviews, in Originalsprache wie der ganze Film mit Untertiteln, Schnippsel von Überwachungskameras, kurze Takes von realen Auftritten des Präsidenten, Fotos von realen Politikern dieser Zeit, viele Nachtaufnahmen, Interviews mit Muslimen, die Schuldzuweisung an Syrien, News-Sendungen von Diskussionen mit Exil-Syrern, Bilder von Militäraktionen wie dem Assignment der Flugzeugträgers Nimitz, alles in allem der Einbezug von damals aktuellen gesellschaftlichen Schwingungen ...

Die Teile von Polizeiauftritten sind von der Art her praktische eins zu eins den Filmschnippseln entsprechend, die wir auch nach Norwegen wieder zu Gesicht bekommen. Ich weiss noch, als ich das erste Mal den Film sah, wusste ich ja auch, dass der Bush nicht ermordet wurde, doch die Authentizität dieses Filmes liess mich an meiner miterlebten Geschichte zweifeln.

Weshalb ich nun diesen Blogeintrag schreiben wollte? Eigentlich dachte ich gar nicht daran, doch der Impuls kam einige Male, so dass ich ihm nachgab, denn: Wir alle in den sogenannt hochindustrialisierten Ländern informieren uns doch meistens von den Konserven der News-Networks. Mit Konserve meine ich auch, dass zu einer Nachricht oft sogenannte Symbolbilder aufgewärmt werden – nett, wenn sie auch so gekennzeichnet sind. Wieviele Male wurde schon eine trockene Nachrichtenlage wohl mit emotional treibenden Bildern unterfüttert, die weder zeitlich, noch räumlich, noch thematisch mit der Nachricht zu tun hatten? Es ist nicht einmal so wichtig, dass keiner die Bilder wiedererkennt, sondern dass sie die gewünschten Emotionen erzeugen, die die Nachrichten-Designer wollen.

Die Bilder, die in diesem Film benutzt werden, ähneln dem, was wir von News und Dokumentarfilmen so verdammt stark, dass sich die Frage stellen lässt: Was ist denn nun real? Wird durch die Bilder eine Realität abgelichtet? In diesem Film klar Jein. Nein, weil die Ermordung nie stattfand, Ja, weil es reale Konflikte in der Gesellschaft in einer Art abbildet, die wir nur aus den Nachrichtensendungen gewohnt sind. Der völlig fiktive Film vermag daher dieselben Emotionen heraufzubeschwören, die sicherlich einige haben beim Anblick von News aus Israel, Afghanistan, Norwegen, Pakistan oder bei Dokumentionen über 9/11 oder Watergate oder anderem.

Was soll also diese Betrachtung? Tja, ich finde, dass man da gern mal für sich der Frage nachgehen darf, inwiefern und wie stark jeder für sich durch Bilder beeinflussbar ist. Und zwar ehrlicherweise. Emotionen laufen viel, VIEL schneller ab, als der Verstand nachkäme. Können wir also wirklich entscheiden, was wahr ist und was nicht, nur anhand von Bildern, Videos? Ist das, was uns TV, YouTube und sonstwer bringt, wirklich das Leben? Und wenn man anhand der Betrachtung darauf kommt, dass es eventuell förderlicher für die eigene seelische Gesundheit sei, nicht selbst Erlebtem einfach keinerlei Bedeutung mehr zu geben bzw. das Gesehene einfach zu akzeptieren als ein Schauspiel, das aus irgendwelchen Gründen gegeben wird, so wird dieser daraus gewonnene Abstand einem eventuell etwas mehr Urteilsfähigkeit geben, mehr Erkenntnis, mehr Übersicht und generell eine grössere Gelassenheit gegenüber den Schnellschüssen der News zu Themen, die irgendwann irgendwie aktuell sind. Natürlich, man kann sich diese Dinge schon anschauen, doch sollte man eben den Abstand gewinnen, dass die durch die Bilder initiierten Emotionen einen nicht der Urteilsfähigkeit beraubt, wenn einem ähnliche Emotionen später mal begegnen. Denn meistens werden Emotionen in den News nicht geschürt, um uns zu Förderlichem zu motivieren, sondern um uns irrezuführen. Weg von unserem eigenen Weg, unserem direkten Umfeld, in dem wir Auswirkungen haben, Menschen, die in unserer Reichweite sind. Was nützt es mir zu wissen, wer Kennedy erschossen hat? Wer wirklich hinter den 9/11-Attentat stand, ob die beiden Türme nicht opportunistisch gesprengt wurden, weil sie schon lange nicht mehr rentierten, ob die NASA auf dem Mond war oder nicht ... es hat mit meinem Leben nichts zu tun. Im Gegenteil, es lenkt nur von meinen Themen ab. Und die erscheinen mir tagtäglich in meinem Umfeld.

