Letzte Woche kamen Informationen über den grossen Teich, dass dort ein unerklärliches Sterben von Bienenvölkern stattfindet. Es sei ungeklärt, wieso plötzlich Bienenvölker, die und deren Umfeld seit Jahren bekannt sind, ohne erkennbare äussere Umweltsänderungen eingehen.
Das Sterben der Bienen ist dramatisch, weil Befruchtungen fast aller Nutzplanzen von ihnen abhängig sind. Keine Bienen, keine befruchteten Pflanzen, keine Nahrung für den Menschen. Vereinfacht gesagt, aber wohl stimmig.
Die mögliche Begründung lautet: der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen in der Landschwirtschaft, wo die USA bekanntlich viel lockerer und vor allem kapitalistisch umgeht mit den Bedenken der Ökologen.
Sollte dies zutreffen, ist das wohl eine Konsequenz des bekannten Öffnens der Büchse der Pandorra. Und es würde wohl weiterhin tief in sie gegriffen, denn natürlich wüsste man nicht, wie man das korrigieren könnte.
Ich erinnere mich, dass ich vor knapp 10 Jahren bereits davor warnte, dass sowas kommen könnte. Amüsant, wie ich damals schrieb. Weil der Artikel nicht mehr online ist, erlaube ich mir, das Machwerk aus dem Frühjahr 1998 zu reposten.
Dass wir eventuell beginnen, den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen, dazu stehe ich nach wie vor. Es kam ja schon aus dem Zauberlehrling, dass "Die Kräfte, die ich rief, werd ich nun nicht mehr los" gilt.
Wohl bekomm's.
Ja zu Genschutz?
In der Schweiz wird demnächst über eine Genschutz-Initiative abgestimmt, die unter
anderem die 'Entwicklung' transgener Tiere verbietet. Diese ist naturgemäss sehr
umstritten, weil gerade in der Schweiz die grössten Chemiegiganten beheimatet sind. Kein
Wunder also, ist die Diskussion emotional und durch das finanzielle Ungleichgewicht
verfälscht. Hier präsentiere ich dem geneigten Leser daher meine Ansichten zu diesem
Thema. Möge er sich eigene Gedanken machen. Zum Schluss dann noch eine sicherlich in
diesem Zusammenhang ungewohnte Betrachtung über den Gartenzaun: Haben wir nicht
schon ähnliche Konsequenzen in der Computerindustrie?
Vorweg, damit es klar ist: Ich werde die Genschutz-Initiative bejahen. Und ich erlaube mir, Dir,
lieber Leser, dasselbe vorschlagen zu dürfen.
Weshalb? Ich anerkenne, dass eine Art Gentechnik schon lange in der Art der Kreuzung
praktiziert wird. Ich würde diese Technik allerdings quasi homöopathisch nennen. Denn dabei
werden komplette Genome in Form von mehr oder weniger vollständig entwickelten Lebewesen
miteinander gekreuzt. Und es wird den bestehenden Mechanismen zugedacht, dass sie nun aus
den beiden Genomen irgendwie einen neuen Gen-Satz erzeugen. Und das klappt auch.
Darwinisten und andere mechanistische Entwicklungstheoretiker werden nun sagen, dass unsere neue
Gentechnik dasselbe ist. Ich bezweifle das. Gerade weil wir Menschen bisher viel zu wenig wissen,
was unsere Methode genau anrichtet, können wir wohl auch nicht erkennen, welche Mechanismen
bei der homöopathischen Methode für den Schutz vor amoklaufenden Genmischungen sorgen.
Bei Kreuzungen gibt es halt Pflanzen oder Tiere, die nicht überleben oder sich nicht
fortpflanzen können - sogenannte Bastards (interessanterweise kann man aus holländischen
Hors-Sol-Tomanten nur noch Tomantenstauden züchten, die keine Tomaten mehr
tragen).
Ok. Aber wieso? Das Ziel der Kreuzungsversuche wird ja normalerweise irgendwann nach x
Versuchen erreicht. Was also sind die Unterschiede, Mechanismen, die einen Versuch scheitern, den
andern reüssieren lassen? Ich sage natürlich gerne, dass ich kein Genetik-Experte bin,
dennoch ist es klar, dass offenbar diese Mechanismen nicht klar oder beherrschbar sind, denn sonst
wäre ja jede Kreuzung sofort ein Erfolg. Ich wage halt diesen Umkehrschluss, bis mir jemand
das Gegenteil beweist. Abgesehen davon: Wie sieht das denn aus? Wir, die wir nach darwinistischer
Sicht gerade durch eine mittels Versuch und Irrtum selektionierenden Natur erst so weit gekommen
sind, wollen nun diesen Mechanismus unterbrechen? Nun ja, es gibt ja Leute, die betrachten den
Menschen in der jetzigen Form als die Krone der Schöpfung ... da kann man natürlich schon
selbstherrlich stagnieren wollen.
