Weiche Doris Leuthard

Heute wurde bekannt, dass sie die Regeln des Zertifikathandels zur Kompensation der CO2-Abgaben aufweichen will, zugunsten der Wirtschaft.

Die starken CO2-Produzenten können dank des Handels von Zertifikaten vor ihrer eigenen Haustür mehr oder weniger den Dreck liegen lassen, man muss ja nur Geld in Projekte im Ausland stecken, die dort den CO2-Ausstoss verringern oder verhindern sollen, um hier nicht das tun zu müssen, was eigentlich nötig und voraussichtlich schmerzhaft wäre.

Zwar dürfe man eh nur höchstens 50% des Ablasshandels im Ausland erledigen, dennoch will die Leuthard, dass es mehr sein müsste - "um wirtschaftsverträglich" zu sein - sprich, dass man hier nicht die Hände aus den Hintern nehmen muss. Klar, sie ist eine aus der Mitte, aber ich hätte mir von der relativ jungen Bundesrätin schon etwas mehr Engagement für den Umweltschutz vorgestellt.

Klar, von der Schweizer Regierung kann man keine so klaren Beschlüsse erwarten wie von der Frau Merkel. Auch natürlich niemals dramatische oder eben schmerzhafte. Doch was die Leuthard jetzt will, finde ich also wirklich weich.

Gemäss Studien kann man nämlich mit Projekten in den sogenannt Dritte-Welt-Ländern gar nicht oder nur zum Teil soviel CO2 einsparen, wie man dann als Gegengewicht in der Schweiz wieder ausstossen darf. Mithin also reine Gewissenberuhigungsprojekte.

Ich finde es oberpeinlich, dass die reiche Schweiz, die hervorragende Köpfe in Wissenschaft und Erfindung hat, sich nicht derart in den Arsch kicken will, etwas zu wagen. Haben die Klischees also doch recht.

Wenn die Weihnachtsgeschichte modern geschrieben würde ...

Die Quelle ist mir zwar unbekannt, aber ich erlaube mir dennoch, diese kurze Schmunzelstory hier widerzugeben.

Was wäre, wenn Jesus im Jahr 2007 geboren wäre ... *Säugling in Stall gefunden - Polizei und Jugendamt ermitteln* *Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen*

BETHLEHEM, JUDÄA -

In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war. Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert. Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten.

Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihn angetragen,sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.

Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekanntgegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: "Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen." Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Fahrlässigkeit rechnen. Ihr geistiger Zustand wird deshalb näher unter die Lupe genommen, weil sie behauptet,sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott.

In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken.Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken ihnen befohlen hätte den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."

Enorme Werbung für den Hausaltar

Wahnsinn, wie für den Götzen des Medienalltags geworben wird. Heute hatte ich in der Zeitung den üblichen Unterhaltungselektronik-Flyer drin. 37 verschiedene Flach-TVs werden da angeboten auf 40 Seiten. Neben anderem Zeug noch, doch eben 37 verschiedene Flatscreens.

Abgesehen davon, dass man die ja nicht wirklich auswählen kann ausser über den Preis, ist es amüsant in der Werbung zu bemerken, worum sich der Lebenssinn vieler Leute offenbar dreht:

Vor die Glotze hängen und Hirn abschalten. Und für die Projektionsfläche der geistigen Befindlichkeit werden bis zu 2-3 Monatslöhne hingelegt.

In der Bibel hiess es doch irgendwo bei Moses, dass die Leute unten kein Bild machen sollten ... und prompt bauten sie das goldene Kalb. Bis Moses runterkam und es zerstörte.

Tja. Ich schaue auch oft TV ... :-)

Also, knien wir nieder bzw. lümmeln wir uns in den TV-Beinhochlagerungs-Massage-Sessel, greifen zum Glas im Getränkehalter und schlürfen aus dem Strohhalm den Lieblingssaft, derweil die/der WunschpartnerIn den Körper anderweitig verwöhnt ... glücklich sei, wer's real so hat, die anderen mögen halt davon träumen ...

Mike Forbes trotzt Donald Trump

In Schottland will der Milliardär Donald Trump in grossem Stile anrichten: 1500 Hotelzimmer und zwei erstklassige Golfplätze. Da freut sich das Land natürlich, wenn da nicht Mike Forbes wäre.

Wie war das noch bei Asterix? Alles ist befriedet, ausser ein kleines Dorf ...

Mike Forbes ist ein Fischer, der mitten in der von Trump begehrten Landschaft ein Grundstück hat, das er einfach nicht verkaufen will. Kein Schmuckstück-Bauernhof, aber halt sein Zuhause.

