Bundesrat Blocher: Nicht zähmbar oder wirklich unausstehlich?

So, es scheint wohl so zu sein, dass der Bundesrat Blocher ein Ex sein wird morgen.

Der Bundesrat ist die Geschäftsführung diese Landes und repräsentiert dieses in den jeweiligen Aspekten in Form eines Bundesrates im In- und Ausland.

Die Frage, die das Parlament heute beantwortet hat, ist, ob der Bundesrat als Corpus unisono auftreten soll oder ob man ihm die natürlichweise vorhandenen, unterschiedlichen Meinungen anmerken können dürfe.

Das Parlament entschied sich, dass die spürbaren Polarisierungen im Bundesrat nicht mehr so dargestellt werden sollen.

Exponate der Landesregierung werden also wohl wieder zahmer, harmonischer - man könnte auch sagen - langweiliger auftreten. Oder wieder geschleckter wie es die Schweiz ja oft ist? Alles ist bei uns gut, sauber und ansonsten Schokolade, Sackmesser und Fondue.

Vergliche man den Bundesrat mit einem Wolfsrudel, so wurde jetzt die Zuneigung des Rudels für ein Alpha-Tier geklärt. Offenbar wollte es nicht zwei solcher Tiere als Führer, die sich naturgemäss belauerten und provozierten, sondern nur eines. So wurde eines entfernt, auf dass es wieder einfacher zum Leben ist, man muss ja nur noch einem folgen.

Im Zischtigsclub erklärten beide Ex-Spitzenpolitiker, Helmut Hubacher, SP, und Edgar Öhler, CVP, dass es früher auch Grabenkämpfe und Rangeleien gab, allerdings eher unter der Hand, hinter den Kulissen. Beide sagten, dass sie oft auch der eigenen Führung gegenüber eigenen Groll runterschlucken mussten. Es war wohl damals viel mehr Zucht und Ordnung gefragt, in allen Fraktionen.

Was hat Blocher nun gemacht, die 4 Jahre lang? Könnte man sagen, dass er die schwelenden Gluten einfach nur anfachte, so dass sie aufloderten, und damit Pole sichtbar machte, was ohnehin vorhanden ist?

Will die Schweiz eine geeint erscheinende Regierung, die möglicherweise nur etwas darstellen soll, was der Zeit ohnehin nicht mehr entspricht, oder will sie eine Regierung, der man die Probleme des Landes anmerken darf?

Das Parlement scheint erstes zu wollen. Ok. Business as usual? Die SVP als grösste vom Volk bestätigte Partei ist ja nicht weg. Wird diese nun der Regierung Knebel zwischen die Beine werfen?

Ist das Parlement nun völlig losgelöst vom Volk oder meint es, es wisse mehr oder besser? Hubacher sagte "Das Volk hat nicht immer Recht, aber es ist immer im Recht".

Diese Frage taucht ja auch andernorts auf, als zum Beispiel das Bundesgericht die Einbürgerungspolitik einiger Gemeinden als verfassungswidrig bezeichnete. Das Volk wollte gegen die eigene Verfassung agieren und empörte sich, dass das Gericht ihm da einen Nasenstüber verpasste. Das Volk immer im Recht, auch wenn es nicht Recht hat? Es könnte ja schliesslich eine Initiative zur Änderung der Verfassung starten.

Ich finde, es ist richtig, dass das Bundesgericht uns auf die Finger haut, wenn wir gegen die selbst gegebenen Regeln verstossen, solange wir die Möglichkeit haben, in einem demokratischen Prozess diese Regeln anzupassen.

Also könnte das Parlament hier auch sagen, dass das Volk zwar die grösste Partei wählte, aber nur es (das Parlament) wisse, was gut für das Volk sei. Das hatte man schon ab Lenin andernorts.

Nun, das Parlament schätzte Blocher nicht so, dass es ihn nochmals wählte. Wie im Wolfsrudel testen mögliche Nachfolger auch immer die Wachsamkeit des Alpha-Männchen, nicht nur, um das Rudel zu führen, sondern einfach um Chef zu sein. Jetzt scheint der Chef aus der eigenen Gang entthront zu sein.

