Nun ist der Schuss also raus, die fast 170 Jahr alte Credit Suisse wird ihre Eigenständigkeit verlieren und unter die Fittiche des unwilligen neuen Herrn UBS schlüpfen müssen.
Ich bin Credit Suisse Kunde seit ich von meinen Eltern ein Sparbuch eröffnet bekommen hatte. Das ist nun schon sehr lange her.
In den letzten Jahren fand ich sehr viele der Investments der CS unter aller Sau. Es zeigt sich, dass die Top-Etage dieser Bank sich einfach einen Dreck um die Zeichen der Zeit kümmern wollte. Seit der Rettung der UBS, die sicherlich nicht sauberer gewirtschaftet hatte, scheint mir, dass jene immerhin die Erkenntnisse oder Hausaufgaben gemacht hat. Bei der CS schien mir das einfach an deren Arsch vorbeizugehen.
Nun, ich bin natürlich nicht Finanzspezialist. Im Zusammenhang mit Bitcoin hatte ich allerdings einiges gelernt, vor allem, wie schlimm ein Bank Run sein könnte. Dies soll ja nun die an sich liquide CS gekillt zu haben. In Zeiten der online-Transaktionen für jedermann müssen sich Menschen nicht mehr am Schalter einreihen, um ihr Geld abzuziehen. Reichte das früher aus, um den Money-Drain in die Länge zu ziehen, geht das im Online-Zeitalter natürlich nicht mehr.
Dies zeigt, dass das Schuldensystem bei jeder Bank zum Crash führt, wenn der Bank Run geschieht. Keine Bank der Welt kann ihre Einlagen auszahlen innert so einer kurzen Zeit - wenn überhaupt je.
Das wissen hoffentlich alle, die mit Geld umgehen. Nur, wen hat's bisher interessiert? Die Chef-Etage offenbar nicht, denn die weiss genug um diese Gefahr. Nichtsdestotrotz hat sie mit nicht mehr zeitgemässen Transaktionen den Ruf der Bank geschädigt. Der Markt reagiert halt emotional, jeder will einen möglichen Schaden vermeiden. Logisch, denn eine Schuldenwirtschaft schadet irgendwann immer irgendwem - wenn Geld auf keinem physischen Gut mehr basiert.
Das gilt ja auch für Gold: Wollten alle Gold-Besitzer ihre Materie aus den Banken holen, würde dies auch sofort zu einem Bank-Run oder gar Geldsystem Crash führen.
Seit 1971 ist Papier-/Buch-Geld entkoppelt von jeglicher physischen Basis. Offen für Spielereien aller Art für diejenigen, die das Spiel verstehen und egozentrisch betreiben.
Die CS ist nun diesen Spielen zum Opfer gefallen.
Für mich ist nur wichtig, dass mein Fiat-Geld als Buchgeld gesichert ist, denn ich bin kein Papiergeld-Reicher. Bei welcher Bank auch immer. Dass es jetzt die CS trifft, zeigt, dass keine der Banken sicher ist, denn gegen die emotionalen Wellen der Anlieger ist keine Bank gewachsen.
Muss es denn immer so kommen? Ich denke, solange Geld halt sooo virtuell ist wie das Fiat-Geld, wird es immer wieder passieren. Denn wir alle schlafen auf den Versicherungen der (Zentral)Banken, dass unsere ersparte Lebensenergie gesichert ist - und wissen doch genau, dass das nicht geht.
Ein lokaler Bank-Run - oder ein Bank-Run bei einer lokalen kleineren Bank - dürfte wohl handhabbar sein. Aber ein Run gegen eine grosse Bank eben nicht. Denn selbst Garantieren wie die der Nationalbank können nichts gegen Emotionen, sprich Vertrauensverlust, machen, weil eben alle derart verschuldet sind, dass jeder nur noch nach dem "Nach mir die Sintflut" agiert. Weil jeder weiss, dass es ein fragiles System ist, unser Fiat-System.
Grosse Players haben kleine bis mittlere Disruptionen im Griff, aber gegen online-Geldabzug kann halt niemand etwas machen. Ausser, das zu verbieten. Das wäre dann natürlich ein Staatsversagen.
Nach 170 Jahren, als Alfred Escher die SKA zwecks Geldbeschaffung für ein grosses materielle Werk etablierte - übrigens genau der Grund, wozu man Banken ja an sich braucht -, scheitert diese handwerkliche Bank vielleicht an der virtuellen Welt. Keine Bank ist mehr sicher. Und die Kosten tragen die Trauenden ... denn die Spieler können schneller reagieren und sind ja auch besser informiert über den Stand des Spiels.
Nun, schauen wir mal, was die neue Superbank bringen wird ...