Also, ich gehe daher davon aus, dass weder Gentechnik-Befürworter noch Gegner genug wissen,
um zweifelsfrei beweisen zu können, was denn nun wirklich alles passiert, wenn man in der DNS
so punktuell herumbastelt, wie es die aktuelle Gentechnik nun eben erlaubt - denn in dieser
Gezieltheit sehe ich den Unterschied zum traditionellen Züchten. Wir befinden uns meiner
Meinung nach also auf symptomatischen Argumentationsebene. Ich und jedermann sonst ist daher mit
Recht berufen, Symptome zu beobachten und zur Meinungsbildung heranzuziehen und den gesunden
Menschenverstand zu aktivieren. Symptome, die in einigen Studien belegt sind, die dank des
üblichen, amerikanischen Vorsprunges in der Gentechnik bereits gemacht sind.
Also, ich anerkenne, dass die möglichen Erfolge von Gentechnik zum Nutze einzelner Menschen
sein könnten. Alle genetisch bedingten Krankheiten, Defekte, Mängel etc. liessen sich dabei
eventuell beheben, zumindest vielleicht in der Schwere oder dem Umfang verringern. Ich lasse es
für diesen Text dabei bewenden, dass ich nicht glaube, dass körperliche Gebrechen zufällig
erscheinen. Ich halte nichts von Zufall und weiss für mich, dass alle körperlichen Krankheiten
ihre Ursache in geistigen Ebenen haben. Als kleines Indiz: Viele der Spontanheilungen, gerade
auch bei sogenannt hoffnungslosen Fällen, zeugen davon, dass es keine mechanistische
Erklärung für die Heilung gibt. Was sich jedoch immer beobachten lässt, ist eine Änderung in der
Art des Menschen, der unter der Krankheit litt. Ok, wenn nun also auch die Gentechnik unter
vorgeblich humanistischen Gesichtspunkten einigen wenigen helfen kann, ist die Frage dennoch
erlaubt: Was geschieht mit den anerkannt noch nicht abwägbaren Nebeneffekten, die garantiert
alle anderen Menschen über Nahrungsketten und Atmosphäre auch treffen?
Nun denn: Ein paar Punkte, die untermauern könnten, dass Gentechnik sich nicht isolieren lässt.
In der Schweiz gibt es Untersuchungen, ob gentechnisch veränderter Mais oder Soja in
Produkten der gängigen Lebenmittellädenketten auftaucht, obwohl gentechnisch verändertes
Material deklariert werden muss, also der undeklarierte Verkauf in der Schweiz verboten ist.
Pikanterweise gibt es das zuhauf. Und die Sache daran ist, dass, selbst wenn man den
Unschuldsbeteuerungen der Unternehmensleitungen glaubt, erst recht die Frage auftaucht, wie
kann man den gentechnisch-veränderte Lebensmittel noch auseinander halten? Und wer soll das
tun? Welche Motivation hätte er dazu? Er ist ja nur Verkäufer? Und wird es in kapitalistischen
Systemen wie der gesamten westlichen Welt überhaupt jemand tun? Wohl kaum.
Nun, man kann ja sagen, dass die Verringerung der giftigen Pestizideinsätze zum Schutze des
Getreide-Jungwuchses ein Vorteil sei und die Natur schone. Fadenscheinig. Naturschonende und
dennoch sehr effektive Optimierungsmethoden gibt es in der Agronomie ... nur hört man davon
natürlich nicht viel, denn die Medien verbreiten chemielose Erfolgskonzepte nicht gross. Und
dennoch gibt es sie, gerade in Vietnam zum Beispiel, wo die Chemiegiganten noch nicht alles
unterwandert hat. Und Schweizer sind es, die diese Konzepte ebenfalls dort den Bauern
nahebringen. Gerade weil die Auswirkungen nicht klar sind, ist diese Behauptung durch nichts zu
belegen, bzw. sie beleuchtet eben nur eine Seite der Medaille. Abgesehen, wer definiert, was
Schäden sind? Würden Schäden auch mitgezählt, die erst dem 5. Mitesser in der Nahrungskette
den Garaus machen? Während Pestizide vielleicht direkt schon das 1. und 2. Kettenglied
beeinträchtigen und zwar relativ schnell, hat die Gentechnik den 'Vorzug', eventuell erst im
siebten Glied sich zu rächen ... wie stand es noch in der Bibel?