Trump habe ihm bisher nebst einem neuen Haus bis zu CHF 1 Million geboten, der sture Kerl aber lasse sich bisher davon nicht locken. Das Interview mit ihm war recht deutlich, er will da halt nicht weg, er habe dafür geschwitzt und gerackert. Kein Geld könne ihn da weglocken.

Nun ist es aber so, dass der Staat Schottland Trumps Investionsgesuch zur Chefsache, sprich nationaler Bedeutung, erhoben hat. Das heisst, dass wohl Dinge wie Enteignung am Horizont erscheinen.

Eine spannende Situation, denn im Prinzip haben die ja wohl auch das Primat des Eigentumsschutzes. Also dürfte der Forbes seinen Grund behalten. Aber wenn der Staat abwägt, ob das Wohl eines einzelnen mehr wert sei als das Wohl einer ganzen Region, so wird's dann ja wohl kritisch.

Diese Güterabwägung ist wohl immer sehr herausfordernd. Ab wann ist es erlaubt zu enteigenen? Und wofür? Rechtfertigt ein Resort für die Wohlbetuchteren das Vertreiben eines Einzelnen?

In Moskau und vielen anderen Orten fackelt der Staat gar nicht lange, da werden Gesetze so gebogen, so dass alteingesessene Familien, die dummerweise in der Stadt wohnen, vertrieben werden, damit der Baugrund spekulativen oder lukrativen Vorhaben zugeschanzt werden kann.

Es bleibt fast nichts als zu beobachten, denn machtlos sind die Kleinen da immer. Jean Ziegler sagt dem so treffend Raubtier-Kapitalismus.

Und hier in der Schweiz sieht man, dass dies auch passiert, vielleicht weniger öffentlich, aber mit genau denselben krassen Konsequenzen für die Betroffenen.

Hier sind es Angestellte in wenig qualifizierten Berufen wie Verkäufer oder Kioskbetreiber. Sogenannte Änderungskündigungen versetzen sie in den Status modernder Leibeigener: Arbeiten auf Abruf, weniger Lohn, keine Planbarkeit mehr, schamloses Ausreizen der Leidensfähigkeit der Leute. Derweil die Teppichetage derselben grossen Konzerne sich jedes Jahr immer 2-stellige Salärerhöhungen zugestehen. Oftmals nur schon für eine Person so viel, dass man die vielen Angestellten problemlos hätte zum vorherigen Lohn weiterarbeiten lassen können.

Ekliges Volk da oben.

Wohl dem, der sich solchem Zitronenquetschen entziehen und seine Würde bewahren kann, indem er einen anderen Job findet.

Wie lange soll solche strukturelle Gewalt eigentlich noch geduldet werden? Wollen wir wirklich solche Egoistengesellschaften? Ellbögeln? Rücksichtslos? Alle Errungenschaften der solidarischen Gemeinschaft verlierend?

Mike Forbes ist im TV und es wird spannend sein, wie Trump mit Hilfe des Staates und eventuellen Winkelzügen einen Kleinen, der sein Land verbrieft besitzt, platt macht. Oder auch nicht, denn es gibt Widerstand. Wir werden es ja sehen ...

Die Egozentriker verschaffen sich ihre Macht

Man sieht wieder mal, die selbstverliebten Mächtigen erliegen ihrer Macht, bzw. dem Gefühl, sie zu haben. Drum setzen sie alles in Bewegung, um sich auf der Welle zu halten.

Heute hat Putins Partei wohl über 80% der Duma eingeheimst. Er darf ja kein drittes Mal per Staatspräsident werden, aber wenn er die Partei unangefochten führen kann, ist er de facto immer noch Chef im Land.

Ditto der Javez. Obwohl mal sehr gut in der Volksstimmung gelegen - wie ja auch Puttin -, ist er offenbar ebenfalls der Glorie erlegen, wie sonst will er eine Verfassung durchboxen, die ihm in ultimo totalitäre Machtbefugnisse in die Hand gibt.

Heute sah ich einen Film über ein tolles Experiment: Primarschüler einer chinesischen Schule hatten die Aufgabe, sich mit demoktratischen Mitteln einen Klassensprecher zu wählen. Das Besondere daran ist im Adjektiv "chinesisch" begründet: Nach Jahren der Planwirtschaft, der Bevormundung, sind das immer noch Experimente, der Umgang mit demokratischen Mitteln, mit der Frage, wen würdest du wählen.

Die Kinder hatten zuhause natürlich auch darüber gesprochen, so dass einige davon vom Papa aufgetragene Reden hielten. Politische Sprüche im Alter von 8 Jahren ...