Wenn der Abspann des Filmes durchläuft, mit all den bekannten Assoziationen zu realen Filmepilogen, so geht der allerletzte Text fast unter: Der Film ist total fiktiv, er spiele in der Zukunft. Bin ich froh ... oder auch nicht, wie wäre meine Realität, wenn's den Bush wirklich erwischt hätte ... ich weiss es nicht, aber wenn ich genauso lange von Fiktivem berieselt würde wie durch die täglichen TV-News, ich hielte dies auch bald für Realität. Und die Aufgaben meines Lebens hätten sich dennoch um nichts geändert.

Auf jeden Fall ein spannender und eben – beklemmender – Film. Empfehlenswert.

Le Concert - ein musikalisches Filmmärchen

Heute ging das Open Air Kino Ciné au Lac in Richterswil zu Ende. Sie hatten eine schlechte Woche erwischt – wer denkt schon, dass es im Sommer einfach mal mehr regnet als scheint. Auf jeden Fall war es schön, dass gerade zum letzten Film das Abendwetter wenigstens trocken war.

So habe ich den Film Le Concert sehen können. Der ist zwar schon aus dem Jahre 2009, doch ich kannte ihn nicht. Von der Beschreibung her klang es wie "Blues Brothers, auf russisch und in Klassik". Da mir Musikfilme, nicht Musicals, immer gefallen und Tschaikowski auch zu meinen gern gehörten Komponisten zählt, fand ich die Beschreibung anziehend genug, um trotz Kälte hinzugehen.

Die Storyline ist denn auch blueshaft, in jeder Beziehung. Zwar kommt da keiner aus dem Knast, aber wohnt in einem Landesknast, der allerdings seit Gorbatschow offener ist: Russland. Dort wurde vor 30 Jahren von Breschnew das höchstangesehene Bolschoi-Orchester zerschlagen, die Starviolinistin Lea mit ihrem Mann nach Sibirien geschickt, wo beide dann nacheinander starben – Lea erst nach vielen Jahren des Durchhaltens, indem sie nur im Kopf und Geiste Tschaikowskis Violinkonzert immer und immer wieder in Variationen spielte.

In Moskau ist derweil der ehemalige Dirigent des berühmten Bolschoi-Orchesters Andrey Filipov zum Hauswart des Bolschoi-Theaters abgestiegen, der sich ab und an noch beim ebenfalls aktuellen Orchesters in der Tribüne aufhält und sich in seine Vergangenheit versetzen lässt. Als bei ihm das Handy während der Probe klingelt, wird er vom Chef zusammengeschissen und muss dessen Büro putzen. Als er da zugange ist, kommt ein Fax rein, den er natürlich liest. Darin wird das Orchester als Ersatz für ein amerikanisches nach Frankreich eingeladen. Der Hauswart schnappt sich den Fax, und es beginnt die Phase des Zusammensuchens der ehemaligen Musiker. Die leben mehr schlecht als recht irgendwo in Moskaus Umgebung in den verschiedensten Berufen. Darunter auch zweifelhafte.

Der ehemalige, stockkommunistische Orchestermanager, der ehedem Andrey mitten in einer Aufführung unterbrach und sein Orchester zerschlug und Andrey mithin ein Trauma verpasste, muss aktiviert werden, weil nur der französisch kann – und eben ein Topmanager war. Als sie das Programm planen, schlägt Andrey daher auch wieder Tschaikowski vor. Der Manager weiss um den Verfall des Orchesters und will daher eine Galeonsfigur als Solistin haben. Er schlägt die junge Anne-Marie Jaquet vor, die gegenwärtig zur Crème de la Crème gehört. Als diese später vom Wunsch des Bolschoi-Orchesters nach ihr erfährt, will sie unbedingt unter dem Maestro Andrey Filipov spielen.

