2 Mrd. Beschiss eines einzelnen UBS-Bankers

Da klingt doch der Satz "... wir müssen Boni zahlen, um die Besten ihres Fachs bei uns halten zu können ..." wie Normalbüezer-verarschender Hohn in den Ohren der Normalen Arbeiter ...

Nun, es gibt im Universum keine Medaille mit nur einer Seite. Die UBS muss nun einfahren, was sie gesät hat – sicherlich nicht nur sie, aber sie als selbsternannte Galionsfigur des Investmentbankings trifft es wohl am stärksten, weil es den mühsam wieder halbwegs aufgebauten Ruf schrottet.

Im deutschen RTL TV gibt es die Doku-Soap "Undercover-Boss", wo Chefs oder andere Top-Kader-Leute sich verkleidet als Job-Sucher in ihren eigenen Unternehmen bewerben – ganz unten an der Basis. Da lernen sie, dass selbst ihr grosses, möglicherweise sehr bekanntes Unternehmen wie BurgerKing nur, und nur deshalb gut läuft, weil an der Basis die einfachen Leute ihre Arbeit solide und aufopfernd machen, mehr oder weniger bequem eingezwängt in Rahmenbedingungen, die von Chefs weitab der Basisrealität aus finanztaktischen Gründen vorgelegt wurden. Wenn die Chefs dann nach der Woche der Inkognitoarbeit ihre Erkenntnisse ihrem Kader bekanntgeben, ist ein Punkt immer dabei: Die Erfahrung, dass es Mitarbeiter gibt, die sich wirklich mit ganzem Herzen für ein Unternehmen einsetzen, die Loyalität zeigen, die sich auch widrigen Arbeitsbedingungen stellen. So merken die Chefs dann jeweils, was oder wer ihr wahres Kapital ist.

Es gibt ja bereits Studien, die sehr klar die Beziehung zwischen Loyalität und Firmenstrukturen aufzeigen. Natürliche Patrons wussten das immer schon, herangezüchtete Intelligenzbolzen aus den Kaderschmieden wohl nicht. In der Natur gibt es meines Wissens keine erfolgreichen Patchwork-Organismen, erfolgreiche Systeme haben typischerweise Millionen von Jahren von Entwicklung hinter sich. Diese Optimierungen über die Zeit sorgten für Beständigkeit.

In der Arbeitswelt scheint mir vielerorts genau dieses Wissen abhanden gekommen zu sein. Nicht an der Basis der Pyramide, denn da gibt es ja meistens viele gleich eingestufte Arbeiter, die zusammen einen ähnlichen Job erledigen. Gegen die Spitze derselben jedoch gibt es immer weniger Austauschmöglichkeiten auf gleicher Stufe. Ganz an der Spitze ist es dann wohl einsam.

Aus dieser Sicht fand ich den eingangs zitierten Satz immer schon extrem arrogant. Und Löhne der Vasellas, Dougans, Grübels etc. betonierten diese Arroganz der Spitze gegenüber der Basis.

Und nun schafft es einer der Überbezahlten doch tatsächlich zu beweisen, dass er sein Geld wohl nicht wert war – oder höchstens für die Konkurrenz. Vielleicht rückt das ja die Optik der Chefs in jenen Irreal-Jobregionen etwas zurecht. So, wie die 19-Jährige, die am Drive-In Schalter von BurgerKing dem verkleideten Chef vorleben konnte, wie ungeschickt das Bestellsystem funktioniert – mit dem sie innert knapp 3 Minuten eine Autobestellung abhandeln muss. Dank ihr läuft der Laden, weniger dank ihm. Demut ist daher das, was die Chefs in der Doku-Soap lernen.

Perry Rhodan wird 50 - er war Teil meines Lebens

Heute wird Perry Rhodan, die Figur, 50 Jahre alt. Er gehört damit zu den ältesten Science-Fiction Geschichten. 1961 in Deutschland als Gegenpol zu den Figuren des realen kalten Krieges entworfen, schaffte der amerikanische Mondlandepilot es in den Romanen, die Machtblöcke der Erde zu einigen, indem er nach einem Fund eines havarierten Raumschiffs einer ausserirdischen, degenerativen und an der Menschheit überhaupt nicht interessierten Rasse auf dem Mond deren Technik mit auf die Erde zurückbrachte, dort dem nationalen Block USA abschwor und die unabhängige Dritte Macht in der Wüste Gobi aufbaute. Damit fing es an. Das Unternehmen StarDust.

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Jetzt kochen sie wieder den 11. September hoch

Da sich das Attentat auf die Twin-Towers in New York zum 10. Mal jährt, kochen jetzt alle Sender die Emotionen erneut hoch. Verpackt als Dokumentationen oder halt als Spielfilm.

Wozu? Ich rate jedem, der es nicht hören will, dass er das nur dann anschaut, wenn es ihn kalt lässt oder er Abstand halten kann. Alles andere ist kontraproduktiv.Die Dokumentationen verbreiten die Atmosphäre der Klärung, doch mir scheint da noch viel unklar zu sein. Sollte das so sein, so bleibt das auch im Zwielicht und wird auch nach 10 Jahren nicht klarer.

Sich für eine gewisse Zeit einfühlen in die Tragödien der Augenzeugen oder Opferangehörige ist ok, doch dann sollte es gut sein. Alle emotionalen, unbeherrschten Effekte haben da aber nichts mehr zu suchen - nach 10 Jahren. Denn wie gesagt: Wozu wird das Zeug wiederholt? Und wieso versprechen sich die Programmmacher etwas davon?

Nun ja, das darf ja jeder sich mal selbst fragen.

Death of a President

Gestern zeigte das Schweizer Fernsehen wieder mal den Mockumentary „Death of a President" (DoaP). Ich habe diesen Film schon einige Male gesehen, er ist ja schon 5 Jahre alt. Jedesmal jedoch zwingt er mir seine intime, unmittelbare und realistische wirkende Atmosphäre auf, die vor allem durch die geschickte Kameraführung entsteht, die sich praktisch zu 100% an echten Dokumentarfilmen unserer Zeit orientiert.