Wie auch da, die neuen Führer müssen sich dann auch bewähren, der Tatbeweis ist das, was die Spreu vom Weizen trennt.

Ich persönlich finde es spannend, wie das gehen soll. Ich finde es egal, wie die Parteienlandschaft sich darstellt. Ich will eine Regierung, die sich auf die Sachgeschäfte konzentriert, die sich über die Parteigrenzen hinweg zusammenraufen kann. Ob der Kampfstil etwas harscher war, wie es wohl Blocher entsprach, oder mit freundlich verzerrten Gesichtern, ist mir egal - wichtig ist, dass die Loyalität zum Land das Zentrale ist und bleibe.

Mir scheint, dass die SVP ihre Galeonsfigur verliert, fast harmlos würde, sollte sie den charismatischen Blocher verlieren. Oder hat sie sich sogar in ihm getäuscht? Nicht er folgt der SVP, sondern sie (muss) ihm (folgen)? Bleibt er bei ihr? Immerhin kann er ja nicht mehr erreichen.

Hubacher sagte, dass er wisse, dass Blocher eines nicht verstehe: Wie man nicht fleissig, chrampfig sein könne. Aus der Biografie von Christoph Blocher könnte man dies sogar verstehen. Was also macht so ein konfrontationsfreudiger Macher nun?

Ich finde, dass etwas mehr Konfrontation der Schweizer Regierung gut tut. In jedem europäischen Land sind die Stellungen klarer ersichtlich. Ich wünsche mir jedoch auch, dass Parlament und Regierung jederzeit immer noch den Rank finden, dem Volk, dem Land zu dienen. Jahrelange Grabenkämpfe wie in der BRD oder Frankreich will ich nicht.

Es wird auf jeden Fall irgendwie spannender. Vielleicht wäre es heute besser gewesen, dem Vorschlag zu folgen, alte Bundesräte rauszuschmeissen und junge Kräfte zu wählen. Denn für die Herausforderungen der Zukunft braucht es keine Leute mehr, die diese nicht mehr erleben werden. Auch keine allzu tief in der Wirtschaft verwurzelten Eingeninitiative-Prediger. Denn diese liberale Wirtschaft hat viele der heutigen sozialen Spannungen hervorgebracht bzw. tolerierend in Kauf genommen.

Die Abwahl von Blocher ist wohl wirklich nur im Biotop des Parlaments erklärbar. Ob die Regierung nun wieder zur Class politique wird, Maden im Speck, wenig im Kontakt mit dem Volk, oder ob Blocher die Sedimente im Schlamm doch nachhaltend aufgewirbelt hat, zum Wohle des Volkes, wird sich weisen.

Ich will keine Leuthard, die sich von der Wirtschaft vereinnahmen lässt angesichts der globalen Herausforderungen, und keine SP, die Geld an Leute verschwendet, die nur das hier entstandene, solidarische Sozialnetz ausnutzen.

Also einfach ganz normale, den Verstand nutzende Politiker, die sich ungeachtet der Parteien zur besten Lösung, zur einvernehmlichen Priorisierung der Probleme durchringen können, auf dass Extreme wie Managerlöhne, Änderungskündigungen, Lohnschere oder Hotelbeherbergungen von Sozialsystemschmarotzern, IV- und Sozialhilfe-Falle nicht mehr vorkommen.

World Vision erhält das Zewo-Zertifikat nicht

Wie kommt man zu Geld? Man zeigt Bilder im TV von darbenden, leidenden Kindern und der Schweizer zahlt. Pro Tag sehe ich sicher mindestens einen Werbespot von World Vision, wie sie für eine Patenschaft wirbt, die uns Schweizer ja nicht viel koste, einem Kind in Südamerika oder sonstwo ein würdiges Aufwachsen ermögliche.