Abgesehen davon: Eine Betrachtung aus kapitalistischer Sicht lässt klar erscheinen: Es wird
so oder so einen Gewinner geben: Wenn die Gentechnik den Pestizideinsatz verringert, müssten
doch eigentlich die Chemiegiganten dagegen sein. Ganz sicher sind sie das auch, können jedoch
damit zum Glück kein Publikum mehr gewinnen, weil viel zu viel Übles bekannt ist
über Pestizide. Nun denn, so ist auch klar, dass natürlich gerade die Chemiegiganten
Gentechnik unter dem Stichwort "ökologisch sinnvoll" fördern, damit sie per Saldo
gewinnen. Wir Konsumenten haben ja schliesslich schon längst vergessen, dass die
Landwirtschaft und ihre Produkte (Anabolika-belastetes Hormonfleisch, gespritztes Gemüse und
Obst) gerade wegen der Chemie so belastet ist. Zudem ist es so, dass genetisch
veränderte Pflanzen zu Fossilien werden: In der USA gebe es schon Pflanzen, die lebend
ausgestorben sind, weil die sie befruchtenden Insekten dank Chemie ausgerottet sind. Sobald die
noch lebenden Exemplare sterben, ist diese Pflanzenart ausgestorben.
Wenn schon zurück zur Ökologie, dann bitte ohne Chemie - dafür mit
natürlichen Mitteln wie Nützlinge, die die Schädlinge unter Kontrolle halten - oder
andere Methoden wie Bananenstauden mit 50-grädigem Wasser zu behandeln,
Getreideschädlingen rund um das Getreidefeld eine Art Gras anzubieten, das sie eh lieber
mögen und sie deshalb dort ihre Eier ablegen. Es gibt sie, solche billigen Methoden, die
natürlich nichts für den Share-Holder-Value sind - ethisch jedoch wohl viel
förderlicher, denn sie bringen einigen Millionen Armen und Ärmsten die einzigen
Möglichkeiten, ihre Nahrungsproduktion für absehbare Zeit zu sichern.
Nur, sowas ist nun garantiert das schlimmste Szenario aus
Sicht der Chemiefirmen. Die werden ihre Pfründe nicht aus der Hand geben. Da können sie
dann leicht eigenlöblich mit der einen Hand auf die Verringerung der Pestizideinsätze und
der Naturschonung zeigen ... wenn man in der anderen Hand den Goldesel der Gentechnik auf die Weide
führt.
Im TV sah ich letzthin die Dokumentation über Bienen, die genetisch veränderten Raps als
Nahrung verabreicht kriegten. Es hat sich daraufhin gezeigt, dass dies den Bienen eine 25%ige
Reduktion der Lebensspanne einbrachte. Zudem erkannten sie die für sie wichtigen
Nahrungsblüten nicht mehr richtig und waren auch sonst konfus und desorientiert. Was kann uns
diese belegte Studie zeigen?
Meiner Meinung genau das, dass wir überhaupt noch keine Ahnung haben, was das derart
gezielte Verändern des Genoms überhaupt bewirkt ... nicht nur im Zielobjekt, sondern in damit
interagierenden Objekten ... eben wie halt den Bienen. Weiter im Text: Bienen haben die
Eigenschaft, herumzufliegen, überall mal hinzuhocken, ihre Königin ab und an in einen neuen
Stock zu verfrachten, ergo also ihre geographische Heimat zu ändern. Selbst wenn wir mal davon
ausgehen, dass die Einflüsse der Gentechnik in den Bienen endeten, so würden sie doch das
Material der gentechnisch-veränderten Blüten weiterverbreiten. Und es deshalb in weitere
Nahrungsketten von anderen Tieren oder auch nur Bienen bringen.
Wer hat gerne Honig? Wer isst gerne gebratene Vögel, die eventuell eben solche Bienen
gefressen haben? Wo endet das denn, wenn es schon so relativ gut überschaubare Organismen
beeinflusst? Vor allem, wenn sich mit jedem Glied in der Nahrungskette die Auswirkung
potenzieren kann? Wer meint "Na und, trifft es halt die Bienen", dem sei Franz Hohlers Lied
über den Weltuntergang empfohlen, das beim längeren Hinhören immer eingängiger und
unlustiger wird.
Es ist sicher zu überlegen, ob die Gentechnik, die zur Gesundung oder ethisch zweifelhafter
Ausmerzung oder Perfektionierung einiger Weniger entwickelt werden soll - denn teuer wird sie ja
sein -, eventuell die Gefährdung von vielen in Kauf nehmen darf. Hinterhältig wie ich
manchmal bin, könnte ich jetzt sagen, die Kluft zwischen Reich und Arm weitet sich ja eh schon
... und sicher nicht deshalb, weil sich die Reichen allzu solidarisch verhielten.
Und genau darum geht es meiner Meinung nach. Ich bin beileibe kein Technologie-Hasser. Aber
ich weiss, dass wir Menschen leider nur zu kurzsichtig sind, unser Gedächtnis schnell nachlässt
und unsere Gewohnheiten, einmal eingefangen, uns beherrschen und nicht mehr loslassen.