Wer nach 9/11 all die angesichts des Ausmasses des Vorfalls unbeholfenen Bildzusammenstellungen der News-Networks verfolgte, wird merken, dass DoaP dieselbe Beklommenheit aufbaut wie die Filme nach 9/11. Das sind vor allem unstabilisierte Handcam Filme, schnelle Zoomfahrten, chaotische Szenen, Ausschnitten aus Sendungen aller News-Stationen, Einspielungen von Interviews, in Originalsprache wie der ganze Film mit Untertiteln, Schnippsel von Überwachungskameras, kurze Takes von realen Auftritten des Präsidenten, Fotos von realen Politikern dieser Zeit, viele Nachtaufnahmen, Interviews mit Muslimen, die Schuldzuweisung an Syrien, News-Sendungen von Diskussionen mit Exil-Syrern, Bilder von Militäraktionen wie dem Assignment der Flugzeugträgers Nimitz, alles in allem der Einbezug von damals aktuellen gesellschaftlichen Schwingungen ...

Die Teile von Polizeiauftritten sind von der Art her praktische eins zu eins den Filmschnippseln entsprechend, die wir auch nach Norwegen wieder zu Gesicht bekommen. Ich weiss noch, als ich das erste Mal den Film sah, wusste ich ja auch, dass der Bush nicht ermordet wurde, doch die Authentizität dieses Filmes liess mich an meiner miterlebten Geschichte zweifeln.

Weshalb ich nun diesen Blogeintrag schreiben wollte? Eigentlich dachte ich gar nicht daran, doch der Impuls kam einige Male, so dass ich ihm nachgab, denn: Wir alle in den sogenannt hochindustrialisierten Ländern informieren uns doch meistens von den Konserven der News-Networks. Mit Konserve meine ich auch, dass zu einer Nachricht oft sogenannte Symbolbilder aufgewärmt werden – nett, wenn sie auch so gekennzeichnet sind. Wieviele Male wurde schon eine trockene Nachrichtenlage wohl mit emotional treibenden Bildern unterfüttert, die weder zeitlich, noch räumlich, noch thematisch mit der Nachricht zu tun hatten? Es ist nicht einmal so wichtig, dass keiner die Bilder wiedererkennt, sondern dass sie die gewünschten Emotionen erzeugen, die die Nachrichten-Designer wollen.

Die Bilder, die in diesem Film benutzt werden, ähneln dem, was wir von News und Dokumentarfilmen so verdammt stark, dass sich die Frage stellen lässt: Was ist denn nun real? Wird durch die Bilder eine Realität abgelichtet? In diesem Film klar Jein. Nein, weil die Ermordung nie stattfand, Ja, weil es reale Konflikte in der Gesellschaft in einer Art abbildet, die wir nur aus den Nachrichtensendungen gewohnt sind. Der völlig fiktive Film vermag daher dieselben Emotionen heraufzubeschwören, die sicherlich einige haben beim Anblick von News aus Israel, Afghanistan, Norwegen, Pakistan oder bei Dokumentionen über 9/11 oder Watergate oder anderem.

Was soll also diese Betrachtung? Tja, ich finde, dass man da gern mal für sich der Frage nachgehen darf, inwiefern und wie stark jeder für sich durch Bilder beeinflussbar ist. Und zwar ehrlicherweise. Emotionen laufen viel, VIEL schneller ab, als der Verstand nachkäme. Können wir also wirklich entscheiden, was wahr ist und was nicht, nur anhand von Bildern, Videos? Ist das, was uns TV, YouTube und sonstwer bringt, wirklich das Leben? Und wenn man anhand der Betrachtung darauf kommt, dass es eventuell förderlicher für die eigene seelische Gesundheit sei, nicht selbst Erlebtem einfach keinerlei Bedeutung mehr zu geben bzw. das Gesehene einfach zu akzeptieren als ein Schauspiel, das aus irgendwelchen Gründen gegeben wird, so wird dieser daraus gewonnene Abstand einem eventuell etwas mehr Urteilsfähigkeit geben, mehr Erkenntnis, mehr Übersicht und generell eine grössere Gelassenheit gegenüber den Schnellschüssen der News zu Themen, die irgendwann irgendwie aktuell sind. Natürlich, man kann sich diese Dinge schon anschauen, doch sollte man eben den Abstand gewinnen, dass die durch die Bilder initiierten Emotionen einen nicht der Urteilsfähigkeit beraubt, wenn einem ähnliche Emotionen später mal begegnen. Denn meistens werden Emotionen in den News nicht geschürt, um uns zu Förderlichem zu motivieren, sondern um uns irrezuführen. Weg von unserem eigenen Weg, unserem direkten Umfeld, in dem wir Auswirkungen haben, Menschen, die in unserer Reichweite sind. Was nützt es mir zu wissen, wer Kennedy erschossen hat? Wer wirklich hinter den 9/11-Attentat stand, ob die beiden Türme nicht opportunistisch gesprengt wurden, weil sie schon lange nicht mehr rentierten, ob die NASA auf dem Mond war oder nicht ... es hat mit meinem Leben nichts zu tun. Im Gegenteil, es lenkt nur von meinen Themen ab. Und die erscheinen mir tagtäglich in meinem Umfeld.

Wenn der Abspann des Filmes durchläuft, mit all den bekannten Assoziationen zu realen Filmepilogen, so geht der allerletzte Text fast unter: Der Film ist total fiktiv, er spiele in der Zukunft. Bin ich froh ... oder auch nicht, wie wäre meine Realität, wenn's den Bush wirklich erwischt hätte ... ich weiss es nicht, aber wenn ich genauso lange von Fiktivem berieselt würde wie durch die täglichen TV-News, ich hielte dies auch bald für Realität. Und die Aufgaben meines Lebens hätten sich dennoch um nichts geändert.

Auf jeden Fall ein spannender und eben – beklemmender – Film. Empfehlenswert.

Bravo COOP, spielt mal endlich mit den Muskeln!

Egal, ob es ein Marketing-Kalkül ist, ich finde es toll, dass COOP Produkte aus der Liste schmeisst. Denn die Grossverteiler sind es ja auch, die die Preise gegenüber anderen diktieren können. Landwirtschaft, Bio-Programme etc. all diese Produktions- und Vertriebspartner leiden ja zuweilen auch unter der faktischen Allmacht der Grossverteiler, die diese ja nicht nur zum Guten anwenden.

