Ich hatte schon immer RAID-gesicherte Rechner - sowohl profoessionell als auch privat. Meine für privat angeschafften Disks sind aber nun alle schon ca. 4 Jahre alt, meine grösste ist eine 200 GByte Platte. Von denen hatte ich insgesmat 2 Paare, jeweils mit RAID-1 geschützt.
Nun sind diese schon seit längerem immer knapp bis unters Dach voll. Es stellte sich die Frage, wie ich auch die Computer ablösen kann, an welchen die Platten hingen.
Ich habe mir da einiges überlegt, auch, dass semiprofessionelle Kisten immer viel langsamer sind als dedizierte RAID-Controller. Das gilt auch für NAS-Systeme, da diese meistens nur spezielle Linux-Packages mit einem Software-RAID bieten. Dafür halt unabhängig von einem Host-Rechner.
So entschied ich mich nach umfangreicher Recherche und Blick ins Portemonnaie für das NAS von Thecus, das N3200. Ich kannte die grossen Boxen von dieser Firma schon professionellerweise - die N5200 machen in unserem Bereich eine gute Figur und haben die beste Performance, was ihnen auch Tom's Hardware Guide attestierte.
In den Foren der unabhängigen Thecus-Users fand ich zwar kurz vor meinem Kauf noch lauter Problemreports ... über alle Thecus-Boxen ... aber sie schienen immer noch die besten Geräte zu sein, die man kaufen könne.
Also, nun hab ich das N3200 und es ist ja hübsch äusserlich. Obwohl das Teil keine so schönen Drive-Bays mit Schubladen hat, ist der Einbau der Disks dennoch einfach ohne Werkzeug zu machen, und die Drive-Slots sind hot-swappable.
Ich hatte das Pech, dass von meinen drei ebenfalls brandneu gekauften 1 TByte Disks eine nach dem Aufbau des RAID-5 beim ersten Befüllen schon Probleme machte, so dass die Box mit einem markdurchdringenden Piepen mich in die Abstellkammer rief, wo ich dann sah, dass das RAID-5 degraded war.
Natürlich habe ich die Disk nochmals probiert, auch wenn der Aufbau des RAID-5 zu 2 TByte geschlagene 9(!) Stunden brauchte. Da wusste ich also schon, was los ist. Dass der Rebuild aber noch ein paar Stunden mehr(!) brauchte, hatte ich dann schon nicht erwartet. Eine so lange Rebuild-Zeit ist im Fehlerfall gefährlich, denn wenn während dieser Zeit eine weitere Disk stirbt, ist trotz RAID-5 alles verloren. Für die lange Zeit scheint mir der schwachbrüstige 400 MHz Freescale Prozessor verantwortlich zu sein.
Während des ersten RAID-5 Versagens hatte die Box dann noch einen unerwarteten Fehler gezeigt: "System: No Connection", etwas, was nirgendwo erklärt war, und was vom Thecus Support mit "Get a RMA and return the unit to your seller" quittiert wurde. Nach Strom aus- und einschalten, ging dann doch wieder alles.
Anyway, funktioniert hat's also schlussendlich. So habe ich das NAS halt im degraded RAID-5 Status befüllt mit Inhalten aus meinen alten Platten. Da das NAS eine Gbps Ethernet-Schnittstelle hat, konnte ich den Jumbo-Frame Support einstellen, so dass ein Ethernet-Frame nun 8 KByte gross ist statt nur gut 1.5 KByte. Das sollte doch eigentlich noch etwas Dampf bringen.
Doch von meinem Windows-XP Computer über einen Switch brachte ich nie mehr als 13.5 MByte/Sek. auf die Box, die wie gesagt im degraded Status lief. Windows' SMB-Kommunikation ist allerdigs eh nicht als schnell bekannt.
Die grosse N5200 Box schluckt ca. dreimal mehr. Lesend bekam ich 17 MByte/Sek. vom N3200 raus.
Ob sich das dann ändern wird, wenn das RAID-5 wieder komplett ist, sehe ich dann, denn die fehlerhafte Disk muss erst noch ersetzt werden.
Ich habe mich übrigens für die Westen Digital 1 TByte GP (=Green Power) entschieden, die erstens halb soviel Strom brauchen wie alle anderen Konkurrenten und zweitens die Drehzahl variieren können. Nicht unbedingt geeignet für OLTP-Systeme, aber für Speicher ideal.
Da die Box selbst kein Netzteil hat, sondern einen externen Backstein nutzt und die Disks eben wenig Hitze abgeben, eigentlich nie gross über handwarm werden, kann der drehzahlgeregelte Lüfter die Box schön leise auf ca. 33 Grad Celsius halten. Unhörbar ist die Box nicht, aber das stört mich ja nicht, wenn die Box steht in der Abstellkammer - und sie ist wirklich sehr leise.
Da strahlt das sexy blaue Display des N3200 zwar vergebens vor sich hin, während es durch 8 Status-Angaben rotiert. Man kann die Anzeige auch fixieren auf eine bestimmte dieser Anzeigen.
Damit man da nicht immer hinrennen muss, gibt es die Administration übers Web. Diese ist zwar nicht grade übertrieben schön, aber sie funktioniert. Wahlweise ganz abgestellt oder nur über verschlüsselten Zugriff.
Da sich die Box die User und Usergruppen von einem Windows ADS/NT holen kann, ist es leicht, Ordner mit Berechtigungen für diese ADS/NT Gruppen oder User anzulegen, allerdings nur auf Ordnerebene. Es sind natürlich auch lokale User und Usergruppen einrichtbar. Es ist weder möglich, einzelne Dateien anders zu schützen noch einen Unterordner mit anderen Rechten zu versehen. Die Rechte beschränken sich zudem auf gar keine, nur Lesen oder Schreiben. Eigentlich zuwenig Flexibilität für gewisse Zwecke, aber das erkauft man sich halt, wenn man ein NAS will.
Die Box hat ja diverse Services, die sie anbietet. FTP und Multimedia, USB-Autocopy. Für diese stehen vordefinierte Ordner bereit, die man - wie andere Ordner auch - allgemein frei zugänglich machen oder der erwähnten Rechteverwaltung unterordnen kann. Eine weitere SATA-Festplatte kann an der eSATA-Schnittstelle der Box angehängt werden, deren Inhalt dann ebenfalls in einem der vordefinierten Ordner erscheint.
Dass die Box einen Media-Server beinhaltet, der DLNA kompatibel ist, nehme ich zur Kenntnis, da ich das bisher nicht testen kann. Nützlich, dass an den USB-Anschlüssen ein eingesteckter USB-Memorystick auf Knopfdruck in einen vordefinierten Ordner kopiert wird. Spannend, dass man auch einen USB-WLAN-Stick anstecken kann, worauf die Box dann automatisch ein WLAN-Konfigurationmenü anbietet, um das WLAN zu nutzen. Die Box selbst hat ja zwei Ethernet-Anschlüsse, so dass man da noch andere Geräte anhängen kann, die über den Box-internen DHCP-Server in einem separaten Netz angeschlossen und konfiguriert werden. Die beiden Netze sind getrennt und werden nicht geroutet, ausser, man möchte das, was die Box aber ingesamt langsamer mache.
Rein äusserlich ist die Box kein typisches IT-Gerät, aber durchaus sehenswert. Ich vermisse bei solchen Geräten immer den Koffer-Handgriff, denn damit könnte man solche Boxen risikofrei umhertragen.
So, das sei es mal für heute. Wenn jemanden interessiert, etwas mehr über dieses Gerät und meine Erfahrungen mit ihm von mir zu lesen, frage mich ungeniert.