R.I.P. Blues Boy King (aka B.B. King)

Es musste kommen, da jeder auf dieser Bühne irgendwann abgeht. Riley B. King ist gegangen ... unerreichbar für die Hinterbliebenen. Und doch jederzeit spürbar dank seiner Interpretation einer Musik-Art, des Blues ... eine Schwingung, die wie alle Musik unabhängig von Personen und Ländern ist ... jeder kann sie spüren, kann eine Intention der Musik wahrnehmen ...

Für mich war Blues und daher B.B.King oft "Retter in der Not", bzw. das Spüren dieser universalen Empfindung konnte mich wieder mit den Geschehenissen auf dieser Daseinsebene versöhnen - oder einfach akzeptieren lassen.

Blues, wie ihn der King spielte und in seinen späten Jahren sang, war und ist das Tempo meines Herzens, liess meinen Körper automatisch das Gehirn abschalten, liess die Musik direkt ins Zentrum fliessen. Da fühlte ich mich dann aufgehoben, liess mich Abstand zu meinem Frust, der gerade aktuellen Niedergeschlagenheit finden.

Ich hatte ihn leider nur zweimal life gesehen. Das erste Mal im Zürcher Volkshaus, von ganz weit hinten. Ich erinnere mich an die mir riesig erscheinende Hand, die der Lucille Vibrati der feinstens Art entlockte - das Markenzeichen per se ... neben dem charakteristischen Klang einer Gibson liess mich seine Technik eigentlich fast immer sofort erkennen, ob der King grad spielt oder nicht.

Ich erlebte ihn ja nie in seinen jungen Jahren, da wo ich ihn zum ersten Mal sah, war er etwa so alt wie ich jetzt bin. Da war seine Stimme schon eher weicher, ruhiger, nicht mehr so grell wie ich ihn auf alten Aufnahmen gelegentlich hörte. So passte mir Erscheinung, Gesang und Präsenz und seine spürbare Hingabe beim Spiel zu dem, was für mich Blues war. Ein tiefes Fallenlassen in eine Empfindung, die eben universell ist.

Blues wird ja als eine der Kernkompetenzen der Afroamerikaner angesehen - aufgrund der durch die historische Sklaverei erlebten Demütigungen und Trauer. Also als eine Art der musikalischen Bewältigung einer Dauerstimmung. Das ging offenbar so tief, dass sich vereinzelte Exemplare beklagten sich, Weisse würden ihren Sound stehlen. Nun ja, wenn man nur noch diese Stimmung als Identifikation hat ...

Wie auch immer, den Blues verstehen alle. Auch Metallica hat Blues, AC/DC sowieso ... er ist überall. B.B. King empfand ihn wohl sehr stark, verlieh ihm Ausdruck in schöner Musik, variantenreichen Gesichtsausdrücken, viel Spass ... "how can I retire with music like this" ... und alle klatschen, denn es ist klar, ein Mensch, der den Blues derart intensiv darstellen konnte wie B.B. King sind dennoch selten.

Es gibt einen schönen Film über sein Leben. Der zeigt und erklärt viel und es wird klar, B.B. King hat ein erfülltes und intensives Leben gelebt.

Ich kannte ihn nicht wirklich, ich genoss seine Bluesmusik ... seine letzte Zugabe vorbei ... aber der Blues, der ist und bleibt. So wie B.B. Kings zugehörige Musik.

Bis dann, B.B. King

Hobby Gärtner gesucht, Region Hochdorf, Luzern

Eine gute Freundin von mir hat seit vielen Jahren einen wunderschönen Garten in der Nähe der grösseren Stadt Hochdorf im Hinterland der Kantons Luzern. Sie hat ihn sukzessive aufgebaut und vergrössert, viel Liebe steckt darin, und der Garten war immer offen für Besucher. So wurde es ein Garten der Stille, viele schöne Sitzecken, eine üppige Weitsicht, und viele kleine Details am Boden, in den Installationen.

Nun ist sie nach einem langwierigen und nervernaufreibenden Streit mit der Gemeinde de facto gezwungen worden, den Garten für die Öffentlichkeit zu schliessen. Sie und ihr Partner haben nun aber genug und haben sich ein Haus in einem anderen Dorf besorgt und möchten dorthin umziehen. Allerdings soll der Garten weiter gepflegt werden - auch weiterhin von ihnen selbst, aber nicht mehr nur von ihnen alleine.