Jetzt auf jeden Fall ist es gut, dass vorerst COOP seine Muskeln etwas spielen lässt, so dass diese elendigliche Preistreiberei mit den reichen Schweizern endet. Natürlich, wir Konsumenten müssen ja nicht Gilette, den Hintern nur mit Pampers putzen, den Reis nur vom gütig grinsenden schwazrn Kahlkopf essen wollen.

Der Preisüberwacher sagte es ja letztens richtig: Er kann dort nichts tun, wo es Konkurrenz gibt, denn niemand ist gezwungen, die teureren Markenprodukte zu kaufen. Wer sich diese leisten will, ok. Er kann nur dort wirksam eingreifen, wo es keine Konkurrenz gibt. Insofern müssen wir also nicht nach ihm schreien, wenn die Konkurrenz im Angebot existiert und funktioniert.

Dass die Markenhersteller meinen, die Schweizer heissen alle Roger Federer, Mark Rich, Christopf Blocher etc. sprich, jeder hat ne Eigentumswohnung für mindestens eine Kiste, das muss endlich abgestraft werden. Es darf immer etwas Unterschied geben, denn das Leben ist ein Prozess, indem Unterschiede die treibenden Kräfte sind, aber man muss ja nicht überall machiavellistisch alle Menschen über einen Kamm scheren.

Obwohl ich kein Markenkäufer bin und daher gar nicht davon direkt profitiere, finde ich es eine ntowendige Korrektur im Aussenimage der Schweizer, was COOP nun macht. Schauen wir mal, was es bringt - und wie lange. Und welche Tricks sich die Hersteller einfallen lassen, um doch wieder an ihre Margen zu komen ... denn schliesslich kann man ja einfach die Hälfte Inhalt in derselben oder einer neuen Verpackung unter markigen Sprüchen an den Mann und die Frau zu bringen versuchen.

Apples Lack bröckelt ...

Ich bin auch seit einigen Jahren ein iPhone User. Ich stieg erst mit dem 3GS ein, zuvor waren die iPhones nicht meinen Ansprüchen genügend. Das GS allerdings stellte mich mit meinem Gebrauchsprofil vollständig zufrieden. Vor dem GS hatte ich Nokias, Sonys, jeweils mit allen Betriebssystemen und all dem Schrott und unausgereifter Integration all der verschiedenen Programme, die man halt auch einem SmartPhone so haben will.

Dass Apple einen gängelt und nur auf Druck der Android Konkurrenz Dinge nachreicht, die die Plattform offener und interkommunikativer machen, nehme ich etwsa stirnrunzelnd zur Kenntnis, denn deren Konsequenzen betreffen mein Nutzungsprofil nicht. Ich bin kein Social Media Freak, speichere und schaue mir keine Filme auf dem iPhone an und der Kalender reicht mir auch. Games brauche ich bis auf das Sudoku und einige wenige andere auch nicht. Videokonferenz grad auch nicht und meine Photo-Sammlung schleppe ich auch nicht auf einer Ksite rum, die grad mal doppeltbriefmarkengrosse Bildli zeigen kann ... ich brauche das iPhone aber als SoundPlayer und da ärgere ich mich, dass Apple nur MP-3 benutzt und ich das bekackte iTunes mitsamt der doofen Account-Management brauche, nur um die MPs raufzuladen - und das, wo ich doch alle CDs als FLAC und komprimiert als OGG Vorbis auf dem NAS habe. So muss ich das alles auf das minderwertigere MP-3 konvertieren, nur damit das iPhone das abspielen kann. Auf dem Sony hatte ich immer einen Ogg-Player und dann Ogg Vorbis bessere Qualität bei kleineren Audio-Filesizes als bei MP-3. Nun ja, das NAS hat genug Platz, und Audio-Format-Konversion ab FLAC ist kein Problem ... mühsam ist es dennoch.

Was mich aber wirklich verägert, ist die Sache, dass Apple sich Nachrichten zufolge einen Scheiss um seine Billig-Arbeiter in den Zulieferungsfirmen in China kümmere. Apple habe heute den höchsten Börsenwert aller amerikanitschen Unternehmen erreicht an der Börse, und Steve Jobs dürfte einige hundert Millionen Dollar schwer sein ... und verkauft ja nicht grad Billigware. Apple sei die einzige Firma, die nach entsprechenden Meldungen aus China sich nicht um die Arbeitsbedingungen kümmerte.

Wie kann ich da mich freuen auf da iPhone 5 oder das iPad 3, die ich tatsächlich kaufen möchte, wenn sie denn verfügbar sind? Kann ich so eine Firma mit so einem Gebaren unterstützen? Kann ich ausblenden, dass für den Geek-Faktor andere gesundhetiilcvih geschädigt werden? Können wir das wirklich, wenn wir eine Verantwortung wahrnehmen wollen?

Meinen Lieblingsspruch folgend "Think globally, act locally" werde ich wohl bei Start der beiden Produkte nochmals im Internet recherchieren, ob Apple sich mittlerweile einige Brotkrumen für andere "absparen" will. Wenn nicht, wird's ne harte Sache, denn vor allem ein Tablett will ich doch auch mal, zuviel Anwendungszwecke habe ich, wo ein Tablett wirklich nett wäre.

Also, Apple, wenn's denn stimmt, was die News brachten, dann "Shame on you, Mr. Jobs". Macht's besser, sonst habt ihr einen Kunden weniger.

Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich. Das ist Leben.

Die USA verliert ihren Strahlestatus, der Franken war heute fast schon ein Euro wert, in Japan wächst die Skepsis gegen die Atomenergie, die Schweizer Wirtschaft weiss nicht, wie sie mit dem Euro umgehen soll, die Engländer erleben Jugendunruhen, in Syrien haben die Menschen den Mut, der Waffengewalt ihres Despoten entgegenzustehen, das Wetter benimmt sich ungewöhnlich, die Streetparade gibt's vielleicht nur noch dieses Jahr, Schawinksi kommt wieder ins Schweizer Fernsehen ... lauter Änderungen, teilweise erschütternd, teilweise nur leichte Rumpler.