Nun zeigte der Kassensturz, dass dies nicht immer stimmt. So habe die World Vision dem wohl ungewöhnlichen Besuch einer Patin das Kind geschönt und geputzt in den eigenen Büros vorgeführt. Als die Patin ausserhalb der Fassade von World Vision ihr Patenkind an seinem Wohnort besuchte, sei es dort jämmerlich bekleidet und erst noch erkennbar ungesund vorgefunden worden. Es habe einen Entwicklungsrückstand aufgrund einer Verwachsung der Zunge.

Ist also mal wieder nichts genau so, wie geworben wird. Die Anmoderation im Kassensturz sagte ja, dass immer mehr "Wohltätigkeitsorganisationen" auf der Bühne erscheinen und natürlich um Geld buhlen müssen. Also, primär mal Geld für sich alleine. Schliesslich wollen sie sich ja am Leben erhalten.

Dazu müssen diese Bilder her, damit wir hier im reichen Teil der Welt Geld aufwerfen. Wie ethisch ist es da, mit gestellten Bildern zu arbeiten? Sogar noch in 3D das Theater aufrecht zu erhalten? Wohl ziemlich daneben.

Aber wenn wir drauf reinfallen? Es ist sicher nicht in Ordnung, die Hilfsbereitschaft von Leuten damit auszunutzen. Oder doch? Sind diese Hilfsbereiten halt nicht grad die, die nur das Gewissen beruhigen wollen, das Tun aber (allzu) gern andern überlassen?

Zocken sich also hier die Richtigen ab? Die Täuscher die Scheinheiligen?

Die im Kassensturz portraitierte Frau jedenfalls hat den Zwischenhändler World Vision abgesägt und will sich nun direkt um ihr Patenkind kümmern.

Zewo gebe jedenfalls ihr Zertifikat nicht an die World Vision ab.

Wer Gerhard Blocher zum Bruder hat, braucht keine Feinde

Letzthin kam eine kleine kurze Dokumentation über Gerhard Blocher, den grösseren Bruder von Christoph Blocher. Ich war relativ gespannt darauf, da ich ihn nicht persönlich kenne, meine Mutter aber sehr wohl. Deshalb konnte ich mit ihr über seinen Auftritt sprechen.

Ich hatte bisher versucht, sein Buch über Gott und Humor zu lesen. Wie stark ich mich auch mühte, mehr als ca. 50 Seiten schaffte ich einfach nicht.

Nach der Aussendung des Beitrages war mir eigentlich jede präventive Sympathie vergangen. Wenn einer so über einen politischen Gegner redet wie Gerhard, der zumindest scheinbar in diesem Augenblick der Beobachtung sich dessen nicht bewusst war und seine Maske möglicherweise fallenliess, der gehört eigentlich nicht zum Berater eines mächtigen Politikers.

Gerhard Blocher hat immer eine irgendwie spöttische, aufhetzende, meckernde, entwürdigende Art. Dadurch kann man nicht wissen, ob er nur spielt. Doch auch dann: da keiner ihm eine Rolle aufdrängt, wählt er dann ja seine eigene Rolle. Und die ist gelinde gesagt völlig abgedreht.

Meine Wahrnehmung sagt mir, dass Christoph Blocher zum Glück schlauer, realer und viel anpassungsfähiger und wandelbarer ist als Gerhard - und wohl auch als viele andere, die ihn so gern fixieren möchten. Auch wenn er sicherlich seinen Bruder liebt, ist es wohl gut, wenn er sich dessen Gehetze nur von der Ferne aus anhört. Und so ist ja auch er im Bundesrat, nicht Gerhard. Der würde mit seiner gehässigen Art wohl nicht mal eine Gemeindsversammlung überzeugen. Obwohl er ja mal Gemeindechef war. Jetzt sei er auf dem Altenteil. Gut so.

Weiche Doris Leuthard

Heute wurde bekannt, dass sie die Regeln des Zertifikathandels zur Kompensation der CO2-Abgaben aufweichen will, zugunsten der Wirtschaft.