Drum möchte sie nun Gärtner finden, die aus Freude an der Sache ab und an aber regelmässig sich des Gartens annehmen möchten. Es kann keine bezahlte Lohnarbeit sein, denn dafür haben sie kein Geld übrig, denn wie gesagt: Meine Freundin hat ihn über Jahre aufgebaut, ohne irgendwelche Absichten, nur aus Spass und Liebe zur Gestaltung. Über andere Ausgleichsarten können sich Interessierte gerne mit ihr direkt unterhalten. Der Garten alleine ist für manchen Hektiker schon Paradies genug ... es könnte also ein Mix aus Arbeit und Genuss sein, den die gewünschten Gärtner da anträfen.

Und Gärtner müssten sie schon sein, bzw. wirklich anpacken können. Der Garten ist recht gross, nichts für Nur-Schrebergärtner. Meine Freundin sagt mit einem lachenden und tränenden Auge, dass die "jungen Leute ins Fitness gehen und was sonst noch und sich gestählt fühlen, aber im Garten versagen sie, selbst wenn sie gerne möchten".

Das Alter und die Arbeitsgeschwindigkeit spielen übrigens weniger eine Rolle als einfach das seriöse und halt auch mal heftige Arbeiten im Garten. So der Wunsch meiner Freundin. Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste, aber halt Frau eines Bauern, also weiss sie schon, was arbeiten heisst. Ausreichend Verpflegung wird daher auch immer vorhanden sein.

Damit ein Eindruck von ihrem Garten entsteht, hier ein paar Fotos davon. Bei Interesse meldet Euch doch mal bei mir unter der Email-Adresse martin(at)orientierungshilfe.biz ... ich werde geeignete Interessenten dann an sie weiterleiten. Denn sie hat's eben eher mit der Natur :-) nicht wie wir bleichen Computerhocker mit Email und Trallala ...

Also, meldet Euch und sagt es weiter ...

Nun die Fotos:

Der Mensch - Materie oder Information?

Heute kam das Greenpeace-Magazin in handlicherem Format als üblich daher. Thema: Suffizienz. Es ging also darum, wann ist wem was genug - selbst wenn mehr zur Verfügung steht.

Das Ghandi-Zitat "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier" ist der Aufhänger. Nach den üblichen Fürs und Dawiders, wieso man genügsamer sein sollte, kamen dann die Grundlagen, wieso das heute auch vielleicht überhaupt erst geht.

Dabei kam heraus, dass auch die Konsumenthaltsamen auf etwas nicht verzichten mochten/möchten: das Internet, die Kommunikation, den Austausch mit anderen. Geht mir übrigens auch so.

Da wird ein 50+-Jähriger porträtiert, der mit 2 Paar Hosen, 5 T-Shirts und nicht viel mehr lebt. Wohnen tut er in einer Unterkunft, die ihm günstigst in Berlin angeboten wurde. Nicht erst seit Monaten, sondern seit Jahren. Sehr schön. Andere Junge haben den Laden, bald scheinbar Kette, "Original unverpackt" gegründet, wo man 400 Artikel im Offenverkauf bekomme.

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Bananen-Republik Spreitenbach, Schweiz?

Kassensturz zeigte heute erneut den Fall eines Mannes, der von der Gemeinde genötigt wurde, sein Pensionskassengeld zur Tilgung von Steuerschulden heranzuziehen. Etwas, was gar nicht sein dürfte. Zudem wurde dem Kassensturz die Ausstrahlung eines bereits gemachten und ausgestrahlten Interviews verboten.

Himmelsack, wo sind wir denn? Ist jede afrikanische Republik ehrlicher, wenn sie Gewalt gegen ihre Bewohner ausübt? Weil sie nichts vertuschen? Und in der Schweiz? Benimmt sich diese Gemeinde Spreitenbach nicht einfach wie ein niederträchtiger, hinterlistiger Usurpator? Nimmt sich Rechte heraus, die ihr nicht zustehen? Behandelt einen Steuerschuldner wie eine Auspresszitrone?