Heute haben sie im Zischtigsclub über die Euro-Problematik gesprochen. Die Ex-SP-Galeonsfigur und Hotelier Peter Bodenmann brachte vieles in seiner Pragmatik auf den Punkt: Es wird Zeit, dass einige Dinge, die wir schon lange vor uns her schieben, endlich mal durchziehen. Wenn unsere heimischen Firmen teilweise jammern, weil grenznahe Schweizer derzeit ihr Geld samt und sonders in der EU ausgeben, bemerkt man, dass wir protektionistische Zölle, sinnlose Verbote, übertriebene Vorschriften, übermächtige Lobbies, volksfremde Volksvertreter etc. haben. Man sollte endlich mal die Hochpreisinsel Schweiz auf ein tieferes Niveau bringen, es könne doch nicht sein, dass ein Auto n der Schweiz 15'000.- mehr kostet als in Deutschland. Und was noch viel abartiger ist, dass man diesen vertikalen Marktbeherrschern, die ja meist internationale Multis sind, erst noch erlaubt, dass sie die Preise für die Länder, natürlich konkret also die Schweiz diktieren, dass sie einem deutschen Autohändler verbieten, Schweizer Kunden zu bedienen.

Dass wir Zölle haben, um uns von billigeren Gütern aus dem Ausland zu schützen, damit die hohen Preise der Inlandproduktion weiterhin so hoch sein dürfen, damit wir wiederum jammern können, dass Schweizer Produkte halt teurer sind, inklusive Löhne natürlich. Die sind ja eben auch hoch, damit wir das Zeug auch kaufen können, weshalb die ausserhalb ja immer meinen, wir seien alle so reich. Ein Teufelskreis. Und weil das immer so war, liessen wir's bleiben. Obwohl es schon anders ginge, denn einige Dinge könnte der Bundesrat als Exekutive ja exekutieren, also ausführen.

Nun, da der starke Franken manche drückt, manche verärgert, wie mich, der ich grad eben ein internationales Produkt, sprich einen Laptop, in den Ländern Deutschland, USA, UK und Schweiz zusammenstellte und natürlich bemerkte, dass der Laptop überall mittlerweile 20-25% billiger ist als hier (und das, obwohl Computer in der Schweiz bis anhin höchstens gleich teuer oder gar billiger als im Ausland waren), da merkt man, dass man doch mal die Muskeln spielen lassen sollte. Endlich mal eine pragmatische Politik, endlich mal alte Zöpfe, alte Stillhalteabkommen mit dem Schwert zerhacken. Tja, Not macht erfinderisch, und wenn es nur endlich das ist, was man schon lange hätte tun können. Wenn's nun endlich kommt, wunderbar.

Da antwortete Jean Ziegler letztens in einem Gespräch mit Alfred Dorfer, dem scharfen, österreichischen Kabarettisten, auf dessen Frage, was er denn über die politische Schweiz denke, dass er stolz auf die Schweiz sei, denn nirgendwo auf der Welt gäbe es so direkte und starke Volksrechte. Und gleichzeitig sei er verärgert über die Schweizer, dass sie trotz der Allmacht dieser Mittel einige Dinge einfach nicht durchsetzen. So zum Beispiel, dass wir Kriegsindustrie unterstützen, Geldmauscheleien, Despoten stützen, Mitmachen an der völlig verfehlten Entwicklungshilfe, äh, besser dem Austragen der verfehlten Landwirtschaftspolitiken auf den Rücken der Afrikaner beispielsweise ... obwohl wir per Volksrechte den Bundesrat dazu zwingen könnten, diese Dinge nicht mehr zu tun bzw. nicht mehr zu akzeptieren.

Kurz: Wir könnten, tun aber nichts. Zu faul, zu träge, zu desinteressiert. Nun, jetzt geht es uns zwar nicht wirklich schlecht, aber wir merken, dass es langsam knapp wird. Endlich. Naja, ich weiss ja auch nicht, ob es in irgendeiner Hinsicht einfacher, leichter, besser wird ... was mir aber schon gefällt, ist der Zerfall alter, starrer Strukturen. Denn nur so geht es weiter, weiter im Sinne der Natur: Das einzig Beständige ist der beständige Wandel. Und wer zu lange zu fest an etwas festhält, den wird der Wandel schmerzen. Doch Schmerz zeigt ja an sich auch, dass man nicht mehr naturgemäss lebt. Das ist vielleicht eine förderliche Einsicht, wenn man sie denn hat. So hoffe ich für alle, die zulange festhalten, dass das Loslassen gelinge ... denn es ist natürlich, dass es weitergeht. Das ist Leben. Es geht unendlich weiter, eine Zeit lang mit uns als Inkarnierte, als Egos, und dann auch ohne uns. Oder uns in anderer Form. Das ist das ewige Spiel. Ich persönlich finde es spannend, wenn es mich rüttelt, das Leben ... dann merke ich jeweils wieder, das ich einiges verschlafen habe. Und wer steht nicht gerne an einem neuen Morgen auf? Neues Spiel, neues Glück. Was interessiert mich, was gestern war, was interessiert mich Geschichte, die ist ja eben aufgeschichtetes altes Zeug. Lernen daraus, ja gerne, festhalten daran, nein danke. Klein genug, vif genug, innovativ genug - sind wir allemal. Hopp Schwiz!

Krankenkassen unter limitierten Staatslizenzen

Heute hatte ich wieder mal eine Diskussion über das Krankenkassen-System, das ja so morbid ist, dass man dafür selbst schon eine Rückversicherung bräuchte. Es geht hier nur um die obligatorische Krankenkassenversicherung, denn die Reichen, die können sich ja leisten, was sie wollen. Und für die soll es auch Versicherungen geben, es also auch Krankenkassen dafür geben.

Da ja niemand wirklich irgendwo den Gürtel enger schnallen will ohne grad auf den anderen zu zeigen, könnte man doch ein System aus der Telekommunikation übernehmen: Es werden Lizenzen für Krankenkassen der obligatorischen Grundversicherung verlost/verkauft und dann wird jährlich die Effizienz der Lizenzierten erhoben. Hält eine Krankenkasse die Massvorgaben nicht ein, wird ihr die Lizenz für die obligatorische Krankenversicherung entzogen und eine andere Krankenkasse kommt zum Zuge. Die Massvorgaben könnten alle Jahre aktualisiert werden, die diesbezügliche Richtung der Anpassungen könnte wirtschaftlich und/oder auch per Plebiszit bestimmt werden.