Der im Schlussgang Unterlegene konnte die Tränen nicht an sich halten. Er nahm's sehr persönlich, wenn man auch nicht erkennen konnte, ob er des Drucks von Papa wegen heulte oder weil er die Niederlage persönlich nahm.

Der Sieger als Klassensprecher hat allerdings auch einiges an Macht, wie man dann sehen konnte: Wie ein Drillsergeant ging er beim Morgenturnen durch die Reihen und wies diejeningen harsch an, Füsse oder Hände gefälligst ordnungsgemäss zu halten.

Putin, Javez - sie sind natürlich weder die ersten noch die letzten, die meinen, sie seien wichtig. Das Dumme an diesem Verhalten ist eben nur, dass die Macht dann diese Personen übernommen hat, sie also die Macht nicht mehr zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen, denn immerhin kommt Macht von machen, sondern nur noch zu ihrer Erhaltung. Die Macht übernimmt die Person und macht diese zu ihrer Sklavin, um sich selbst zu erhalten. Man kann das jeweils gut erkennen, wenn man ihre Darsteller zu Beginn und gegen Ende ihrer Karriere beobachten kann.

So wird Macht zur Unterdrückung. Es ist schade, dass viele der politischen Führer so wenig spirituelle Ausbildung haben.

Poetry Slam - belastend bis belustigend

Der WDR bringt tatsächlich eine TV-Sendung einmal pro Woche zu diesem Thema, jeweils Freitag Mitternacht: Poetry Slam.

Ich finde das genial, in der Zeit wo viele die Jugendlichen nur noch an der Pisa-Studie messen, messen sich jeweils fünf Leute - meistens junge - vor einem ebenfalls jungen Publikum in dreiminütigen Redeschwallen.

Wie Rapper, halt ohne Musik, ohne Singsang. Auf jeden Fall meistens schnell, komplex, variantenreich, unerwartet, skuril, manchmal sinnfrei, manchmal detailverliebt. Oft frei vorgetragen, manchmal abgelesen. Als Hinhörer muss man da voll dabeibleiben, keine Sekunde die Konzentration schleifen lassen, sonst ist der Faden weg.

Belastend, weil es manchmal schon sehr gesucht und sinnlos gekünstelt wirkt. Man sagt ja, dass die französische Sprache am Hof der Sonnenkönige "entwickelt" und um Ausnahmen angereichert wurde, um sich nur schon von der Sprache her vom gemeinen Volk abzusetzen. So erscheinen mir gelegentlich einige Slams.

Belustigend, weil es Slammer gibt, die die Sprache nicht nur als Satzbauelemente nutzen, sondern auch lautmalerisch, als Pinsel, um die einzelnen Worte miteinander zu verbinden, einen szenischen Hintergrund wortlos malend, auf dem die Sprache als Scheinwerferlicht einen amüsanten Bereich hervorholt und beleuchtet.

So kann jeder Hinhörer herausfischen, was ihm gefällt - ich weiss, was mir gefällt - und doch darf ich mich jedesmal tunen, bewusst hinzuhören. Denn ich weiss nie, was da wie und worüber kommt.

Hörenswert.

Die Schweizer Männer - Zwangsbewaffnet und ewig gestrig?

Die Rundschau von heute zeigte es deutlich: Wenn es um die Waffe im Haus geht, kommen sehr merkwürdige, wenn nicht gar völlig irrationale Argumente auf den Tisch.

SVP-ler Roland Borer sagte, man dürfe nicht 120'000 Milizmilitärs zu Verbrechern machen. Macht ja niemand. Dennoch kommt dieses schwache Argument mangels besserem immer wieder.

This Jenny, ebenfalls SVP, aber irgendwie präsenter, sagte vor Ort bei der Bushaltestelle, dass er die Initiative gegen Waffen zuhause, obwohl von links, sofort unterschreiben würde.

Auf die ganz konkrete Frage, ob die nicht vorhandene Waffe einen konkreten Tod verhindert hätte, was man eigentlich logischerweise mit Ja beantworten müsste, kommt die Antwort, man müsse an der Basis arbeiten, die sei halt brutal oder die Eingewanderten hätten Gewaltindoktrinationen. Da müsse man ansetzen. Stimmt. Aber die zurückgehaltene Waffe hätte einen Tod verhindert. Ob, wann und wie ein Täter sich dann doch noch eine Distanzwaffe besrgt hätte, kann niemand, weder Gegner noch Befürworter wissen. Und beiden ist doch klar, dass sie niemals voraussagen können, wie ein Mensch seinen emotionalen Druck ablassen und was er dazu benutzen wird. Ist die Waffe da, wird sie fast mit Sicherheit benutzt, wenn alle Dämme brechen.

