Schon grad spannend heute abend. Beim Pelzig, den ich sehr schätze, erzählt der, dass gemäss Schätzungen aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren 200 Millionen Klimamigranten ihre Wohnorte verlassen müssen. Nicht Flüchlinge, Migraten. Die UNO nennt die so, weil: Flüchtlinge in der UNO-Terminologie muss man als UNO-Mitgliedsstaat aufnehmen. Migranten nicht. Die wissen also, wieso sie die Migranten nennen, damit die UNO nicht ins Messer läuft, für diese Menschen in irgendeiner Art sorgen zu müssen, bzw. damit sie nicht allen Mitgliedern an den Karren fahren muss, weil die Gründe der Migration ja von den Mitgliedsstaaten erzeugt werden.
Da die sog. zivilisierten Ländern ja bei weitem die Klimagase erzeugen, sagt Pelzig, müssten gemäss des US-Anteils von 15% die Amis also 30 Millionen Klimaflüchtlinge aufnehmen müssten. Natürlich nicht nur die USA, sondern auch Europa, Russland, China und Australien.
Einer seiner Gäste hieb in dieselbe Kerbe: Wir sind die Verursacher all dieser Probleme durch unseren Konsum, das Wirtschaftswachstum. Wenn es mies läuft, wird das Gespenst des mangelnden Wirtschaftswachstums heraufbeschworen, bzw. wie er es sagte "mantramässig wiederholt". Niemand stelle sich der Frage, wie eine Transformation in ein System zu machen wäre, das nicht mehr Wachstum verlangt, um Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen.
Denn wir konsumieren heute Dinge, die Welt zerstören, die wir vor 50 Jahren noch nicht hatten: Flugtourismus, Kreuzfahren, Geld für exotische Luxusgüter, wir brauchen den Erwerb ja nicht mehr fürs Essen und die Miete, sondern um eine Freizeit zu füllen.
Es muss also JEDEM/JEDER in den westlichen Ländern in aller Konsequenz klar werden, dass WIR die Verursacher des Klimaproblems sind - im Alltag - und daher diese Klimamigration verursachen und aushalten müssen. Klar, dass wir lieber Klimamigranten sagen, als Klimaflüchtlinge - obwohl wir genau das tun: Wir bedrohen und vernichten durch unser Handeln die Lebensgrundlagen der dortigen Bevölkerung. Sie fliehen also vor uns, zu uns. So ist das.
Und wir machen einfach weiter: Pelzig erzählt von der EU, die den Afrikanern ein Wirtschaftsabkommen aufnötigte, damit die EU ihren subventionierten (Landwirtschafts)Überfluss noch einfacher dorthin karren kann - was die lokale Landwirtschaft noch mehr zerstört.
WIR also machen das: All der Schrott - durchaus wörtlich zu nehmen - den wir "verbrauchen" - muss ja irgendwo hin gedumped werden. Da kommen die unzivilisierten Neger grad recht. So ist das.
Ich habe mich schon öfters darüber ausgelassen, wie wir mit einer Leck-Mich-am-Arsch Haltung Zeug produzieren und tun, ohne auf dessen Konsequenzen auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
In Form der Flüchtlinge wird der Zustrom von Leuten also nicht eine Ausnahme bleiben, sondern es wird diese Migration einfach konstant geben. Pelzig spielte da jeweils einen Clip ein, wo eine Politikerin einem Flüchtling sagt "da müsse der Staat halt mehr machen". Richtig, aber der ist wirtschaftshörig in den westlichen Ländern.
Und als Kontrastprogramm darf unser Neo-SVPler Roger Köppel bei Maischberger nach wie vor was labern von Merkels Fehlern, Leute quasi einzuladen. Zur Argumentationslinie, die Köppel stellvertretend posaunt, habe ich mich auch schon geäussert. Es ist reaktionär, Mauern hochzuziehen, es ist vor allem reaktionär, die globalen Zusammenhänge konstant ausblenden zu wollen. DAS geht einfach nicht mehr. Und wenn ich bis anhin Köppel noch für einen intelligenten Zeitgenossen hielt, bleibt das mit dem Intellekt zwar, aber ich zweifle an seiner Offenheit - nicht nur an seiner natürlich.
Ich habe ja oft den Spruch Think globally, act locally nach meinen Artikeln. Das meine ich eigentlich verdammt ernst. Wer bei einer Effekthascherei beliebigen Inhalts zuerst einmal ein paar Schritte zurück macht, sich fragt: Wem dient die gewünschte oder propagierte Reaktionsweise? Wer will welche Verantwortung abwälzen oder vergessen machen?
Kurz: Wem nützt es?
Es ist immer diese Frage, die wahre oder verstecktere Beweggründe offenbart, denn der Verstand eines jeden packt das sofort - ausser, der persönliche Fall hat einen Emotionsschutzwall aufgebaut. Dann geht es halt prima vista nicht - bzw. dadurch ist man halt auch manipulierbar - von denen, denen's nützt.
Emotionen helfen aber auch, denn im Wort ist ja Motio ) Bewegung drin: Mir gefällt, wie in München die Leute - nicht die Politik - die Flüchtlinge solidarisch empfängt etc. Und viele Politiker sich erstaunen - de facto haben die also als Bedenkenträger Zeug vorgetragen, das das Volk so nicht macht. Klar, das Bild des tot am Stand liegenden Buben hat sicher bewegt ... eben emotionalisiert. Zum Glück - denn eine Emotion gibt Schwung. Ich wünsche mir, dass sich jeder beim nächsten Umwelt-verbrauchenden persönlichen Event, Urlaub etc. sich kurz erinnert, global zu denken - und sein Vorhaben eventuell auch einfach mal sein zu lassen.
Eben: Think globally, act locally