Man kann ja noch Geld machen mit dem Business, denn das Geld, das die Kassen derzeit fürs Abjagen guter Risiken bei Konkurrenten ausgeben, stünde dann für bessere Leistung oder auch - von mir aus - etwas Gewinn zur Verfügung. Denn ihre Prämienzahler bestimmen nicht mehr, ob sie das Geschäft behalten dürfen, sondern die Überwachungsinstitution. Und wenn eine Kasse sich nicht anstrengt, ist sie das nächste Jahr das Recht zur Versicherung der obligatorischen Risiken los. Die Kassen dürften diesen Druck dann auch weitergeben an die Leistungserbringer, denn die Kassen sind ja eigentlich die Dummen, zwischen Hammer und Amboss. Die Massvorgaben dürften nicht nur sie im Blick haben, sondern müssten auch gesellschaftlich akzeptierte Konzepte und deren Vollstreckung durch die Kassen ermöglichen.

So müssten sich die Kassen nicht mehr primär um die Gewinnung von Zahlern kümmern, also weniger werben, denn die Überwachungsinstitution ist nicht auf diese Weise beeinflussbar, sondern durch Einhaltung oder Reduktion von Krankenkassenprämien.

So könnten sich für die Schweiz vielleicht 3-5 Kassen um die Lizenzen für die obligatorische Versicherung schlagen. Natürlich bekäme der Preisüberwacher den definitiven, permanenten und mit regulierenden Kompetenzen versehenen Auftrag, allerlei Absprachen zwischen den Kassen aktiv zu finden und zu bestrafen.

Ich weiss derzeit nicht wirklich, ob das Business sich so entwickeln könnte, dass keine Kasse mehr die obligatorische Versicherung übernehmen will. Sollte das doch so sein, so müsste die Lizenzgeschichte anders gefasst werden, dass eine Krankenkasse nur dann arbeiten darf, wenn sie auch die Obigatorische anbietet. So wird dann halt unter den Unwilligen das Set von 3-5 bestimmt. Selbst wenn nun eine nur widerwillig die Obligatorische übernimmt, so sollte sie aus eigenem Antrieb an effizienter Abwicklung und Kostenreduktion Interesse haben, denn eventuell beinhalten ja die Massvorgaben ein Anreizsystem, selbst im ungewollten Bereich effizient sein zu müssen. Es könnte zu den Vorgaben gehören, dass die Effizienz bewiesen werden muss, um auch die Lizenz für die Zusatzversicherungen anbieten zu können. Verhielte sich eine Kasse im ungeliebten obligatorischen Bereich schlampig, verlöre sie automatisch auch die Lizenz für das faktultative, ev. lukrativere Geschäft.

Naja, wieder mal eine Idee halt.

Soziale Kontrolle, Internet-Pranger, Gedankenkontrolle - doch was Sinnvolles?

Norwegen hat es gezeigt, es fehlt in der modernen Gesellschaft offenbar vermehrt etwas: die soziale Kontrolle. Auch die Bedenken, im Internet jugendliche Prahlhanse und Schädlinge zu zeigen, ist eventuell eine Sache, die eigentlich kein Segen für den modernen Gesellschaftsmenschen ist, sondern ein Fluch.

Soziologen haben schon öfters gesagt, dass die Hemmschwelle, ein Tier oder einen Menschen zu töten, hauptsächlich eine Erziehungsangelegenheit ist – die Fähigkeit dazu oder die natürliche Hemmschwelle davor sind bei weitem nicht so stark "eingebaut", wie viele meinen. Durch die Erziehung und jahrelange Vermittlung von Werten werden solche latenten Schwellen verstärkt. Würden wir nicht von kleinauf in der europäischen Welt humanistische Werte gepredigt bekommen, wären die Schwellen nicht so hoch. Man sieht ja nur schon mit Blick auf die USA, wie schwer es ist, die Waffe aus den Köpfen zu kriegen, obwohl auch die doch christlich konditioniert sind. Aber es ist eben auch konditioniert, dass sie frei sein wollen und dass jeder von ihnen das Recht zur Verteidigung mittels Waffe haben darf. Dieser Wert ist genauso stark aufgebaut, wie das christliche Gesetz „du sollst nicht töten".

Man sieht, dass es keine genetische Tötungsbremse gibt, sondern dass dieser Wert in Konkurrenz zu anderen Werten steht, die durchaus Tötungen erlauben, gar sanktionieren. Es darf doch eigentlich schon zu denken geben, dass wir im Alltag nicht töten dürfen, im Krieg aber töten müssen, und wenn wir's nicht täten, sogar von den eigenen Leuten getötet werden könnten wegen Hochverrats. Gäbe es die genetische Limite, hätten wir diese Wahlmöglichkeit nicht. Die auf alle wirksame Gravitation ist doch etwas, was so eine unüberwindbare Limite wäre. Viele wollen fliegen können, doch dieses Naturgesetz ist für alle Körper die ultimate Schwelle. So eine unüberwindbare Schranke ist die Tötungshemmung beim Menschen nicht, sie ist nicht in Hardware gegossen, sondern ein Softskill. Durch Updates der Software ist sie verschieblich, neu priorisierbar, ja auch deaktiviertbar.

Wenn wir in der Internet-Gesellschaft meinen, anonym zu sein, so stimmt das ja eigentlich nur deshalb, weil es einfach viel zu viele Möglichkeiten des Versteckens im Internet gibt. Kein Staat kann es komplett überwachen. Und selbst wenn – sollte es lichtscheuen Zirkeln zu hell werden vor lauter Überwachungslampen, so gibt es ja Dinge wie Kryptografie oder für deren Zwecke wohl die besser geeignete Steganographie, um der Aufmerksamkeit der Überwacher zu entgehen. Und dann gibt es ja noch den öffentlich und provokativ proklamierten Irrsinn, den jeder mit "Der kann das ja nicht wirklich ernst meinen"-Spruch zu verniedlichen versucht.