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50% Medikosten gespart, einfach dank Nachschauen

Dass die Gesundheitsindustrie eben zuerst einmal eine Industrie ist, zeigt, dass man doch Geld sparen kann, wenn man vergleicht.

Es gibt die schöne Website compendium.ch, in der man alle in der Schweiz verfügbaren Medikamente aufgelistet findet. Mit Bildern der Darreichungsformen, den verfügbaren Packungsgrössen, den Wrikstoffen und natürlich den Preisen.

In meinem Fall hatte ich nun Interesse nach einem Protonenpumpenblocker aka Magensäure-Produktionsstopper. Seit einiger Zeit ist dessen Dosierung bis zu 20mg pro Tablette ja nicht mehr rezeptpflichtig - in den kleinen Packungsgrössen, die dann natürlich überproportional teuer sind.

Ich wusste zum Beispiel nicht, dass eben nur die Packungen bis zu 15 Tabletten rezeptfrei geworden sind, da wo die Tablette durchaus bis zu CHF 1 kosten kann.

Alle grösseren Packungen derselben Dosierung kosten natürlich weniger, sind aber immer noch rezeptpflichtig. Das ist schon äusserst merkwürdig. Als Wirkstoff ist das Mittel also den Normalos hierzulande mittlerweile auch ohne Arzt zuzutrauen, aber nur, wenn sie es auch viel teurer bezahlen. Wie gesagt, es ist eine Industrie, keine Wohlfühloase ...

Sogar bei Generika gibt es 50% Preisunterschied.

Ich habe mich für eine 120 Tabletten-Packung Pantoprazol entschieden und sehe da bei Mepha den Preis von CHF 50.75 und bei Actavis CHF 34.80. Nycomed, Spirig, Strueli und Helvepharm alle auch bei ca. CHF 51.

Mein Arzt hat mir das Rezept auf meinen Wunsch für Actavis ausgestellt, und ich spare dadurch einfach grad mal 33%. Nett.

Es ist vieles oft sehr merkwürdig, in diesem "Gesundheitssystem" ...

Kindsmord, Paris, Pegida - und Schnellschiesser

So, nun schreib ich halt auch noch meine Gedanken zu Paris, Pegida und Kindermord in Flach.

Wie heute einer im Sonntalk sagte: Man soll nicht sofort die Klappe aufreissen. Nur weil Facebook, Twitter und WhatsApp da sind, die Welt also weder Geographie noch Verbreitungsverzögerungen mehr für News kennt, heisst das nicht, dass man verbale Schnellschüsse machen muss.

Gerade im Kindsmord in Flaach - nach dem die Schnellschiesser natürlich sofort eine Behörde, die KESB, ins Visier nahmen ... gibt es nun weitere Informationen: Dass diese Eltern massiv betrügerisch unterwegs waren, Mietnomaden, weil sie keine Miete bezahlten, Versteigerungsbetrügereien (übrigens auch etwas, was erst das Internet in diese Höhen treiben konnte) und offenbar noch einiges anderes.

Beobachtet man sowas, was würden wohl die Schnellschiesser dann machen mit den Eltern bzw. mit deren Kindern? Na, wie lautet die Schnellschusslösung? Da wär ich ja gespannt ...

Es zeigt sich immer wieder: Die allermeisten mischen sich viel zu schnell ein - nicht wissend, was Sachlage ist. Und als Schnellschiesser haben sie ihre Emotionen nie unter Kontrolle, sonst hätte es gegen die KESB wohl keine Morddrohungen gegeben. Oder viel gefährlicher: Sie nutzen die Kenntnisse der emotionalen Mechanismen, um diese Energie in ihrem Sinne zu lenken.

Schnellschiesser wollen nicht anerkennen, dass es Problemlagen gibt, die erstens kompliziert und schwierig sind und zweitens bei einem Eingriff sicherlich die einen vor den Kopf stossen werden. Und in der späteren Rückschau vielleicht als ganz falsch oder auch als ganz richtig behandelt beurteilt werden.

Also, die KESB habe die Kinder dieser Frau also eingedenk all dieser uns damals unbekannten Fakten für die Festtage zurückgegeben, sie aber dennoch wieder ins Heim stecken wollte. Immer noch sooo falsch? Wer wagt das wirklich zu beurteilen und vor allem, die Konsequenzen der eigenen Entscheidung zu übernehmen? Die Schnellschiesser sicher nicht.