Es ist wohl schon klar, dass es klappen wird, das ist wie bei den Blues Brothers. Der Weg dorthin ist recht amüsant. Der Film nimmt so ziemlich alle religiösen und andere Klischees auf und bringt sie amüsant zur Geltung. Es ist ja klar, dass in Moskau die abgestiegenen Musiker kein Geld übrig haben. Also muss unter anderem ein Sponsor her. Den finden sie auf einer Hochzeitsparty mit Komparsen. Dort brüskiert ein Neureicher mit 1000 Hochzeitsgästen einen anderen Neureichen, der ehedem nur 500 Gäste hatte, indem er ihn, der leidlich Cello spielt, auf die Bühne holt, ihn zum Spielen animiert und dann mit einer E-Gitarre üblen Lärm dazu erzeugt. Es kommt bei dem Anlass vor lauter Saufen, Drogen und leichten Mädchen zu einer Ballerei übler Sorte, in deren Tohuwabohu der Orchestermanager den blamierten Cellisten immerhin als Sponsor für das Orchester gewinnt. Fast sowas wie ein Mäzen also, der später im Film sich aber wieder als abgebrühter Abzocker auftaucht, dem Orchester aber immerhin die Flüge nach Paris zahlt.

Andere jedoch müssen die Visa zur Ausreise besorgen. Dies übernimmt eine Sippe von Roma, von denen einer eben auch als erster Geiger im Orchester spielte. Auch diese Klischees werden amüsant ausgespielt. Der Geiger konnte die Pässe zwar nicht vor dem Abflug organisieren, aber immerhin noch rechtzeitig und direkt in den Wartesälen des Flughafens. Seine Sippe spielt dort Zigeunermusik und klebt und fälscht dabei gleich die Pässe, für die jeder Musiker erst jetzt sein Portraitfoto abgeben muss. Kinder, Opas und Frauen kleben und stempeln dann grad die Pässe. Kommt ein russischer Polizist mit hoher Mütze, stehen dem plötzlich zwei ziemlich massige Zigeuner zur Seite, denen man nicht im Dunkeln begegnen möchte, und säuseln ihm humorlos ins Gesicht "Willst Du eine Massage" oder "Soll ich dir die Zukunft voraussagen". Der zieht sich selbstredend ohne Worte zurück.

So klappt die Reise also nach Paris. Dort setzen sich die Musiker natürlich ab und wollen nichts mehr mit den anderen zu tun haben – SMS, die sie auf die irgendwie illegal erhaltenen Handies bekommen, werden regelmässig ignoriert. Der Dirigent, dem es um etwas ganz anderes geht, um die hehre Musik nämlich, kriegt kalte Füsse, denn natürlich lachen ihn alle Produzenten, Vertragspartner aus oder bekritteln ihn, bzw. er merkt, dass die Mitmusiker sich einen Deut um die Musik kümmern. Das einladende Haus sieht die Musiker erst einen Tag vor dem grossen Auftritt. Dem hat es auch nur aus monetären Gründen zugesagt – weil der Ruhm des alten Bolschoi-Orchesters über die 30 Jahre noch bis in die Gegenwart hineinreicht und vor allem, weil die junge Starviolinistin eben als Zugpferd hinhält – und die alten Russen nebst Gage des Stars immer noch billiger kommen als die Amis. So übersehen sie zähneknirschend die Ausflüge der Moskowiter. Die machen bereits Geschäfte, haben sich bei Verwandten abgesetzt etc.

Allerdings kennen alle diese Musiker die Story von Lea, die ja eine von ihnen war. Als der Tag X kommt, wird das SMS rumgeschickt „Kommt für Lea" - und sie kommen alle aus den Verstecken. Zwei Trompete spielende Juden, Vater und Sohn, die klischeegemäss zuerst geschmuggelten russischen Kaviar verhökern wollen, den aber niemand will, dann umsatteln auf chinesische Billig-Handies, die sie dann ganz locker wegkriegen, kommen gar zu spät ins Orchester, mitsamt Bagage.

Immerhin hatte der Roma-Geiger die lokal ansässigen Roma-Sippen aktiviert, auf dass diese den Musikern Kleider und Instrumente besorgen – denn im sozial kalten Moskau mussten viele alles Wertvolle verkaufen.

Das Haus ist voll – auch da mit Seitenhieben auf unkundiges, empor geschwemmtes, aber reiches Buffet-Abgraser-Publikum. Die junge Anne-Marie ist bereit, Andrey steht vor seinem alten Top-Orchester und es beginnt. Die ersten Takte scheinen nicht zu harmonieren, das merken nicht nur die Musiker, sondern auch die sich von der Unfähigkeit der alten Russen bestätigt fühlenden Franzosen. Auch das Publikum erheitert sich eher als ehrfürchtig zu lauschen. Dann beginnt Anne-Maries Part.