Die starken CO2-Produzenten können dank des Handels von Zertifikaten vor ihrer eigenen Haustür mehr oder weniger den Dreck liegen lassen, man muss ja nur Geld in Projekte im Ausland stecken, die dort den CO2-Ausstoss verringern oder verhindern sollen, um hier nicht das tun zu müssen, was eigentlich nötig und voraussichtlich schmerzhaft wäre.

Zwar dürfe man eh nur höchstens 50% des Ablasshandels im Ausland erledigen, dennoch will die Leuthard, dass es mehr sein müsste - "um wirtschaftsverträglich" zu sein - sprich, dass man hier nicht die Hände aus den Hintern nehmen muss. Klar, sie ist eine aus der Mitte, aber ich hätte mir von der relativ jungen Bundesrätin schon etwas mehr Engagement für den Umweltschutz vorgestellt.

Klar, von der Schweizer Regierung kann man keine so klaren Beschlüsse erwarten wie von der Frau Merkel. Auch natürlich niemals dramatische oder eben schmerzhafte. Doch was die Leuthard jetzt will, finde ich also wirklich weich.

Gemäss Studien kann man nämlich mit Projekten in den sogenannt Dritte-Welt-Ländern gar nicht oder nur zum Teil soviel CO2 einsparen, wie man dann als Gegengewicht in der Schweiz wieder ausstossen darf. Mithin also reine Gewissenberuhigungsprojekte.

Ich finde es oberpeinlich, dass die reiche Schweiz, die hervorragende Köpfe in Wissenschaft und Erfindung hat, sich nicht derart in den Arsch kicken will, etwas zu wagen. Haben die Klischees also doch recht.

Wenn die Weihnachtsgeschichte modern geschrieben würde ...

Die Quelle ist mir zwar unbekannt, aber ich erlaube mir dennoch, diese kurze Schmunzelstory hier widerzugeben.

Was wäre, wenn Jesus im Jahr 2007 geboren wäre ... *Säugling in Stall gefunden - Polizei und Jugendamt ermitteln* *Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen*

BETHLEHEM, JUDÄA -

In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war. Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert. Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten.

Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihn angetragen,sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.

Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekanntgegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: "Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen." Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Fahrlässigkeit rechnen. Ihr geistiger Zustand wird deshalb näher unter die Lupe genommen, weil sie behauptet,sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott.

In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken.Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken ihnen befohlen hätte den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."

Enorme Werbung für den Hausaltar

Wahnsinn, wie für den Götzen des Medienalltags geworben wird. Heute hatte ich in der Zeitung den üblichen Unterhaltungselektronik-Flyer drin. 37 verschiedene Flach-TVs werden da angeboten auf 40 Seiten. Neben anderem Zeug noch, doch eben 37 verschiedene Flatscreens.

Abgesehen davon, dass man die ja nicht wirklich auswählen kann ausser über den Preis, ist es amüsant in der Werbung zu bemerken, worum sich der Lebenssinn vieler Leute offenbar dreht:

Vor die Glotze hängen und Hirn abschalten. Und für die Projektionsfläche der geistigen Befindlichkeit werden bis zu 2-3 Monatslöhne hingelegt.

In der Bibel hiess es doch irgendwo bei Moses, dass die Leute unten kein Bild machen sollten ... und prompt bauten sie das goldene Kalb. Bis Moses runterkam und es zerstörte.

Tja. Ich schaue auch oft TV ... :-)

Also, knien wir nieder bzw. lümmeln wir uns in den TV-Beinhochlagerungs-Massage-Sessel, greifen zum Glas im Getränkehalter und schlürfen aus dem Strohhalm den Lieblingssaft, derweil die/der WunschpartnerIn den Körper anderweitig verwöhnt ... glücklich sei, wer's real so hat, die anderen mögen halt davon träumen ...

Mike Forbes trotzt Donald Trump

In Schottland will der Milliardär Donald Trump in grossem Stile anrichten: 1500 Hotelzimmer und zwei erstklassige Golfplätze. Da freut sich das Land natürlich, wenn da nicht Mike Forbes wäre.