Ditto Paris: Einfach zur Erinnerung: Es gibt keine Zeit - es gibt nur bestätigte oder unterdrückte Emotionen. Vergisst Frankreich, dass es eine Kolonialmacht war? Was es in Afrika mitverantwortete? Algerienkriege? Indochinakriege? Haiti? Dass es Machtansprüche hatte? Diese ja mit der Atombombe immer noch haben will?

Nun, diese Betrachtung ist vielleicht vielen zu esoterisch, dennoch, diese Attentäter haben wohl Frankreich schon gezielt gewählt ... ein Satiremagazin ist halt sehr symbolisch. Würde es bei uns den Nebelspalter treffen, ich weiss nicht, wie's bei uns wäre. Was mir gefallen hat, ist die schnelle Darstellung, dass man die eigenen Werte nicht einfach niederkriegen kann ... es wird den Menschen wohl schon bewusst, dass man eigentlich sagen dürfen MUSS, was man will. Es ist ja immer der Empfänger, der etwas bei sich einordnet, dem die Emotionen in den Kopf schiessen etc.

Im Deutschen gibt es das Bonmot: "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um."

Hier wurde die Bundesrätin ob ihres Twitterschnellschusses auch sofort bekritelt. Der ihr zugeschriebene Text "Satire darf nicht alles" wurde als unangemessen tituliert. Wieso denn? Wieso passte das den Schnellschiessern nicht?

Darf man unter dem Schutzmantel der Meinungsfreiheit wirklich alles? Darf man das nur darum, weil das (lokale) Gesetz es erlaubt? Ist dies die Rechtfertigung, andere emotional gewollt zu treffen? Selbst wenn sich eine grosse Mehrheit der Menschen hinter einen stellen? Ich fragte ja auch in meinem Artikel über Schawinksy versus Thiel, ob man unter dem Deckmäntelchen der Religionsfreiheit alles sagen und machen dürfe. Hier also dieselbe Frage.

Die Charlie Hebdo Leute wussten, dass sie genau gemäss dem genannten Sprichwort lebten. Nun kamen sie um. Punkt.

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Schawinski entschuldigt sich, aber nicht bei Thiel

So, Schawinksi entschuldigt sich bei den Zuschauern, aber nicht bei Thiel. Immerhin, meine Frage, wieso das denn ausgestrahlt wurde, ist damit beantwortet. Ich weiss ja nicht, ob seine Talkshow live ist oder nicht. Ist an sich egal. Im 20min Blog lese ich ein Interview, in dem Schawinski sich rechtfertigt, er für seine Aktion also nachträglich ein Recht fertigt. (Mir geht es in dieser kleinen Wortzerlegung nicht darum, Deutsch zu zelebrieren, sondern darum, dass der Leser sich mal wieder die ursprüngliche Bedeutungen von Wörtern bewusst macht.)

Denn aus der Rechtfertigung folgt irgendwann die nächste, gleichartige Reaktion auf äussere Reize. Wenn ich mir ein Recht fertige, etwas zu tun, so will ich damit die Absolution, dass ich etwas auch weiterhin so tun kann. Eine einmalige Aktion wird daher über den Entscheid der Rechtfertigens zu einer Fixierung. Da sich die Welt und die Situation aber immer ändern, reagiert eine Fixierung daher eigentlich immer falsch, zumindest aber unangebracht.

Und genau das zeigt Schawinksi weiter unten in diesem Interview. Auf die Frage, wieso er Thiel denn eingeladen habe (auch meine Frage): Er, der meistens sehr aggressiv und invasiv diskutiert, findet dann nach Rechtfertigungen schlussendlich "Thiels Verhalten schändlich". Für mich war mit diesem Satz unmittelbar klar, was da gelaufen ist.

War einfach mal einer da, der Schawinksi den Spiegel vorhalten kann? Scheint so.

Es spielt doch keine Rolle, was der andere macht - Emotionen habe ja ich, nicht der andere. Wieso rechtfertige ich mich dann "der andere ist der Sauhund"? Das ist ja unmittelbar einleuchtend, dass der andere sicher nicht der Grund, sondern nur der Auslöser eigener verborgener Emotionalität sein kann.