Wie Andrey ihr in einem nostalgischen Abendessen einen Tag vor dem Konzert erzählte, ist für ihn das Ziel das Erreichen einer grossen Harmonie der gesamten Truppe, die Perfektion im Concerto für Violine und Orchester. Dabei schwärmt er von der verstorbenen Lea. Anne-Marie, die Maestro Filipov sehr verehrt, erkennt, dass er nicht sie will, sondern ein Duplikat von Lea. Er wagt es aber offenbar nicht, ihr beim Essen zu erklären, wieso er auch sie unbedingt wollte. So resigniert er, kippt Wodka umd Wodka. Anne-Marie sagt ihr Mitwirken ab und geht verwirrt. So muss der Kontrabassist, der Andrey des öfteren moralisch aufbauen musste, die Initiative ergreifen und besucht Anne-Marie bei ihrer Ziehmutter, wo er nach dem anhaltenden Niet von Anne-Marie den sphingenhaften Spruch fallen lässt, ob sie nicht doch spielen wolle, sollte sie nach dem Konzert eventuell etwas über ihre Eltern erfahren können.

Damit kriegt er Anne-Marie rum und sie kommt ans Konzert. Als sie zu spielen beginnt, passiert das, was sich Andrey erhoffte – das noch disharmonische Orchester schwingt sich ein, der Glanz, die Perfektion, die Harmonie des gerühmten Bolschoi-Orchesters, erhebt sich über die grauen Häupter der Musiker und bringt die Qualität der Musiker, die Genialität Tschaikowskis Musik und das Spiel von Anne-Marie zum Überschwappen ins Publikum, das sich kindlich staunend dem Gehörten hingibt.

Denn Anne-Marie ist – Leas Tochter. Ein noch vor deren Deportation nach Sibirien entstandenes Baby wurde in den Westen geschmuggelt, wo es bei der Fluchthelferin aufwuchs, ohne je zu erfahren, wer ihre wahren Eltern gewesen sind und was ihnen widerfahren ist. Dieses Baby wuchs auf und wurde ebenfalls zu einer Starviolinistin – ohne ihr Erbe zu kennen. Andrey und viele Musiker kannten die Lebensgeschichte, denn Lea war ja eine von ihnen. Deshalb kamen sie alle, deshalb sprang die Magie von Anne-Maries Spiel sofort auf die Gruppe über.

Im Film werden während des Konzerts sowohl Retrospektive wie auch die amüsanten und erfolgreichen Konsequenzen dieser Familienzusammenkunft ineinander geblendet. Denn das ehemalige Bolschoi-Orchester wird als Filipovs Orchester berühmt und spielt in allen grossen Häusern dieser Welt. So hat auch dieses Märchen ein Happy End.

Mir hat der Film gefallen – wohl, weil ich eine russische Seele habe, wie mir mal attestiert wurde, weil mir die klassische Musik gefällt, weil mir Harmonie zwischen Menschen verschiedenster Art gefällt und weil ich immer gerne staune, wie das Gesamte mehr ist als die Summe der Einzelnen. Und wo als in der Musik kann man das besser erleben? Es ist kein Wunder, sprechen alle von der Musik als universelle Sprache. Denn wenn mehr als einer denselben Ton spielen sollen, müssen sie sich öffnen, für das gemeinsame Ziel, für das Spiel des anderen, für das Einpassen des Eigenen – in der Absicht, den Zuhörern etwas Schönes, Bewegendes, Verträumtes, Trauriges, Erheiterndes, Verzauberndes, eben mehr als nur den Klang eines Einzelnen anzubieten. In der Musik kann meines Erachtens ein Mensch sich am besten gehen lassen ... es duldet keine Diven wie im Sport ... denn wer sich nicht unterordnet, erzeugt sofort wahrnehmbaren Missklang.

Diese Fähigkeit des Menschen, sich für etwas Grösseres einzusetzen, sich einer Funktion in der Gruppe unterzuordnen, seine Egoismen wenigstens zeitweise sein zu lassen, die ist es, die mich bewegt. Da zeigt sich immer, dass ich halt doch sehr nah am Wasser gebaut bin ... wie man so schön euphemistisch sagen kann. Oder klarer gesagt: Das Einfühlen in diese grosse Fähigkeit des menschlichen Seins bringt mich regelmässig zum Heulen. Egal wo, egal bei welcher Gelegenheit ... denn darin verschwindet das Allein-Sein, das Getrennt-Sein, die Unsicherheit, die Angst. Dann ist es eins.