Doch solange auch diese Leute noch Körper haben, werden sie wohl Interaktionen mit anderen Körpern haben. In kleinen Dörfern wusste früher halt jeder alles über jeden. Das machte die Welt nicht besser, das Leben des einzelnen weder angenehmer noch sicherer, aber etwas gerichteter wohl schon. Da auch jeder wusste, dass er beobachtet wird, erlaubte er sich oder seinen Angehörigen auch nicht alles, was er vielleicht schon mal tun möchte, wüsste er sich anonym. So werden auch Schwellen aufgebaut, die eventuell ja gar nicht aus Einsicht, sondern aus Unterdrückung entstanden. Das reine Wiederholen von Verhaltensweisen macht diese ziemlich schnell zu Gewohnheiten. Diese wiederum bestimmen viel stärker unseren Alltag als wir meinen. Wer's nicht glaubt, soll sich nur mal gut beobachten, welche Automatismen in allen Lebensbereichen das Zepter führen.

Wenn also die soziale Kontrolle durch eine kleinräumige Nachbarschaft entfällt, so werden diese Verhaltensregeln nicht konditioniert, ein Verstossen gegen sie ist viel leichter möglich. Zusammen mit der Eigenschaft des Internets, keine trennenden, räumliche Distanzen mehr zwischen Menschen mit gleichen Ideen aufrechtzuerhalten, ist es leichter, diese anderen Gedanken zu finden. Dann machen sie sich zusammen stark und stärker, schaukeln sich auf. Etwas, was früher einfach nicht ging, denn wie gross war denn vor der Internet-Zeit die Reichweite eines einzelnen Menschen?

Die Typen, die sich als 1.Mai Chaoten durch die Gegend schlugen, wurden durch den Internet-Pranger dazu genötigt, sich zu stellen. Sie waren ja nicht gefunden, sondern im Gegenteil, untergetaucht. Und doch, sie stellten sich – durch welche Auslöser auch immer – aber ganz sicher durch die Motivation und Einsicht, dass sie ja mit anderen im weiteren Leben Kontakt haben, dass diese anderen nun wissen, was für Kerle sie sind. Und da doch wohl fast alle Menschen irgendwo eine Gleichschwingung zu ihrem Umfeld wollen, um sich zuhause zu fühlen, können sie sich wohl dieser sozialen Wertekontrolle nicht entziehen. Um sich mittelfristig wieder halbwegs in die Gesellschaft eingliedern zu können, müssen sie sich also dem vorherrschenden Wertesystem unterordnen, wenn sie in dem zu leben gedenken.

Bei diesen Chaoten handelt es sich ja um Leute, die irgendwo integriert sind, einen Job haben oder wollen, Freunde und Partner haben oder wollen. Die soziale Kontrolle funktioniert also und hat die von der Gemeinschaft wohl gewollte Wirkung gezeitigt: Die Typen stellten sich.

In Norwegen hat einer es geschafft, über die nicht mehr vorhandene oder nicht mehr durchgeführte Wertekontrolle sein Umfeld zu finden. Offenbar ist er sogar ein Meister der Internetstimmungsmache. Er fand also nicht nur passiv komische Ideen, sondern verteilte auch solche und fand Resonanz bei passiven, was ihn wieder bestärkte ... das zuvor genannte Aufschaukeln halt. Scheinbar sei er ein klassischer Demagoge.

Nun kommt das, worum es mir geht. Die soziale Kontrolle ist ja an sich eine Gedankenkontrolle. "Man tut das nicht", "man darf daran gar nicht erst denken", "das ist böse" ... das sind ja an sich nur Regeln, die allerdings über die Wiederholung zu automatisierten Gewohnheiten werden. Diesen Mechanismus kann man zur Unterdrückung nicht gewollter Gedanken genauso gut verwenden wie zur Unterdrückung von gedanklicher Vielfalt. Diese Gratwanderung wollen alle Systeme irgendwie meistern, die eine Kontrolle anderer brauchen müssen, um sich selbst am Leben zu erhalten. Beispiele: Politische Ideologien, die Kirche, die Wissenschaft etc.

Wenn die soziale Kontrolle ausfällt, fehlt für die Gedankenkontrolle auch das dirigierende Wertesystem. So kann sich ein Gedanke zur Tötung von Menschen gleichwertig anfühlen zum Gedanken der Rettung der Gesellschaft vor Sozialismus. Solche oder ähnliche Gedanken sind ja nichts Neues, einigen von uns wohl auch bekannt, doch wir haben die Schwellen gegen solche Gedanken durch Erziehung hochgefahren. Das Internet erweitert seit nun bald zwei Jahrzehnten für die Masse die Reichweite der passiven und aktiven Kontaktaufnahme wie auch das Verheimlichen derselben. Man muss ja nicht mehr aus dem Haus, keine Gefahr, man könnte gesehen werden beim Besuchen dubioser Gegenden oder Menschen, beim Beschaffen subversiver Literatur etc.

Was in den diversen nordafrikanischen Revolutionen half, Informationen schnell, unkontrollierbar und vielfältig in den Rest der Welt zu transportieren - wovor die etablierten Machtsysteme ja durchaus Schiss haben -, dieses System lässt auch komische Gedanken (sprich Menschen) sich leichter zusammenfinden. Das sind die beiden Schneiden des Internet-Schwerts.

Alle spirituellen Lehren sagen, dass der Mensch seine Gedanken kontrollieren soll. Nicht die der anderen, sondern die eigenen. Denn oft gedachte Gedanken werden zum Gedankengut, zu Gewohnheiten, zur Meinung, zum Charakter. Und der Charakter bestimmt die Handlungen.

In Norwegen manifestierte sich ein Gedankengut in Handlung. Ist es da nicht diskutierbar, ob soziale Kontrolle doch nicht so schlecht war oder ist? Ist es da diskutierbar, ob Ego-Shooter keinerlei Wirkungen auf Handlungen haben, da die Spieler doch unterscheiden könnten? Aber zum Spielen und Meistern dieser Games braucht es doch auch Gedanken ... und Gedanken werden Gedankengut, Gewohnheiten, Meinungen, Charakter, Handlungen ...

