Ich mag es, wenn der Schawinski auf ein starkes Gegenüber trifft. Diesmal Christoph Blocher. Derweil ich beim Andreas Thiel ja nicht darauf gefasst war, dachte ich mir schon, dass er nicht durchkommt beim Blocher. Im Gegenteil, er zog wiederum den kürzeren - wie ich finde.
Ich finde, dass Schawinski Unterstellungen benutzt, wenn er keine Chance mehr hat zu dominieren. Als Blocher am Schluss was von "brauche eine Persönlichkeit" sprach, vor der er gegebenenfalls Manöverkritik üben würde, aber sicher nicht vor Schawinski, so meinte der, das sei eine Beleidung - und vor allem zog er den Schluss, dass Blocher daher in der Defensive sein müsse, wenn er zu Beleidigungen greife. Blocher überging gleichartige Anzüglichkeiten von Schawinksi jederzeit. Mimosenhaft jedoch musste der jede Anspielung von Blocher explizit nennen.
Blocher ist um Grössenordnungen souveräner als Schawinski. Und der ist es einfach nicht gewohnt, dass er auf stabile und starke Personen trifft. Drum verliert er - und wie beim Thiel vernichtet er für mich den Informationsgewinn. Ich bin kein Blocher-als-Politiker Fan, schaute noch nie Blocher-TV. Aber als Wortgefechtspartner ist er gut. Und Schawinski schwach - wenn er gegen den Gesprächspartner eingestellt ist.
Wie es vielerorts passiert, wird aus Zitaten wirklich nur grad das genommen, was einem passt. Auch wieder bei Schawinski. Wenn der halt meint, er müsse Zitate nur in Twitterlänge bringen, damit es sein Publikum verstehe, dann ist es doch recht, wenn Blocher auf längeren Auszügen besteht und länger antworten möchte. Blocher hat ja keinen prägnanten Stil, doch es gebührt dem Gast die Ehre, sich ausdrücken zu dürfen. Schawinski gewährte diese Ehre wieder einmal nicht.
In diesem Zusammenhang ging mir heute mittag eh auch die Frage durch den Kopf, wer wohl ausser Suchmaschinenrobots meine Artikel lese - bis zum Ende. Keine Ahnung. Ich persönlich schreibe und sage gern viel zu einem Thema, denn die Realität ist nicht twitteresk, nicht schwarz/weiss, nicht in plakativen Texten und Pamphleten abschliessend abzuhandeln. Wer Gedankengängen nicht folgen will, der wird meine Texte nicht lesen. Ok.
Drauf rumgeritten wurde auf einer Formulierung "...erinnere ihn [Bocher] an die Machenschaften der Nazis" ... Schawinki macht daraus einen direkten "Nazivergleich" ... Blocher sagte, das sei kein Nazivergleich per se, sondern es soll eine Technik hervorheben, die die Nazis ehedem benutzten. Blocher benutzt hier die Technik des Triggerns von starken Emotionen. Würde er die Technik als gefährlich, demagogisch etc. bezeichnen, triebe das keinen Hund hinterm Ofen hervor. Sagt er, diese Technik nutzen auch die Nazis, geht halt die Emotio-Bombe hoch ... und verblendet und lenkt sofort ab bei den Empfängern, die ihre emotionalen Altlasten noch am Motten haben.
Blocher spielt damit, und Schawinksi hat nicht die Souverenität, diese Trigger im Sande verlaufen zu lassen. Schade, dabei bin ich wie er nämlich auch nicht der Meinung, die SVP sei Opfer, oder deren Leute seien welche. Denn wenn der Zeitgeist - wie man so schön sagt - sich gegen die Ideen der SVP wendet, hat das gegenüber allen bekennenden SVPlern halt Auswirkungen. Da würde ich nicht von Opfern sprechen, sondern von Rahmenbedingungen. Blocher nutzt das allerdings, weil er damit "wehret den Anfängen" spielen will.
Ich habe keine Ahnung, ob er damit recht hat. Doch ich finde auch, dass seine Argumente teilweise sehr, sehr stichhaltig sind. Würde er nur Bullshit erzählen, hätte er nicht dieses Ansehen, das er reihum geniesst.
Als Schawinski die Enteignungsfrage stellen wollte ... und meinte, im Militär sei das ja auch möglich, Blocher als Oberst müsste das doch wissen ... so verneinte Blocher die Vergleichbarkeit, und ich war gespannt, wie er denn den Unterschied da festmache ... doch entweder habe ich was verpasst, oder da war nichts seitens Schawinskis. Ich hätte hier nachgehakt, denn mich hätte interessiert, wie Militärgesetzgebung sich von per Abstimmung sanktionierter Gesetzgebung denn unterschieden solle. Klar, wir sind ja vor der Abstimmung, deshalb darf Blocher natürlich alles sagen. Eine Antwort hier hätte
mich interessiert ... denn Blocher sagte ja immer, das Volk sei der Souverän. Würde es die Enteignung also annehmen, müsste er sich damit abfinden und danach entsprechend argumentieren. Ich habe dies als Antwort nicht hören können ... meine jedoch, dass Blocher sich dem unterordnen würde.
Wie dem auch sei, schade, schade, schade ... ich habe halt nie die Gelegenheit, 2 Stunden mit Blocher zu reden ... ich würde ihn einfach mal einen Braindump machen lassen, ihn ungestört reden lassen ... damit ich seine Gedankengänge wirklich mal erkennen und nachvollziehen kann ... und weder er noch nicht dauernd abgelenkt würde durch MEINE Gedankenimpulse. Schawinski hat leider SEINE Ablenker nicht unter Kontrolle ... wie mir scheint. Doch das ist recht so ... jeder findet in irgendeinem seinen Meister ... wohl auch Blocher irgendwann ...
Der Handshake beendete immerhin die Sendung - beim Thiel war nicht mal mehr der möglich ...