Wir Menschen interagieren ja fast alle immer an jedem Tag mit anderen. Nicht alle, Buddha und andere Weise zogen sich in die Klausur zurück, teils jahrelang, um endlich mal klar zu sehen, was denn wirklich läuft.

Sie alle erkannten, dass jeder sich entwickelnde Mensch endlich mal lernen muss, dass nicht der andere ein Problem ist, sondern man selbst.

Weiss ich das nicht, kommt einer daher wie Thiel und provoziert mich und ich falle rein. Oder in meinem persönlichen Fall, provozierte Schawinski mich, ich schrieb ja, dass es für mich fast unerträglich war, der Sendung zu folgen.

Schawinski Recht-fertigt sich also und findet Thiel immer noch so, wie er ihn ja betitelte. Also nichts Neues, Warenmuster mit geringem Wert.

Eigentlich hätte Schawinski Thiel danken müssen, dass jener da war, um seine eigene Schwäche aufzuzeigen.

Starke Egos - wie Schawinski sicher eines ist - haben damit aber meistens Mühe. Und das unterscheidet sie von Weisen. Starke Egos sind starke Fixierungen.

Ich hatte mal den Spruch gelernt, dass der Lehrer dem Schüler dankbar sein muss, dass er jenem was beibringen dürfe, nicht umgekehrt ...

Bedeutet also, dass der Blick nicht auf den anderen gerichtet ist, sondern auch sich selbst, denn der Lehrer wählt doch seinen Beruf, weil er was weitergeben möchte. Diese Verwirklichung ist aber nur möglich, wenn Schüler da sind. Sind beide da, ergibt sich ein Ausgleich und beide Absichten - Lehrer sein, Schüler sein - können sich verwirklichen - in Freude hoffentlich. Das ist dann Leben.

Schawinski zeigt in seiner Rechtfertigung, dass er als Intellektueller natürlich eine gewisse anerzogene, gelernte und auch kultivierte Toleranz hat, für die er sich auch grad rühmt im Interview.

Dennoch ist auch er ein emotionaler Mensch und (noch) nicht weise. Denn er erkennt offenbar nicht, dass es nicht Thiel ist, der seinen Ärger verdient, sondern es die eigene Ohnmacht gegenüber religiös verbrämten Idiotien ist, die sich in dieser Welt halt darstellen.

Er erkennt also wohl nicht, dass Thiel der Tropfen ist, der das Fass des Unverständnisses in Schawinskis eigener Gedankenwelt zum Überlaufen brachte - Thiel war halt einfach der, der als Agent Provocateur den letzten Tropfen fallen liess und daher dafür die ganze Fassladung abbekam. Wie's dem dabei und danach erging, der hat ja daran sicher auch zu knabbern ...

Ich erlebte Schawinskis Emotion als Trigger bei mir am Körper als Unruhe, höhrer Puls, Drang abzuschalten. Ich bemerke also, dass ich eine Resonanz habe, und dass Schawinski etwas in mir anregt. Ich erkenne Schawinski also an als Auslöser von etwas in mir, nicht als Grund, dass ich unruhig wurde.

Wenn man das Wort Toleranz nutzen muss, zeigt man damit schon an, dass man nicht übereinstimmt mit dem Gegenüber, seine Haltung der Höflichkeit halber aber akzeptiert und sich dagegen positioniert. So ist wohl die allgemeine Auffassung dieses Wortes.

Toleranz ist also kein echtes Verständnis, kein Einfühlen. Sondern eine intellektuelle, angelernte Verhaltensweise. Viele sogenannt tolerante Leute sind scheinheiliger als sogenannt intolerante Radikale. Letztere zeigen ihre Emotionen offen, erstere lassen ihre Emotionen nicht los, sondern unterdrücken sie. Letztere schlagen anderen die Rübe ein, erstere halten sich zurück und diskutieren darüber, wie sich die anderen benehmen.

Man sieht das auch schön in den Diskussionen zu den aktuellen Themen: Wie begegnet man den Flüchtlingen aus Afrika, die nach Italien kommen? Wie denen aus Syrien? Wie geht man mit Radikalen um? Wie kommt man mit Putin und der Ukraine-Annexion klar? Alle diese Themen gehen direkt am Verstand vorbei und triggern vorhandene Emotionen. Und auf die reagieren wir dann. Einige gemäss Auge-um-Auge, einige suchen andere Wege.