Die Frage reduziert sich eigentlich ganz einfach auf dies: Was ist so gewichtig und rechtfertigend, Waffen zu hause zu lassen, als Missbrauch mit Todesausgang zu verhindern? Dies wurde schlüssig noch von keinem Befürworter beantwortet.

Bundesrat Blocher sagte, dass man ja die Autos auch nicht verbiete nur aufgrund eines schweren Unfalles. Hinkt meines Erachtens, denn das Auto ist nicht primär Tötungsinstrument und vor allem auch nicht so portabal, und der Umgang mit Autos ist allen mittlerweile geläufig, sowohl Fahrern als auch Fussgängern. Die Waffe hingegen ist wohl mindestens der Hälfte der Bevölkerung unbekannt oder zumindest nicht alltäglich, so dass sie sich nicht schützen muss vor einer andauernden Konfrontation mit ihnen.

Natürlich, die Waffe ist neutral. Aber ihre Verfügbarkeit ist das Problem, und um nichts anderes sollte diskutiert werden, nicht um Traditionen, nicht um Bereitstellungszeit.

Was soll die Waffe zuhause, die Munition im Zeughaus, der Arbeitsplatz weil pendelnd 30-50 km weiter weg? Kommt der einzige - gemäss Argumentation der Befürworter noch halbwegs nachvollziehbare - sofortige Einsatzbedarf, so müssen also Credit Suisse City und UBS Dorf ihre 5-stellige Bevölkerungen zuerst ins Zeughaus und dann nach Hause und dann an den Einsatzort schicken? Meines Erachtens eine klassische Schildbürgergeschichte. Soll das effizient sein? Wo dann womöglich die Wege zu all diesen Depots ja des Einsatzgrundes wegen nicht mehr benutzbar sind?

Krass dann noch die Erfahrung von Prof. Jositsch, der seine Waffe freiwillig ins Zeughaus bringen wollte, etwas, das gemäss Borer gehen sollte: Ihm wurde nach vorerst erfolgreicher Abgabe ein Brief geschickt mit der ausdrücklichen und unmissverständlichen Forderung, seine Waffe wiede rabzuholen und zuhause zu lagern - er sei dazu von Gesetzes wegen verpflichtet.

Braucht es Traditionen, die von stilisierten Heldenkämpfen herrühren, die so stark sind, heutige Realitäten zu ignorieren?

Höngger Mörder ist ein Rekrut

Fast wie in einem Ami-CSI Filmchen ... der Mörder der jungen Azubi in Höngg ist ein Rekrut, der gerade aus der Rekrutenschule kam.

Er sei im Tarnanzug mit seinem Sturmgewehr von einem Zeugen gesehen worden. Der Mann wurde verhaftet und gestand.

Es gebe keine bisher erkennbare Beziehung zwischen ihm und der jungen Frau. Das nährt natürlich die Spekulation, weshalb er auf sie schoss.

Könnte es einfach sein, dass er im Überschwang der Emotionen seine Fähigkeiten als Scharfschütze üben wollte? War er sich überhaupt klar, dass ein getöteter Mensch nicht durch einen Neustart des Games wieder aufersteht?

Wie fühlt er sich eigentlich selbst, dass ihm jegliches Einfühlungsvermögen zu fehlen scheint, sollte er wirklich absichtlich auf Francesca geschossen haben?

Natürlich sieht man einem Menschen zwar seinen aktuellen Zustand an, aber man weiss nicht, wie es dazu kam. So ist spekulieren über wieso oder warum Zeitverschwendung und sinnlos, da dabei meistens nur die Neigungen des Spekulierenden zum Zuge kommen denn echte Wahrnehmungen.

Was aber sicher gesagt werden kann: die Leute, die Waffen und Munition nicht zuhause sehen wollen, kriegen dadurch Auftrieb - und ich finde das gut. Distanzwaffen gehören einfach nicht zu jedem nach Hause.

Denn es ist genau die Distanz, die wahrscheinlich auch dem jungen Mann seine Tat erleichterte.

Es ist zu hoffen, dass der Tod seiner "Schiessbudenfigur" oder seines "Spielgegners" ihm doch nahe kommen wird.

Mir scheint, als ob diesem Mann die Abgrenzung von der körperlichen Realität zu derjeningen, in der er sich wohl aufhält, abhanden gekommen ist.