Wie war das noch bei Asterix? Alles ist befriedet, ausser ein kleines Dorf ...

Mike Forbes ist ein Fischer, der mitten in der von Trump begehrten Landschaft ein Grundstück hat, das er einfach nicht verkaufen will. Kein Schmuckstück-Bauernhof, aber halt sein Zuhause.

Trump habe ihm bisher nebst einem neuen Haus bis zu CHF 1 Million geboten, der sture Kerl aber lasse sich bisher davon nicht locken. Das Interview mit ihm war recht deutlich, er will da halt nicht weg, er habe dafür geschwitzt und gerackert. Kein Geld könne ihn da weglocken.

Nun ist es aber so, dass der Staat Schottland Trumps Investionsgesuch zur Chefsache, sprich nationaler Bedeutung, erhoben hat. Das heisst, dass wohl Dinge wie Enteignung am Horizont erscheinen.

Eine spannende Situation, denn im Prinzip haben die ja wohl auch das Primat des Eigentumsschutzes. Also dürfte der Forbes seinen Grund behalten. Aber wenn der Staat abwägt, ob das Wohl eines einzelnen mehr wert sei als das Wohl einer ganzen Region, so wird's dann ja wohl kritisch.

Diese Güterabwägung ist wohl immer sehr herausfordernd. Ab wann ist es erlaubt zu enteigenen? Und wofür? Rechtfertigt ein Resort für die Wohlbetuchteren das Vertreiben eines Einzelnen?

In Moskau und vielen anderen Orten fackelt der Staat gar nicht lange, da werden Gesetze so gebogen, so dass alteingesessene Familien, die dummerweise in der Stadt wohnen, vertrieben werden, damit der Baugrund spekulativen oder lukrativen Vorhaben zugeschanzt werden kann.

Es bleibt fast nichts als zu beobachten, denn machtlos sind die Kleinen da immer. Jean Ziegler sagt dem so treffend Raubtier-Kapitalismus.

Und hier in der Schweiz sieht man, dass dies auch passiert, vielleicht weniger öffentlich, aber mit genau denselben krassen Konsequenzen für die Betroffenen.

Hier sind es Angestellte in wenig qualifizierten Berufen wie Verkäufer oder Kioskbetreiber. Sogenannte Änderungskündigungen versetzen sie in den Status modernder Leibeigener: Arbeiten auf Abruf, weniger Lohn, keine Planbarkeit mehr, schamloses Ausreizen der Leidensfähigkeit der Leute. Derweil die Teppichetage derselben grossen Konzerne sich jedes Jahr immer 2-stellige Salärerhöhungen zugestehen. Oftmals nur schon für eine Person so viel, dass man die vielen Angestellten problemlos hätte zum vorherigen Lohn weiterarbeiten lassen können.

Ekliges Volk da oben.

Wohl dem, der sich solchem Zitronenquetschen entziehen und seine Würde bewahren kann, indem er einen anderen Job findet.

Wie lange soll solche strukturelle Gewalt eigentlich noch geduldet werden? Wollen wir wirklich solche Egoistengesellschaften? Ellbögeln? Rücksichtslos? Alle Errungenschaften der solidarischen Gemeinschaft verlierend?

Mike Forbes ist im TV und es wird spannend sein, wie Trump mit Hilfe des Staates und eventuellen Winkelzügen einen Kleinen, der sein Land verbrieft besitzt, platt macht. Oder auch nicht, denn es gibt Widerstand. Wir werden es ja sehen ...

Die Egozentriker verschaffen sich ihre Macht

Man sieht wieder mal, die selbstverliebten Mächtigen erliegen ihrer Macht, bzw. dem Gefühl, sie zu haben. Drum setzen sie alles in Bewegung, um sich auf der Welle zu halten.

Heute hat Putins Partei wohl über 80% der Duma eingeheimst. Er darf ja kein drittes Mal per Staatspräsident werden, aber wenn er die Partei unangefochten führen kann, ist er de facto immer noch Chef im Land.