Le Concert - ein musikalisches Filmmärchen

Heute ging das Open Air Kino Ciné au Lac in Richterswil zu Ende. Sie hatten eine schlechte Woche erwischt – wer denkt schon, dass es im Sommer einfach mal mehr regnet als scheint. Auf jeden Fall war es schön, dass gerade zum letzten Film das Abendwetter wenigstens trocken war.

So habe ich den Film Le Concert sehen können. Der ist zwar schon aus dem Jahre 2009, doch ich kannte ihn nicht. Von der Beschreibung her klang es wie "Blues Brothers, auf russisch und in Klassik". Da mir Musikfilme, nicht Musicals, immer gefallen und Tschaikowski auch zu meinen gern gehörten Komponisten zählt, fand ich die Beschreibung anziehend genug, um trotz Kälte hinzugehen.

Die Storyline ist denn auch blueshaft, in jeder Beziehung. Zwar kommt da keiner aus dem Knast, aber wohnt in einem Landesknast, der allerdings seit Gorbatschow offener ist: Russland. Dort wurde vor 30 Jahren von Breschnew das höchstangesehene Bolschoi-Orchester zerschlagen, die Starviolinistin Lea mit ihrem Mann nach Sibirien geschickt, wo beide dann nacheinander starben – Lea erst nach vielen Jahren des Durchhaltens, indem sie nur im Kopf und Geiste Tschaikowskis Violinkonzert immer und immer wieder in Variationen spielte.

In Moskau ist derweil der ehemalige Dirigent des berühmten Bolschoi-Orchesters Andrey Filipov zum Hauswart des Bolschoi-Theaters abgestiegen, der sich ab und an noch beim ebenfalls aktuellen Orchesters in der Tribüne aufhält und sich in seine Vergangenheit versetzen lässt. Als bei ihm das Handy während der Probe klingelt, wird er vom Chef zusammengeschissen und muss dessen Büro putzen. Als er da zugange ist, kommt ein Fax rein, den er natürlich liest. Darin wird das Orchester als Ersatz für ein amerikanisches nach Frankreich eingeladen. Der Hauswart schnappt sich den Fax, und es beginnt die Phase des Zusammensuchens der ehemaligen Musiker. Die leben mehr schlecht als recht irgendwo in Moskaus Umgebung in den verschiedensten Berufen. Darunter auch zweifelhafte.

Der ehemalige, stockkommunistische Orchestermanager, der ehedem Andrey mitten in einer Aufführung unterbrach und sein Orchester zerschlug und Andrey mithin ein Trauma verpasste, muss aktiviert werden, weil nur der französisch kann – und eben ein Topmanager war. Als sie das Programm planen, schlägt Andrey daher auch wieder Tschaikowski vor. Der Manager weiss um den Verfall des Orchesters und will daher eine Galeonsfigur als Solistin haben. Er schlägt die junge Anne-Marie Jaquet vor, die gegenwärtig zur Crème de la Crème gehört. Als diese später vom Wunsch des Bolschoi-Orchesters nach ihr erfährt, will sie unbedingt unter dem Maestro Andrey Filipov spielen.

Es ist wohl schon klar, dass es klappen wird, das ist wie bei den Blues Brothers. Der Weg dorthin ist recht amüsant. Der Film nimmt so ziemlich alle religiösen und andere Klischees auf und bringt sie amüsant zur Geltung. Es ist ja klar, dass in Moskau die abgestiegenen Musiker kein Geld übrig haben. Also muss unter anderem ein Sponsor her. Den finden sie auf einer Hochzeitsparty mit Komparsen. Dort brüskiert ein Neureicher mit 1000 Hochzeitsgästen einen anderen Neureichen, der ehedem nur 500 Gäste hatte, indem er ihn, der leidlich Cello spielt, auf die Bühne holt, ihn zum Spielen animiert und dann mit einer E-Gitarre üblen Lärm dazu erzeugt. Es kommt bei dem Anlass vor lauter Saufen, Drogen und leichten Mädchen zu einer Ballerei übler Sorte, in deren Tohuwabohu der Orchestermanager den blamierten Cellisten immerhin als Sponsor für das Orchester gewinnt. Fast sowas wie ein Mäzen also, der später im Film sich aber wieder als abgebrühter Abzocker auftaucht, dem Orchester aber immerhin die Flüge nach Paris zahlt.

Andere jedoch müssen die Visa zur Ausreise besorgen. Dies übernimmt eine Sippe von Roma, von denen einer eben auch als erster Geiger im Orchester spielte. Auch diese Klischees werden amüsant ausgespielt. Der Geiger konnte die Pässe zwar nicht vor dem Abflug organisieren, aber immerhin noch rechtzeitig und direkt in den Wartesälen des Flughafens. Seine Sippe spielt dort Zigeunermusik und klebt und fälscht dabei gleich die Pässe, für die jeder Musiker erst jetzt sein Portraitfoto abgeben muss. Kinder, Opas und Frauen kleben und stempeln dann grad die Pässe. Kommt ein russischer Polizist mit hoher Mütze, stehen dem plötzlich zwei ziemlich massige Zigeuner zur Seite, denen man nicht im Dunkeln begegnen möchte, und säuseln ihm humorlos ins Gesicht "Willst Du eine Massage" oder "Soll ich dir die Zukunft voraussagen". Der zieht sich selbstredend ohne Worte zurück.

So klappt die Reise also nach Paris. Dort setzen sich die Musiker natürlich ab und wollen nichts mehr mit den anderen zu tun haben – SMS, die sie auf die irgendwie illegal erhaltenen Handies bekommen, werden regelmässig ignoriert. Der Dirigent, dem es um etwas ganz anderes geht, um die hehre Musik nämlich, kriegt kalte Füsse, denn natürlich lachen ihn alle Produzenten, Vertragspartner aus oder bekritteln ihn, bzw. er merkt, dass die Mitmusiker sich einen Deut um die Musik kümmern. Das einladende Haus sieht die Musiker erst einen Tag vor dem grossen Auftritt. Dem hat es auch nur aus monetären Gründen zugesagt – weil der Ruhm des alten Bolschoi-Orchesters über die 30 Jahre noch bis in die Gegenwart hineinreicht und vor allem, weil die junge Starviolinistin eben als Zugpferd hinhält – und die alten Russen nebst Gage des Stars immer noch billiger kommen als die Amis. So übersehen sie zähneknirschend die Ausflüge der Moskowiter. Die machen bereits Geschäfte, haben sich bei Verwandten abgesetzt etc.