Deshalb: Würden wir in Zukunft gravierende Schäden, verursacht durch die Gentechnik,
feststellen, womit wohl würden wir Schlaumeier das wieder korrigieren wollen? Genau ... mit
noch mehr Gentechnik ... ein Teufelskreis par excellence.
Und genau aus solchen Überlegungen sage ich ja zum Genschutz. Es mag durchaus mal eine Zeit
geben, in der solche Bedenken nicht mehr wichtig sind und keine Substanz mehr haben. Aber bis
dahin bin ich doch der Meinung, dass wir eine Technologie, die wohl unkontrollierbar in der
Ausbreitung ist, mit dem kleinen Kenntnisstand, den wir hier haben, wohl noch etwas länger nur
auf kleiner Flamme entwickeln sollten ... denn dass sie entwickelt wird, daran zweifelt wohl
niemand ... ob aus ethisch förderlichen oder höchst egoistischen Machtgründen, das ist egal. Die
Frage ist nur, mit welchen Motivationen und Absichten sie dann eingesetzt würde. Und in der
heutigen Welt unterstelle ich leider den meisten Grosskonzernen keine förderlichen Absichten ...
was sie ja auch schon bewiesen haben. Nestle mit Milchpulver, die Chemie mit den Pestiziden
etc.
Zum Thema "Forschungsplatz Schweiz": Ich war auch an einer Hochschule und wusste damals, dass
mein Diplom im Ausland nichts wert ist. Und dennoch waren viele ausländische Studenten bei
uns. Irgendwo nicht dabei zu sein, ist also sicher ein kleines Hindernis, dennoch war dieses
jedenfalls nicht schlimm genug, um den attraktiven Ruf der ETH im Ausland zu schädigen. Wir
werden also sicher auch in Zukunft auf dem Gentechnik-Sektor arbeiten und forschen können -
einfach unter etwas anderen Rahmenbedingungen und eventuell nicht so skrupellos wie die
vermeintliche Konkurrenz.
Ich denke, die Schweiz sollte dafür sorgen, dass ihre Ausbildung
eben auch andere Aspekte beinhaltet als die der restlichen Welt. Es ist also wieder die Frage, muss
der Kleine dem Grossen alles nachmachen, um schlussendlich doch vor dessen Grösse kapitulieren
zu müssen, oder kann er sich eine Nische finden, die derat attraktiv für andere ist, dass
der Kleine bequem davon leben kann. Er muss ja auch nicht dasselbe vollbringen wie der Grosse. Es
könnte sein, dass die Schweiz mit Annahme der Genschutz-Initiative andere Wege begehen muss -
diese bergen jedoch vielleicht auch viele unentdeckte Schätze, die man dann heben kann - und
um die uns dann andere wieder beneiden.
Lasst mich noch kurz in den Garten der Computer- und Software-Industrie schauen, um noch
einen anderen Blickwinkel auf Gentechnik zu öffnen. Dort gibt es den Wildwuchs der Hard- und
Software. Nur noch einige wenige Giganten beliefern den Markt und zwar auch nicht mehr mit
förderlichen Produkten und Absichten, sondern mit Brot und Spielen für die tumbe Masse.
Könnte es nicht sein, dass uns all der Mühsal mit inkompatibler Hardware, alten Treibern, sich
nicht ausstehender Software auch in der Gentechnik auf uns zukommt? Und Mensch betrachte:
Wie klein ist der Kenntnisraum, den es braucht, um Computer und Software zu entwickeln und
zu verstehen, und wie unendlich gross erscheint er dem Laien schon zu sein. Und wie klein nun
ist er wirklich im Vergleich zum Gentechnik-Baukasten? Ich denke, Computer und Software sind
nicht mal nur Muckefuck im Vergleich zu Gentechnik. Und da wollen wir eingreifen? Toll ...
aber eben, die Weisheiten sind schon lange unter uns und niemand wendet sie an. Auch der
Zauberlehrling wusste nicht, was er begann ...
Möge uns der Menschenverstand den richtigen Weg zeigen. Und mögen die Weltlenker diesen
auch beschreiten .... ich werde ja (fr)essen müssen, was die mir vorsetzen ... und ich werde
scheinbar wählen können, ohne zu wissen, worunter ich wähle. Denn hinter alledem stehen nur
noch immer dieselben grossen Konzerne - Lorenz Kaiser kann das kabarettmässig wunderbar
rüberbringen - und zwar dann auch im publikumswirksamen gentechnisch unveränderten
Produktemarkt als auch im Gentechnik-Markt ... und da bin ich sicher, wird eine Abteilung leicht
mal über den Zaun fressen ... ein Mal ist ja kein Mal ...
In diesem Sinne ... eine schöne Zukunft wünsche ich.
© 3/98