Ditto der Javez. Obwohl mal sehr gut in der Volksstimmung gelegen - wie ja auch Puttin -, ist er offenbar ebenfalls der Glorie erlegen, wie sonst will er eine Verfassung durchboxen, die ihm in ultimo totalitäre Machtbefugnisse in die Hand gibt.

Heute sah ich einen Film über ein tolles Experiment: Primarschüler einer chinesischen Schule hatten die Aufgabe, sich mit demoktratischen Mitteln einen Klassensprecher zu wählen. Das Besondere daran ist im Adjektiv "chinesisch" begründet: Nach Jahren der Planwirtschaft, der Bevormundung, sind das immer noch Experimente, der Umgang mit demokratischen Mitteln, mit der Frage, wen würdest du wählen.

Die Kinder hatten zuhause natürlich auch darüber gesprochen, so dass einige davon vom Papa aufgetragene Reden hielten. Politische Sprüche im Alter von 8 Jahren ...

Der im Schlussgang Unterlegene konnte die Tränen nicht an sich halten. Er nahm's sehr persönlich, wenn man auch nicht erkennen konnte, ob er des Drucks von Papa wegen heulte oder weil er die Niederlage persönlich nahm.

Der Sieger als Klassensprecher hat allerdings auch einiges an Macht, wie man dann sehen konnte: Wie ein Drillsergeant ging er beim Morgenturnen durch die Reihen und wies diejeningen harsch an, Füsse oder Hände gefälligst ordnungsgemäss zu halten.

Putin, Javez - sie sind natürlich weder die ersten noch die letzten, die meinen, sie seien wichtig. Das Dumme an diesem Verhalten ist eben nur, dass die Macht dann diese Personen übernommen hat, sie also die Macht nicht mehr zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen, denn immerhin kommt Macht von machen, sondern nur noch zu ihrer Erhaltung. Die Macht übernimmt die Person und macht diese zu ihrer Sklavin, um sich selbst zu erhalten. Man kann das jeweils gut erkennen, wenn man ihre Darsteller zu Beginn und gegen Ende ihrer Karriere beobachten kann.

So wird Macht zur Unterdrückung. Es ist schade, dass viele der politischen Führer so wenig spirituelle Ausbildung haben.

Poetry Slam - belastend bis belustigend

Der WDR bringt tatsächlich eine TV-Sendung einmal pro Woche zu diesem Thema, jeweils Freitag Mitternacht: Poetry Slam.

Ich finde das genial, in der Zeit wo viele die Jugendlichen nur noch an der Pisa-Studie messen, messen sich jeweils fünf Leute - meistens junge - vor einem ebenfalls jungen Publikum in dreiminütigen Redeschwallen.

Wie Rapper, halt ohne Musik, ohne Singsang. Auf jeden Fall meistens schnell, komplex, variantenreich, unerwartet, skuril, manchmal sinnfrei, manchmal detailverliebt. Oft frei vorgetragen, manchmal abgelesen. Als Hinhörer muss man da voll dabeibleiben, keine Sekunde die Konzentration schleifen lassen, sonst ist der Faden weg.

Belastend, weil es manchmal schon sehr gesucht und sinnlos gekünstelt wirkt. Man sagt ja, dass die französische Sprache am Hof der Sonnenkönige "entwickelt" und um Ausnahmen angereichert wurde, um sich nur schon von der Sprache her vom gemeinen Volk abzusetzen. So erscheinen mir gelegentlich einige Slams.

Belustigend, weil es Slammer gibt, die die Sprache nicht nur als Satzbauelemente nutzen, sondern auch lautmalerisch, als Pinsel, um die einzelnen Worte miteinander zu verbinden, einen szenischen Hintergrund wortlos malend, auf dem die Sprache als Scheinwerferlicht einen amüsanten Bereich hervorholt und beleuchtet.

So kann jeder Hinhörer herausfischen, was ihm gefällt - ich weiss, was mir gefällt - und doch darf ich mich jedesmal tunen, bewusst hinzuhören. Denn ich weiss nie, was da wie und worüber kommt.