Gewissenloses Geflügellos

In der EU gibt's ja zum Glück sowas, die Kennzeichnung der Herkunftshöfe der Produzenten für gemästete Geflügel, allen voran der Stopfgans.

Letzthin sah ich in einer Kochsendung von Tele Züri, wie da eine Gänseleber zubereitet wurde und wunderte mich, wie gross die sei. Die Küchin hatte da ein Ding von der Grösse eins Halbpfünderlis in der Hand, also definitiv zu gross.

Keinem, auch dem Moderator nicht, fiel ein, etwas zur Produktion der Gänseleber zu sagen. Die, die sie da brauchten, ist wohl kaum tierfreundlich entstanden.

Alle Jahre im Herbst müssen Foie gras und andere vermeintliche Leckereien herangekarrt werden für versnobbte Rosinenpicker.

Ich schere sie mit den Japanern, die für - lach - "wissenschaftliche" Zwecke 1000 Wale killen wollen, über einen Kamm.

Nun gut, etwas, was man in der kapitalistischen Welt weiss: Wo kein Markt (mehr), da auch keine Produzenten (mehr).

Dank der Deklaration der Herkunfshöfe, können Vereine wie Vier Pfoten eine Liste der zu ächtenden Hersteller von Stopfgänsen herauszugeben. So haben die Konsumenten es wieder einmal in der Hand, solche verachtenswerten Produktionsmethoden in die Geschichte zu verbannen.

Wer übrigens meint, tierische Schmerzen oder Paniken hinterlassen keine Spuren im Fleisch ... der hat sich getäuscht. Das weiss ja nun mittlerweile auch die materielle Wissenschaft.

Wie sagte doch da mal jemand:

Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.

Von der Gefahr der Entsolidarisierung

Die Manager haben sich wie fast alle Jahre wieder kräftig Lohnerhöhungen genehmigt. Ich habe anderswo schon darüber geschrieben, dass ich das überhaupt nicht gutheisse.

Was mir jedoch viel wichtiger ist, ist der Verlust der Solidarisierung, der schleichend einhergeht damit.

Die Schweiz hatte einen fast garantierten Arbeitsfrieden, wohl auch deshalb, weil die Schere zwischen Arbeitern und Chefs sich auftut, und weil die Chefs auch mittlerweile nicht mehr unbedingt aus der Linie der aufgestiegenen Arbeiter stammen, sondern teilweise völlig branchenfremde KAderleute sind. Oder noch schlimmer, ganz einfach Investoren, Hasardeure, Ruhmsüchtige.

Schon Marx sagte, dass die Entfremdung von der Arbeit ein Problem sei. Damit hatte er wohl recht, siehe den Zustand von (Ex-)Russland und China.

Die Sorgfalt für das Objekt der Arbeit ist halt nur dann gegeben, wenn irgendetwas da ist, an dem das Herz hängen kann. Wenn ich in einer Firma arbeitete, die zu einem reinen Gewinnmaximierungsobjekt eines Gamblers geworden ist, die die Wertschätzung der Mitarbeiter zwar in den Hochglanz-Broschüren anpreist, in der Realität aber nicht beweist, dann fliesst keine Energie mehr von mir in das, was ich während der Präsenzzeit bei der Firma tue.

Und wenn das geschieht, kann die Identifikation mit der Firma nicht mehr die Geringschätzung meiner Arbeitskraft aufwiegen. Da setzt manch einer die rosa Brille ab und schaut sich die Oberen und ihr Tun mal genauer an.

Dies wird fast sicher zu Unzufriedenheit führen, aus welchen Emotionen auch immer. Und im Feedback auf sich selbst dann auch zu grösser werdenden Egoismen, Ellbögeleien, Frust, eben wieder Emotionen. Dies ist dann eine klassische Mitkoppelung.

Ich finde es bedenkenswert, ob unsere Gesellschaft diesen Weg gehen soll. Ich möchte persönlich viel eher, dass das Bewusstsein der abgehobenen Manager sich auch mal dieser Problematik annähert, denn die Unteren sind die Leute, die in der Gesamtheit dann für ein rauheres, alltäglich erfahrbares Klima sorgen werden.

Und am schnellsten werden das wohl die zugewanderten Leute spüren und auch wieder ausleben, denn bis wir angepasste Schweizer trotz oberster Markierung unseres emotionalen Dampfkochtopfes mal explodieren, geht es wohl schon noch recht lange. Aber das wird sich auch ändern - wenn die Entsolidarisierung so weiter geht. Auch wenn wir geradezu da hineingetrieben werden, auch unter "hehren" Absichten wie Geboten, Geld zu sparen durch Krankenkassenprämienvergleiche etc.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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