Ein verstandeskontrollierter Mensch kennt wohl mit der Zeit viele seiner Macken (=Emotionen) - und hat gelernt, wie er damit umgehen soll, denn sonst wäre er wohl bald nicht mehr sozialkompatibel. Dennoch sind die Emotionen ja da - einfach im Schlafmodus. Kommt ein Weckruf, knallen die jegliche Verstandessicherung durch.

Das ist ein ganz einfacher Mechanismus dieser bipolaren Ebene. Bewusstseinstraining hilft einem Menschen, der sich diesem andauerndem PingPong nicht mehr ohnmächtig ausgeliefert erleben möchte, in dieser bipolaren Welt klarzukommen.

Wer wie andere Kommentatoren Emotionalität als Pfeffer und Salz empfindet, der braucht sich darum natürlich nicht zu kümmen. Fragt sich nur, wie geht's dem Kommentator, wenn's ihn dann mal selbst betrifft.

Buddha sagte doch irgendwie, es ist alles eine Illusion. Wenn dem so ist, wieso lasse ich mich denn so aus der Ruhe bringen, verurteile andere? Die's ja dann nicht gibt? Und noch viel schlimmer, dann gibt es mich ja auch nicht ... :-)

Tja, im Film redet der Held auch davon, dass er ein Leben hat - und wir Zuschauer wissen, dass es nur eine Illusion ist ... doch was wirklich bei uns ist, aber nicht im Film, ist die Emotion. Drum machen wir Filme wie die Verrückten und transportieren damit doch nur Reize für Emotionen ...

Titanic ist dann plötzlich ein toller Film, obwohl es doch auch nur um ein absaufendes Schiff geht, weil ein Kapitän nichts geschnallt hat. Ach ja, der Kahn da in Italien, die Costa Concordia mit dem relativ veranwortungslosen Kapitän ... in ein paar Jahren macht Cameron auch einen Film daraus. Dicaprio ist dann wohl zu alt für den Helden, und der Kahn kippt ja seitwärts statt über Bug abzutauchen ... Nun, Cameron wird das schon so hinkriegen, dass die Emotionen in die Papiernastücher und die Kohle in seine Kasse fliessen. Verführerisch, die Ähnlichkeit der Vorstellung und Wirkung ... das ist die Erkenntnis, es geht immer nur um Emotion.

Rotzt man das Taschentuch voll, ist es eine wohlige, romantische, verträumte, sehnsüchtige Emotion. Köpfen die IS Leute andere, ist es eine ohnmächtige, hasserfüllte, verständnislose Emotion. Alles geschieht nur, um in uns Emotionen auszulösen ...

Schon lustig, wie es sich so darstellt. Buddha hatte also recht, das mit der Inszenierung ...

Ah ja, ich möchte noch klarstellen, dass ich einen grossen Unterschied zwischen Gefühl und Emotion mache. Dass es den gibt, kann jeder leicht erkennen, er muss nur mal auf seine Sprache achten ...

So, zum Schluss zum Titel zurück: Ich finde, Schawinski sollte sich beim Thiel entschuldigen. Dann macht er einen persönlichen Schritt. Tut er's nicht, bleibt die Fixerung bei ihm bestehen, die Emotion also auch. Mir auch egal - im besten Sinne des Wortes. Einfühlen konnte ich mich in beide gut. Drum fand ich's ja auch so schade, wie's gelaufen ist.

Schawinksi entwürdigte sich und zog gegen Thiel den kürzeren

Wow, selten so gestaunt, dass Roger Schawinski so ins Schnaufen kommt. Egal, ob er Showmaster ist, gestern Montag hat er sich unprofessionell erhitzt und damit eine Diskussion, auf die ich schon gespannt war, total in die Tonne getreten und sich als sehr unsouveräner Interviewer, oder besser, Beschimpfer und Verunglimpfer dargestellt. Denn eigentlich hätte es sehr spannend werden können, wenn zwei sehr intelligente Leute argumentativ aneinander geraten.