Californication - seichter geht's wohl kaum noch

David Duchovny als abgewrackter Sexroman-Autor, der schon länger keinen Erfolg mehr hat und nur noch einen Sex-Blog schreibt, ist der Hauptakteur in einer Serie aus der USA, deren seichte Belanglosigkeit sich hinter ordinärer Sprache, Rudelbumsen, Sehnsucht nach der Ex und Lebenssinn-Krise kaum verstecken kann.

Allen geht's zu gut zum Sterben, bzw. Gehaltsvolles hat keine Figur zu bieten. Kohle haben alle, alle haben ne Hütte, also der High-Society-Seelenstrip der notorisch Gelangweilten, deren Gedanken sich nur um den schnellen Sex drehen, egal welches Alter und welchen Typ die Figuren darstellen.

Natürlich sieht man höchtens mal ein Paar Brüste, oder dann steht "dummerweise" eine Lampe im Weg ...

Mir kommt dabei immer unwillkürlich in den Sinn, dass diese Serie wohl ein Aufklärungfilm für das amerikanische Pulibkum sein muss, der die Niederungen geistiger Ergüsse im Umfeld von Sexualität und ihren Varianten erhellen soll.

Nun gut, es hat ja grad ein Happy-End gegeben ... brauchen die Amis wohl.

Da fällt es mir jeweils leicht wegzuzappen. Die britische Dunkel- bis Schwarzhumor-Serie "Warten auf Gott" gefällt mir da schon um vieles lieber ... ok, ich mag halt direkten und schwarzen Humor ... :-)

I, Robot

Über Pfingsten konnte man im TV diesen Film öfters sehen. Ich habe noch dunkle Erinnerungen an das Buch von Isaac Asimov, der diese drei Robotergesetze in seinem Roman fomulierte.

Diese drei Gesetze seien die unumstössliche "Ethik" eines Roboter. Quasi das BIOS eines Roboters.

Der Film spielt damit. Einerseits kann ein Supercomputer die einzelnen Robbis via Downlink dennoch dazu bringen, diese Gesetze zu übergehen, und andererseits hat der verstorbene Robotervater der allumfassenden Überwachung durch den Supercomputer nur durch Selbstmord entgehen und einem Roboterhasser dadurch einen Wink übermitteln können. Eine Spezialversion eines Roboters, die der Robotervater extra dafür kurz vor seinem Tod entwickelte, bekam die Fähigkeit, die drei Geetze zu umgehen bzw. sich selbst für eine Seite zu entscheiden.

Im Film sorgt der Roboterhasser, dass er den scheinbaren Selbstmord untersucht und natürlich die Roboter dafür verantwortlich macht, genauer gesagt, diese eine Spezialversion names Sonny.

Der Supercomputer benutzt schlussendlich eine Ethik, die Menschen zu beschützen, indem der erkennt, dass das Wohl der Gesamtheit über das weniger zu stellen ist.

In der Konsequenz verkündet er, dass zum Wohle der Gesamtheit einige Freiheiten gekürzt oder beendet werden müssen, zudem werden einige Menschen eliminiert, die gegen das grosse Ziel arbeiten. In Konsequenz bringt das der Menschheit den Frieden und den Wohlstand.

So einen Film mit dieser Messaage, allerdings düsterem Ausgang, gab es schon einmal, der Supercomputer hiess damals Colossus.

Einen realen Fall gibt es in Form all der Gesetze zur Überwachung mitsamt Spezialberechtigungen, die unter der Bush Administration seit dem 11. September 2001 eingeführt wurden.

Klar, wie begegnet man der Gewalt, der Zerstörung, dem Hass, dem Neid, der Missverteilung? Ein alles kontrollierender Supercomputer macht das mittels Robotern, Bush und andere mit Gesetzen, die die Freiheit einschränken. Die Computers in den Filmen hatten teilweise Erfolg - im Dienste der Menschheit. Diese wurde geknechtet, hätte es aber ab dann gut gehabt, sprich, Essen und Gesundheit garantiert.

Doch im Film musste der Sonny als Spezialkonstruktion dafür sorgen, dass der Supercomputer zerstört wurde. Wozu das?

Wieso erscheint das Ende im Film Colossus düster? Wieso die Zerstörung des Supercomputers in I, Robot erfreulich? Mit der doch dafür gesorgt ist, dass die Menschen sich nach wie vor umbringen, die Umwelt zerstören und die Umverteilung Arm und Reich weiter auseinanderdriften lässt?