Hörenswert.

Die Schweizer Männer - Zwangsbewaffnet und ewig gestrig?

Die Rundschau von heute zeigte es deutlich: Wenn es um die Waffe im Haus geht, kommen sehr merkwürdige, wenn nicht gar völlig irrationale Argumente auf den Tisch.

SVP-ler Roland Borer sagte, man dürfe nicht 120'000 Milizmilitärs zu Verbrechern machen. Macht ja niemand. Dennoch kommt dieses schwache Argument mangels besserem immer wieder.

This Jenny, ebenfalls SVP, aber irgendwie präsenter, sagte vor Ort bei der Bushaltestelle, dass er die Initiative gegen Waffen zuhause, obwohl von links, sofort unterschreiben würde.

Auf die ganz konkrete Frage, ob die nicht vorhandene Waffe einen konkreten Tod verhindert hätte, was man eigentlich logischerweise mit Ja beantworten müsste, kommt die Antwort, man müsse an der Basis arbeiten, die sei halt brutal oder die Eingewanderten hätten Gewaltindoktrinationen. Da müsse man ansetzen. Stimmt. Aber die zurückgehaltene Waffe hätte einen Tod verhindert. Ob, wann und wie ein Täter sich dann doch noch eine Distanzwaffe besrgt hätte, kann niemand, weder Gegner noch Befürworter wissen. Und beiden ist doch klar, dass sie niemals voraussagen können, wie ein Mensch seinen emotionalen Druck ablassen und was er dazu benutzen wird. Ist die Waffe da, wird sie fast mit Sicherheit benutzt, wenn alle Dämme brechen.

Die Frage reduziert sich eigentlich ganz einfach auf dies: Was ist so gewichtig und rechtfertigend, Waffen zu hause zu lassen, als Missbrauch mit Todesausgang zu verhindern? Dies wurde schlüssig noch von keinem Befürworter beantwortet.

Bundesrat Blocher sagte, dass man ja die Autos auch nicht verbiete nur aufgrund eines schweren Unfalles. Hinkt meines Erachtens, denn das Auto ist nicht primär Tötungsinstrument und vor allem auch nicht so portabal, und der Umgang mit Autos ist allen mittlerweile geläufig, sowohl Fahrern als auch Fussgängern. Die Waffe hingegen ist wohl mindestens der Hälfte der Bevölkerung unbekannt oder zumindest nicht alltäglich, so dass sie sich nicht schützen muss vor einer andauernden Konfrontation mit ihnen.

Natürlich, die Waffe ist neutral. Aber ihre Verfügbarkeit ist das Problem, und um nichts anderes sollte diskutiert werden, nicht um Traditionen, nicht um Bereitstellungszeit.

Was soll die Waffe zuhause, die Munition im Zeughaus, der Arbeitsplatz weil pendelnd 30-50 km weiter weg? Kommt der einzige - gemäss Argumentation der Befürworter noch halbwegs nachvollziehbare - sofortige Einsatzbedarf, so müssen also Credit Suisse City und UBS Dorf ihre 5-stellige Bevölkerungen zuerst ins Zeughaus und dann nach Hause und dann an den Einsatzort schicken? Meines Erachtens eine klassische Schildbürgergeschichte. Soll das effizient sein? Wo dann womöglich die Wege zu all diesen Depots ja des Einsatzgrundes wegen nicht mehr benutzbar sind?

Krass dann noch die Erfahrung von Prof. Jositsch, der seine Waffe freiwillig ins Zeughaus bringen wollte, etwas, das gemäss Borer gehen sollte: Ihm wurde nach vorerst erfolgreicher Abgabe ein Brief geschickt mit der ausdrücklichen und unmissverständlichen Forderung, seine Waffe wiede rabzuholen und zuhause zu lagern - er sei dazu von Gesetzes wegen verpflichtet.

Braucht es Traditionen, die von stilisierten Heldenkämpfen herrühren, die so stark sind, heutige Realitäten zu ignorieren?

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