Thiel hatte wohl recht, dass Schawinski die Mehrzeit der Zeit quatschte. Es hat ihn wohl erwischt ... so holen einen Emotionen ein, auch wenn sie vielleicht nicht einmal aus eigenem Leben stammen. Wieso er diese Sendung dennoch so ausstrahlen liess ... nun ja, the show must go on ...

Es war fast unerträglich mitanzuhören, wie Schawinski an Souverenität verlor. Wie er Thiel keinerlei Ausführungen zugestand, fällt ihm dauernd ins Wort, beleidigt ihn mit Sätzen "ich habe noch ein paar Bücher mehr gelesen als du überhaupt kennst".

Es ist schade, dass er nichts aus der Affiche machte. Der die Sendung üblicherweise beendende Handshake kam dann auch von Thiel, nicht von Schawinski. Gut, es ist TV und man weiss nie, was da gespielt wurde. Aber eben, man achte auf die Atemfrequenz von Schawinski und ziehe seine Schlüsse daraus.

Ich hatte mich beim Thiel auch gefragt, was seine Absicht ist, diesen Koran-Artikel zu schreiben. Schawinski hatte einige Fragen ja schon richtig vorbereitet, denn ich fragte mich auch, ob es Thiels Absicht ist, Emotionen zu schüren, Extremisten noch mehr Pulver zu geben, oder Eskalationen wissentlich in Kauf zu nehmen ... diese Frage ist bei mir immer noch offen.

Nun, wenn ein Selbstmordattentäter nun halt den Thiel in die Luft jagt, weiss der wenigstens, dass er es provoziert hat. Andere mögliche Opfer sind involviert, ohne dass sie von irgendwelchen Dingen wussten oder sich äusserten. Wie auch an diesem Tag, zwei Geiseln in einem Restaurant in Sydney. Attentäter ein sich religiös gebender Selbstmörder. Kann man da verbal einheizen, ist das klug?

Anstatt dass Schawinski Thiel ausreichend Zeit gab, seine Argumentationslinie aufzubauen und zu erklären und Thiel sich damit ev. selbst entlarven zu lassen, bot er ihm die Möglichkeit zu zeigen, dass Religionsfanatiker genau so sind, wie Thiel sie anprangerte: Sie lassen sich nicht auf sachliche Diskussionen ein. Genauso wie Schawinski in diesem Fall.

Nun ist es ja seine Show, zieht er einen Schuh voll Dreck raus oder will er unflätig werden, ist das seine Sache - sein Ruf leidet gegebenenfalls. Ich fand es schade. Denn klar, Schawinski ist ein Jude und daher vorbelastet, aber dann lädt man sich keinen Andreas Thiel ein, wenn man wohl schon im Vorfeld merkt, dass das Thema einen über Gebühr erhitzen könnte. Denn dann kann man gegen Thiel wohl nur verlieren.

So war 1. für mich der Gehalt dieser Show gleich 0 und 2. Thiel der klare "Sieger". Obwohl es ja kein argumentatives Gefecht war, sondern ein Darstellen von uralten und massiven Emotionen. Thiel schürte sie, Schawinski fiel drauf rein. Punkt. Hätte ich echt nicht gedacht, dass man so ein altes Medienschlachtross noch zu einem verbalen Amoklauf aufstacheln kann. Dass Schawinski emotional wurde, ist ja kein Probelm, aber das Auslassen an Thiel, das ist eines.

Nun denn. Ich hatte zuvor auch schon gedacht, ich würde Thiel fragen, ob es denn in der Bibel nicht auch Stellen martialischen Inhalts gäbe, die, wenn kontextfrei zitiert, eine grausame christliche Religion darstellten. Dass das alte Testament auch für mich nichts mit dem neuen Testament, nota bene mit der wörtlichen Herkunft des Christentums zu tun hat, ist mir schon im Gymnasium im Religionsunterricht bei Hr. Cabalzar aufgefallen. Auch für mich hatten die beiden Testamente nichts miteinandern zu tun - nur schon in der damaligen Lesung, wo ich noch nicht einmal interessiert war, etwas über die Autoren und Beweggründe zur Erzeugung der Bibel wissen zu wollen - das kam dann bei mir erst später.