Allerdings kennen alle diese Musiker die Story von Lea, die ja eine von ihnen war. Als der Tag X kommt, wird das SMS rumgeschickt „Kommt für Lea" - und sie kommen alle aus den Verstecken. Zwei Trompete spielende Juden, Vater und Sohn, die klischeegemäss zuerst geschmuggelten russischen Kaviar verhökern wollen, den aber niemand will, dann umsatteln auf chinesische Billig-Handies, die sie dann ganz locker wegkriegen, kommen gar zu spät ins Orchester, mitsamt Bagage.

Immerhin hatte der Roma-Geiger die lokal ansässigen Roma-Sippen aktiviert, auf dass diese den Musikern Kleider und Instrumente besorgen – denn im sozial kalten Moskau mussten viele alles Wertvolle verkaufen.

Das Haus ist voll – auch da mit Seitenhieben auf unkundiges, empor geschwemmtes, aber reiches Buffet-Abgraser-Publikum. Die junge Anne-Marie ist bereit, Andrey steht vor seinem alten Top-Orchester und es beginnt. Die ersten Takte scheinen nicht zu harmonieren, das merken nicht nur die Musiker, sondern auch die sich von der Unfähigkeit der alten Russen bestätigt fühlenden Franzosen. Auch das Publikum erheitert sich eher als ehrfürchtig zu lauschen. Dann beginnt Anne-Maries Part.

Wie Andrey ihr in einem nostalgischen Abendessen einen Tag vor dem Konzert erzählte, ist für ihn das Ziel das Erreichen einer grossen Harmonie der gesamten Truppe, die Perfektion im Concerto für Violine und Orchester. Dabei schwärmt er von der verstorbenen Lea. Anne-Marie, die Maestro Filipov sehr verehrt, erkennt, dass er nicht sie will, sondern ein Duplikat von Lea. Er wagt es aber offenbar nicht, ihr beim Essen zu erklären, wieso er auch sie unbedingt wollte. So resigniert er, kippt Wodka umd Wodka. Anne-Marie sagt ihr Mitwirken ab und geht verwirrt. So muss der Kontrabassist, der Andrey des öfteren moralisch aufbauen musste, die Initiative ergreifen und besucht Anne-Marie bei ihrer Ziehmutter, wo er nach dem anhaltenden Niet von Anne-Marie den sphingenhaften Spruch fallen lässt, ob sie nicht doch spielen wolle, sollte sie nach dem Konzert eventuell etwas über ihre Eltern erfahren können.

Damit kriegt er Anne-Marie rum und sie kommt ans Konzert. Als sie zu spielen beginnt, passiert das, was sich Andrey erhoffte – das noch disharmonische Orchester schwingt sich ein, der Glanz, die Perfektion, die Harmonie des gerühmten Bolschoi-Orchesters, erhebt sich über die grauen Häupter der Musiker und bringt die Qualität der Musiker, die Genialität Tschaikowskis Musik und das Spiel von Anne-Marie zum Überschwappen ins Publikum, das sich kindlich staunend dem Gehörten hingibt.

Denn Anne-Marie ist – Leas Tochter. Ein noch vor deren Deportation nach Sibirien entstandenes Baby wurde in den Westen geschmuggelt, wo es bei der Fluchthelferin aufwuchs, ohne je zu erfahren, wer ihre wahren Eltern gewesen sind und was ihnen widerfahren ist. Dieses Baby wuchs auf und wurde ebenfalls zu einer Starviolinistin – ohne ihr Erbe zu kennen. Andrey und viele Musiker kannten die Lebensgeschichte, denn Lea war ja eine von ihnen. Deshalb kamen sie alle, deshalb sprang die Magie von Anne-Maries Spiel sofort auf die Gruppe über.

Im Film werden während des Konzerts sowohl Retrospektive wie auch die amüsanten und erfolgreichen Konsequenzen dieser Familienzusammenkunft ineinander geblendet. Denn das ehemalige Bolschoi-Orchester wird als Filipovs Orchester berühmt und spielt in allen grossen Häusern dieser Welt. So hat auch dieses Märchen ein Happy End.

Mir hat der Film gefallen – wohl, weil ich eine russische Seele habe, wie mir mal attestiert wurde, weil mir die klassische Musik gefällt, weil mir Harmonie zwischen Menschen verschiedenster Art gefällt und weil ich immer gerne staune, wie das Gesamte mehr ist als die Summe der Einzelnen. Und wo als in der Musik kann man das besser erleben? Es ist kein Wunder, sprechen alle von der Musik als universelle Sprache. Denn wenn mehr als einer denselben Ton spielen sollen, müssen sie sich öffnen, für das gemeinsame Ziel, für das Spiel des anderen, für das Einpassen des Eigenen – in der Absicht, den Zuhörern etwas Schönes, Bewegendes, Verträumtes, Trauriges, Erheiterndes, Verzauberndes, eben mehr als nur den Klang eines Einzelnen anzubieten. In der Musik kann meines Erachtens ein Mensch sich am besten gehen lassen ... es duldet keine Diven wie im Sport ... denn wer sich nicht unterordnet, erzeugt sofort wahrnehmbaren Missklang.

Diese Fähigkeit des Menschen, sich für etwas Grösseres einzusetzen, sich einer Funktion in der Gruppe unterzuordnen, seine Egoismen wenigstens zeitweise sein zu lassen, die ist es, die mich bewegt. Da zeigt sich immer, dass ich halt doch sehr nah am Wasser gebaut bin ... wie man so schön euphemistisch sagen kann. Oder klarer gesagt: Das Einfühlen in diese grosse Fähigkeit des menschlichen Seins bringt mich regelmässig zum Heulen. Egal wo, egal bei welcher Gelegenheit ... denn darin verschwindet das Allein-Sein, das Getrennt-Sein, die Unsicherheit, die Angst. Dann ist es eins.

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