Gort, barada niktu

So oder ähnlich befahl der Ausserirdische Klaatu seinem fast omnipotenten Roboter Gort, die Erdlinge nicht grad zu vernichten, als ein übernervöser Soldat auf Klaatu schoss, weil der in seine Jacke griff, um ein Begrüssungsgeschenk hervorzuholen.

Ich liebe diesen 1951 gedrehten Film, der heute wieder mal im TV lief. Es ist, soviel ich mich erinnern kann, mein erster Science-Fiction Film gewesen, den ich sah und der mich beeindruckte. Ich war damals noch ein Kind und wusste wohl kaum etwas vom kalten Krieg, von der geopolitischen Lage, von Grabenstellungen, von Bedrohungen.

Ich weiss auch nicht mehr, wann ich den zum ersten Mal Film sah, aber er ist enorm hängengeblieben, drum auch das Zitat im Titel. Mir ist eingefahren, wie im Film ein offensichtlich freundlich gesinnter Ausserirdischer durch die - man verzeihe mir - vollidiotische Panik eines Soldaten angeschossen wird.

Also ein Erstkontakt von undisziplinierten Idioten verbockt wird, statt einer förderlichen Begegnung. Klar, ist ja Storyline, aber als Kind schaut man Filme wohl anders. Und ich war damals wütend auf diese Figur, die alles schon im Anfang durch kleinlichen Schiss zerstörte. Nun, der Klaatu überlebte das ja, weil Gort ihn ins Raumschiff holte, wo er Klaatu wiederbeleben konnte.

Für mich war Science Fiction, der Weg ins All, die endlosen Weiten, die Möglichkeiten, in der Folge das, was mich sicher ein Jahrzent faszinierte. Meine kindliche Naivität, die grad zu diesem Film passte, verblich und machte einem Wunsch nach "realistischen" Science-Fiction-Filmen platz. So ärgerte ich mich über Kampfstern Galactica und auch Star Wars, so dass ich mich doch lieber der SF-Literatur hingab. Da gab es keine vorgelebten Filmrealitäten, sondern nur Vorstellungsrealitäten, in denen alles so realistisch war, wie ich es mir vorstellten konnte.

Dennoch, dieser Film blieb bestehen, weil er einfach war, der Roboter war keine Tech-Konstruktion wie der Terminator oder Robbies in anderen Filmen wie Star Wars etc. Natürlich, die hatten damals wohl auch keine anderen Möglichkeiten. So ist Gort eine nahtlose Figur, zwar menschengleich, aber ohne Falten, Löcher etc. Er hatte nur eine Blende vor den Augenregion, hinter der sich eine Lichtwaffe befand. Einfach und doch imponierend, weil im Film ihm niemand was anhaben konnte.

Schön aber auch, dass dieser unvernichtbare Roboter seine Macht nicht nutzte, sondern nur seine Möglichkeiten einsetzte, um Hindernisse zu beseitigen, um Klaatu zu holen. Das hat mich beeindruckt, keine Vergeltungsmassnahmen, keine Rache, obwohl die Primitiven die Nerven verloren. Der Mächtige(re) hier hat sie jedoch behalten. Zuerst Gort und danach Klaatu.

Für mich wohl das Faszinierendste an der Storyline, dass es offensichtlich mächtigere Parteien gibt, die der Schwächeren sogar Verfehlungen nachsieht, die eigene Leute verletzt oder fast tötet.

In der Folge fand ich alle Technik-verliebten SF-Filme saudoof, in der immer nur mit militärischer Gewalt gegen böse oder vermeintlich böse Extraterrestrische vorgegangen wird. So fand ich Krieg der Welten im Original zwar auch sehr beindruckend, weil ich noch jung war, das aktuelle Remake von Spielberg jedoch eigentlich langweilig im Vergleich mit dem Original, von der Trivialität der Storyline in beiden Fällen nicht zu reden.

Drum wohl gefielen mir dann die Star Trek Geschichten besser, weil es meistens Stories waren, in der eine fortgeschrittene Menschheit Neuem begegnet und in der Technik zwar vorhanden, aber nicht Hauptzweck ist.

Wohl das war es, was mich unbewusst anzog, die Vorstellung und den Wunsch nach einer bewussteren und fortgeschrittenen Menschheit.

Aber eben: Per aspera ad astra ...

_UNKNOWNTRANSLATION_ / Mehr Einträge

BlogCFC was created by Raymond Camden. This blog is running version 5.9.8.012. Contact Blog Owner