Auf diesen Punkt, dass Thiel öfters anhob, dass die Leute in den verschiedenen Religionen an einen guten Gott glauben, dass er also womöglich einfach diese Unverträglichkeit darstellen wollte, liess Schawinski ihn gar nicht kommen.

Ich persönlich denke, dass dort genau das zu finden wäre, worauf Thiel rauswollte. Er möchte ja nach eigenem Bekunden die Diskussion. Auch darüber, was wir unter dem Begriff "Religionsfreiheit" alles durchgehen lassen wollen. Diese Diskussion finde ich auch sehr, sehr nötig. Und da gibt es Schattenseiten bei allen Religionen. Auch darauf liess Schawinski ihn nicht eintreten, obwohl er hier die Chance gehabt hätte, Thiels Argumentation 1. zu verstehen und 2. ihn eventuell ja auch kontern zu können.

Ich finde Schawinskis emotionale Art nicht per se schlecht. Als er in seinem Sender mal in einem Talk Täglich ein Buch einer Psychologin als Schrott abtat und hinter sich warf, zeigte er, dass er gewissen Positionen und Haltungen nicht gelassen begegnen kann oder will. Das sei ihm unbenommen. Doch sein Aufspielen, seine Überheblichkeit anderen Meinungen und Intention gegenüber, die fand ich gestern also unannehmbar und entwürdigend.

Es zeigt sich in diesem Beispiel allerdings wieder: Es gibt sie immer noch: gewaltige Tabus ... Sex, Geld und Religion. Es ist eigentlich erstaunlich, dass der Mensch immer noch meint, es gäbe Dinge, die richtig oder falsch sind. Wissenschaftlich könnte man die Beobachtungen aus der Quantenwelt herbeiziehen, um zu zeigen, wie irrwitzig diese Annahme ist. Aus der Kosmologie die Erkenntnisse über die Grösse des Universums und die Nichtigkeit der Menschlein auf der Erde. Aus den Philosophien das Wissen, dass alles ändert, das einzig Beständige ist die stetige Veränderung. Und natürlich aus der Religion, die Gleichheit aller Menschen - nicht deren Verhaltenweisen. Aber dazu benötigt der Gläubige viel Offenheit - und Mut. Der Mut, eigenes Geglaubtes einer Prüfung zu unterziehen, statt sinnlosem Daranfesthaltens.

Die Piraha leben in der Gegenwart

"TV macht dumme Leute dümmber, gescheite Leute gescheiter", hab nicht ich gesagt, stimmt aber. Man hat's ja selbst in der Hand, was man sehen möchte. Heute wollte ich eigentlich nicht TV schauen, aber in der DOK-Reihe kam ein interessanter Film über das indigene Volk der Piraha, das im Amazonas-Urwald lebt. Gemäss einem zum Sprachforscher aufgestiegenen, ehemaligen Missionar, Daniel Everett, haben sie in ihrer Sprache einige Besonderheiten, die die etablierte Linguistik-Wissenschaft erschütterte

Zu der Sprache kam er offenbar dadurch, dass als Missionar eingetroffen bei den Piraha, er diese halt nicht konvertieren konnte, im Gegenteil, von ihnen zum Atheisten geführt wurde. Wenn ein Missionar sowas mit sich machen lässt, muss er Dinge erlebt haben, die ihn erschütterten in seinem Weltbild.

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Das StarGate steht in Dessau-Brambach

Letztens war ich für einen Kurzurlaub in Dessau. Ein Gasthaus in Brambach wurde mir empfohlen. Brambach ist ein abgelegter Weiler der deutschen Stadt Dessau in Sachsen-Anhalt und liegt direkt am rechten Ufer der Elbe. Auf dem gegenüberliegenden Ufer ist Natur pur - nachts nichts zu sehen, weil unbewohnt, unbefestigt, Wald. Scheinbar endlos, weil es in jener Region auch topfeben ist.

Ich hatte ein Zimmer mit Balkon und da ich ein Nachtmensch bin, sass ich oft auf demselben und genoss die mächtige Stille, das Ausbleiben von Fremdlicht ... bis auf eben dieses. Tagsüber ein Tor am Ende eines Anlegestegs für Flussdampfer, des Nachts fast schon mystisch ein Tor in eine andere Welt ... für mich als Sci-Fi Fan war die Assoziation naheliegend ... ;-)



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